Schlagwort-Archive: Blinkrelais

Bling-Bling

Nachdem der Benzinhahn gefixt war, habe ich mich wieder der Beleuchtung zugewandt.
Die Blinker gaben kein Lebenszeichen von sich.
„Fahrtrichtungsanzeiger“ sind zwar an Kleinkrafträdern nicht vorgeschrieben (§ 54 V Nr. 4 StVZO), aber es macht doch einen „erwachseneren“ Eindruck am Mopped.
Erster Verdächtiger war das (original) Blinkrelais:
Original Blinkrelais
Angekokelt, abgebrochener Halter, raschelndes Innenleben und im Betrieb vibrationsstarker Aufbewahrungsort förderten mein Vertrauen nicht gerade.
Ein Testaufbau am Trafo entlockte ihm keine Regung:
Blinkrelais im Testaufbau
Ebenso die direkte Verbindung mit der (natürlich vollen) Batterie.
Da war also ein neues Relais fällig.
Wichtig ist es hierbei, auf Ersatz mit drei Kontakten zu achten.
Man hat die Wahl zwischen dem original NipponDenso-Teil für sagenhafte 56,52€ und einem namenlosen eBay-Duplikat mit verblüffender Ähnlichkeit für 11,34€.
Macht die Entscheidung nicht wirklich schwer:
Blinkerrelais im Vergleich
Sogar der seitliche Halteclip für die Gummiaufhängung ist an dem Replikat vorhanden.
Zwecks Dokumentation hier mal die Belegung des Relais:
Blinkerrelais Belegung
Grün = E = Masse
Schwarz = B = Batterie +
Grau = L = Lichtschalter

Agrarhaken II

Nachdem nun die Kupplung unter dem Toyota hing, konnten wir ans verkabeln gehen.
Dazu mussten erstmal die ganzen Verkleidungen im Innenraum ab:
innenraumverkleidung links demontiert
An dieser Stelle ein großes Lob an Toyota für die verwendeten Plastikklipse!
Überraschenderweise lassen sich diese sehr einfach und beschädigungsfrei entfernen und später wieder verwenden:
Plastikklipse der Innenverkleidung
Zum entfernen drückt man den Stift in der Mitte einfach ein kleines Stückchen rein und schon ziehen sich die Haltenasen zusammen. Zum Wiedereinbau zieht man den Stift ein Stück raus, was auch dazu führt, dass die Nasen sich zusammen drücken lassen. Sitzt der Clip an seiner Position drückt man den Stift in die mittlere Position und die Nasen sind gespreizt. Spitzen System!
So ähnelte der Innenraum ziemlich schnell einem ausgeschlachteten Wrack:
Innenraum ohne Verkleidungen
Der Anhängerkupplung lag ein universal-Kabelsatz bei, welchen man mit diesen unsäglichen Stromdieben in den Fahrzeugkabelbaum integrieren sollte.
Die Signale sollte man an den Kabelsträngen der Rücklichter abgreifen.
Hierzu war der Kabelsatz schon passend in Bougier-Rohre eingezogen und ein universeller Anschlussplan lag dem Paket bei.
Spitzen Idee. Nur hatte wohl keiner daran gedacht, dass japanische Autos im Werk für Rechtsverkehr ausgelegt produziert werden.
So fand sich z.B. der Kabelstrang für die Nebelschlussleuchte im Fahrzeugkabelbaum nicht links (wie im Kabelsatz vorgesehen) sondern rechts. Da mussten wir also auch ein wenig Gehirnschmalz aufwenden, die Kabel auseinander tüddeln und passend neu zusammen fügen.
Außerdem waren die Japaner so witzig, für die jeweiligen Leitungen im Kabelbaum nicht die offiziellen Farbkodierungen zu verwenden, sondern willkürlich gepunktet und gestrichelte Leitungen deren Farben maximal Feng Shui entsprechen, aber keiner westlichen Norm. Erst ab den Steckverbindern der Rücklichter selbst, kommen die offiziell kodierten Leitungen an. Erst dort haben sie auch einen DIN-Durchmesser. Der Fahrzeugkabelbaum selbst besteht aus besserem Klingeldraht. Ein Schelm, der an Sparmaßnahmen denkt.
Nachdem wir die einzelnen Kabel zugeordnet hatten, konnte ich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen frönen und die Crimpzange schwingen:
Verbindungsstelle rechts
Witziges Detail am Rande: Die Verkabelung für die Nebelschlussleuchte besteht normalerweise aus zwei Kabeln + Masse. Aus dem Fahrzeugkabelbaum kommt jedoch nur ein Klingeldraht. Die kleinen Japaner haben einfach die zweite Leitung mit in den Verbindungsstecker gepackt und lassen erst ab dort die letzten 30 cm zur Leuchte die geforderten zwei Leitungen laufen. Kleinen Schlingel!
Durch die Steckverbinder, können wir die Kupplung später nahezu rückstandsfrei wieder entfernen, sollte das (aus welchen Gründen auch immer) mal erforderlich sein. Außerdem ist die elektrische Verbindung sicherlich besser, als mit dieser Kabelabzweigerkacke.
Als Zugeständnis an die Eigenschaft des Toyotas als „Einweg-Werkzeugkiste“ verzichteten wir jedoch auf Schrumpfschläuche zur Isolierung und verwendeten stattdessen schnödes Isolierklebeband aus Restbeständen:
Verbindungsstelle rechts isoliert
Ein wenig fummelig gestaltete sich der Austausch des Blinkerrelais.
Wir hatten keine Ahnung, in welchem der Schaltkästen sich das Relais versteckt. Während ich noch versuchte, die kryptischen Abkürzungen im Handbuch zu entziffern, kam mein Vater auf die glorreiche Idee, einfach den Blinker an zu schalten und dann dem *Klick*-Geräusch des Relais zu folgen…. Manche Lösungen sind einfach zu naheliegend.
Nach kurzem horchen und fühlen (man spürt den Schaltvorgang, wenn man das Relais anfasst) fanden wir das Relais links unten im Fahrerfußraum (hinter dem Kabelstrang auf dem Bild):
Blinkrelais im Fahrerfußraum
Um es zu entfernen, ist man übrigens auf rohe Gewalt angewiesen.
Anschließend brüteten wir noch ein wenig über den „finde-den-Unterschied-Bildern“ im Anschlussplan. Dort waren nämlich (gefühlt) alle Blinkrelais des Planeten abgebildet, welche alle eine unterschiedliche Anschlussweise des Adaptersteckers erforderten. Wir fanden einen Konsens und einigten uns auf die wahrscheinlichste Anschlussweise:
Blink-Relais-Adapter
Danach bohrten wir noch ein Loch in einen Blindstopfen im Armaturenbrett und verkabelten die Blinker-Kontrollleuchte.
Ein kurzer Test mit dem Multimeter zeigte, das wir wohl alles richtig angeschlossen hatten.
Den Funktionstest verschoben wir jedoch auf den nächsten Tag. Es war schließlich schon spät am Abend.
Am nächsten morgen kramte ich einen alten Fahrradträger raus und schloss ihn mal testweise an:
Anhängerkupplung montiert
Natürlich funktionierten alle Birnen bis auf eine….
Glücklicherweise erwies sich jedoch nur der Kontakt in der Birnenfassung des Trägers als fehlerhaft.
Ich sah uns ja schon wieder die ganze Chose demontieren….

