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Drucksache II

Mit ausbauen war es natürlich bei der Kupplung des Bugs nicht getan. Das Gelumpe musste ja auch auseinander gerissen werden.
Los gings mit dem Kupplungsgeberzylinder. Den „Stößel“ zum Pedal konnte man recht einfach raus ziehen:
Bond Bug hydraulische Kupplung 21
Schön siffig.
Da sitzt der renitente Kolben:
Bond Bug hydraulische Kupplung 23
Da man immer noch Bremsflüssigkeit im Zylinder gluckern hören konnte, habe ich ihn mal auf den Kopf gedreht und ein wenig hin und her geschüttelt.
Die Brühe die da raus kam, war nahezu schwarz:
Bond Bug hydraulische Kupplung 24
Kein Vergleich zu der Flüssigkeit, die ich vorher abgesaugt hatte.
Um die Kolben raus zu pressen, kann man Pressluft verwenden (Achtung vor dem Kolben als Geschoss, wenn er raus kommt!) oder eine Fettpresse (penibelst danach säubern!). Bei uns reichte jedoch ein Holzstäbchen, das wir durch den Anschluss der Druckleitung stecken konnten. Hier im Bild oben zu sehen:
Bond Bug hydraulische Kupplung 25
Die Lauffläche des Zylinders sieht überraschend gut aus:
Bond Bug hydraulische Kupplung 33
Erscheint mir schön spiegelglatt.
Unter der Staubkappe sah der Nehmerzylinder ziemlich rostig aus:
Bond Bug hydraulische Kupplung 28
Auch hier funktionierte das Auspressen mittels Stöckchen.
Im Gegensatz zum Hauptkupplungszylinder war die Lauffläche des Nehmerzylinders nicht so spiegelglatt. Ich habe sie daher mit 800er Schleifpapier über geschliffen. Ein Besenstiel eignet sich gut als Schleifklotz:
Bond Bug hydraulische Kupplung 30
Fiese Scharten oder Pittings hat er nicht:
Bond Bug hydraulische Kupplung 31
Mal sehen, obs funktioniert.
Allerdings stellt mich der Zusammenbau aktuell noch vor einige Fragen.
Beim Nehmerzylinder waren z.B. mehr Gummiteile im Überholungskit, als im Original verbaut waren:
Bond Bug hydraulische Kupplung 32
Für die Teile links und rechts hab ich keine Verwendung gefunden. Strange. Wisst ihr, ob die irgendwo im Original schon fehlen bzw. wo sowas traditionell verbaut wird?
Auch weiß ich noch nicht so ganz, wie ich die neuen Dichtungen auf die Kolben bekommen soll. Die sind im Innendurchmesser ja wesentlich kleiner als die Kolben. Ich hab da ein wenig bedenken, die Dichtungen gleich bei der Montage zu beschädigen. „Bremsenmontage-Paste“ wurde schon als Hinweis genannt. Aber reicht Gleitcreme alleine? Tipps und Tricks aus der Bevölkerung?

“Sag Aaaaa…-Frame.” VI

Tut mir leid, dass ihr noch nicht früher was von mir lesen konntet, aber heute war Großkampftag. Zum einen ist ja dank Auto Mobil Osnabrück endlich der Achsschenkel zerlegt und ich konnte nun weiter machen. Zum Anderen musste ich heute rein hauen, eh das Gelbfieber, mit dem ich seit gestern infiziert bin, stärker wird.
Ich hab heute an mehreren Baustellen parallel gearbeitet. Als erstes will ich über meine Fortschritte am A-Frame berichten.
Zum Anfang kamen die verbliebenen Nadellager raus. Das funktionierte so, wie ich es schon vermutet hatte. Also fix ne passende Hülse gesucht und für eine gleichmäßigere Trefferfläche des Hammers noch einen alten Bolzen lose rein gesteckt:

Danach gabs dann auf den Kopp. Nix spektakuläres und auch schnell fertig:

Nun war der Achsschenkel endlich gänzlich nackig und ich konnte ihn ausgiebig sauber machen.
Als nächstes habe ich mich daran begeben, die Laufspuren der alten Lager wegzupolieren. Dazu habe ich eine Metallpolitur von Nigrin verwendet. Einfach den Schenkel eingespannt, aufgetragen, einen Stoffstreifen vom Lappen gerissen und nach Einwirkzeit schön „rubbel-die-Katz“:

Ich finde das Ergebnis durchaus brauchbar:

Vorher sah die gleiche Stelle so aus:

Die Pittingspuren sind deutlich weniger spürbar.
Nachdem das erledigt war, konnte ich mich der Bremsplatte zuwenden. Da warteten ja immer noch die alten Radbremszylinder auf ihren Ausbau.
Mittlerweile hatte ich auch passende Bremsleitungsschlüssel (offene Ringschlüssel) besorgt:

Der Rialto braucht für die 3/8″-24 UNF Bremsenfittings Schlüsselweite 11 (Überwurfschrauben) und 14 (Überwurfmuttern).
Als erste habe ich eine olle Schraube in eines der Löcher gedreht, um mir eine dauerhafte Markierung zu schaffen, welche Seite oben war:

Leider halfen auch die passenden Schlüssel nix. Trotz einer Woche in Rostlöser saßen die Fittings so fest, dass sich eher der Schlüssel aufbog, als dass sich die Schraube bewegt hätte:

Es half also alles nix. Ich musste zur Radikalkur greifen und die Kneifzange ansetzen. *Knaps* und draußen waren die Zylinder:

Nun konnte ich auch über die abgekniffenen Enden einen geschlossenen Ringschlüssel schieben und mit mehr Kraft zur Sache gehen:

Das half und bald hatte ich alle Verschraubungen draußen:

Wenn ich mir die so besehe, ist es vielleicht auch nicht schlecht, dass sie nun neu kommen müssen. Sind schon ziemlich gammelig.
Die Bremsflüssigkeit, die dann noch aus den Zylindern tropfte machte auch sehr lustige Schlieren in der restlichen alten Flüssigkeit:

Hier noch zwei Fotos von den Beschriftungen auf den alten Girling Bremszylindern. Vielleicht hilfts bei der Ersatzteilsuche:

Das Blöde ist nur, dass ich nun irgendwie die kaputtgekniffene Bremsleitung ersetzen muss. Morgen will ich mal mit Sparesman sprechen, ob der die kleinen Stücke zufällig auf Lager hat. Das wäre dann ja schön easy. dann könnten die Leitungen dort komplett neu. Ansonsten muss ich wohl nochmal horchen, ob das Angebot von as bzw. seinem Kumpel noch steht…
Außerdem muss ich mir überlegen, was ich mit der Bremsplatte mache. Sandstrahlen und lackieren wäre der eleganteste Weg. Leider habe ich weder Kompressor noch andere Sandstrahlgelegenheit. Aber so zugeschmoddert, wie die ist, kann ich sie auch nicht lassen. Blöd. Muss ich drüber sinnieren.
So, dass muss für heute reichen. Die anderen Artikel gibts morgen. Das Gelbfieber macht mich fertig. Ker, bin ich groggy.

“Sag Aaaaa…-Frame.” V

Gestern war ich nochmal los, um endlich den Achsschenkelbolzen (Kingpin) ausgepresst zu bekommen. Mein erster Versuch, eine fähige und/oder willige Werkstatt zu finden, war ja kläglich gescheitert.
Meine erste Anlaufstelle war die Empfehlung meiner Freundin. „Auto Mobil Osnabrück“ heißt der Laden:

Ich fühlte mich gleich gut aufgehoben, da ich in der hinteren Halle einen Opel Kapitän P 2,6 erspähte:

„Wer solch ein Fahrzeug in Behandlung hat, der hat auch ne Presse“, sagte ich mir. Ich sollte recht behalten. Die beiden älteren Herren, die die Werkstatt betreiben, beäugten Sir Edwards Achsschenkel amüsiert und äußerten, dass sie so eine Konstruktion ja schon seit den 70ern nicht mehr gesehen hätten. „Eine alte Presse müssten wir noch haben. Steht hinten im Lager.“ Zwei Minuten später räumten sie Altölfässer weg und es kam eine riesige 20t-Presse zum Vorschein, mit der sicherlich schon Lager der Junkers Ju 87 ein- und ausgepresst wurden. Nach kurzem experimentieren bezüglich der Auflagefläche und dem Auspressdorn (Sie verwendeten nachher einfach einen alten Bolzen) konnte es losgehen. Dorn/Bolzen fährt aus, trifft auf Achsschenkelbolzen, die Pumpe baut Druck auf, baut mehr Druck auf, baut noch mehr Druck auf, ich vernehme ein leises ächzendes Geräusch (leider aus Richtung der Pumpe), ich bekomme etwas Bedenken und suche Schutz hinter einem der Mechaniker („Feigling“, ich weiß.), dann meinte einer der Beiden: „Ohhh, das wird so nix! Wir kommen ans Limit! Lass mal aufhören.“ (Erinnerte mich stark an: „Röhrich, ich würd das lassen!„)
Da war ich ja erstmal ziemlich enttäuscht. Der Kingpin hatte sich keinen Millimeter bewegt und die Presse schien gescheitert. Dann meinte der Andere: „Lass mal umdrehen und von der anderen Seite probieren.“ Also Achsschenkel umgedreht und auf andere Seite gepresst. Da rührte sich auch nix. Zwischendurch haben sie sich drei mal bei mir rückversichert, dass da kein Splint mehr drin ist, kein Segering und das das Dingen nicht konisch oder sowas ist. Ich war mir nachher schon selbst nicht mehr sicher.
Von der anderen Seite aus gings dann wieder ans Limit, bis sein Kollege wieder meinte: „Du, dass wird auch so nix.“ In dem Moment gab es einen lauten Knall.
Obwohl ich ihn erwartet habe, hab ich mich echt erschrocken.
Da hatte sich der Bolzen dann gelöst und ließ sich danach ganz easy rausschieben aus den Nadellagern.
Was ein Bastard! Ich hätte nicht gedacht, dass es eines kleinen Buckelwals bedarf, um ihn da raus zu locken.
Auch die beiden Werkstattmeister waren erstaunt, über die Kraft, die nötig war.
Auf jeden Fall war ich froh, dass die Teile nun auseinander waren und der Achsschenkel unbeschädigt. Als es ums bezahlen ging, meinte der Skeptiker: „Och, gib nen paar Euros. Machen wir die Sache nicht größer als sie war.“ Ich hab ihnen nen 5er da gelassen. Schöne Sache!
Auto Mobil Osnabrück ist also eine klare Empfehlung! Sehr nett, günstig, mit Sachverstand und Studenten bekommen 10% Rabatt (Hab ich auf der alten Rechnung meiner Freundin gesehen).
Außerdem halten wir fürs Protokoll fest, dass meine Freundin, wie immer, Recht hatte.

