Wischwasserheizung

Der Besten von Allen froren vor einiger Zeit die Wischwasserdüsen am Combo ein.
Wenn man dann bei Sprüh-Schnee-Matsch noch ca. 200 km Autobahn vor sich hat, ist die Begeisterung überschaubar.
Also erging der Auftrag, Abhilfe zu schaffen.

Nach kurzer Recherche fanden sich drei Lösungswege:

1. Die Mercedes-Benz-Lösung

Mercedes-Benz bietet seit den frühen 80ern einen beheizten Wischwasserbehälter für seine Fahrzeuge an. Dabei wird der Rücklauf des Kühlwassers zum Ausgleichsbehälter durch eine Art Tauchsieder geleitet, welcher im Wischwasserbehälter hängt. Sieht so aus:

Knorke Lösung, die Menschen auch schon für andere Fahrzeuge nachgebaut haben. Hier z.B. eine bebilderte Anleitung für den Golf II.
Webasto bot mit dem „HotShot“ ein ähnliches Konzept zum nachrüsten an. Dabei wird das Wischwasser jedoch elektrisch erhitzt.

2. Die beheizte Düse

Viele Hersteller versuchen das Problem über elektrisch beheizte Wischwasserdüsen zu lösen.
Diese Systeme sind dann entweder an die beheizten Heckscheiben/Außenspiegel gekoppelt oder haben einen integrierten temperaturabhängigen Widerstand drin, der sie automatisch ab 0°C zuschaltet:

3. Die Billigvariante

Bastlerfreudenhäuser wie z.B. Conrad oder ATU vertreiben alle Jubel-Jahre für nen 10er Nachrüstsysteme, die im Wesentlichen auf einer Schlauchverlängerung basieren. Diese Verlängerung hängt man hinter den Wischwasserbehälter, wickelt sie um einen Kühlerschlauch und führt sie dann zurück zu den Düsen. Dieses System soll die vorhandene Abwärme des Kühlsystems nutzen, um das in der Schlauchwicklung stehende Wischwasser zu erhitzen. Das sieht dann so aus:

Also überlegt, was für den Combo umsetzbar ist.
Variante 1 scheint die Beste zu sein (sofern man nicht das teure elektrische System verwendet). Menschen singen Loblieder und preisen den Erfinder.
Auch preislich ist diese Variante überschaubar: 30cm Alurohr mit 8mm Innendurchmesser (kein Kupfer wegen Korrosion!); ein gebrauchter Wischwasserbehälter; 1,5m Kühlmittelschlauch mit 8mm Innendurchmesser; Dichtmumpe zum wieder-verschließen des Behälters. Allerdings erfordert die Umsetzung einigen Bastelaufwand, den ich ambulant nicht leisten kann und es besteht die (geringe) Gefahr der Undichtigkeit des Kühlsystems.
Also erst mal zurück gestellt.

Variante 2 soll auch gut funktionieren, jedoch gab es sie nie ab Werk für den Corsa C bzw. Combo C.
Allerdings sollen die beheizten Wischwasserdüsen aus dem Vectra C von den Abmessungen her passen. Bei der Beschaffung wäre drauf zu achten, dass man keine Leuchtfackel-Versionen bekommt. Opel hatte da ein klitze-kleines Problemchen mit und musste sogar per KBA-Rückruf die Dinger tot-legen. Darüber hinaus müsste ich Zündungs-Strom in den Wasserkasten legen und diesen Wasserdicht verpacken. Das dürfte sogar noch mehr Aufwand sein, als die Mercedes-Variante. Ist also erstmal raus.

Variante 3 soll völlig nutzlos sein.
Zumindest behaupten das mal wieder Menschen. Allerdings gibt es auch gegenteilige Stimmen, die sich in Lobpreisungen ergehen.
Der monetäre Aufwand beläuft sich auf einen 5er, wenn man selbst kreativ wird (2,5m Aquariumschlauch 6mm Durchmesser; 1x Aquarium-Rückschlagventil). Risiken bestehen keine. Zur Not fliegt der Rotz einfach wieder raus. Bastelaufwand ist ebenfalls gering.
Also eine super ambulante Lösung!
Auf zum Zoohandel!