Mal sehen, wie die Anhängerkupplung sich so im Einsatz bewährt. Sie reduziert den Böschungswinkel hinten schon erheblich.
Wir mussten übrigens (entgegen der öfters im Netz geäußerten Meinung) keinen Ausschnitt in die Plastikabdeckung der Hecktür für den Kugelkopf machen.

Es werde Licht

Als nächstes auf meiner TÜV-Liste stand noch der Beleuchtungscheck.
Die Scheinwerfer funktionierten ja und nachdem ich die Schrauben optimiert hatte, ließen sie sich auch einstellen.
Ich wählte die rustikale Rechenschiebermethode zum einstellen:

Sehr gute Anleitungen und Skizzen finden sich hier und besonders hier. Leider habe ich auf den Hella-Scheinwerfern keine Prozentangabe zum Neigungswinkel gefunden. Ich hab daher mal 1,2% angenommen. Tobias hat dann den Ballast im Auto gespielt, Vaddern hat vorne am Brett die Markierungen ausgemessen und Kommandos gegeben und ich habe an den Einstellschrauben gedreht. Nachdem wir das Prinzip verstanden hatten und uns auch einig waren, welches „Links“ nun gemeint ist, klappte es ganz gut. Das Ergebnis kann auch nicht so schlecht ausgefallen sein, da der TÜV-Mensch meinte, sie wären gut eingestellt. Sollte also passen. Vielleicht fahre ich irgendwann nochmal in einer Werkstatt vorbei und lasse sie mit einem Messgerät einstellen, um das Maximum an Leuchtweite raus zu holen.
Der nächste Patient war die Nebelschlussleuchte. Die wollte partout nicht leuchten, obwohl Strom durchs Kabel krabbelte. Ich muss aber ausdrücklich betonen, dass der Fehler NICHT bei der besten aller Freundinnen lag, welche die Leuchte montiert hat! ICH hatte die Masseverkabelung nicht anständig gemacht. Konnte sie nix zu. Mit einem neuen Kabelschuh war das dann auch behoben.
Der Check der restlichen Beleuchtung förderte dann weiteres Unbill zutage.
Wenn ich rechts geblinkt habe, ging die rechte Positionsleuchte dauerhaft an. Wenn ich die Positionslichter eingeschaltet habe, leuchteten Positionslicht und Blinker zusammen. Links war alles ok.
Mein erster Verdacht war das Blinkrelais (wie immer der Fehler, das Schlimmste zuerst anzunehmen…). Das Blinkrelais (oben) und das Warnblinkrelais (unten) sind nämlich in Reihe geschaltet:

