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Sprühdosenskat

Ein schönes Winterprojekt wirft seine Schatten voraus. Damit es aber aus diesem Schatten herausrollen kann, wollte ich die alte Felgen aufarbeiten:

Kilometer und Bordsteine haben die Felgen kaum gesehen, aber der Decklack blätterte stellenweise ab und Flugrost war auch vorhanden. Es ging also primär um Kosmetik. Zwar ist der jüngste Reifen auf den Felgen schon über 20 Jahre alt, aber zumindest als „Standreifen“ müssen sie bis zum Projektabschluss noch dienen. Dementsprechend war Reifen abziehen, Felgen lackieren und alte Reifen wieder aufziehen keine Option. Solltet ihr auch mal in die Verlegenheit kommen, Felgen mit aufgezogenen Reifen lackieren zu müssen, so hilft euch vielleicht dieser Trick:
Nach dem Anschleifen lasst ihr die Luft aus dem Reifen und steckt zwischen Felgenhorn und Pneu rings um ein Kartenspiel:

Ohne Luft im Reifen lassen sich die glatten und stabilen Karten erstaunlich tief zwischen Metall und Gummi schieben.
Die Karten müssen sich leicht überlappen, damit sie nach dem umklappen und festkleben noch das gesamte Gummi abdecken:

Den Rest ringsum klebt ihr klassisch mit Zeitungspapier ab und könnt dann in aller Seelenruhe lackieren:

Natürlich eignet sich das Kartenspiel hinterher nur noch bedingt für hochpreisige Pokerpartien:

Allerdings bleibt das Reifengummi gänzlich von Sprühnebel verschont und die Felgen sehen wieder sehr ordentlich aus:

Koch Global Logistics

Der stationäre Handel liegt im sterben.

Ich mit meinen Sonderwünschen war da schon immer ein schwieriger Kunde, aber nachdem die beste Ehefrau von Allen neulich Stunden auf der erfolglosen Suche nach einer Kinderwinterjacke (Wer kauft so was auch schon im Januar?! Bei H&M offensichtlich niemand, denn die hatten ganze 3 Stück…) verbrachte, hat sie ihren hehren Vorsatz, den lokalen Einzelhandel nach Kräften zu unterstützen, verbittert und frustriert Jeff Bezos zugemailt.
Lange rede, kurzer Sinn:
Die Paketzustellungen nehmen bei uns eher zu, als ab.
Diametral hierzu verhält sich leider die Fitness der älteren Nachbarn, welche die Pakete für uns bisher freundlicherweise angenommen haben. Seitdem die Paketdienste dank Corona auch ohne Unterschrift zustellen, landen die Pakete eh in den seltensten Fällen bei den Nachbarn, sondern schlicht vor unserer Haustür/auf den Mülltonnen/in der Pumpenbank/auf dem Brennholz/auf der Terrasse/unterm Grill/sonst wo:

Paketbenachrichtigung

Nachdem also für die Zustellung in Abwesenheit faktisch keine Abstellgenehmigung mehr nötig ist, entfällt auch mein juristischer Einwand von vor 5 Jahren.
Damit ist der Weg für einen „Paketbriefkasten“ frei.
Kann man natürlich alles kaufen. Aber das wäre ja zu einfach.
Besser ist es, wenn der beste Nachbar aller Zeiten einen fragt, ob man Interesse an einer alten Stahl-Transportkiste hätte:

rostige Kiste

Fragt mich nicht, was die „Odenwald Faserplattenwerk GmbH“ da früher wertvolles drin hatte, aber die Kiste ist sehr massiv, hunds schwer und riesig in den Abmessungen.
Durch den Überwurfriegel kann man sie auch mit einem ordentlichen Schloss verriegeln. Alles interessant gefalzt und verschweißt.
Ideale Ausgangsbasis.
Leider stand die Kiste ein Jahr lang draußen, so dass sich insbesondere auf der Unterseite einiges an Rost bilden konnte:

rostige Unterseite

Da der Rost auch in die Falze gekrochen ist, habe ich die Kiste mal als Versuchsträger für eine Behandlung mit Owatrol-Öl genutzt:

Owatrol-Öl auf der Unterseite

Auch innen sitzt der Rost in den Ecken und Fugen:

Owatrol-Öl in den Falzen

Der Vorteil des Öls ist, dass man es in die Falze laufen lassen kann, wo es dauerhaft Luft und Feuchtigkeit verdrängt und einfach dauerelastisch aushärtet:

Rost in den Falzen

Bisher habe ich ja immer Fertan oder Zitronensäure zum entrosten verwendet. Beides ist aber bei Falzen nicht unproblematisch, da man hier nicht ordentlich nachspülen kann.
Da die Endlackierung, nach dem Hammerschlag-Desaster beim Planschrank, mit Brantho-Korrux 3-in-1 erfolgen sollte, ist es auch irrelevant, dass Owatrol sich nicht mit 2K-Lacken verträgt. Laut der, wie immer, exzelenten Beratung durch das Korrosionsschutzdepot harmonieren die Branth-Lacke vorzüglich mit dem Öl.
Einziger Nachteil des Öls ist die lange Trocknungszeit bei niedrigen Temperaturen. Bei 0°C dauert es 7 Tage, bis es vollständig ausgehärtet ist.
Ich habe versucht die Garage für 3 Tage wenigstens über 10°C zu halten. So härtet das Öl im Rost zu einer leicht matten Oberfläche aus.
Um die Kiste von allen Seiten ordentlich mit der Rolle lackieren zu können, habe ich sie an meinen Motorkran gehangen:

Kiste am Motorkran 2

Die Verarbeitung von Brantho Korrux 3-in-1 war wie immer problemlos.
Wie schon bei der Ölwanne geschrieben: Ich mag diese leichte Orangenhaut als Finish:

Kiste lackiert

Nur eine „schwarze“ (Antrazitgrau, RAL 7016) Kiste ist jetzt aber auch nicht wirklich schön.
Meine erste Idee war, eine historische Postkiste zu faken. Da ist man aber schnell bei der „Deutschen Reichspost“ und Assoziationen, welche ich gerne vermeiden möchte. Insbesondere, wenn es kein historisches Original ist.
Die Lösung ist nun eine historisierte Fake-Firma.
Von meinem Trauzeugen bekam ich einen geplotteten Schriftzug, aus dem ich die Buchstaben ausgelöst habe:

Folie aufgeklebt

Die überlappend aufgeklebten Folien habe ich dann abgeklebt und alles weiß auslackiert:

abgeklebt

Nachdem die Farbe 20 Minuten leicht angetrocknet war, habe ich die gesamte Folie wieder abgezogen:

Folie abziehen

So sieht sie nun fertig aus:

Beschriftung fertig

Klar, hätte man auch nur die geplotteten Buchstaben aufkleben können, aber das wäre nicht historisch. Ich finde geklebte Buchstaben erkennt man immer. Hier sieht man deutlich, dass es lackiert ist.

Noch ein dickes Schloss dazu und schon kann der Paketbote (m/w/d) ganz einfach und niedrigschwellig zustellen:
Kiste auf, Paket rein, offenes Schloss raus nehmen, Deckel zu, Schloss durch und zudrücken. Fertig.
Ich überlege jetzt noch, in den Kistenboden ein Loch zu bohren und sie mit einem angebohrten Pflasterstein darunter zu verbinden. Als Diebstahlschutz. Allerdings ist die Kiste so schwer und unhandlich, dass ich nicht glaube, dass sie jemand so einfach vom gut einsehbaren Hof schleppt.
Bisher sind die Rückmeldungen der Paketzusteller durchweg positiv.

Lackaffe

Einer der Punkte, der den Gerontengolf in unser Budget drückte war (neben dem Zahnriemen und den Reifen), dass er Rost am Radlauf hatte.
Das ist eine weit verbreitete Krankheit unter allen Golf V-Varianten.
Man erkennt es leicht an den Rostbläschen, die sich mittig oben um den Radlauf herum ziehen und in die Fläche des Kotflügels krabbeln.
Nimmt man die Radhausschale ab, bröselt einem reichlich Sand und Dreck entgegen:

Ausgangspunkt der Rostproblematik ist immer dieser Schaumstoffkeil im Kotflügel:

Da unser Golf in den letzten 14 Jahren lediglich 74.000 km gelaufen ist, war der Schaden noch überschaubar:

Normalerweise ist nach 14 Jahren nicht mehr viel Übrig von der Radlaufkante.
Um an dieser Stelle dauerhaft Ruhe zu haben, habe ich die Schleifscheibe geschwungen und alles was Bläschen geworfen hat blank gemacht. Danach gab es eine Runde Fertan:

Die Unter- und Innenseite des Radlaufs war kein Problem. Da kam einfach Brantho-Korrux 3in1 drauf. Das hält den Rost im Zaum.
Aber was mache ich mit dem sichtbaren Teil? Smartrepair? Das kostet deutlich zu viel.
Also selber lackieren. How hard can it be?!
Kompressor, Lackierpistole und notwendiges Zubehör habe ich natürlich nicht und werde ich auch sicher nicht extra für den Gerontengolf anschaffen.
Daher der Klassiker unter den Garagenreparaturen: Spraydose.
Das kann ja nur großartig werden!
Ausgangsbasis war dieses Video und dieser Forumseintrag.
Silikonentferner und Grundierung (leider nur dunkel) hatte ich noch, Silber-Metallic (VW LA7W) und passenden Klarlack habe ich von Ludwig-Lacke bezogen. Die Beispritzverdünnung („Spot Blender“) für den Übergang der Klarlacke kam von Chamäleon:

Den Radlauf habe ich dann von Hand mittels (Nass-)Schleifpapier in den Körnungen, 100, 400, 800, 1000 so lange geschliffen, bis der Übergang von Blech zu Lack nicht mehr fühlbar war:

Anschließend habe ich den Kotflügel abgeklebt und den verbliebenen Klarlack großflächig um die Schadstelle ebenfalls mit 1000er Nassschleifpapier angeschliffen:

Auf dem Boden habe ich einen nassen Bettbezug ausgebreitet, um die Staubentwicklung rings um die Arbeitsstelle wenigstens etwas einzudämmen.
Nun gab es den Füller/Haftgrund (natürlich vorher immer wieder mit Silikonentferner alles säubern):

Der Farbnebel neben dem Radlauf ließ sich mit nassem 1000er-Papier wieder gut entfernen:

Danach kamen drei Schichten Metallic-Lack, zwei Schichten Klarlack und in den Übergangsbereichen eine dünne Schicht Beispritzverdünnung.
Alles ganz strikt nach den Anleitungen im Video (s.o.).
Danach sah die Stelle ganz genauso aus, wie man sich eine Garagenlackierung mittels Spraydose vorstellt:

Auch aus der anderen Perspektive eher so mittel:

Nun gilt es die Füße still zu halten und dem Lack ein paar Tage zum aushärten zu geben.
Ich habe in der Zwischenzeit den (lediglich gesteckten) Schaumstoffkeil zusammen mit dem inneren Radlauf großzügig mit meinem Fett beaufschlagt und wieder montiert:

Das Zeug hält schon beim Combo den Gammel seit Jahren erfolgreich im Zaum.

Außerdem konnte ich mich um ein paar andere Problemstellen kümmern. Aber dazu mehr im nächsten Teil.

Das Krawatten-Eck II

Auch an der Krawatten-Front ging es weiter. Und zwar ganz unten. Ich habe die untere Hälfte des Tresens auf den Kopf gestellt, um die Unterseite zu lackieren. Erstens um den Boden zu schützen (der Tresen hat keine Füße) und zweitens, weil ich mal testen wollte, ob sich der von mir favorisierte Parkettlack auch mit der Schaumstoffrolle ausreichend schön verteilen lässt.
Also Schleifklotz raus und los:

Dabei bin ich direkt auf das nächste historische Relikt gestoßen:

Mein Barbarenfragment war also augenscheinlich mal Teil einer L-förmigen Verkaufslandschaft.
Drei Schichten später war die Bodenplatte ausreichend geschützt:

Fazit: Ja, der Parkettlack lässt sich auch mit der Schaumstoffrolle gut und schnell verteilen, allerdings verläuft er nicht so glatt wie mit dem Pinsel oder der Fell-Rolle. Es verbleibt eine ganz leicht strukturierte Oberfläche.

