Ein Auto für die Bankenkrise

Am vergangenen Wochenende war der Familien-Checker wieder unterwegs.
Es erreichte mich nämlich folgender Hilferuf:

Hallo Familien-Checker,
mein Name ist Daniel. Ich bin 19 Jahre alt und beginne bald meine Ausbildung zum Bankkaufmann. Ich brauche dafür ein kleines handliches Auto mit möglichst geringen Unterhaltskosten. Da ich keinerlei Schrauberambitionen habe, sollte der Wagen möglichst problemlos, nicht so alt und im Notfall von jeder Werkstatt zu handhaben sein. Mein Budget liegt bei maximal 2500€. Allerdings muss ich auch noch einen Umzug und meine erste eigene Wohnung finanzieren. Jeder eingesparte Euro würde mir daher sehr helfen. Ach ja, vier Räder sollte der Wagen schon haben….

Zwar liegt solch eine Anfrage etwas außerhalb meiner Kompetenzen (Vier Räder, Mainstream, „neu“,…) aber was tut man nicht alles für die Jugend.
Da ich eh gerade im Norden unterwegs war, habe ich mal bei Auto-Adam in Lübeck vorbei geschaut. Bemüht man die Suche auf deren Homepage finden sich 181 Fahrzeuge unter 2500€. Da sollte doch was passendes bei sein:
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Verbrauchtwagen soweit das Auge reicht.
Ich persönlich liebe ja solche Händler/ Fahrzeuge. Man sieht direkt was einen erwartet und niemand macht einen Hehl daraus, dass die Karren abgerockt sind. In dieser Konstellation gibt es keine bösen Überraschungen, sondern nur gute. Zum Beispiel, wenn die Karre läuft.
Leider hatte Auto-Adam keinen Mazda 121 DB im Angebot. Ansonsten wäre die Suche direkt abgeschlossen gewesen.
So jedoch fiel mein Auge auf diesen Ford Ka:
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Schon die Bilder im Internet sind offen und Ehrlich. Streifschüsse rings um.
Beifahrerseite:
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Fahrerseite:
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Heck:
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Front (inkl. Aquarium im Scheinwerfer):
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Allerdings war der Lack (bis auf an der Fahrertür) überall unversehrt und auch der sonstige Rost hatte sich sehr zurückgehalten. Zum Beispiel Rings um den Tankdeckel (ansonsten eine der Index-Schwachstellen [Wenns da gammelt, gammelts auch reichlich wo anders] des Kas) war alles jungfreulich. Auch der Innenraum zeigte sich ok. Die Laufleistung betrug ca. 86.000 km, Erstzulassung war 2004 und der preis lag bei 1400€:
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Alles sehr vielversprechend.
Allerdings zeigte sich bei der Probefahrt und anschließender erneuter Inspektion, dass eine der Federn gebrochen war. Da würde also größere unmittelbare Arbeit vor einer TÜV-Abnahme anstehen. Damit war der Ka raus.
Ein Ersthand W123 240D wurde als zu unhandlich und durstig befunden:
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Schade. Klang auch viel versprechend:
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Passte aber leider nicht ins Anforderungsschema. Auch preislich.
Zweiter Kandidat war ein Opel Corsa C:
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Mit etwas Verhandlung hätte er in den Preisrahmen gepasst:
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Der Corsa hatte ebenfalls ringsum Schussspuren. Die waren zum Teil auch durch bis aufs Blech:
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Da hätte man mindestens mit der Spraydose bei gehen müssen, damit er da nicht das Gammeln anfängt. Bei einem Hecktreffer ist auch die Nebelschlussleuchte aus der Schürze gebrochen, aber das wäre ja nur ne Kleinigkeit mit der Heißklebepistole. Jedoch waren die Bremsen so festgegammelt, dass keine Probefahrt möglich war. Damit war der Corsa auch raus.
Es gab noch einen vielversprechenden Lada 112 und einen soliden Skoda Felicia. Jedoch fielen die aufgrund ihres Exotencharakters durch das Raster.
Eine Straße weiter fand ich dann noch bei L&B Kfz.-Handel und Meisterbetrieb diesen VW Polo 6N:
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Rosttechnisch machte er einen guten Eindruck.
Die Radläufe hinten sind wohl mal gebördelt worden. Zumindest wiesen sie dicken Spachtel auf, waren aber gut beilackiert worden:
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Nix, was einen in dieser Preisklasse abschreckt.
Leider zeigte sich bei einer Probefahrt, dass das Getriebe mahlend, klackernde Geräusche machte. Damit war auch der Polo raus.
Mal sehen, was mir noch sonst so über den Weg läuft.
Will jemand von euch was passendes los werden?

12 Gedanken zu „Ein Auto für die Bankenkrise“

  1. Ganz klar muss es der 123er sein. Langjährige Erfahrungen über mehr als 100.000 km mit genau diesem Prunkstück deutscher Autobaukunst ermächtigen mich dazu, eine klare Empfehlung auszusprechen. Der Verbrauch ist nicht so schlimm und zeichnet sich durch Konstanz aus. 9 Liter. Punkt. Egal ob Autobahn, Alpenüberquerung oder 30er Zone. Nur Steuer und Feinstaubplakette wären ein Gegenargument. Geile Karre – kaufen!

