„Ein Leben ohne Eier ist möglich, aber sinnlos.“

So oder so ähnlich formulierte es schon ein großer deutscher Humorist.
Auch der bekannte Gegenwartsphilosoph Oliver Rolf Kahn brachte es mit seinem Ausspruch „Eier, wir brauchen Eier!“ auf den Punkt!

Diese eierlose Leere fühlten auch wir seit unserer Rückkehr aus Afrika vor 3 Jahren.
Zu sehr waren uns die kleinen Dinger ans Herz gewachsen.
Mochten wir und der Rest der Welt sie doch anfangs für furchtbar hässlich befunden haben, so zeigten sie doch auf unserer Reise ihren wahren generösen Charakter.
Denn wie so oft im Leben kommt es nicht auf die äußere Hülle an, sondern auf das was sich darunter verbirgt!

Kaum waren wir also wieder hier, äußerten wir beide den Wunsch, wieder ein Ei zu besitzen.
Diesmal aber kein Wegwerfmodell, sondern eins zum behalten. Zum lieb haben….

Dementsprechend hattet ihr natürlich Recht.

In den letzten Produktionsmonaten legte Mazda eine auf 500 Exemplare limitierte Sonderversion des 121 DB namens „Ginza“ auf.
Neben den bekannten Vorzügen wie spritziger 72 PS-Motor und Faltdach wartete dieses Sondermodell mit Metallic-Lack, weißer Volllederausstattung (mit blauen Nähten), elektrischen Fensterhebern, Sitzheizung, Servolenkung und weiteren Extras auf! Die ideale Ausgangsbasis für einen zukünftigen Klassiker also.
Tobias suchte sich die Finger wund, um ein akzeptables Exemplar für schmales Geld zu finden.
Anfang November war es dann soweit. Auf dem Rückweg vom Motorenbautag schaute ich mir ein Ei in Friesland an:
Ginza auf Wiese
Auf einer feuchten Wiese erwartete mich ein original Ginza mit leichtem Frontschaden.
Ginza auf Wiese 2
Bevor ich mich dem Blech zuwendete inspizierte ich erstmal die wichtigsten Teile.
Beschädigungsfreie Innenausstattung:
Rückbank
Intakte Türpappen und Armauflagen:
Türverkleidung rechts 2
Auch von oben alles lecker:
Laufschiene Sonnendach
Lediglich das Leder des Fahrersitzes zeigt ein paar Knitterfalten, welche aber die Laufleistung von knapp 100.000 km glaubhaft erschienen lassen und noch als „Patina“ durch gehen:
Fahrersitz
Einziger Wermutstropfen im Innenraum sind die Abdrücke auf dem hinteren linken Sitz:
Rücksitzbank mit Spuren
Auch das Faltdach zeigte sich makellos und rissfrei:
Faltdach
Nun also zum Blech.
Die Schwellerecken waren besser als erwartet:
Schwellerecke links
Klar sind die knusprig, aber ich hatte faustgroße Löcher erwartet….
Auch fand sich lediglich ein rostiger Radlauf:
Radlauf Rost
Schlimmer stand es da schon um die Falz der Schweller:
Schwellerfalz
Da fehlten große Stücke:
Schwellerfalz 3
oder waren Gevatter Rost zum Opfer gefallen:
Schwellerfalz
Soweit ich es erkennen konnte, rührten diese Schäden von konsequent falschem aufbocken her. Die Falz war in weiten Bereichen platt gedrückt und umgebogen.
Der Motorraum hingegen, präsentierte sich Ei-typisch unspektakulär.
Schmunzeln musste ich jedoch bei dem ungewöhnlichen Aufbewahrungsort für das Bordwerkzeug:
Kneifzange im Motorraum
Sogar den seltenen „Ginza“-Schlüsselanhänger hatte der Verkäufer noch:
Schlüsselanhänger
Der Unfallschaden hatte den Kühler, die Haube und die vordere Stoßstange gekostet. Die ältere Vorbesitzerin war im Winter in den Graben gerutscht (es fanden sich noch Gras und Erde an der Front) . Soweit ich es jedoch beurteilen konnte, ist die tragende Struktur des Wagens nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Zumindest fanden sich keine Knitter- oder Schweißspuren.
Auch die verbeulte Haube deutet eher auf einen milden Anstoß hin:
verbeulte Haube
Wie zu erwarten war, sprang der Motor sofort an, lief ruhig und kehrte nach der Warmlaufphase in einen niedrigen gleichmäßigen Leerlauf zurück. Alle elektrischen Gimmicks funktionierten ebenfalls problemlos.
Die Bremse vorne links ist fest, aber das ist nach über einem Jahr Standzeit auf einer feuchten Wiese auch nicht weiter verwunderlich.
Auch wenn das Ei blechtechnisch mit wirtschaftlichen Mitteln nicht mehr zu retten ist, so glänzt es doch mit einem unvergleichlichen Originalzustand. Selbst das original Mazda-Radio ist noch verbaut und die Sommerreifen stehen auf Stahlfelgen mit original „Ginza“-Radkappen. Der Aschenbecher ist jungfräulich und auf den Rücksitzen scheint nie jemand gesessen zu haben. Von Ausschnitten für größere Boxen oder ähnlichem ganz zu schweigen.
Da der Eigentümer um den Seltenheitswert des Wagens anscheinend nicht, jedoch um den Umfang der Rostschäden sehr wohl Bescheid wusste, konnten wir ihn für die Kosten einer ausgewachsenen Tankfüllung einpacken. Das dürfte alleine die Lederausstatttung Wert sein.
Also kamen wir am nachfolgenden Wochenende mit einem Hänger vorbei und luden das Ei auf:
Ginza auf Hänger
Gut verzurrt gings gen Heimat:
Ginza auf Hänger 2
Leider habe ich es versäumt vom Verkäufer und seiner hüfthohen Dogge ein Foto zu machen.
Soviel sei jedoch gesagt: Er arbeitete früher als Schausteller und die Dogge hatte ein Halsband mit kleinen Schlagringen als Verzierung….
Es erinnerte ein wenig an die Auto-Kauf-Szene aus Bang Boom Bang.

Es war aber mal wieder meine Lieblingsart des Autokaufs:
Billig!
Da gibts keine bösen Überraschungen, sondern nur Gute.

Was aus dem Ei wird, steht noch nicht fest. Entweder es dient als Spender für ein blechmäßig besseres Exemplar, oder Tobias stellt es ohne Rücksicht auf Kosten wieder her.
Ist aber keine Sache für einen absehbaren Zeitraum. Wir reden hier eher von den nächsten zehn Jahren, als den nächsten Fünf.
Gut Ei will Weile haben!

7 Gedanken zu „„Ein Leben ohne Eier ist möglich, aber sinnlos.““

  1. Mehl, das ist unsachlich. Zeige mir die Definition von „Klassiker“, die hässliche Müllhaufen mit weißer Lederaussattung ausschließt. Selbst wenn sie durchgerostet sind.

  2. das kann ich bis zu einem gewissen grad sehr gut verstehen. ich bin ja immer noch auf der suche nach einem fünftürigen clio baccara mit schaltgetriebe, unter 150000km, mit originalfelgen, komplett funktionierendem schnickschnack und so weiter. und unter 1000€, is klar.

Schreibe einen Kommentar zu Tobias Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert