Archiv der Kategorie: Tobias Fuhrpark

…und seht den fleißigen Waschfrauen zu!

Nachdem die Innenausstattung aus dem Spender-Ei gerissen war, habe ich sie im Combo mit zu Vaddern genommen.
Er und ich sind ja mittlerweile Profis, wenn es um das Zerlegen von Innenausstattungen geht. Schließlich haben wir sowohl beim RAV4 als auch beim Combo erfolgreich Sitzheizungen nachgerüstet.
Befestigt sind die Bezüge beim Mazda 121 DB mit den alt bekannten Kupfercrampen:
Sitzgestell
Mit der Kneifzange ließen sie sich recht gut lösen und der Bezug sich Stück für Stück abziehen:
Bezug halb abgezogen
Auch der Bezug der Rückbank ist mit Crampen befestigt:
Rückbank von unten
Hierbei muss auch die Durchführung für die Gurtpeitschen in der Mitte gelöst werden.
Am Ende taten Vaddern und mir anständig die Pfoten weh, von den unzähligen durchgekniffenen Crampen.
Einen Tag später trudelte Tobias ein und widmete sich hingebungsvoll einer rituellen Waschung der Bezüge:
Waschzuber
Nur allerbestes Feinwaschmittel ließ er an die handgekneteten Stoffe.
Der Nikotingehalt im ersten Waschwasser hätte anschließend ausgereicht um einen ausgewachsenen Berggorilla umzubringen:
1. Waschgang
Nach dem nächsten Durchgang sah die Brühe dann schon viel besser aus:
2. Waschgang
Wenn ich Tobias richtig verstanden habe, hat die Wäsche sowohl dem Geruch als auch den Farben sehr gut getan.
Für den Wiederbezug will sich Tobias testweise gegen Kabelbinder und für neue Polstercrampen entscheiden.
Ich hab aber schon vernommen, dass ein erster Versuch ohne sündhaft teure Polsterzange kläglich gescheitert ist.

Der Eier neue Kleider

Meinen letzten Besuch in der alten Heimat nutzte ich u.a. dazu, Tobias bei seinen Eiern mit anzupacken (Vor mir liegt ein buntes Feld an Wortspielen!).
Das Spender-Ei (rechts) wurde ja primär angeschafft, um den Frontschaden des Ginzas (links) zu beheben:
Eier beieinander
Dafür müssen Stoßstange, Schlossträger, Kühler, Kühlergrill, Kotflügel und Motorhaube das Fahrzeug wechseln.
Den Anfang sollte die Motorhaube machen.
Abgeschraubt war sie am Spender-Ei fix.
Leider war ja die Vorbesitzerin (Ötzis Frau) ohne Öleinfülldeckel gefahren, was zu einem Ölbad des gesamten Motorraums führte, inklusive der Innenseite der Motorhaube.
Um sich den Schmier nicht direkt in den Ginza zu importieren, haben wir die Haube in den Combo geworfen (immer wichtig, nen großes Auto an der Hand zu haben):
Motorhaube im Combo
Und sind zu „Hasy Wash“ geeiert:
Hasy Wash
Die Waschboxfachkraft guckte zwar etwas irritiert, als wir die Haube ausluden, war aber trotz Ölmassakers einverstanden.
Der Hochdruckreiniger spülte eine schön schillernde Brühe direkt in den Abscheider.
Jetzt ist die Haube nur noch klebrig, aber wenigsten tropft kein Öl mehr raus.
Wieder zurück haben wir die graue Haube vom Ginza gerissen:
Motorhauben abgebaut
Als die Hauben getauscht und eingestellt waren (easy, bis auf das beim Ginza nun natürlich kein Spaltmaß stimmt) habe ich das Spender-Ei von seiner Rampe gefahren:
Bremsspur
Trotz den beiden festgerosteten Hinterradbremsen ging das erstaunlich gut:
blockiertes Hinterrad
Irgendwie hustet er auch ne Menge Siff hinten raus. Ob das noch angesaugtes Öl aus dem Motorraum ist, oder ob da anständig was im Argen liegt: Keine Ahnung. Ist aber auch relativ Schnuppe.
Mit einem magischen Fußtritt löste Tobias anschließend die Bremse und wir gingen daran, die Innenausstattung aus dem Spenderei zu reißen:
Innenaustattung Ausbau
Der Wagen hat noch TÜV bis Mitten nächsten Jahres, so das Tobias ihn möglichst schnell auf die Straße bringen will.
Entweder um ihn zu verkaufen oder um ihn erstmal als Alltagsfahrzeug zu nutzen.
Natürlich wurde aber in der Hütte gequarzt wie nix Gutes (und der gesamte Wagen als Aschenbecher verwendet).
Ich hätte das ja mit nem toten Schaf kaschiert, aber Tobias wollte da gründlicher vorgehen.
Also alles raus aus der Bude:
ausgeräumter Innenraum
Ohne Seitenairbags und Gurtstraffer ist das eine einfache Aufgabe.
Im Nachhinein hat sich seine Entscheidung im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt gemacht.
Unter der Rückbank haben wir einen Schatz ausgegraben:
Jackpot!
Neben vielen alten Pommes fanden sich insgesamt 4,29€ im Auto:
Ausbeute
Das sind immerhin knapp 1,9% des Kaufpreises! Bei den aktuellen Zinsen eine gute Rendite. Ich überlege, ob das wohl immer linear zum Kaufpreis ist. Vielleicht sollten wir auf alte Ferraris umsteigen….
„Innenraum-Lowrider“ ist übrigens DER neue Trend in der Tuningszene. Ich fühle es:
Lowride ohne Sitze
Der kleine Tobias, hat es sogar geschafft, die Kiste so wieder einzuparken (Na, wer findet ihn?!):
Spenderei wird von Tobias eingeparkt
Der Ginza sieht nun wieder ganzes Stück ordentlicher aus:
Ginza mit korrekter Motorhaube

„Ein Leben ohne Eier ist möglich, aber sinnlos.“

So oder so ähnlich formulierte es schon ein großer deutscher Humorist.
Auch der bekannte Gegenwartsphilosoph Oliver Rolf Kahn brachte es mit seinem Ausspruch „Eier, wir brauchen Eier!“ auf den Punkt!

Diese eierlose Leere fühlten auch wir seit unserer Rückkehr aus Afrika vor 3 Jahren.
Zu sehr waren uns die kleinen Dinger ans Herz gewachsen.
Mochten wir und der Rest der Welt sie doch anfangs für furchtbar hässlich befunden haben, so zeigten sie doch auf unserer Reise ihren wahren generösen Charakter.
Denn wie so oft im Leben kommt es nicht auf die äußere Hülle an, sondern auf das was sich darunter verbirgt!

Kaum waren wir also wieder hier, äußerten wir beide den Wunsch, wieder ein Ei zu besitzen.
Diesmal aber kein Wegwerfmodell, sondern eins zum behalten. Zum lieb haben….

Dementsprechend hattet ihr natürlich Recht.

In den letzten Produktionsmonaten legte Mazda eine auf 500 Exemplare limitierte Sonderversion des 121 DB namens „Ginza“ auf.
Neben den bekannten Vorzügen wie spritziger 72 PS-Motor und Faltdach wartete dieses Sondermodell mit Metallic-Lack, weißer Volllederausstattung (mit blauen Nähten), elektrischen Fensterhebern, Sitzheizung, Servolenkung und weiteren Extras auf! Die ideale Ausgangsbasis für einen zukünftigen Klassiker also.
Tobias suchte sich die Finger wund, um ein akzeptables Exemplar für schmales Geld zu finden.
Anfang November war es dann soweit. Auf dem Rückweg vom Motorenbautag schaute ich mir ein Ei in Friesland an:
Ginza auf Wiese
Auf einer feuchten Wiese erwartete mich ein original Ginza mit leichtem Frontschaden.
Ginza auf Wiese 2
Bevor ich mich dem Blech zuwendete inspizierte ich erstmal die wichtigsten Teile.
Beschädigungsfreie Innenausstattung:
Rückbank
Intakte Türpappen und Armauflagen:
Türverkleidung rechts 2
Auch von oben alles lecker:
Laufschiene Sonnendach
Lediglich das Leder des Fahrersitzes zeigt ein paar Knitterfalten, welche aber die Laufleistung von knapp 100.000 km glaubhaft erschienen lassen und noch als „Patina“ durch gehen:
Fahrersitz
Einziger Wermutstropfen im Innenraum sind die Abdrücke auf dem hinteren linken Sitz:
Rücksitzbank mit Spuren
Auch das Faltdach zeigte sich makellos und rissfrei:
Faltdach
Nun also zum Blech.
Die Schwellerecken waren besser als erwartet:
Schwellerecke links
Klar sind die knusprig, aber ich hatte faustgroße Löcher erwartet….
Auch fand sich lediglich ein rostiger Radlauf:
Radlauf Rost
Schlimmer stand es da schon um die Falz der Schweller:
Schwellerfalz
Da fehlten große Stücke:
Schwellerfalz 3
oder waren Gevatter Rost zum Opfer gefallen:
Schwellerfalz
Soweit ich es erkennen konnte, rührten diese Schäden von konsequent falschem aufbocken her. Die Falz war in weiten Bereichen platt gedrückt und umgebogen.
Der Motorraum hingegen, präsentierte sich Ei-typisch unspektakulär.
Schmunzeln musste ich jedoch bei dem ungewöhnlichen Aufbewahrungsort für das Bordwerkzeug:
Kneifzange im Motorraum
Sogar den seltenen „Ginza“-Schlüsselanhänger hatte der Verkäufer noch:
Schlüsselanhänger
Der Unfallschaden hatte den Kühler, die Haube und die vordere Stoßstange gekostet. Die ältere Vorbesitzerin war im Winter in den Graben gerutscht (es fanden sich noch Gras und Erde an der Front) . Soweit ich es jedoch beurteilen konnte, ist die tragende Struktur des Wagens nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Zumindest fanden sich keine Knitter- oder Schweißspuren.
Auch die verbeulte Haube deutet eher auf einen milden Anstoß hin:
verbeulte Haube
Wie zu erwarten war, sprang der Motor sofort an, lief ruhig und kehrte nach der Warmlaufphase in einen niedrigen gleichmäßigen Leerlauf zurück. Alle elektrischen Gimmicks funktionierten ebenfalls problemlos.
Die Bremse vorne links ist fest, aber das ist nach über einem Jahr Standzeit auf einer feuchten Wiese auch nicht weiter verwunderlich.
Auch wenn das Ei blechtechnisch mit wirtschaftlichen Mitteln nicht mehr zu retten ist, so glänzt es doch mit einem unvergleichlichen Originalzustand. Selbst das original Mazda-Radio ist noch verbaut und die Sommerreifen stehen auf Stahlfelgen mit original „Ginza“-Radkappen. Der Aschenbecher ist jungfräulich und auf den Rücksitzen scheint nie jemand gesessen zu haben. Von Ausschnitten für größere Boxen oder ähnlichem ganz zu schweigen.
Da der Eigentümer um den Seltenheitswert des Wagens anscheinend nicht, jedoch um den Umfang der Rostschäden sehr wohl Bescheid wusste, konnten wir ihn für die Kosten einer ausgewachsenen Tankfüllung einpacken. Das dürfte alleine die Lederausstatttung Wert sein.
Also kamen wir am nachfolgenden Wochenende mit einem Hänger vorbei und luden das Ei auf:
Ginza auf Hänger
Gut verzurrt gings gen Heimat:
Ginza auf Hänger 2
Leider habe ich es versäumt vom Verkäufer und seiner hüfthohen Dogge ein Foto zu machen.
Soviel sei jedoch gesagt: Er arbeitete früher als Schausteller und die Dogge hatte ein Halsband mit kleinen Schlagringen als Verzierung….
Es erinnerte ein wenig an die Auto-Kauf-Szene aus Bang Boom Bang.

Es war aber mal wieder meine Lieblingsart des Autokaufs:
Billig!
Da gibts keine bösen Überraschungen, sondern nur Gute.

