Schlagwort-Archive: Hauptbremszylinder

Meister und Sklave IV

Nachdem nun die alten Hydraulikzylinder rausgerissen waren, war es Zeit für den Einbau der Neuen.
Da ich für den Umbau der „Betätigungsgabeln“ auch die neuen Zylinder zerlegen musste, habe ich direkt mal den Messschieber geschwungen und den Durchmesser der neuen Zylinder gemessen:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 24
Wie ich es schon vermutet habe, besitzt powertrackbrakes.co.uk auch keinen geheimen Vorrat an 18mm-Bremszylindern, sondern sie verticken einfach die weit verbreiteten 19mm (3/4″)-Zylinder.
Diese werden unter anderem im MGB sowie einigen MG Midgets und Austin-Healey Sprites verbaut. Einfache Regal-Massenware mit der Lockheed Ersatzteilnummer GMC 1007.
Bei der Bremse macht dieser Unterschied im Durchmesser kaum einen merkbaren Unterschied (5% mehr Volumen, wenn ich richtig gerechnet habe). Die MGB-Bremszylinder bauen nur ein wenig höher, was mehr Volumen im Reservoir gibt. Ansonsten sind sie identisch.
Mit dem Hauptbremszylinder gabs da dementsprechend auch keine Schwierigkeiten:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 27
Wesentlich problematischer war da schon der Ersatz des Kupplungsgeberzylinders.
Dadurch, dass der neue Zylinder nun 19 statt 18mm hatte, wuchs der zusätzliche Hubraum um 44%, was zur Folge gehabt hätte, dass ich den Pedalweg um 44% hätte verkürzen müssen. Das wäre knapp an unfahrbar gewesen:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 30
Durch den notwendigen Adapter kam weiterhin die Leitung weiter nach hinten:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 29
Leider so weit, dass sie an die Rückwand der Aussparung stieß und der Pedalbock sich nicht mehr verschrauben ließ.
Das gab natürlich ein langes Gesicht bei mir und ich telefonierte um Hilfe, wer mir eine neue Leitung bördeln könnte. Natürliche erreichte ich niemanden und hatte schon resigniert meine Sachen zusammen gepackt, als Mehl wieder vorbei kam und fragte, warum ich die Leitung nicht einfach biegen würde….
Wald, Bäume, alte Geschichte.
Da die alten Leitungen aus Kupfer und nicht aus Kunifer sind, ließen sie sich relativ schwer nur biegen. Mit dem Gummihammer und passenden „Rundungen“ um die wir sie gedrückt haben, ging es aber schlussendlich:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 31
Hier war auch die höhere Bauform der MGB-Zylinder problematisch, da die Leitung so dicht über den Deckel lief, dass man ihn nicht mehr auf bzw. ab schrauben konnte. Aber auch da half biegen. Die Leitung läuft jetzt in recht engen Radien. Da weiß ich nicht, ob es irgendwelche Auswirkungen auf den Durchmesser hat, aber das wird die Zeit zeigen. Dicht ist sie zum Glück noch.
Anschließend konnte entlüftet werden:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 32
Wir verwendeten dazu Mehl & Goofs Universal-Vakuum-Pumpe:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 33
Spitzen Gerät! Ich meine 10€ aus dem Praktiker… klare Empfehlung!
In dem oberen Bild seht ihr auch die milchig-gelbe Bremsflüssigkeit, die aus dem hinteren linken Bremszylinder kam. Ich weiß nicht, warum sie so aussieht. Eventuell ist sie nur aufgeschäumt durch Luft, die durch eine Schlauchverbindung der Pumpe eingedrungen ist. Wasser kann es eigentlich nicht sein, da ich sie ja erst vor wenigen Monaten komplett ausgetauscht habe.
So sehen die Zylinder nun montiert aus:
Bond Bug Kupplungs- und Bremszylinder Umbau 35
Wie ihr seht, habe ich die „Anschlagsschraube“ für das Kupplungspedal wesentlich tiefer rein gedreht, als es eigentlich nach den Berechnungen sein müsste. Es stellte sich nämlich bei den ersten Versuchen raus, dass die Kupplung mit dem um 44% verkürzten Weg nicht trennte. Erst bei obiger Einstellung konnte der 1. Gang knierschfrei eingelegt werden.
Die anschließende Probefahrt war von einem breiten Grinsen gekennzeichnet.
Die Bremsen sprechen sehr gut an und haben einen klaren Druckpunkt. Kein Vergleich zu dem „Schwamm“ vorher.
Auch die Kupplung ist nun ein wahres Vergnügen! Zwar muss ich mich erst an den gänzlich veränderten Schleifpunkt und Pedalweg gewöhnen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich dieser Umbau als sehr gute Lösung erweisen wird.
Nun macht der Bug wieder richtig Spaß!
Danke an alle Beteiligten!

Meister und Sklave 0,5

So, nachdem ich nun zwei Hauptbremszylinder geordert habe und den „Anschlagsumbau“ vor habe, will ich mal darlegen, wie ich zu dieser plötzlichen Erkenntnis komme.
Die Bremsen des Bugs waren schon seit der Zulassung eher schwammig. Da half auch der 7. Entlüftungsversuch nichts.
Die Kupplung war zu Anfang zwar völlig gefühllos, funktionierte aber zufriedenstellend.
Seit zwei Wochen ließ sich jedoch der 1. Gang im Stand nur noch mit Gewalt einlegen. Erst habe ich versucht, die Kupplung nach zu stellen, das half jedoch nur die ersten 4-5 Schaltvorgänge. danach war alles wieder beim alten.
Um da mal ein wenig professionellen Grund rein zu bekommen, bin ich bei Meister Koch (nicht verwandt/verschwägert) vorbei, um mit Sachverstand und entsprechendem Equipement der Sache Herr zu werden.
Vor seiner Werkstatt fiel mir erstmal auf, wie riesig so ein VW Käfer doch ist:
Bond Bug vs. Käfer
Kein Wunder, dass damit früher 8-köpfige Familien über den Brenner Genitalien gebrannt sind! Is ja reichlich Platz!
Um die Hydraulik einmal restlos zu entlüften, bemühten wir des Meisters treuen Helfer R2D2:
Bond Bug Hydraulik entlüften 8
Da der Meister häufig englische Patienten hat, fand sich in seinem Fundus auch ein passender Adapter-Deckel, um R2D2 an die Hauptzylinder anzuschließen:
Bond Bug Hydraulik entlüften 7
R2D2 hat dann Bremsflüssigkeit unter Druck gesetzt und über den Adapter ins System gedrückt.
Beim Kupplungszylinder führte das zu einem scharfen Strahl, welcher sich unterhalb des Schraubdeckel-Gewindes in den Innenraum ergoss. Das Ergebnis seht ihr schon oben im Foto: Bremsflüssigkeit überall. Lecker!
Ich hatte mich schon gewundert, warum es sonst immer leicht feucht um den Deckel war…
Damit war die Kupplung schon mal abgehakt.
Weiter ging es bei der Bremse. Da war der Zylinder wenigstens nicht Leck geschlagen, so dass ich nach und nach die Entlüfternippel abarbeiten konnte:
Bond Bug Hydraulik entlüften 10
Ergebnis der ganzen Sache war, dass nach 2-3 Bremsvorgängen das Pedal wieder labbrig wurde.
Diese Erkenntniss zusammen mit der Tatsache, dass gurgelnde Geräusche aus den Zylindern bei jeder Betätigung kommen führte zu der Diagnose, dass die Beide wohl Luft ziehen würden bzw. den Druck nicht halten können.

