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Winterschlaf II

Eh ich nun im Stress der letzten Vorbereitungen für Afrika vergesse, Lola fit für den Winter zu machen und dann wie im letzten Jahr erst bei Schneetreiben dazu komme, habe ich das schöne Wetter genutzt und nochmal eine Runde mit ihr gedreht.
Dabei hat sie mal wieder bewiesen, was für eine Diva sie doch ist und dass meine Mutter damals mit der Namenswahl völlig richtig lag. Kaum hatte ich sie von ihren Rollbrettern gehoben und den Benzinhahn geöffnet, pinkelte sie mir fröhlich Benzin vor die Füße….
Bis ich das gemerkt hatte, hatte sich natürlich schon ein schöner Benzin-See unter dem Vergaser gebildet:

Gut, dass ich den Motor noch nicht angelassen hatte. Also trocken legen und Ursache suchen. Das Benzin kam in einem kräftigen Strahl aus dem Überlauf der Vorratswanne. Damit konnte es also nur ein hängender oder falsch eingestellter Schwimmer sein oder ein kaputtes Nadelventil. Den Schwimmer hatte ich eigentlich erst vor kurzem eingestellt. Half aber alles nix. Also Vergaser ausgebaut und auseinander genommen:

Als erstes testen ob das Ventil anständig schließt: Schwimmer hängt runter = Pusteluft geht durch; Schwimmer wird hoch gehalten = Dicke Backen bekommen keine Luft durch. Nadelventil war also ok. Danach wieder den Messschieber ausgepackt und nochmal nachgemessen. Auch die Werte stimmen. Komisch. Also Achse aus dem Schwimmer gezogen, alles mal auseinander genommen und dann wieder zusammen gebaut.
Danach habe ich mal testweise die Benzinleitung an den Vergaser angeschlossen. Er hielt dicht. Problem behoben. Ich vermute, es war wirkliche in hängender Schwimmer.
Nun konnte es als endlich los gehen.
Ich bin mit Lola ca. 10 km gefahren und hab dazu noch fünf Minuten im Stau gestanden. Das sollte gereicht haben, um den Motor mal wieder auf Betriebstemperatur zu bringen und auch das Getriebeöl zu erwärmen. Nach ein paar Runden hier in der Siedlung habe ich mich mal wieder am 3. Gang versucht. Magischerweise ging er anstandslos rein und hielt auch. Auch nach der nächsten Kreuzung ging er wieder rein. Ich witterte Morgenluft! Lola erreichte auf den folgenden Kilometern ein paar mal ihre Höchstgeschwindigkeit und es war zum ersten mal seit langem wieder eine Freude mit ihr unterwegs zu sein.
Das merkte die alte Diva auch und fing prompt das Zicken wieder an. Erst ging der Dritte nicht mehr rein und dann ließ auch der Zweite sich sehr bitten. Ich bin dann im zweiten Gang nach hause gekrochen. *Schwupps* Willkommen zurück auf dem Boden der Tatsachen…
In der Garage angekommen, hab ich den Vergaser leer laufen lassen und den Reifen nen Schlag mehr Luft gegeben.
Die Tage fülle ich noch den Tank auf. Die Batterie wanderte in meinen Keller ans Erhaltungsladegerät:

Lola kam wieder auf ihre Rollbretter und zurück in die Ecke der Garage:

Das war nun also die Duo-Saison 2009…..
Da hatte ich, ehrlich gesagt, mehr erwartet.
Lolas Tacho zeigt nun 19944 km:

Damit haben Lola und ich nur 212 km in 2009 zurück gelegt. Das sind gerade mal halb so viel wie 2008. Und 2008 war schon kein Kracher-Jahr. Das nach 600 km der regenerierte Motor/Getriebe schon das Zicken anfängt hatte ich am allerwenigsten erwartet! Da besteht akuter Handlungsbedarf!
2010 muss Lola fit für den Alltagsbetrieb sein. Sie muss dann Sir Edward im städtischen Nahverkehr unterstützen bzw. diesen übernehmen. Ich bin nun ja auch kein armer Student mehr, sondern mittelloser Arbeitsloser. Kostenloser OPNV is damit nun auch nicht mehr. Da gibts nen klaren Aufgabenbereich für Lola.
Wie schon 2008 ist auch 2009 meine Beziehung zu Lola kriselig. Naja, eine meiner Frauen muss wohl kompliziert sein, wenn schon die beste Freundin von allen so unkompliziert alle meine Marotten mit macht.
Mal sehen, was 2010 bringt. Wäre ja gelacht, wenn da nicht auch was großes sein würde!

Tiger im und Rost am Tank IV

Nachdem nun der renovierte Tank wieder drin war, habe ich ihn auch gleich mit Lebenselexier befüllen wollen.
Allerdings viel mir dabei die alte deformierte Korkdichtung am Einfüllstutzen auf. Kann natürlich nicht so bleiben! Wozu habe ich schließlich bei meiner Bestellung beim Korrosionsschutz-Depot nen ganzen Stapel Dichtmaterial mitbestellt?!
Also schnell mal ein „Blatt“ Kork in passender Stärke raus gesucht und mithilfe des Stutzens und einiger Unterlegscheiben die Form grob angezeichnet:

Oben seht ihr auch die alte Dichtung. Die war nicht mal mehr als Schablone zu gebrauchen. Anzeichnen sollte man mit einem Kugelschreiber oder Filzstift. Bleistift sieht man kaum auf Kork bzw. muss so doll drücken, dass man die Oberfläche verletzt.
Den inneren Bereich habe ich mit einem kleinen Kutter ausgeschnitten:

Dazu immer eine neue Klinge verwenden! Ansonsten gibt es keine schöne Kante.
Danach gab es dann Feintuning am lebenden Objekt per Schere und Augenmaß:

Das Endergebnis kann sich sehen lassen, wie ich finde:

Es sind übrigens kleine Aussparungen notwendig, an den Stellen, an denen die „Arme“ des Deckels durch den Stutzen greifen und dort wo die Sicherungsschraube durch geht.
Beim ausgießen des damals ausgebauten Tanks war leider einiger Dreck von der Außenseite mit in die Kanister gefallen und hatte das Benzin verunreinigt. Um diesen Dreck nicht mit in den renovierten Tank zu kippen, verwendete ich auf Empfehlung meines Vaters einen Melitta-Auslese-Kaffeefilter im Trichter, samt Gartenschlauch-Verlängerung. Willkommen in der Welt der Improvisation:

Es dauert zwar lange, bis das Benzin durch die feinen Poren des Filters sickert, aber das Ergebnis ist auch hier echt überzeugend. Hier die Ausbeute nach zwei Kanistern:

Ich hab nun erstmal ca. 15 Liter in den Tank gefüllt. Das sollte für die ersten Proberunden reichen.

Überläufer

Kurz nachdem ich Sir Edward in die heimische Garage überführt hatte, bemerkte Tobias, dass einer der Schläuche im Motorraum abgerissen war:
broken tube
Auch die Stelle davor mit dem Kupferrohr sah sehr verdächtig aus.
Kurze Examination ergab, dass dieser Schlauch eigentlich zum Überlaufspeicher des Vergasers führen sollte:

Irgend jemand hat in Sir Edwards Vorleben einfach mal den Benzinschlauch, welcher vom Vergaser kommt abgeschnitten, eine Kupferhülse als Reduzierstück eingesetzt und dann mit normalem Gummischlauch weiter gemacht. Dieser Schlauch scheint aber nicht Benzinfest gewesen zu sein. Zumindest ist er im Laufe der Zeit ausgehärtet und einfach abgebrochen.
Folge des Ganzen war, dass der Überlauf nun nicht mehr in den Speicher führte sondern nur bis zum heißen Krümmer….. Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass überdurchschnittlich viele Reliants den Feuertod gestorben sind. Bei vielen wird das sicherlich auch am Pfusch der Vorbesitzer gelegen haben! Mit Schaudern denke ich an unsere Überlegung den Reliant auf eigener Achse von England aus hier hin zu überführen.

Es stand damit fest, dass ich alle Benzinschläuche ersetzen würde.
6,5 Meter Benzinschlauch werden benötigt. Außerdem noch zwei Benzinfilter.
Natürlich haben die Engländer wieder watt spezial bei ihren Benzinschläuchen. In Deutschland (und wahrscheinlich überall sonst auf der Welt) gibt es Schläuche u.a. in 6mm und in 7mm. Was braucht Sir Edward? 6,5 mm….
Die holländischen Fraktion im Forum nutzt 7 mm-Schläuche und zieht sie mit Schlauchschellen überall fest, weil sie meinen, dass 6mm zu viel Gewürge ist, bis man sie auf die Anschlüsse gesteckt hat. Das erschien mir nicht so die perfekte Lösung. Ich will die Gewissheit haben, dass die Dinger auch so schön fest und dicht sitzen. Dafür schwitze ich auch gerne beim einbauen. Die Durchflussmenge des güldenen Saftes soll laut Forum auch bei 6 mm noch reichlich sein. Also habe ich mich für 6 mm entschieden.
Mit den Schläuchen im Motorraum bin ich mittlerweile durch:
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Die Leitung nach hinten zum Tank werde ich die Tage machen, wenn ich die passenden Clips zur Montage am Rahmen bekommen habe. Dafür muss ich auch den Tank ausbauen um an den Anschluss der Benzinpumpe auf der Oberseite zu gelangen. Ist ne gute Gelegenheit ihn auch gleich, zumindest von außen, zu entrosten.
Ich habe bei dem Aufwasch auch gleich die Benzinfilter getauscht. Sir Edward hatte noch Teile aus der Steinzeit mit Sintermetall drin:
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Wesentlich einfacher wird das aufwürgen der Schlauchenden übrigens, wenn man sie vorher in heißes Wasser hält:
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Dadurch wird das Gummi wesentlich weicher und lässt sich besser aufschieben.
Beim durchfädeln der Schläuche durch die Gummidichtungen an der Front hilft wie immer eine gehörige Portion Spüli. Ohne die ist es schlicht unmöglich.
Das alles hat aber nicht verhindert, dass ich mir vom drücken und drehen, einen Okoluten von Blase am rechten Daumen geholt habe:
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Es sind diese zarten Juristenhände…die sind sowas einfach nicht gewöhnt.
Aber lieber Wasserblase als Brandblase!

Nur ne Nummer

Für die Nachwelt will ich an dieser Stelle mal aufschlüsseln, was die Reliant-Motornummern bedeuten. Als Anschauungsobjekt soll Sir Edwards Triebwerk dienen:
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Der erste Teil („4B“) gibt Aufschluss über das Produktionsjahr und den Produktionsmonat:
6=1976, 7=1977, 8=1978, 9=1979, 0=1980, 1=1981, 2=1982, 3=1983, 4= 1984, etc.
A=Jan, B=Feb, C=Mär, D=Apr, E=Mai, F=Jun, G=Juli, etc.
Also Februar 1984.
Der zweite Teil („85“) steht für den Hubraum. In diesem Fall 850ccm (in Wahrheit 848 ccm).
Der dritte Teil („72987“) ist die fortlaufende Produktionsnummer. Ab Motornummer 87143 (Mitte 1989 hergestellt) sind die Motoren für unverbleites Benzin von Reliant freigegeben. Allerdings wird dies in Enthusiasten-Kreisen stark angezweifelt. Da die Motoren schon immer aus Aluminium waren, brauchten sie von Anfang an gehärtete Ventilsitze. Die Ersatzteilnummer hat sich im Laufe der Jahre für dieses Teil nie geändert. Es wird deshalb vermutet, dass auch die früheren Motoren ohne Probleme mit unverbleitem Benzin und ohne Additive laufen. Sir Edward bekommt daher auch nur unverbleites und auch keine Additive.
Der vierte Teil („E“, sofern vorhanden) gibt Aufschluss darüber, was genau der Motor bekommen sollte. Steht dort nichts, hat man den normalen Motor dem einfacher Super-Sprit genügt. Hat man ein „E“, ist es einer der „Eco“-Motoren mit erhöhter Kompression (10.5 zu 1 im Gegensatz zu normalerweise 9.5 zu 1). Die höhere Kompression erfordert auch einen höheren Flammpunkt. Super+ ist also der Sprit der Wahl. Normales Super kann zu klingeln führen.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern II

Mein Vorrat an Einmalhandschuhen hat sich nach über einem Jahr ziemlich erschöpft. Beim daher anstehenden Neukauf wollte ich dieses mal ungepuderte Handschuhe aus Nitril nehmen. Bisher hatte ich immer welche aus Latex, allerdings zerfielen die wie schon geschrieben beim lediglichen Anblick von Benzin oder Öl. Auch die Reibungsbeständigkeit war nicht gerade grandios, von der Allergiegefahr und der Sauerei durch den Puder ganz zu schweigen. Leichtgläubig wie ich bin, bin ich also in die nächste Apotheke getapert und habe da nach Nitrilhandschuhen gefragt. Die Apothekenfachverkäuferin meinte: „Sowas haben wir nicht. Geht nicht auch Latex?“ Ich: „Ja, nee, geht nicht. Wegen Benzin und Allergie…“ Sie: *ungläubiger Blick und Gedanke „Perversling!“* „Wir können die Ihnen aber bestellen, wenn sie möchten?!“ Ich: „Was würden die denn dann kosten?“ Sie: „100 Stück, 24,95€.“….
Ich hab sie jetzt per eBay gekauft. Für knapp 10€ incl. Versand. Kein Wunder, dass der Volksmund sagt: „Das sind ja Apothekenpreise!“.
Nitrilhandschuhe 001
Man beachte auch die Rechtschreibfehler bei den Sicherheitshinweisen… „Product of Malaysia“
Die Handschuhe lassen sich auch mit verschwitzten Händen gut anziehen und sitzen schön eng. Das „Griffgefühl“ ist gleich dem der Latexhandschuhe. Die Benzinbeständigkeit konnte ich allerdings noch nicht testen.
Als es um die Auswahl der Größe ging, habe ich mich mal wieder überschätzt und „M“ gewählt. Das ist reichlich groß.
Die Größen sind aber standardisiert. Solltet ihr daher auch mal vor haben, euch Schutzhandschuhe zu kaufen, messt vorher eure Handflächen von der Daumen-Innenseite bis zur Handkante beim kleinen Finger. Die zu den jeweiligen Größen gehörenden Maße entnehmt ihr dann einfach diesem Bild:
Nitrilhandschuhe 002