Für den sichtbaren Bereich bin ich daher wieder auf klassische Fusselrolle und Pinsel umgestiegen:

Natürlich habe ich vorher noch alles angeschliffen und auch am Zwischenschliff zwischen den einzelnen Lackschichten nicht gespart. Die Spuren der Jahre sind so unter einer glatten Oberfläche konserviert.

Bei dem Wasserschaden an den beiden Schiebetüren habe ich mich jedoch gegen eine Konservierung entschieden und habe sie deutlich schärfer abgeschliffen:

Leider habe ich nicht alle schwarzen Verfärbungen rausbekommen, sodass man den Wasserschaden bei genauer Betrachtung auch jetzt noch erkennt:

Oben drauf seht ihr auch schon die neue Arbeitsplatte, die ich besorgt habe. Hornbach lieferte massives Eichenleimholz in ordentlicher Stärke und Tiefe. Die Platte liegt auf dem Bild nur lose drauf und muss natürlich noch beschnitten werden. Eine Versiegelung hat sie (nach obligatem Zwischenschliff) trotzdem noch zusätzlich erhalten:

Früher nahm man dazu direkt Pinguine (sofern man sie nicht alle verheizt hatte), heute reichen auch eine Pinguin-Strumpfhose und etwas OSMO TopOil. Durch die geölte/gewachste Oberfläche lassen sich später Schadstellen in der Arbeitsplatte besser beheben, als wenn sie lackiert wäre.

Im nächsten Schritt habe ich mich den Schubladen zugewandt. Da sie natürlich alle in Handarbeit entstanden sind, passen sie auch nur sauber in die jeweils entsprechend angepasste Führung im Tresen. Damit da nix durcheinander kommt, hat der Schreiner damals alles penibel nummeriert:

Aber auch hier machen einem die Barbaren einen Strich durch die Rechnung, indem sie anscheinend die Schubladen des ganzen Ensembles durcheinander gewürfelt haben. So passen leider nur ca. 60% der Schubladen sauber in ihre entsprechenden Führungen.

Dementsprechend langsam geht es auch an dieser Stelle voran:

Beim nächsten Update sind hoffentlich alle Schubladen geschliffen, eingepasst und lackiert. Außerdem warte ich noch auf passende Seitenblenden aus Eiche, um auch die letzten stabilisierenden Spanplatten entfernen zu können. Ein historischer Schraubstock soll mir ebenfalls noch zulaufen.

Wanne, Öl

Da für die Überholung des Anlassers der Ölfilter raus musste, habe ich die Öllose Zeit genutzt und die rostige, versiffte Ölwanne demontiert: Rostige ÖlwanneDie Dichtfläche zeigt schon Spuren von Dichtmittel. Zum Glück hielten sich die Brösel am Ölsieb in Grenzen: Ölpumpe mit SiebIn der Ölwanne selbst fanden sich noch Reste der Exxon Valdez als gummiartige Klümbchen:BodensatzIch hoffe mal, dass die Ölkanäle im Motor durch das stete Frischöl der letzten Jahre mittlerweile frei gespült sind und sich nur noch Reste in der Ölwanne fanden.
Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit Motorreinigen gesammelt, die solche Verstopfungen lösen sollen?

Nach einer gründlichen Reinigung habe ich die Ölwanne mittels Schleiffliessscheibe und (an engen Stellen) Dremel blank gemacht:Bereit für FertanDas hat gut funktioniert indem ich sie umgedreht auf einer großen OSB-Platte fest gespaxt habe.
Im Anschluss gab es eine gründliche Behandlung mit Fertan. Bisher hatte ich Fertan noch nie benutzt. Die gut kontrollierbare Ölwanne halte ich da für ein geeignetes Testobjekt.
Abgewaschen präsentierte sich die Ölwanne so:Fertan behandeltZum Abschluss gab es drei Lagen Brantho Korrux 3-in-1:Fertig lackiertDamit hatte ich damals schon den Tank vom Rialto behandelt und das hat gut funktioniert. Allerdings gibt die Farbe mit dem Pinsel keine schöne Oberfläche. Ich habe stattdessen eine kleine Schaumstoffrolle verwendet. Das ergibt eine feine „Orangenhaut“, die ich an technischen Teilen ganz hübsch finde.