Meister und Sklave

Ich brauche mal wieder rasch eure Hilfe!
Es hat sich ergeben, dass beim Bug BEIDE Hauptzylinder defekt sind. Sowohl Kupplung, als auch Bremse.
Da muss ich mich um Ersatz kümmern.
Wie zu erwarten war, liegen die natürlich nicht beim Händler um die Ecke im Regal. Nachdem ich schon verschiedene englische Händler angeschrieben habe, kristallisiert sich folgendes heraus:
Hauptbremszylinder gibt es noch.
Kupplungsgeberzylindner sind aufgrund ihres winzigen Innenmaßes (16mm = 0.625″ ( 5⁄8″)) in dieser Bauform nicht mehr zu bekommen.
Da muss ich also mal wieder kreativ werden.
Manche Bug-Treiber verwenden Land Rover Serie 11&111 master cylinder. Allerdings muss man dann die Leitungen abändern/neu bördeln. Da habe ich wenig Lust zu. Andere verwenden für beide Anwendungen Kupplungsgeberzylinder des MGB (Teilenummer GMC1007). Die sehen sogar identisch aus. Jedoch sind es mal wieder die inneren Werte die Zählen. Nach meiner Recherche hat der Kolben des MGB-Kupplungszylinders nämlich einen Durchmesser von 3/4″, was um einiges größer ist, als der vom original Kupplungszylinder.
Durch eine Änderung des Kolbendurchmessers ändern sich auch alle anderen Parameter einer hydraulischen Anlage (Druckpunkt, Pedalweg, Betätigungsweg, etc.). Daher sollte man da schon 3-4 Gedanken aufwenden.
Natürlich ist das alles nicht auf meinem Mist gewachsen. Daher zitiere ich mal den exzellenten Car Builder Solutions catalogue, welcher neben ALLEN Bauteilen, welche man zum Bau seines Automobils benötigt, auch reichlich technische Hintergründe und Tipps&Tricks enthält (gibts auch als pdf-Download! Klare Empfehlung):

WHICH MASTER CYLINDER?
A common question is ‘What bore size master cylinders should I use? In theory, it is possible to determine the correct size of the master cylinder (piston diameter) by calculating pedal ratio, pedal travel and caliper piston diameters but it’s often easier to ‘suck it and see’ by choosing a .750″ master cylinder to begin with and working from there.
Many factors will determine the optimum master cylinder size such as weight of the vehicle, tyre diameter, brake pedal length, weight distribution and servo or non-servo assistance. Brake pedal ratio is often the easiest parameter to change. Increasing the pedal length is, in effect, increasing the lever- age but the pay-off is less fluid movement for a given pedal travel. If the pedal is 12″ long from the fulcrum to the foot pad and the cylinder push rod is 3 inches from the fulcrum then the pedal has a 3 to 1 ratio. Increasing the ratio to say 4 to 1 will give more leverage but with longer pedal travel. For a clutch the same rules apply to the release fork. A higher ratio will make the clutch action easier but there will be less travel of the release bearing. Determine the distance the release bearing has to travel to fully disengage the clutch (usually about 10mm) and work backwards from there. A release fork with 2 to 1 ratio will require 20mm travel of the slave cylinder.
Brake hydraulics is really all about fluid movement so, to give you an idea of the effect of changing master cylinder sizes, here’s a chart of how much fluid each size master cylinder moves with each 1cm travel of the push rod.
You can see that a 1″ cylinder will move 2 1⁄2 times more fluid than a .625″ cylinder. But the pedal will require 2 1⁄2 times more force to get the same braking performance. However, the pedal travel will be 2 1⁄2 times less. Of course, if you want to increase braking power without changing the pedal or cylinder you could just add a servo.

CYLINDER PISTON DIAMETER FLUID MOVED FOR 1cm OF PISTON TRAVEL
0.625″ ( 5⁄8″) 1.98 cc
0.750″ (3⁄4″) 2.85 cc
0.825″ (7/8″) 3.45 cc
1″ 5.06 cc

Der original Kupplungsgeberzylinder-Kolben hat 16mm = 0.625″ ( 5⁄8″) Durchmesser.
Das heißt der 16mm Kolben bewegt laut Tabelle 1,98 ccm Flüssigkeit.
Der Hauptbremszylinder-Kolben hat 18mm =0,708661417″ Durchmesser, liegt also zwischen 5/8″ und 3/4″.
Der größere 18mm Kolben bewegt dann laut meiner kruden Rechenweise 13% 26,5% mehr Volumen als der kleinere Kolben. Das sind dann 2,2374 ccm. Bedeutet also das sich das Pedal 26,5% schwerer treten lässt und 26,5% weniger Pedalweg nötig ist.
Der MGB Kupplungsgeberzylinder hat 19mm = 0.750″ (3⁄4″) Durchmesser.
Er bewegt damit 2.85 ccm, was 44% mehr Volumen/Kraft/weniger Pedalweg sind.
Richtig gerechnet? Irgendwie kommt mir das spanisch vor?! Ker, gut das ich das mit den Worten studiert habe….
Damit ist mir die Verwendung des MGB-Teils zu weit vom Original entfernt. Ich werde mal mein Glück mit zwei Bond Bug Hauptbremszylindern versuchen, sofern von euch jetzt nicht noch rapide Einwendungen kommen.

Nachtrag: Das Problem bei der Kupplung ist, dass sie keinen Anschlag hat, wie z.B. die Bremse. Mit mehr Flüssigkeit, die bewegt wird, drückt man auch das Ausrücklager tiefer/fester in die Kupplung, was sie innerhalb kürzester Zeit ruinieren kann… Nur damit ihr die Tragweite erkennt.

Auf eigenen Füßen

Für die abschließenden Arbeiten an Sir Edward musste er fahren können. Der nächste Schritt nach der Auspuffmontage war also, die sandgestrahlten und pulverbeschichteten Felgen mit den neuen Reifen zu montieren. Ich hatte mich ja, wie berichtet, für 145/80 R10er von Falken entschieden.
Der Pulverbeschichter hatte leider kurz zuvor einen ganzen Schwung Felgen gepulvert, so dass er erstmal wieder Aufträge sammeln wollte, eh er seine Maschine auf Felgensilber umrüsten würde. Keine Ahnung wie lange das gedauert hätte. Auf jeden Fall zu lange für meine momentane Ungeduld. Ich hab mich daher für ein Silber entschieden, dass er eh gerade in der Mache hatte. Sieht auch ganz gut aus:

Hier mal der Vergleich zum alten Ersatzrad:

Rechts die neue Felge, links das Ersatzrad. Man muss schon die beiden Felgen nebeneinander halten, um den unterschied zu sehen. Das neue Silber ist etwas „glitzeriger“ als die alte Lackierung.
Schön finde ich auch den Unterschied im Profil:

Links das neue Profil, rechts das Ersatzrad. Was 25 Jahre Entwicklung so alles bewirken…
Leider gab es auch einen Wehrmutstropfen. Zwei der alten Felgen hatten eine ganz ordentliche Unwucht:

Einmal waren 30g und einmal 32g Zinn notwendig, um sie zu einem anständigen Rundlauf zu überreden.
Das bedeutet leider, dass ich diese Felgen nur an der Hinterachse montieren kann. Für das Vorderrad ist es zu gefährlich, sollte eines der Gewichte sich mal verflüchtigen. Leider ist aber der Reifenverschleiß am Vorrad wesentlich größer als an der Hinterachse. Aus diesem Grund empfiehlt das Handbuch, die Reifen regelmäßig im Kreis zu tauschen.
Mal sehen, wie ich das löse. Vielleicht besorge ich bei Gelegenheit einfach ein paar neue Felgen. Keine Ahnung, was da passt. Mini vielleicht?
Sieht doch schon mal ganz gut aus:

Das der Wagen nun endlich in der Ebene stand, habe ich auch dazu genutzt, den Bremsflüssigkeitsstand, nach dem vorangegangenen Wechsel, nochmal genau zu checken.
Laut Handbuch soll der Füllstand 7/8″ = 22,4 mm unter der vorderen Kante des Deckels liegen:

Da fehlten ein paar Schluck.
Mit den neuen Rädern und der gecheckten Bremse, war nun alles bereit für die erste Stunde der Wahrheit:
Dem ersten Anlassen des Motors, nach so langer Zeit mit anschließender Probefahrt….

Ich hab gehört, ich soll hier ein Rohr verlegen?

