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Arschbeißen 1.0

Seit gestern Abend versuche ich mich selbst in den Arsch zu beißen. Was für Außenstehende sicherlich lustig anzusehen ist, hat für mich hingegen einen ernsten Hintergrund: Bevor ich Lola eine neue Lackierung auf neuen Kotflügeln angedeihen lies, gab es am linken Kotflügel eine Stelle, an der der Lack bis aufs Blech abgeplatzt war. Der Grund hierfür war, dass einer der Vorbesitzer die Schaltstange so lang eingestellt hatte, das sie beim hochschalten immer hinten am Kotflügel anschlug. Das hatte ich damals auch registriert, aber nicht geändert, weil es für den Kotflügel eh schon zu spät war. Nun hat sich die Restaurierung ja über ein Jahr hingezogen und in dieser Zeit habe ich neben vielen anderen Dingen auch diese blöde Geschichte schlicht und einfach vergessen. Das Resultat ist jetzt eine saftige Macke im nagelneuen Lack bis runter aufs Blech…. Ich bin sooooo dumm!
Zur Selbstgeißelung habe ich heute morgen im Regen die Schaltstange kürzer eingestellt. Zu einer Proberunde bin ich aber noch nicht gekommen. Mal sehen, ob das Getriebe auch mit kürzeren Schaltwegen zufrieden ist.
Sobald ich wieder bei meinen Eltern bin, muss ich unbedingt dran denken, den RAL-3000-Lack-Topf einzupacken und die Macke überzutupfen, eh die braune Pest das knabbern anfängt. Ker, was ärgere ich mich…

Nachtrag: Bin gerade quer durch die Stadt gefahren und verlautbare: Das Getriebe arbeitet auch mit einem wesentlich verkürzten Schaltweg einwandfrei.

Rostschutz durch Pekinesenkotze

Um der braunen Pest Einhalt zu gebieten, habe ich die Falze der Schutzbleche mit Perma Film ausgefüllt. Perma Film ist eigentlich ein Korrosionsschutzmittel aus dem Schiffsbau und wird dort verwendet um Ballast-Seewassertanks vor Korrosion zu schützen (Zulassung des Germanischen Lloyds und des Det Norske Veritas für einen Inspektionsinterval von 2,5 Jahren). Was allerdings 2,5 Jahre lang aggresivem Salzwasser wiederstehen kann, dass kann als Unterbodenschutz bzw. Falzschutz ja auch nicht so ganz falsch sein. Perma Film gibts neben 200 Liter Fässern und 20 Liter Eimern mittlerweile auch in kleinen Gebinden (1 Liter-Topf) für den Hausgebrauch. Die wählbaren Farben sind: aluminum grau, aluminium ocker, transparent und schwarz. Wir haben uns für „transparent“ entschieden, da man so eher sehen kann, was da drunter vor sich geht („Unterrostung“ ist das Stichwort). Als Verarbeitungsweise stellt das Datenblatt streichen, rollen oder Airless-Spritzverfahren zur Auswahl. Da die Falze an den Schutzblechen sehr eng sind, kam pinseln und rollen nicht in Frage. Eine Airless-Spritzanlage habe ich aber auch nicht. Also, was tun?
Der findige Heimwerker baut sich sowas dann selber. Er geht in die nächste Apotheke und kauft dort eine Einwegspritze (mind. 20ml Fassungsvermögen) mit passender Kanüle. Fertig ist die „manualbetriebene Perma Film Spritzanlage für besonders kleine Hohlräume und kräftige Daumen„.
Für das Spritzverfahren empfiehlt das Datenblatt die Erwärmung auf 30-35°C. Ich hab dazu eine kleine Menge Perma Film in einen sauberen Joghurtbecher gegeben und diesen dann in einem heißen Wasserbad erhitzt. Siehe Bild:

Der Farbton von dem Zeug erinnert übrigens stark an Pekinesenkotze….Sobald es aber ausgehärtet ist, wird es annähernd klar mit einem leichten Hang zu Schnotten (Bitte nicht der Mukophagie fröhnen!).