Leider ist ihr Funktionsprinzip aber genau umgekehrt. Im Blinkrelais öffnet ein Bimetall wenn es heiß wird und unterbricht den Stromkreis = Lampe blinkt. Im Warnblinkrelais schließt ein heißes Bimetall den Stromkreis = Lampe blinkt. Dadurch, dass man aber den Warnblinkschalter selten benutzt, korrodieren dort die Kontakte und nach der Betätigung, geht der Schalter nicht mehr weit genug zurück, um den Blink-Stromkreis wieder zu schließen.
Sollte das Blinkrelais mal den Geist aufgeben, kann man zur Not das Warnblinkrelais umstecken und selbiges überbrücken. Das hat den Vorteil, dass schlechte Erdung nicht so sehr auf die Blinkgeschwindigkeit durchschlägt. allerdings brauchen die Blinker dann auch länger bis sie ansprechen, da das Bimetall erstmal heiß werden muss.
Sollte man dann Ersatz für das Blinkrelais selbst suchen, wird es haarig. Hier ein Bild vom Original Lucas 8FL 12V Type 36:

Das Problem ist nämlich, dass das Relais nur zwei Anschlüsse hat:

98% der verfügbaren Relais haben aber drei Anschlüsse. Das einzige Relais mit zwei Anschlüssen, dass ich gefunden habe und das auch genug Last verträgt (4x21W) ist das Hella 4lz 961 553-122. Das ist aber rund (und passt damit nicht mehr in die Halterung) und soll auch gelöste 25+€ kosten. Dafür bekommt man auch schon ein schönes lastunabhängiges Relais mit dem man auch LED-Blinkleuchten verwenden kann.
Aber genug des Exkurses!
Nachdem ich also von den Preisen der Ersatzrelais erfahren hatte, habe ich erstmal alle anderen Fehlerquellen gechecked. Bei nem Plastikauto ist das immer als erstes (auch wenn ich mich selbst nicht dran gehalten habe) die Masse. Daran liegen 98% der elektronischen Malessen.
Mittlerweile hatte es übrigens das Regnen angefangen. Aber im provisorischen Zeltbau kenne ich mich ja aus:

Also erstmal den Scheinwerfer vorne ausbauen:

Arsch-lecken! Auf die Idee waren schon Menschen vor mir gekommen und hatten dabei den Kreuzschlitz der verrosteten Schraube rund gedreht…
Also ausbohren. Hier das Bilderbuch-Ergebnis:

Nachdem der Regen vorbei war, hab ich dann mit nem Überbrückungskabel eine direkte Masse-Verbindung zur Batterie gelegt. Damit lüppte der Blinker wieder:

Also wirklich Massefehler. Also habe ich alle Masseverbindungen mal aufgearbeitet.
Der Massepunkt am Rahmen sah schon fies aus:

Ist jetzt wieder sauber und hat nen neuen Bolzen bekommen.
Die Kabel am Scheinwerfer wurden gereinigt und mit Lötzinn verstärkt:

Hier übrigens noch ein Doku-Foto von der Fassung, falls die Nachwelt mal eine braucht:

Der Text besagt 21W 5W Seima 427-D. Ist übrigens „Made in France“, wie ich das schon vermutet habe (Man beachte auch die schönen neuen Edelstahlschrauben):

Nachdem die Verkabelung vorne nun wieder ok war, blinkte Sir Edward zwar, aber doch ziemlich müde.
Also gingen Vaddern und ich auch noch das Rücklicht an:

Ist auch mal wieder eine schön englische Konstruktion. einfach die beiden Halterungen auf nen Stück Presspape nieten und das dann mit Nägeln (!) und Dübeln an die Karosse tackern.
Die Dübel kann man natürlich nicht beschädigungsfrei ausbauen. Hier seht ihr ihre ungeschützte Rückseite:

Der Dreckklumpen mit dem Pfeil ist der Dübel mit nem Nagel….
So sahen die Dübel ausgebaut aus:

High-tech…
Als Ersatz gab es nach erfolgter Kontaktpflege mal wieder Edelstahl:

Leider brachte das aber alles keinen Zuwachs in der Blinkgeschwindigkeit.
Erst mit angelassenem Motor nahm auch die Blinkgeschwindigkeit zu. Da war sie dann normal. Na wegen mir….
Somit war auch das Kapitel der Beleuchtung abgehakt.