Ein kleines unwichtiges Detail fehlte ja noch immer bei Sir Edward: funktionierende Bremsen.
Um die Bremstrommelabdeckplatte überarbeiten zu können, musste ich ja die Bridge-Pipe durchkneifen, da sie festgegammelt war. Auch die anderen Verschraubungen sahen nicht sehr vertrauenserweckend aus:

Daher hatte ich beim Korrosionsschutz-Depot auch alles bestellt, was ich zum nachfertigen der Leitungen benötigte:

Nur hatten sie leider kein „Know-how“ im Angebot. Und auch Profi-Werkzeug sollte sehr teuer sein.
as meinte ja mal, dass er einen Bekannten hätte, der sein Hazet-Bördelwerkzeug eventuell verleihen würde. Leider meinte der Bekannte (dessen Name ich leider schon wieder vergessen habe…) aber, dass es ihm persönlich zu gefährlich wäre, wenn jemand ohne Ahnung sich an Bremsleitungen wagen würde. Da bräuchte man schon Erfahrung zu. Daher wollte er sein Gerät nicht verleihen.
Im ersten Moment natürlich schade. Allerdings wurde die Nachricht im nächsten Moment wesentlich besser: Ich könnte aber gerne mit meinen Plünnen bei ihm vorbei kommen und die Leitungen mit ihm zusammen vor Ort bördeln…
YES! Know-How und Profi-Equipment gleichzeitig. So wünscht man sich das!
Da ich ja nun eh nen Haufen Kunifer-Rohr und Verschraubungen liegen hatte, stand auch direkt fest, dass alle Leitungen neu kommen würden. Also mussten erstmal noch die restlichen alten Leitungen raus.
Hinten rechts:

Hinten links:

Wirklich schwierig war nur die Verschraubung der nach hinten führenden Leitung im Motorraum. Da oben neben der Zündspule sitzt sie:

Da kam man weder von unten noch von oben mit nem Bremsleitungsschlüssel drauf. Einfach zu wenig Platz zum drehen. Erst mit einem schräg aufgesetztem Maulschlüssel ging die Verschraubung gaaanz langsam ab.
Die beiden Leitungen vom Hauptbremszylinder durch den Motorraum habe ich nicht ausgebaut und nachgefertigt. Die sehen aufgrund ihrer geschützten Einbauposition noch sehr gut aus.
So sahen dann die ausgebauten Leitungen auf dem Werkstattboden ausgelegt aus:

Rechts im Bild ist vorne, links hinten. Leider habe ich vergessen, die Leitungen zu vermessen, um es hier zu dokumentieren. Wird aber nachgeholt!
Mit den ausgebauten Originalen als Muster, dem Kunifer-Zeugs, Tobias und as habe ich mich dann auf den Weg zu dem Bekannten gemacht. Ich war besonders erfreut, als wir eine professionelle Autowerkstatt ansteuerten.
Nach einigem rätseln des Bekannten über die komischen englischen Bördel und damit einhergehendem Zittern meinerseits, ob die Hazet-Bördelmaschine die überhaupt kann, ging es ans Werk. Ich hab die Originale vermessen und neue Leitung abgeschnitten, as hat die Stücke entgratet, Tobias die passenden Überwurfschrauben/-Muttern aufgesteckt und der Bekannte hat gebördelt. Lief wie am Schnürchen. Danach habe ich mich noch ein wenig an einem Biegewerkzeug versucht, um die neuen Leitungen in Form zu bringen. Das führte dann beinah zum Desaster einer kaputten Leitung, da ich einfach zu doof dafür war („Naja, dann muss das Diff einfach wo anders hin…“) und ich brach die Biegeaktion ab. Die Kunifer-Leitungen sind so weich, dass man sie locker von Hand über den Daumen biegen kann (Achtung! Knick-Gefahr!). Das sieht dann zwar nicht so schön gleichmäßig aus, wie mit dem Werkzeug, aber dafür kann ich mit meinem Daumen umgehen. Mit dem arbeite ich schließlich schon, seit ich nuckeln kann.
Nach ca. einer Stunde waren wir fertig. Auf meine Frage hin, was ich für seine Hilfe bezahlen dürfte, meinte der Bekannte nur, dass das schon in Ordnung sei. Er wollte partout kein Geld haben. Mal wieder eines der tollen Erlebnisse bei Sir Edwards Restaurierung! Vielen Dank nochmals!! Ohne Sie wäre das bei weitem nicht so reibungslos gelaufen!
Leider war ich so konzentriert bei der Arbeit, dass ich weder davon, noch von der Werkstatt ein Foto gemacht habe, um hier wenigstens ein wenig zu werben. Vielleicht kann as ja noch ein paar Details zu der Werkstatt seines Bekannten (gerne mit Link) liefern, damit ich mich etwas revanchieren kann.
Eine gold-glänzende Pracht sind die neuen Leitungen:

Mit den neuen Leitungen habe ich auch neue Halterungsclips bestellt:

Wie schon mal angesprochen, hat Sir Edward hat im Original ja Doppel-Clips, um auf einem Halter Brems- und Benzinleitung zu fixieren:

Die neuen Clipse geben mir die Möglichkeit die dicke Benzinleitung an den Haltepunkten ebenfalls zu fixieren:

Sitzt sogar recht fest:

Mal sehen, was der TÜV sagt. Wenn die das nicht mögen, muss ich mir was neues überlegen.
Aber erstmal wird’s so gemacht und es war Zeit für den Einbau der Leitungen.
Vorne:

Hinten:

Längs unterm Wagen:

Zugegeben: Es sieht etwas eierig aus. Aber ich finds trotzdem sehr sexy!
Lecker, Lecker.
Natürlich habe ich auch gleich neue Bremsflüssigkeit eingefüllt. Ich habe ein wenig Angst, dass ich eventuell zu lange gebraucht habe und die Bremszylinder (welche ja nun recht lange ohne irgendwelche Bremsflüssigkeit waren) durch die Luftfeuchtigkeit Flugrost angesetzt haben. Das könnte unter Umständen die feinen Dichtlippen der Zylinder beschädigen, sowie zu schlechtem Bremsverhalten und der Notwendigkeit neuer Zylinder führen…. „ungerne….“
Naja, wird die Zeit zeigen. Ist jetzt eh zu spät.
Erstmal mussten die Kabel der Bremsflüssigkeits-Warnleuchte am Hauptbremszylinderreservoirdeckel ab:

Auch nen cooles Feature, wie ich finde. Im Deckel befindet nämlich sich ein Schwimmer, welcher, wenn der Bremsflüssigkeitsstand unter ein gewisses Limit sinkt, einen Kontakt schließt, welcher wiederum eine Leuchte im Armaturenbrett zum bedrohlichen glimmen bringt.
Der Blick in den Vorratsbehälter förderte dann die nächste Überraschung zutage:

Der Flüssigkeitsbehälter hat eine Trennwand. Das ist ein starkes Indiz für ein Zweikreisbremssystem. Der Blick unter den Behälter bestätigte diese Vermutung:

Hier finden sich auch zwei Abgänge in den Zylinder. Zweikreis-Bremsanlage. Jear!
Sollte also einer der Kreise (Hinterräder oder Vorderrad) undicht sein und Bremsflüssigkeit verlieren, so verhindert die Trennwand, dass der Vorratsbehälter gänzlich leer läuft und ich gar keine Bremsleistung mehr habe.
Im Vorratsbehälter fand sich etwas grauer Schmodder, den ich, so gut es ging mit einem Lappen aufgewischt habe. Keine Ahnung, was das war.
Zum entlüften verwendete ich die klassische Marmeladenglas-Technik:

Anleitungen hierzu gibts im Netz zu Hauf. Da muss ich glaube ich nix mehr zu schreiben. Als Bremsflüssigkeit verwendete ich handelsübliche DOT-4-Bremsflüssigkeit. DOT 5 auf Silikonbasis is Hexenwerk. DOT 5.1 bekommt man nicht zu zivilen Preisen und hat in meinen Augen keinen merklichen Vorteil (in einem Rialto). Angst wegen Unverträglichkeit habe ich keine. Die Radbremszylinder, alle Schläuche, der Hauptbremszylinder und die Leitungen sind ja (teilweise relativ) neu. Die sollten dann DOT 4 vertragen.
Das Bremspedal ist jetzt schön knall hart, wenn man ca. 1/3 seines Weges zurück legt. Ich bin auf die Testfahrt gespannt.

Nachtrag: Ich habe nun die alten Leitungen vermessen und ein bemaßtes Foto hier eingestellt.