  2. dem kann ich nur zustimmen. auch wenn ein diesel 123 erst recht in braun oder pissgelb als heizölferrari und bauernbenz verschrien ist. ich bin eig. jemand, der fahrzeuge klein, leicht und knackig mag, und gerne mal flott um die ecke wetzt. der 123 ist das genaue gegenteil davon: man gleitet völlig entspannt in einem schlachtschiffartigen panzer dahin und genießt souveräne ruhe. meines erachtens nach ist der 123 der letzte benz mit original-benz-feeling. ich war erstaunt dass ich ihn mochte (nein war nicht meiner, aber ich durfte mal 😉 ). habe einen ganz neuen autofahrer in mir entdeckt.

  3. Ahh, der Mercer ist ja ein Traum in braun! Und dann auch noch mit Automatik. Der Erstbesitzer ist vermutlich an Altersschwäche im Fahrzeug verblichen.
    Zentralverriegelung und Servolenkung sorgen für den erforderlichen Komfort und mit nur 251 000 km ist dieser Stern der oberen Mittelklasse im Ruhestand ja gerade erst eingefahren.

    Wieso eigentlich die Fixierung auf Streifschussopfer? Zufall? In den Budgetrahmen dürften doch auch unversehrte Autos passen.
    Zum Beispiel dieser 2003 Renault Twingo für 1550 Euro. Oder dieser 2003 Fiat Seicento für 1999 Euro. Dank Euro-4-Abgasnorm auch ziemlich günstig im Unterhalt.
    Nur bloß reichlich uncool im Vergleich zu einem braunen W123… 😉

  4. Der Stil- & Coolnesfaktor des 123 sind indiskutable. Aber mit 600€ Azubi-Gehalt kann man nen 2,4l-Diesel ohne H-Kennzeichen einfach nicht finanzieren. Alleine die Steuer dürften 2-3 Monatsgehälter sein. Außerdem wäre er für den obligaten Winterbetrieb zu schade.
    Streifschuss ist natürlich kein Muss, aber es ist, wie z.B auch ein Hagelschaden, ein großer Wertverlust, welcher an der Qualität eines Fahrzeugs nichts ändert. Das macht halt bestimmte Fahrzeuge erst erreichbar.
    Den Fiat hatte ich auch schon gesehen. In Hamburg steht auch noch ein schöner 121…

    @Elion: Nee, „vier Räder“ ist unverständlicherweise eine seiner Anforderungen. Ansonsten hätte ich natürlich direkt bei dem Rialto aus Münster zugeschlagen und ihm den für einen kleinen Betrag hergerichtet.

  5. etwas spät, aber doch noch…
    meine empirischen erhebungen mit valider grundlage sagen:
    – kein ford, so billig kann der gar nicht sein.
    – der corsa c ist grundsätzlich ein ziemlich gutes auto – alle fehlerchen, die der hat, verdienen größtenteils nur den diminutiv. tragödien bleiben auch bei hoher laufleistung aus.
    – der twingo ist auch ok, aber den muss man mögen.
    – der seicento hat zwar überall scharfe kanten, geht aber ab wie schmidt’s katze, ist sparsam und kommt über jeden fahrradweg. eigentlich eine toppwahl.
    – vielleicht noch interessant: die ersten dacia/renault logan sind bei unter dreitausend euronen angekommen. für wenig geld gibt es hier (mäßig) aktuelle technik und ein maximum an platz. in einer stufenhecklimousine allerdings…

    1. Für den Dacia Log’n würde auch sprechen, dass die Teile ja – mir völlig unverständlicherweise – erstaunlich preisstabil zu sein scheinen.
      (Kriegt man da wohl einen V8 reingeflanscht? Wäre vielleicht eine gute Basis für ’n Rat Rod. Top Chop inklusive. :D)

  6. Danke für deine Einschätzung vert.
    Überschneidet sich größtenteils mit auch meinen Überzeugungen.
    Ist mittlerweile ein Twingo geworden. Ganz ohne mein weiteres zu tun (außer vorheriger Einschätzung, dass die auch ok sind).
    Mal sehen, wie die Möhre sich so schlägt.
    Wenn er sie in 2-3 Jahren runtergeritten hat, könnten wir die ja wieder nach Afrika überführen. Großes Faltdach hat er ja auch.

  7. na dann halt twingo. ich bin ja mehr clio I-fan. da hab ich mir auch vor gut acht jahren einen geholt, der nur zwei, drei jahre halten sollte….
    aber die jungen menschen wollen ja keine fast zwanzig jahre alten autos fahren – auch wenn es sie immer noch mit unter 100.000km laufleistung zu kaufen gibt;-)

    und was den logan angeht: den gab es für unter 12.000 als rennwagenversion (logan cup) fertig zu kaufen. mit straßenzulassung.
    davon müssten doch auch die ersten langsam abverkauft werden…

  8. Ja, ich Fachkreisen heißt der auch Logan ZACK.
    Häufig von Männern mit Kennermiene und ausgestrecktem Zeigefinger an der Rennstrecke ausgesprochen.
    Das mit dem CUP is nur wieder so ne Marketinggeschichte für Frauen. „Viele Frauen tragen zu kleine Cups“ und so weiter….

    Erinnere mich mal dran, dass wir Omas Logan pimpen! Oma ist dann die erste bei der Seniorengymnastik, die sich aus nem 6-Punkt-Gurt schält.
    Obwohl die Notwendigkeit des Sportfahrwerks schwer zu vermitteln wird. „Da kommt man ja kaum draus hoch“.

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