Ich habe im späteren Verlauf festgestellt, dass es für die Auftragung per Spritze egal ist, ob man das Zeug erhitzt oder nicht. Es geht in beiden Fällen gleich leicht schwer durch die Kanüle. Später habe ich die Spritze einfach in den großen Pott gehalten zum aufziehen (Ohne Kanüle geht das einfacher…). Das Spart den Umweg und Verlust über den Becher. Die Verarbeitung selbst ist eine riesen Sauerei! Zieht euch vorher alte Sachen an, die ihr nachher direkt in die Kochwäsche geben könnt. Ich empfehle an dieser Stelle auch mal wieder wärmstens die Verwendung von Einmalhandschuhen. Am besten ist es auch, wenn ihr zum auftragen nach draußen geht. Ein Spritzer in der Werkstatt ist kaum zu vermeiden und blöd zu entfernen. Das Zeug klebt und schmiert wie Hulle.
Wenn ihr dann bereit seid und eure Spritze geladen ist, könnt ihr recht einfach die Kanüle in den „Kanal“ stecken, welcher sich durch das Umlegen der Kante gebildet hat. Dann einfach drücken bis erst der Arzt und dann das Perma Film kommt. Hier gilt mal wieder die Devise „Viel hilft viel“. Wenn ihr also den Hohlraum so gut es geht gefüllt habt, spritzt noch eine schöne Schicht auf die Falzkante, damit diese auch dort abdichten kann. Das sollte dann ungefähr so aussehen:

Wie gesagt: Riesen Sauerei. Wenn ihr dann fertig seit, stellt die Schutzbleche so hin, wie sie auch eingebaut werden („Buckel“ nach oben), so dass das Zeug mit Unterstützung der Schwerkraft auch in die kleinsten Ritzen krabbeln kann. Es empfiehlt sich eine Zeitung als Unterlage.

Mutter, der Mann mit dem Lack ist da

Freitag hat der Lackierer der Kaiserin ihre neuen Kleider gebracht. Das Rot ist RAL 3000 „Feuerrot“. Der Farbton entspricht nach meinem Eindruck zu 100% dem alten Rot, dass die Vorbesitzer meiner Lola aufgejaucht haben. Ne RAL-Farbe zu nehmen hat auch den Vorteil, dass man die bei jedem Lackierer und in jedem Baumarkt bekommt, wenn man mal was nachbessern muss. Die einzige echte Alternative wäre das originale Orange gewesen. Allerdings gefällt mir das nicht so gut, da es eher ins Fäkal-Orange geht und außerdem hätte ich dazu den ganzen Eimer lacken lassen müssen. Und eh ihr mir jetzt mit „Das is aber nicht original!“ kommt… es ist mir wurscht. Ich bezahls, mir muss es gefallen. Punkt.
So sehen der Tank, die Schutzbleche und das Heckblech jetzt aus:

Aufgrund eines Bildes in der StudiVZ-Gruppe „Simson Duo 4/1 – Ein Traum auf drei Rädern” entschied ich mich dafür, bei der Lackierung der Kotflügel mal etwas ausgefalleneres zu machen. Ich finde das Duo hat ein wenig 50er-Jahre-Charm. Zu den 50ern passen zwei-Farben-Lackierungen. Also warum nicht mal am Duo? Die Kotflügel bieten dafür sehr schöne Details, die man so sehr gut betonen kann:

Allerdings hatte ich gedacht, dass das Weiß „cremiger“ ist, zumal es auch RAL 9001 „Cremeweiß“ ist. Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und freue mich, dass Lolas knackige Hüften nun besonders betont werden. Ich kann es kaum erwarten, sie wieder einzukleiden. Vielleicht liegt es auch an ihrer derzeitigen Nacktheit, dass die Dame sich Motortechnisch momentan etwas ziert….obwohl…sie ist ein Ost-Mädchen… da müsste ihr FKK eigentlich im Blut liegen.

Heilig’s Blechle

Lolas Hintern hatte nach knapp 30 Jahren einige Falten und Runzeln bekommen. Die Kotflügel waren verbeult, hatten Rost und waren beide an den Endspitzen gerissen. Das Heckblech hatte eine große Delle, der Lack platzte großflächig ab und legte darunter eine dicke Spachtelschicht und Rost frei. Hinzu kam dann noch ein neues Schutzblech für das Rad hinten links, dass gerissen war. Außerdem waren die Vorbesitzer nicht ängstlich im Umgang mit dem Bohrer gewesen. So fanden sich im Heckblech insgesamt 14 überflüssige Löcher! So sah die Rückseite damals aus:
Rückseite
Ich hatte erst vor, die alten Bleche schweißen zu lassen, aber je mehr ich den alten Lack abschliff um so mehr Bausünden der Vorbesitzer fanden sich. Die rechte Sicke im Heckblech zum Beispiel bestand zum größten Teil aus Spachtelmasse. Nachdem ich dann mit verschiedenen Werkstätten gesprochen hatte, was mich schweißen, ausbeulen und lackieren kosten würde und dabei „so um die 400€“ als günstigstes Angebot rum kam, beschloss ich über den Winter ihr ein neues Blechkleid zu besorgen und das dann lackieren zu lassen. Erste Adresse war da der „Simson Duo Treffpunkt“ welcher auch unter dem Namen „Simson Duo Ltd.“ firmiert. Dort bekommt man eigentlich alle Teile fürs Duo. Das meiste sind NOS-Teile („New Old Stock„, ein Neuteil aus altem Lagerbestand). Allerdings sind die Preise auch entsprechend. Das Heckblech mit den beiden Kotflügeln hätte mich dann gelöste 250€ gekostet…. Also weiter zu ebay. Da tauchte auch nach einiger Zeit was passendes für mich auf. Eine abgebrochene Restaurierung war zu kaufen. Mit dabei waren:

  • zwei Kotflügel
  • die beiden Frontbleche
  • ein kompletter Rahmen mit Fahrgestellnummer (Duo 4/1)
  • Tank
  • zwei Schutzbleche für hinten
  • ein Schutzblech für vorne
  • der Schutzblechträger für vorne (mit Gewinde)
  • zwei Schwingen für die Hinterräder
  • eine Schwinge fürs Vorderrad
  • Lampenmaske des Frontscheinwerfers
  • zwei Versteifungsbleche für die Kotflügel
  • zwei alte Stoßdämpfer (Juchu….)
  • ein Handbremshebel
  • ein Schalthebel
  • etc.

Insgesamt waren es 25 Teile. Alle rostfrei, grundiert und in gutem Zustand. Für 151€ war das nen echtes Schnäppchen. Selbst wenn man noch die Kosten für den VW LT dazu rechnet, den ich mal wieder bei AAM gemietet habe, war es mehr als ok. Die einzigen Wermutstropfen, die ich in Kauf nehmen musste, waren, dass kein Heckblech dabei war und das die beiden Kotflügel an der hinteren, unteren Kante eingerissen waren. Das ist aber ein altes Duo-Kotflügel-Leiden. An dieser Stelle ist das Blech sehr dünn und in der Nähe ist das unterste Loch, mit dem das Heckblech an den Kotflügeln verschraubt wird. Das ist quasi schon als Sollbruchstelle konzipiert.

Das nun noch fehlende Heckblech habe ich dann bei Simson Duo Ltd. bestellt. 60 Euro im Katalog fand ich angemessen für ein neues Blech. Nach einem Anruf zur Bestellung, sollte ich dann 57 € incl. Versand überweisen. Klang auch nach einem fairen Deal. Allerdings folgte dann eine Odyssee, die mich mit einer sehr reservierten Meinung gegenüber diesem Laden zurück lässt. Es dauerte über einen Monat und sage und schreibe 4 Anrufe meinerseits, bis das Blech bei mir eintraf. Ausrede war anfangs, dass die Post das Blech nur als Sperrgut versenden würde und die da dann 30 € Porto für haben wollten. Ok, ärgerlich, aber nicht mein Problem. Sollen sie nen anderen Paketdienst nehmen oder die Teile nicht so günstig verkaufen…. Nachdem ich mich dann zweimal mit dieser Ausrede hab vertrösten lassen, hieß es dann „Paket ist gestern raus gegangen“. Ne Woche später hab ich wieder angerufen. Diesmal jemand anderes als Herrn Rücker am Telefon gehabt. Der sagte mir dann: „Öhh, vor ner Woche rausgegangen? Nee. Das ging erst gestern raus.“ „Aha. Danke.“. Zwei Tage später war es dann auch wirklich bei mir. Allerdings hatte es beim Transport zwei Eselsohren bekommen weil die Polsterung nicht dick genug war….Danke. Auch die Qualität des Blechs war recht ernüchternd. Die beiden vertikalen Sicken sind nicht vorhanden, die Ausschnitte für die Rücklichter sind grob reingeflext und es ist nur von einer Seite grundiert. Die nichtgrundierte Rückseite hatte auch schon Flugrost angesetzt. Außerdem ist der Biegeradius nur zu ca. 80% der der Kotflügel. Jetzt weiß ich auch, wie die auf 60 € Listenpreis kommen….*Grummel*
Die Risse in den Kotflügeln und das jeweils unterste Loch habe ich von einem Fachbetrieb autogen schweißen lassen, damit da einfürallemal Ruhe ist. 3 cm über dem alten Loch habe ich dann ein neues gebohrt. Da sollte nun nix mehr reißen. Hier ein paar Bilder vom Probeeinbau der grundierten Teile:

Bisher hat mich der Spaß 151€ für die Kotflügel, 25€ für den Transporter, 57€ fürs Heckblech und 20€ fürs schweißen gekostet. Macht insgesamt: 253€. Das halte ich bisher für einen guten Preis, wenn man bedenkt, dass ich dabei noch quasi „kostenlos“ 23 andere Duo-Blechteile bekommen habe. Mal sehen, wie hoch die Rechnung des Lackierers ausfällt.