Was aus dem Ei wird, steht noch nicht fest. Entweder es dient als Spender für ein blechmäßig besseres Exemplar, oder Tobias stellt es ohne Rücksicht auf Kosten wieder her.
Ist aber keine Sache für einen absehbaren Zeitraum. Wir reden hier eher von den nächsten zehn Jahren, als den nächsten Fünf.
Gut Ei will Weile haben!

Kopfarbeit VI

Damit ich die anstehenden Servicearbeiten für die Wiederbelebung des Rialtos durchführen konnte, musste der Volvo 740 aus der Garage und damit das geschehen konnte, musste endlich der Kopf zurück auf den Block.
Tobias hatte mittlerweile den Block vom letzten Krümelchen Dreck befreit:
Volvo 740 GL Zylinderkopf
Da der Zylinderkopf ein ziemlich schwerer Brocken ist und man ihn daher nicht mit ausgestreckten Armen lange halten kann, musste Tobias näher an den Block um den Kopf vorsichtig auf der Dichtung platzieren zu können.
Kein Problem. Bei klassischen Volvos ist so viel Luft im Motorraum, dass man sich da bequem reinstellen kann:
Volvo 740 GL Zylinderkopf
So platziert, habe ich ihm den Kopf angereicht und er konnte ihn einfädeln:
Volvo 740 GL Zylinderkopf
Am nächsten Tag haben wir uns dann daran gemacht, die Kopfschrauben anzuziehen.
Sieht echt lecker aus:
Volvo 740 GL Zylinderkopf
Die Schrauben werden in einer bestimmten Reihenfolge angezogen und bekommen reihum erst 20 NM, dann 60 NM und dann muss man sie ohne Unterbrechung noch um 90° weiter anziehen.
Hierzu hat Tobias einen speziellen Winkelmesser besorgt:
Volvo 740 GL Zylinderkopf
Der Magnetarm hält dabei eine Scheibe mit Gradeinteilung auf der ein Zeiger den Drehwinkel anzeigt:
Volvo 740 GL Zylinderkopf
Wir gingen davon aus, dass „90° nach 60NM“ jetzt nicht höllisch fest ist, griffen jedoch trotzdem zu einem Rohr als Verlängerung für die Schwerlastknarre.
Als Praxistipp sei noch gesagt, dass man die Knarre auf „Vorspannung“ bringen sollte, bevor man den Zeiger des Drehwinkelmessers „Nullt“. Ansonsten wird das Ergebnis verfälscht. Beim drehen solltet ihr auch die Verwindung der Knarre und ihrer Bauteile berücksichtigen. Bei uns hat sich gezeigt, dass wir bis 95° drehen mussten, damit der Zeiger nach dem entspannen bei 90° stehen blieb. Außerdem empfehlen wir, dass ihr vor dem Drehen erstmal testet, ob ihr wirklich 90° mit der Knarre rum kommt. Nicht dass euch auf halbem Weg ein Spritzwasserbehälter im Weg ist. Bei uns hat sich ein großes Schreiner-Geodreieck als nützlich erwiesen, welches wir einfach in der Ausgangsstellung der Knarre angehalten haben. Dann sieht man, wo man endet und was alles im Weg ist.
Half aber alles nicht für ein Happy End.
Bei Schraube Nr. 6 gab es beim anziehen einen lauten Knall und die Knarre ließ sich schlagartig ganz leicht drehen.
Im ersten Schockmoment befürchteten wir eine gerissene Kopfschraube.
Es zeigte sich jedoch, dass die 14er Nuss das mit dem „nicht höllisch fest“ bei dieser Schraube anders gesehen hatte und einfach platzte:
Volvo 740 GL Zylinderkopf
Nun ist guter Rat gesucht.
Wir haben die Schraube mit ca. 80° angezogen bekommen, bevor die Nuss aufgab.
Leider steht nirgends, was man in einem solchen Moment machen soll.
1. Einfach so lassen und weiter machen?
2. Nur Nr. 6 wieder lösen, auf 60 NM anziehen und dann wieder 90° drehen?
3. Alle wieder lösen, neue Dichtung besorgen und von vorne anfangen?
Tobias entschied sich für Variante 1.
Irgendwelche Ratschläge von euch?

P.S.: Keine Angst, auf „neue Marken-Nuss kaufen“ sind wir schon selbst gekommen.