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Das tapfere Schneiderlein VI

Nachdem wir nun getackert haben wie die Weltmeister (der Herzen), kommen wir nun zum klebrigen Teil: Der Instrumententräger

So sah er bei mir vorher aus. Rostig, mit abgeplatztem Lack, überflüssigen Löchern und idiotischen Zusatzinstrumenten. Also als erstes alles sorgfältig abbauen und fröhlich schleifen:

Nachdem der Rost und die lose Farbe abgeschliffen ist, lackiert ihr den Träger mit einem passenden Lack. Wenn das fertig ist gehts ans beziehen. Auch hier ist eine zweite Person absolut hilfreich. Als erstes beklebt ihr die gesamte Vorderseite des Trägers mit doppelseitigem Klebeband. Klebt auch ruhig alle Löcher zu. Die, die ihr nachher noch braucht, könnt ihr dann wieder freischneiden. Nun fangt ihr an der unteren Seite (da wo die Wischwasserpumpe sitzt) an, das Kunstleder auf zu streichen. Immer nur einen Teil des doppelseitigen Klebebandes von der Schutzfolie befreien, dann das Kunstleder weiter aufstreichen. Dann wieder abziehen und aufstreichen. Immer schrittweise. Achtet darauf, es schön glatt aber zugfrei aufzutragen. Wenn ihr an der Kante über dem Tacho angekommen seit, macht kurz Pause und atmet durch. Jetzt schiebt ihr den bereitliegenden Gummi-Kantenschutz über die schon fertig bezogenen Kanten. Ihr solltet das Kunstleder so groß geschnitten haben, dass es auf der Rückseite noch etwas unter dem Kantenschutz hervor steht.
Jetzt kommt der spannende Teil. Da ihr ja extra das dehnbare Kunstleder genommen habt, müsst ihr nun keine Schnitte oder ähnliches machen um das Leder faltenfrei um die halb runde Seite zu ziehen. Streicht das Leder in der Mitte auf den halb runden Teil, haltet es dort fest und zieht es nun einfach um eine der äußeren Ecken. Eure Hilfsperson hält es dort jetzt unter Spannung und ihr zieht die andere Seite um die Ecke. Das sollte nun faltenfrei und schön glatt sein. Eure Hilfsperson hält dann beide Ecken fest und ihr schiebt die verbliebenen Enden des Kantenschutzes über das Kunstleder. Jetzt noch rings rum schön festdrücken und nochmal über die geklebte Fläche streichen: fertig.
Das ganze sollte jetzt von der Rückseite her so aussehen:


Nun könnt ihr die Löcher für die Instrumente ausschneiden. Denkt auch hier daran einen scharfen Cutter zu nehmen. Ein falscher Schnitt und ihr dürft das ganze nochmal machen!
Ich hatte erst versucht auch mit 3mm Folien ein wenig Polsterung unter dem Kunstleder zu schaffen, weil ich die Haptik so schön fand und außerdem leicht eingesunkene Instrumente ganz hübsch fand. Das hat sich aber als Fehler erwiesen und ich durfte alles nochmal abreißen und sogar neu abschleifen + lackieren. Mit der Polsterung war der Instrumententräger nämlich so dick, dass ich keine passende Kantenschutzleiste gefunden habe, um den Rand fest zu klemmen. Der umgeschlagene Rand muss aber bomben fest sitzen, weil sich sonst das Kunstleder (welches ja ziemlich unter Spannung steht) wieder löst…
Bevor ihr die Instrumente wieder in den Träger einbaut, gebt dem Kleber und dem Leder erst eine Nacht um sich zu setzen. Sollte es sich dann nochmal lösen, dann ist das nicht so ärgerlich, als wenn ihr schon wieder alles eingebaut hättet.

Nun sollte eigentlich alles erklärt und bezogen sein. Fehlt also nur noch das Endergebnis. Das gibts dann im nächsten Artikel.

Das tapfere Schneiderlein V

Nachdem nun alle Vorbereitungsarbeiten erledigt sind, können wir heute im Telekolleg „Raumausstattung“ zum spannenden Teil, dem beziehen mit Kunstleder, kommen. Da man bekanntermaßen ja nur im Gefängnis „klebt“, entscheiden wir uns auch beim Leder fürs tackern. Fangen wir also mit dem größten Fruststück, den Armlehnen, an. Die Armlehnen sind total assi zu beziehen, weil man sie von drei Seiten sieht und somit besonders genau und sorgfältig gearbeitet werden muss. Erleichtert wird einem die Aufgabe ein wenig, wenn ihr noch die alten Armlehnen mit Bezug habt. Und wenn ihr wesentlich schlauer als ich wart, dann habt ihr auch erstmal nur eine Armlehne neu gepolstert um die Andere noch als Anschauungsobjekt zu haben. Sollte dem nicht so sein, dann hoffe ich für euch, dass ihr wenigstens den alten Bezug noch habt und anhand der 30 Jahre alten Knickfalten nachvollziehen könnt, wie das ganze mal im Original gefaltet war. Habt ihr nix von alledem und müsst bei 0 anfangen, dann ist das auch möglich, aber ihr solltet euch auf stundenlanges Probieren und frustriertes durch die Gegend werfen einstellen…. Ich rate in solchen Momenten immer zu nem schönen Kakao und nem Keks. Das hilft. Und noch ein essentieller Tipp: Abschneiden kann man nur einmal! Also erst denken, dann schneiden! Nun aber zurück ans Leder.
Den alten Lehnenbezug nehmt ihr als Muster und legt ihn auf die Rückseite eures Kunstleders. Denkt beim drum-rum-malen dran, etwas mehr Abstand zu lassen, wenn ihr wie ich, eine dickere Polsterung als im Original gewählt habt!