So sah der Kingpin ungereinigt aus:

Man kann auf diesem Foto ganz gut erkennen, wo die Lager gesessen haben. Da sind einige Laufspuren/Standspuren sichtbar und fühlbar.
Und so sah der Achsschenkel aus:

25 Jahre Dreck und ausgehärtetes Fett. Die „Feuchtigkeit“ kommt lediglich vom WD40 in das ich die ganze Schose eingelegt hatte.
Hier ein Blick in die Aufnahme des Kingpins im A-Frame:

Ganz schön schartig, wie ich finde. Dort saß er auch so bombenfest.
Hier die drei Bauteile endlich separat:


Auf dieser Detailaufnahme kann man die abgewetzte Kante am Kingpin erkenne, an der Nut, durch die normalerweise der Haltestift läuft. Ich glaube, die ist beim auspressen entstanden. Allerdings bin ich mir nicht sicher, woran er so gehakt hat. Außerdem kann man am rechten Ende nochmal die Spuren der Lager sehen.
Der Achsschenkel selbst hat leider auch zwei Laufspuren der Lager:

Die linke ist nur sichtbar, aber nicht fühlbar. Die rechte (am Gewinde) hat ein kleine „Grube“, die auch fühlbar ist. Ich halte ihn aber für wiederverwendbar. Mal sehen, ob ich da mit etwas Politur nachhelfen kann.
Hier noch ein Bild vom grob gereinigten Achsschenkel:

Man kann dort gut die Bronzeplatten erkennen, die den Abschluss der Nadellager bilden und an denen der A-Frame bei jeder Lenkbewegung reibt. Mal sehen, wie ich die raus bekomme. Ich glaube, das Lager sitzt in den Bronzeplatten und wird dann von innen in den Achsschenkel gesteckt. Wenn ich also von draußen mit einer passenden Nuss und nem Hammer auf das Lager prügel, solle es samt Platte nach innen raus wandern. Mal sehen…
Und hier noch ein abschließendes Bild vom Kingpin im Achsschenkel, um euch das Prinzip des ganzen nochmal zu zeigen:

Der Kingpin steckt fest in der Aufnahme des A-Frames und wird dort gegen vertikale Bewegung durch den Splint gesichert. Oben und Unten sitzen im Achsschenkel Bronzelager, an denen das Ganze reiben kann. Darüber befinden sich Nadellager, in denen sich der Kingpin dreht. Die Schmiernippel sitzen hinter den Nadellagern. Das dort reingepresste Fett füllt die Lager und wandert dann weiter am Kingpin runter, durch die Fettaschen der Bronzelager in das innere des Achsschenkels. Wenn man allerdings nicht aufpasst, drückt das Fett weiter in das innere der Bremstrommel und schmiert die Bremsbeläge gleich mit (Daher vorne immer mit abgebauter Bremstrommel schmieren und überschüssiges Fett abputzen!!). Einfaches Prinzip. Allerdings sehr verschleißfreudig. Besonders bei mangelnder Schmierung. Bei Sir Edward waren der Kingpin und die Lager aufgrund der geringen Laufleistung an sich noch in Ordnung. Es gab kein merkliches Spiel. Es war lediglich die lange Standzeit und der Rost, die ihren Tribut gefordert haben.
Jetzt kann es endlich ans aufbereiten und wieder zusammen bauen gehen.

