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Friedhof der Kuscheltiere

Nach dem Hinweis von Michael gestern Abend konnte ich es heute kaum erwarten mich auf dem lokalen Schrottplatz umzusehen.
Schrottplätze und ich haben ein etwas zwiespältiges Verhältnis. Nein, dass da tote Autos liegen und vermodern ist es weniger. Es sind viel mehr die Menschen die dort arbeiten. Ich war noch auf KEINEM Schrottplatz, auf dem ich nicht angemault wurde. Und wer mich kennt, weiß dass ich ein ruhiger, zürückhaltender und umsichtiger Mensch bin.
Ich verstehe ja, dass sie sehr skeptisch sind, weil ihnen dauernd Sachen geklaut werden. Aber wenn man nicht möchte, dass ich in den Autos rum krieche, dann darf man mir nicht bei meiner vorherigen Anmeldung im Büro sagen: „Jau, schau dich mal um, ob du was passendes findest.“.
Dann muss man den Platz für den Publikumsverkehr sperren und es so wie die Ludolfs machen. Aber stöbern erlauben und dann anblaffen („…Lack zerkratzt…“, „…klauen alle…“, „…der TÜV darf gar keine Gurte verlangen…“, etc.), dass geht nicht. Naja, muss wohl an dem Schlag Menschen liegen, die sowas betreiben/dort arbeiten.
Zurück zum eigentlichen Thema:
Mein Besuch war fruchtlos.
Einen Suzuki Alto hatten sie nicht da und auch im Lager keinen Scheinwerfer. Damit hatte ich aber schon gerechnet. Was mich erstaunte, war die Fruchtlosigkeit meiner Gurtsuche.
Leider sind (anscheinend egal bei welchem Hersteller) bei 3-sitzigen-Rückbänken die Gurte/Schlösser immer in einer Y-förmigen Platte zusammengefasst:
Schrottplatz 018
Damit kann ich aber bei Sir Edward nix anfangen. Ich brauche da einzelne Haltelaschen:
Gurte-Ankerpunkte Rücksitze 029

P4290024
„Abschneiden“ hilft auch nur bedingt, da die Peitschen am Rand ja sichtbar sind. Das sähe schon Scheiße aus. Bei Autos, die hinten nur zwei Sitzplätze haben (Renault Clio z.B.), ist das Problem ähnlich. Die haben meist nur einen mittigen Montagepunkt mit einem identischen Y-Stück. Haben sie zwei Montagepunkte, steht man vor dem nächsten Problem, dass es 3-Punkt-Gurte sind. Man braucht also zusätzlich noch einen Beckengurt mit passender Zunge für die Schlösser…. Kacke. Da nehme ich wohl doch das Angebot eines englischen Ersatzteilhändlers an und kaufe zwei NOS-Reliant Beckengurte. Kommen zwar (auch wegen des Versands) ziemlich teuer, aber was solls.
Das Einzige was der Ausflug einbrachte, waren ein paar morbide Friedhofsbilder. Hier für starke Nerven:

Als erstes entdeckte ich diesen Talbot Matra Murena unter einem Wellblechunterstand:
Schrottplatz 007

Schrottplatz 009

Ein schönes Detail fand ich in Form der Herstellerplakette:
Schrottplatz 008
Könnte man ja mal anrufen und fragen, ob sie einem einen Matra-Katalog zuschicken können…

Ein bisschen weiter stand dieser BMW E9:
Schrottplatz 011

Von einem Ford Mondeo platt gedrückt, fand ich dieses Audi Coupé (B2):
Schrottplatz 016

Liebevolles Detail an einem 200 D-Benz:
Schrottplatz 015

Der Atem blieb mir aber bei diesem Anblick stehen:
Schrottplatz 014
So wie es schien, war das mal ein echter von Alpina veredelter BMW 6er (E24).
Allerdings war er schon weit jenseits von gut und böse:
Schrottplatz 012

Schrottplatz 013
Der Innenraum war ziemlich komplett gefleddert. Es war mir daher nicht möglich, weitere Details zu dem Wagen in Erfahrung zu bringen. Außerdem stand ich zu diesem Zeitpunkt auch schon unter Bewachung…

Einzig positive Bilanz meines Besuchs, die ich ziehen kann: Die Ersatzteilversorgung für unsere beiden Rallye-121 ist gesichert. Ich hab drei Stück gesehen und da waren bestimmt noch mehr.

Hier kommt Gurt III

Nachdem ich die mittleren Montagepunkte hinten ja nun entdeckt hatte, standen noch die an der Seite aus. Ein Hinweis aus dem R3W-Forum brachte mich auf die richtige Spur. Sie sollen sich in den kleinen Ausbeulungen am Fuße der Rücklehne befinden:
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Also mal vorsichtig das Kunstleder runter gepult:
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Dammt. Nix. Die Löcher wurden anscheinend nur durch die Karosserie gebohrt, wenn die Gurte auch wirklich verbaut wurden. Ich befürchtete schon, aus der Karosse an dieser Stelle einen schweizer Käse machen zu müssen, um per Probebohrungen das Loch zu finden.
Ein Blick ins Radhaus brachte aber Erleichterung:
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„Ich sehe was was du nicht siehst und das ist ein Loch!“
Im nächsten Schritt habe ich das Loch so gut es ging an der Karosserie eingemessen:
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Für die „Tiefenmessung“, habe ich mich eines Hakens bedient, welchen normalerweise der Zahnarzt benutzt um einen zu piesaken:
P4290014
Diese Maße wurden dann im Innenraum angezeichnet:
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Bisher alles harmlos. Nun kam der Teil mit Augen zu und Luftanhalten….Bohrer raus!
Ich hab mich für den kleinsten Bohrer entschieden, den wir im Haus hatten. Mit etwas Spucke hätte man das Loch dann als Fliegendreck verkaufen können. Nach der Bohrung kam ein dünner Draht durch, um zu schauen, wo ich gelandet bin:
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Besser als erwartet! Also einen größeren Holzbohrer (die haben diese praktischen Zentrierspitzen) rausgekramt und das Loch vergrößert. Leider war meine Erstlingsbohrung etwas außermittig und ich musste mit der Feile (sehr gut geeignet!) ein etwas eieriges Loch ausfeilen:
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Blöd, aber nicht zu ändern. Außerdem verschwindet es später unter einer Unterlegscheibe, der Kunstlederabdeckung und der Haltelasche.
Ich habe dann mal einem der Vordergurte einen Bolzen gemopst um den Montagepunkt zu testen. Erst ging die Schraube kaum rein. Mit etwas Silicon-Öl und einer Ratsche ging es aber ganz leicht. War halt das erste Mal seit 25 Jahren, dass da jemand ne Schraube in das Gewinde dreht. Nach 2-3 Mal rein und raus ging es dann ganz easy.
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Es passt übrigens nur der Bolzen der äußeren vorderen Montagepunkte. Die Bolzen an den Gurtpeitschen sind dicker! Sie müssen 20 Gänge pro inch (UNF) haben, 38,8 mm lang (wobei länger auch kein Problem ist) sein und 10,8 mm dick. Ich hoffe mal, dass ich auf dem Schrott passende Bolzen finde.
Auf der anderen Seite war es dann wesentlich einfacher, ein schön rundes Loch zu produzieren. Ich habe einfach das erste Loch auf der Innenseite zur Mitte vermessen und übertragen. Hier für die Nachwelt ein bemaßtes Bild:
Seatbelts

Statisch war gestern III

Nachdem die bestellten Sachen da sind, kommen wir nun zum Einbau der Automatikgurte. Die Gurtrolle (Retractor) haben wir an dem original Befestigungspunkt an der C-Säule montiert. Eigentlich wäre es schicker, sie unten am Schweller zu montieren, aber da ist beim 1800 zu wenig Platz zwischen Schweller und Sitzschiene, um den doch recht großen Aufrollmechanismus unterzubringen. Außerdem hätte dann die Rolle in den Ausstieg hineingeragt und das sah einfach bescheiden aus.
So sah die original Gurtbefestigung an der C-Säule aus:
P1800 Gurt Gesamtansicht gedreht
Nach der Montage des Automatikgurtes sah es dann so aus:
Gurtrolle eingebaut C-Säule

Aufgrund dieser Konstruktion hängt die Gurtrolle wie der original Statikgurt nur an einem Bolzen. Dieser muss daher fest angezogen werden, um zu verhindern, dass sich die Rolle später durch die Schwerkraft und Vibrationen im Fahrbetrieb (Sie hat ein ziemlich hohes Eigengewicht!) oder die Benutzung in ihrer Einbauposition ändert. Dann müsste man nämlich jedes mal den Retractor neu einstellen, damit sich der Gurt abrollen lässt (doch dazu später mehr).
Durch die starke Wölbung der C-Säule drückte die Bodenplatte der Gurtrolle sehr gegen die Verkleidung, wenn man den Bolzen fest anzieht. Das war so nicht hinnehmbar. Wir mussten dementsprechend etwas Distanz zwischen die Gurtrolle und die Seitenverkleidung bringen. In der Originalkonstruktion ist das, wie auf dem Bild zu sehen ist, durch eine auf den Bolzen geschobene Feder geregelt.
Original Bolzenkonstruktion oben
Diese Konstruktion konnten wir nicht übernehmen, da durch die Feder nicht genug Druck aufgebaut wurde, um die Rolle zu halten.
Wir beschlossen daher die mitgelieferte Distanzplatte zu verwenden. Diese Platte alleine reichte aber noch nicht aus, damit die Rolle nicht mehr die Verkleidung zerdrücken würde. Abhilfe schaffte da eine an der serienmäßigen Distanzplatte befestigte Aluminiumplatte von 2mm Stärke und den Originalmaßen 50 mm x 30 mm (bxh). Die beiden Distanzplatten kamen damit auf eine Gesamtdicke von 5 mm. Dieser Abstand genügt, damit die Rolle in fest eingebautem Zustand nicht mehr die Seitenverkleidung zerdrückt. Man sollte diese Distanzplattenkonstruktion noch schwarz lackieren, da sie später durch das kleine Seitenfenster teilweise sichtbar ist. Fertig sieht das dann so aus:
Distanzplatte
Durch das Loch in der Mitte läuft nach dem Einbau der Befestigungsbolzen an der C-Säule.
Den original Bolzen mussten wir kürzen, da er ohne die Feder und Unterlegscheiben wesentlich zu lang war. Es ist wichtig, dass man an diesen Schritt denkt! Vergisst man es den Bolzen zu kürzen und schraubt ihn in der Originallänge ein, kann es passieren, das man das Außenblech des Wagens an der C-Säule verbiegt! Wir haben das Gewinde auf 22mm Länge gekürzt. So bestand keine Gefahr für die Außenhaut und der Bolzen griff noch komplett in das an der C-Säule verschweißte Gewinde.
Damit war die Gurtrolle fest verbaut.