Den fertigen Bezug faltet ihr dann wie ein Geschenk um die Ecken. Mutti kann da sicherlich wertvolle Tipps zu geben. Denkt dran, dass alle Tackernadeln entweder verdeckt sein sollten oder sich auf der Unterseite der Lehne befinden müssen. Das Frustpotential dieser Arbeit reduziert sich um 5/8, wenn ihr noch jemand zweites zum festhalten dabei habt. Achtet auch darauf, wie dick die Kunstlederlagen an der Unterseite der Lehne werden. Sie dürfen nicht zu dick geraten, da die Lehne ja (relativ) plan auf dem Kotflügel aufliegen soll. Sind die Ecken zu dick geworden, schwebt sie in der Mitte in der Luft und das sieht einfach mal kacke aus.
Wenn ihr die Lehnen fertig habt, kommt der einfachere Teil, nämlich die Frontverkleidung:
Drehzahlmesser Träger  Kunstlederbespannung Rückseite
Drehzahlmesser Träger Kunstlederbespannung Rückseite by Sahib on Zooomr
Zu Anfang nehmt ihr wieder die Platten als Schablonen und schneidet großzügig drum rum. Denkt auch hier an ausreichenden Abstand, da das Kunstleder ja auf der Rückseite festgetackert werden soll. Wenn ihr den Überstand auf der Rückseite zu kurz lasst, kann es sein, dass man in einem ungünstigen Winkel hinter die Pappen gucken kann und dort das Ende des Leders samt Nadeln sieht. Das wäre blöd. Wenn ihr euer Leder zugeschnitten habt, tackert ihr es erst an den langen Seiten fest, so dass die Vorderseite faltenfrei gespannt ist. Zieht das Leder ruhig etwas. Gerade deshalb habt ihr ja das Dehnbare gekauft. So vermeidet ihr auch „hohle“ Stellen und Faltenwurf.
Die schwierigen Stellen bei den Platten sind ganz klar die Ecken. Überlegt euch immer, wie die Platten nachher eingebaut sind und was dann von den Ecken zu sehen ist. Wenn ihr die Ecken rechtwinklig ausschneidet, habt ihr immer eine Kante des Kunstleders und man kann das darunter liegende Holz sehen. Das sieht blöd aus und ist auch gefährlich, weil das Leder sich an diesen Stellen aufreiben und reißen kann. Ich habe die Ecken immer so geschnitten:

Den entstandenen Zipfel habe ich dann um die Ecke gelegt und das Leder der anderen Seite drüber gefaltet…hmm…lässt sich blöd beschreiben… Nehmt einfach mal ein Probestück und baut es nach. Dann seht ihr was ich meine. Die Schnittkanten im Leder habe ich übrigens immer mit einem schwarzen
Edding bemalt. Das war erforderlich, weil der weiße Textilrücken an den Schnittkanten sichtbar war. Ist ne schnelle Kiste und 100% wirksam. Wenn ihr Meister der Ecken seit, kommt die nächste Herausforderung: Die Rundung:

Bevor ich die Rundungen mit Leder überzogen habe, habe ich auf der sichtbaren Vorderseite zur Verstärkung doppelseitiges Klebeband rings herum geklebt. Dann überspannt ihr die Rundung einfach, als wäre sie eine gerade Kante. Macht das Brett erst soweit fertig, dass die Vorderseite faltenfrei und zu eurer Zufriedenheit ist. Dann schneidet ihr einfach die über die Rundung geklappte Lederrückseite bis zur Kante ein, so dass ihr das Leder in diesem Stück wieder aufklappen könnt. Nun einfach das Kunstleder strahlenförmig einschneiden und jeden Strahl auf der Rückseite festtackern. So sollte das Ganze dann aussehen:


Je schmaler ihr die Streifen wählt, um so runder wirkt die Rundung nachher. Achtet allerdings auch dadrauf, dass die Streifen noch dick genug zum tackern sind. Es ist auch völlig egal, wie die Streifen auf der Rückseite verlaufen. Hauptsache, die Vorderseite erscheint schön rund und gleichmäßig. Wenn eure Rundung später komplett mit irgend etwas ausgefüllt wird (wie z.B. bei mir mit dem
Drehzahlmesser), dann müsst ihr bei den „Strahlen“ auch nicht so kleinlich sein. Einfache „Viertel“ genügen dann auch:

So, dass sind eigentlich alle Hinweise, die mir spontan zum beziehen der Innenausstattung einfallen. Vieles ist Learning-by-doing und
Try-and-Error, also keine Angst und frohgemut ans Werk!
Wenn ihr Fragen habt, oder weitere Detailbilder wünscht, schreibt mir einfach, ich werde sehen, was ich tun kann.
Die letzte Lektion ist der Instrumententräger. Da mache ich aber einen extra Eintrag zu, da er komplett geklebt wird.

Das tapfere Schneiderlein

Ich habe Lola ja in der langen und dunklen Winterpause eine neue Innenausstattung spendiert. So sah sie früher aus:

Und so sieht sie heute aus:

Ich denke, da kann man schon klar von Verbesserung sprechen. Für alle, die ähnliches Vorhaben, werde ich unter diesem (fortlaufenden) Titel einige Bilder und Anleitungen zum aufpolstern und beziehen einstellen. Also: stay mal wieder tuend!