Der Prinzessin neue Schuhe VIII

Nachdem nun die alten Radlager raus waren, konnte ich daran gehen, die Neuen einzupressen.
Hierbei muss man aufpassen, dass man auf der Mitnehmerseite beginnt. Der Lagersitz ist nämlich auf beiden Seiten unterschiedlich tief. Beginnt man (wie ich) zuerst auf der Bremsenseite und treibt dort das Lager bis zum Anschlag ein, bekommt man das andere Lager nicht mehr vollständig in die Trommel. Dann darf man die Scheiße wieder heiß machen und die nagelneuen Lager wieder raus kloppen. Ich hab sie dann übrigens direkt in unsere „Alt-Lager“-Sammlung getan. Das Risiko, dass sie beim rauskloppen einen Schlag weg bekommen haben, war mir für die 6 € einfach zu groß. Dann lieber neu bestellen und nochmal richtig machen.
Fängt man allerdings gleich bei der Mitnehmerseite an, geht alles ganz einfach. Der Lagersitz ist 16 mm tief, das Lager hat 10 mm Breite und 6 mm soll nachher auf jeder Seite ungefähr der Rand betragen….“Easy-Peasy“. Vor dem einpressen habe ich das Radlager im Karton in die Tiefkühltruhe gelegt und dort ein wenig runterkühlen lassen (Dadurch soll sich das Metall mikrometerweise zusammenziehen…Naja, es kann zumindest nicht schaden). In der Zwischenzeit habe ich den Lagersitz und den Bereich dahinter dick eingefettet:
Radlager auspressen 002
Dann kam wieder das Heißluftgebläse ins Spiel. Als der Lagersitz heiß war, hab ich schnell das Lager aus der Truhe geholt und ausgepackt. Nun einfach schön gerade auf den Sitz legen und mit der behandschuhten Hand kräftig und gleichmäßig drücken. Das Lager sollte nun bis es bündig anliegt einfach in den Sitz rutschen. Nun nimmt man das dicke Rohr zur Hand und treibt das Lager vorsichtig über den äußeren Laufrand mit wohl dosierten Schlägen bis zum Anschlag in den Sitz. Passt auf, dass ihr nicht auf die Kugel oder den inneren Laufrand schlagt! Das könnte die Lager beschädigen und ihr dürftet es wieder raus pulen.
Das Lager ist tief genug drin, wenn es knapp unterhalb der Nut für den Seegering sitzt:
Radlager wechseln 023
Dieser kommt als nächstes rein.
Radlager wechseln 025
Anschließend dreht man die Trommel um, steckt sie auf die im Schraubstock eingespannte Achse und fädelt das Mittelrohr auf. Wie man nun feststellt, berührt das Mittelrohr an keiner Stelle die Seitenwände der Trommel. Das ist wichtig und richtig. Steckt ihr das Rohr nur einfach so ein, ist es nicht zentriert und ihr kommt nachher in Schwulitäten, wenn ihr die Achsen durch die Räder stecken wollt. Also machen:
Radlager auspressen 004
Nun folgt das selbe Prozedere wie auf der Anderen Seite: Lager in die Gefriertruhe, Sitz einfetten, heiß machen und einpressen. Beim einpressen müsst ihr diesmal etwas vorsichtiger sein, da ja der innere Laufring mit dem Mittelrohr den Anschlag bildet. Nicht das ihr immer weiter auf den äußeren Ring kloppt und dadurch die Kugeln oder den dann belasteten Innenring beschädigt. Immer schön mit Verstand und Ruhe. Hilfreich kann auch eine vorbereitete Schieblehre sein, mit der ihr den Abstand zum Rand checkt. Er sollte möglichs nahe an 6 mm liegen. Wenn die Trommel abgekühlt ist, vergesst nicht die Gummistopfen wieder einzusetzen. Fertig ist der Radlagerwechsel:
Radlager wechseln 033
Da ich ja eine der Trommeln schon mit Klarlack lackiert hatte, war ich mir nicht sicher, wie diese Trommel die Hitze vertragen würde. Allerdings hat sich da bisher noch nix negatives gezeigt. Kein verschmorter Lack und keine Blasen. Allerdings hat der Lack durch die doch etwas raue Behandlung mit dem Hammer beim aus- und einpressen etwas gelitten. Also für die Zukunft: Erst Lager wechseln, dann lackieren. Für die Anderen bin ich schlauer.
Ich habe die Lager übrigens so eingesetzt, dass man die Schrift von außen lesen kann. So weiß später mal jemand, das das Markenlager sind und von wann sie sind. Nur um nach den ganzen Fehlern meine Schläue mal wieder etwas zu prostituieren…
Im nächsten Schritt konnte es endlich ans einspeichen gehen.