Das System hat zwei Fehlerquellen, welche die Wirksamkeit beeinflussen.
Zum Einen wird nur das Wischwasser innerhalb der „Spirale“ um den Kühlerschlauch erhitzt. Daher darf dieses Stück nicht zu kurz sein, um ausreichend Volumen für einen Wischvorgang zur Verfügung zu stellen. Zum Anderen darf der Weg des warmen Wischwassers zu den Düsen nicht zu lang sein, da es sonst direkt wieder abkühlt. Unter übermäßiger Schlauchlänge leidet auch der Wasserdruck, so dass evtl. bei höheren Geschwindigkeiten nur noch ein Rinnsal die Scheiben erreicht.
Außerdem erhöht es die Effektivität des Systems, wenn das Wischwasser nicht erst beim öffnen des großen Kühlkreises erwärmt wird. Das könnte bei z.B. einem Diesel schon einige Kilometer dauern.
Schaut man sich im Combo C/Corsa C-Motorraum nach Warmwasserquellen um, so findet man (neben dem viel zu weit entfernten Kühlerzulauf) Vor- und Rücklauf der Innenraumheizung direkt mittig an der Spritzwand:
Vor- und Rücklauf
Diese haben den Vorteil relativ nah an den Düsen, sowie Teil des kleinen Kühlkreislaufs zu sein.
Beim Z16YNG Motor bedeutet das, dass der Vorlauf außen schon nach ca. 500m handwarm ist. Ideal!
Vor- und Rücklauf kann man leicht unterscheiden, indem man den Wagen warm fährt, die Heizung auf Wüstensturm stellt und eine Zeitlang bei laufendem Motor laufen lässt. Fasst man nun an die beiden Schläuche der Heizung, wird man feststellen, dass der eine sehr heiß (Vorlauf) und der andere relativ kalt (Rücklauf) ist.
Beim Combo C bzw. Corsa C ist der (in Fahrtrichtung gesehen) linke Schlauch der Vorlauf und der Rechte der Rücklauf.
Um die Schläuche durch die Spritzwand zu führen, bieten sich die Durchführungen der Bremsleitungen an:
Wischwasserbehälter samt Durchführungen
Der Einbau ist easy.
Einfach die Verbindung in der Nähe des Wischwasserbehälterdeckels trennen, Behälterseitig das Rückschlagventil einfügen (eigentlich nur nötig, wenn das Behälterniveau unter dem der „Heizspirale“ liegt), den Schlauch durch die Durchführung der Bremsleitung fummeln, eng um den Vorlauf der Heizung wickeln, dabei darauf achten, dass der Schlauch sich nicht selbst abschnürt, wieder zurück durch die Durchführung fummeln und an den Verbinder zu den Wischerdüsen anschließen. Fertig:
Vorwärmung angeschlossen
Sollte sich beim anschließenden Funktionstest der pumpenseitige Schlauch immer vom Rückschlagventil lösen, hilft ein strammer Kabelbinder.
Schlauch abgerutscht
Selbige helfen auch dabei, die ganze Chose zu fixieren, so dass der Aquariumsschlauch nicht abknickt.

Ein erster Feldversuch über 250km Autobahn brachte verschiedene Erkenntnisse:

  1. Druck liegt auch bei höherer Geschwindigkeit unvermindert an.
  2. Ob das Wasser ausreichend warm wird, vermag ich nicht zu beurteilen.

Ja, die Schlauchspirale fühlt sich warm an (allerdings bei weitem nicht so heiß, wie erwartet), ob davon allerdings noch was bei den Düsen ankommt, kann ich nicht sagen. Das Wasser, dass da raus kommt, will ich mal als „unverändert kalt“ beschreiben. Jedoch kann es durchaus sein, dass das Wasser dort nun nicht mehr mit -2°C raus kommt, sondern mit +3°C. Die Differenz ist nicht fühlbar, macht aber den Unterschied zwischen gefrieren und frei aus.
Mal sehen, was der Restwinter noch so bringt.
Sollte es sich als erwarteter Murks rausstellen, fliegt es wieder raus und ich bastel die Mercedes-Lösung.

6 Gedanken zu „Wischwasserheizung“

  1. Ich weiß ja nicht wie das mit dem Durchlauferhitzer wirkt, wenn alle Düse über Nacht erst komplett zugefroren sind. Hatte ich erst bei einem Firmenwagen. Auch wenn ich von der Sache her von der simplen Ausnutzung der Motorabwärme begeistert bin, hab ich da gleich das Bild mit dem Reagenzglas im Physikunterricht vor Augen: eine Seite Eis, andere Seite kochendes Wasser.

    Bei mit Variante 2 ausgestatteten Autos hatte ich im Winter noch nie Probleme.

  2. Was spricht gegen die handelsüblichen Frostschutzmittel? Im empfohlenen Mischungsverhältnis hatte ich auch bis -20 °C keine Probleme.
    Und der Gedanke, dass man warmes Wasser auf eine eiskalte Glasscheibe sprüht, behagt mir auch nicht so wirklich.

    1. -20 Grad-Frostschutz ist schon drin. Ist jedoch trotzdem zugefroren. Ich vermute, dass entweder der Frostschutz an den Düsen verdunstet ist oder geschmolzener Schnee auf den Düsen gefroren ist. Lässt sich aber nicht mehr nachvollziehen.
      Warmes Wasser auf kalter Scheibe ist (nach meiner Info) so lange kein Problem, wie die Wassermenge gering ist.
      So ein Sprühvorgang bringt großzügig geschätzt 100 ml verteilt auf vier Strahlen als hauchdünnen Film auf die Scheibe.
      Da dürfte sich die Scheibe kaum erwärmen, bis das Wasser wieder abgekühlt ist.
      Bei dem bekannten 10l-Eimer zum „enteisen“ sieht das natürlich ganz anders aus.
      Darüber hinaus verwendet Mercedes das System seit 30-Jahren ohne Klagen.

  3. Hmm, warum so nen Aufwand? Beheizte Fächerdüsen ausem Volvo und gut, beim Benz Patent muss doch auch Frostschutz rein und Schnee kann auch auf den Düsen fest frieren…

    1. Beheizte Düsen haben den Nachteil, dass ich dafür Zündungsstrom in den Wasserkasten legen müsste. Da sehe ich akute Dichtigkeitsprobleme, egal ob ich ihn aus dem Innenraum oder sauber aus der Zentralelektrik hole.
      Das beheizte Wischwasser hätte auch ganzjährig einen höheren Reinigungseffekt.

      1. Hehe blos weil man das Wasserkasten nennt, heißt es doch ne das es auch wasserdicht sein muss.
        wenn die Düsen dort vorn sind, kannst du doch auch welche an die Scheibenwischer legen, so wie’s bei Transportern gemacht wird…

Schreibe einen Kommentar zu Stan Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert