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Tag 2 : Hohberg – Béziers

Tag 2 : Hohberg – Béziers 916 km

Anmerkung: Das Bild oben ist ein Link zu dem interaktiven GPS-Track unserer Reise, den Tobias aufgezeichnet hat. Da könnt ihr auf ein paar Meter genau verfolgen, wo wir uns überall rumgetrieben haben.

Tag zwei hatte direkt unsere längste Tagesetappe parat. Nach unruhiger Nacht erwachten wir in Hohberg. Man hatte uns verraten, dass es ab 6:30 Uhr noch ein kostenloses Frühstück geben würde. Das griffen wir als gute Lipper natürlich ab. Im Morgengrauen rollten wir dann um 7:20 Uhr mit vollen Mägen aber leeren Tanks vom Hof gen Frankreich:
Tag 2 : Hohberg – Béziers
Unser Ziel war es, den Preisunterschied zwischen D und F auszunutzen, und erst hinter der Grenze zu tanken. Wie aber bei all unseren bisherigen Plänen war auch dieser „ambitious but rubbish“.
Nach ca. 130 km, kurz hinter Mulhouse, meldete Antje per Funk, dass Cobra IIs Motor stottern würde und Sekunden später rollte sie auf dem Standstreifen aus. Nach kurzer Diagnose packten wir Opas Abschleppseil aus und schleppten mit Cobra I Cobra II zur nächsten Abfahrt:
Tag 2 : Hohberg – Béziers
Dort stellten wir sie ab und suchten mit Cobra I eine Tankstelle. Kaum hatten wir die Tanke gefunden, sprang Cobra II mysteriöser Weise auch wieder an und fuhr problemlos bis zur Zapfsäule. Da es allerdings Sonntags war, gab es nur die Möglichkeit des „sedelns“ mit einer Kreditkarte. Natürlich nahm der Automat Tobias VISA-Karte nicht, weil sie keinen „Chip“ besaß….
Ein ausgesprochen freundlicher Franzose ließ uns aber zum Glück über seine Kreditkarte tanken und wir gaben ihm dann das Bargeld:
Tag 2 : Hohberg – Béziers
Komisch war auch, dass Cobra IIs Tank nicht komplett leer gewesen zu sein schien. Zumindest passten nicht so viele Liter rein, wie das Handbuch an Fassungsvermögen propagandierte. Komisch. Zum Abschied wünschte der Franzose uns „Gottes Beistand“ für unsere Reise. Was ein Ohmen…
Nachdem der Schrecken dieser dämlichen Panne verdaut war, machten wir uns wieder auf den Weg. Da wir reichlich Kilometer vor uns hatten, aber entgegen vieler anderer Teams keine Mautstrecken benutzen wollten, sahen wir kurz darauf zum letzten Mal für Tage ein anderes Rallye-Fahrzeug.
Es folgten nun endlos lange Stunden der Kilometer-runter-reißerei. Als die Dunkelheit herein brach, wollte Tobias Cobra II nachtanken. Damit uns nicht nochmal der Sprit ausgeht, hatten wir bei der Panne auch den Diesel-Kanister von Antjes Vater voll gemacht. Diesen Sprit wollte Tobias nun in Cobra II umfüllen. Da der Kanister aber 33l fasste, gestalte sich das Gießen als sehr kompliziert. Selbst meine spontan als Trichter geopferte Wasserflasche brachte nicht den erhofften Erfolg. Nun schlug die Stunde der von Tobias gekauften Siphon-Pumpe:
Tag 2 : Hohberg – Béziers
Sie funktionierte zwar, aber ihre Förderleistung war eher bescheiden. Nach ca. 5l und fast einer geschlagenen Stunde gaben wir auf und Tobias betankte Cobra II an einer Tankstelle.
Antje hatte in der Zwischenzeit den leuchtenden Jesus fotografiert, der die ganze Zeit über unserer Aktion gewacht hatte:
Tag 2 : Hohberg – Béziers
Der weitere Ritt durch die Nacht verlief ereignislos. Es reihte sich Kilometer an Kilometer.
Erst als wir den Parc National des Cévennes erreichten, wurde es nochmal spannend, als erst dichter Schneeregen und oberhalb von 1000m auch Schneetreiben einsetzte.
Als wir später mal wieder einen Fahrerwechsel durchführten (alle 4 Stunden wurde getauscht), konnten wir auf dem Parkplatz diese wunderschön angeleuchtete Eisenbahnbrücke bewundern:

Nach 15 Stunden Fahrt erreichten wir schlussendlich unser Hotel in Béziers. Wir waren völlig erschöpft und wollten nur noch ins Bett.
Leider funktionierte aber das Code-System am Eingangstor nicht richtig. Zumindest reagierte es nicht auf Tobias Buchungscode. Wir machten uns also in der Dunkelheit auf die Suche nach einem alternativen Eingang. Dabei scheuten wir auch nicht davor zurück, uns durch das Unterholz neben dem Hotel zu schlagen. Antje stürzte hierbei in einen Entwässerungsgraben. Zum Glück war er trocken.
Nachdem wir so keinen anderen Eingang gefunden hatten, kehrten wir zum Tor zurück, um es noch einmal zu probieren. Während Tobias zum X-ten mal seinen Code von der Buchungsbestätigung eingab, lehnte ich mich entmutigt und resigniert gegen das Tor, welches, wie im Film, unter meinem Gewicht einfach auf sprang. Das hätten wir also auch einfacher haben können…
Ab Mitternacht schliefen wir alle gut und tief.

Der Kochsche Wüstenschlitten

Viele der anderen Teams kamen im Laufe der Rallye auf uns zu und fragten ungläubig, was wir mit den Eiern angestellt hätten, dass wir selbst da durch den Tiefsand gekommen sind, wo einige der Allradler stecken blieben. Die halb ernsten Vermutungen gingen bis zu einem Umbau auf Allrad, heimlichen 4×4 Begleitfahrzeugen, die uns rausgezogen hätten oder einer Betankung mit Raketen-Sprit…. Fakt war auf jeden Fall, dass wir bis zum Ende der Rallye nur ein einziges Mal auf der „Einsandeliste“ auftauchten:
Einsandeliste
Und da war noch nicht mal Sand dran Schuld!
Tobias fungierte mit Cobra II zu diesem Zeitpunkt als Führungsfahrzeug und hatte einen Beduinenführer an Bord, der ihm und allen Anderen anzeigen sollte, wo der Strand befahrbar ist und wo nicht (Für Europäer sieht das einfach alles nach „Sand“ aus.). Als er ein Algenfeld erreichte, welches sich quer zum Strand hin zog, machte der Führer keine Anstalten den Untergrund näher zu betrachten oder Fahranweisungen zu geben, wie er das schon viele Male zuvor gemacht hatte. Dementsprechend fuhr Tobias nur mit mäßiger Geschwindigkeit über die Algen und steckte nach ca. 3 Metern bis zu den Achsen im stinkenden Grünzeug fest.
Also weder Sand noch unser Fehler (Ich, als zweites Fahrzeug, kam hinter ihm problemlos mit Vollgas durch)! Nur um das mal klargestellt zu haben….
Lange Rede kurzer Sinn: Es wird Zeit das Geheimnis unseres Erfolges zu lüften!

Das Geheimnis war eine Mischung aus Speed, Zufall und meiner Faulheit.
Die beiden letzten Dinge mündeten in einen nahezu perfekten Unterfahrschutz für unsere Eier!
Falls später nochmal jemand mit einem Mazda 121 DB durch die Wüste will, gibts daher hier eine lose Bauanleitung für den „Kochschen Wüstenschlitten“:
Wie ihr euch vielleicht erinnert, hatte Antje zwei 1qm-Stahlplatten organisiert. Wir hatten aber leider niemanden gefunden, der sie uns unter die Autos schraubt. Also musste ich (unterstützt von Tobias und unserem Vater) da mal wieder selbst ran. Die Schablone hatte ich ja schon aus Pappe gebastelt und musste sie nur noch auf das Blech übertragen:
Kochscher Wüstenschlitten
Für die Haltelaschen hatte ich mir überlegt, dass wir sie nicht schweißen (weil es niemand von uns kann), sondern einfach aus dem vollen Material biegen. Dementsprechend wurden die Papp-Distanzstücke in Grundschul-Manier „abgerollt“ und umzeichnet:
Kochscher Wüstenschlitten
Nun flink die Flex geschwungen und ausgeschnitten (Ja, ich weiß, dass da der Funkenschutz fehlt. Ich finde das auch nicht gut und habe versucht, ein ernstes Wort mit dem zuständigen Minister für Materialbeschaffung zu reden. Der hat das aber mit einem, von Jahrhunderten der Weisheit gespeisten, „Aaaccchhhh…“ abgetan.):
Kochscher Wüstenschlitten
So sah das Blech dann im Rohbau aus:
Kochscher Wüstenschlitten
Eigentlich war es noch ein ganzes Stück zu lang, so dass es vorne über das Ei hinaus stand, aber ich war (glücklicherweise) zu faul, dort auch noch einmal vorher zu ziehen.
Anschließend wurden Feinmechanikerwerkzeuge ausgepackt, um die Haltelaschen umzulegen. Kante 1:
Kochscher Wüstenschlitten
Kante 2:
Kochscher Wüstenschlitten
Fertige hintere Laschen:
Kochscher Wüstenschlitten
Erfreulicherweise fanden sich unter den Eiern genügend dicke Schrauben, so dass wir für die Bleche lediglich jeweils ein neues Loch bohren mussten. Hinten links hängt das Blech an einem der Bolzen, der die Getriebetraverse hält. Hinten rechts haben wir mittig ein Loch in dieses Versteifungsblech gebohrt:
Kochscher Wüstenschlitten
Die Rückseite ist so recht gut zugänglich, wenn man das Blech mal für Reparaturarbeiten abnehmen muss.
Nachdem das Blech nun hinten fest war, mussten wir noch vorne die Haltelaschen basteln. Als erstes fiel uns aber auf, dass bei beiden Eiern zwei kleine Metall-Stege an der Getriebetraverse im Weg waren und sich das Blech so nicht an der Karosserie anlegen ließ:
Kochscher Wüstenschlitten
Nach kurzer Beratung leuchtete niemandem von uns ein Sinn dieser Stege ein und sie wurden kurzerhand abgeflext:
Kochscher Wüstenschlitten
Wir mussten an diese Stelle auch so nah wie möglich ran, da der linke „äußere“ Bolzen der Getriebe-Traverse auch hier als Aufhängungspunkt dienen sollte.
Der Dremel mit Trennscheibe schnitt dann eine Lasche mit Langloch aus dem Blech. Das Langloch ist vorne auf beiden Seiten notwendig, da man die Laschen am Auto zurecht biegen muss und so nie genau vorhersagen kann, wo das Loch für den Bolzen später sein wird:
Kochscher Wüstenschlitten
Um die Laschen möglichst genau an die Form der Haltepunkte anzugleichen, hat sich ein alter Schraubenzieher und ein Körner als Meißel sehr verdient gemacht! Vorne links sah es montiert dann so aus:
Kochscher Wüstenschlitten

Kochscher Wüstenschlitten
Mittlerweile war es Nacht geworden, aber da es nur noch zwei Tage bis zur Abfahrt waren, musste weiter gearbeitet werden:
Kochscher Wüstenschlitten
Vorne rechts diente die Verschraubung des Querstabilisators uns als Aufhängungspunkt:
Kochscher Wüstenschlitten
Damit beendeten wir unser Tagewerk. Am nächsten Morgen war es zwar wieder hell, aber dafür herrschte schöner Novemberregen, so dass wir, mal wieder, ein provisorisches Werkstattzelt aufbauen mussten:
Kochscher Wüstenschlitten
So sahen die beiden vorderen Laschen bei Tageslicht aus:
Kochscher Wüstenschlitten
Da die Bleche ja dank meiner Faulheit vorne über standen, mussten wir sie noch vorne hoch biegen. Dazu diente wieder Feinmechanikerwerkzeug:
Kochscher Wüstenschlitten
Bei Version 1.1 von Cobra I, welche wir danach anfertigten, habe ich noch die Spitzen Ecken des hoch gebogenen Teils abgeschnitten. Das reduziert das Verletzungsrisiko bei der Handhabung.
Fertig montiert sah der Wüstenschlitten bei Cobra II dann so aus:
Kochscher Wüstenschlitten
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten, war, wie perfekt unsere Konstruktion funktionierten sollte!
Bei Fahrten durch Tiefsand ist das große Problem weniger der fehlende Allradantrieb, als die mangelnde Bodenfreiheit!
Sobald zerklüftete Unterbodenstrukturen, wie z.B. Achsen, Motor-/Getriebeträger, Ölwannen, Stabilisatoren, Querträger oder Benzintanks den Sand berühren fungieren sie wie ein Schneepflug, was einen unglaublich abbremst, bis man fest steckt. Viele andere Teams hatten zwar in Daklah Stahlplatten unter ihre Ölwannen montieren lassen, um sie gegen Steinschläge zu schützen, aber ihre Unterboden waren immer noch sehr zerklüftet.
Bei den Eiern wollte der Zufall es so, dass unsere Unterfahrschutze nahezu alle vorstehenden Teile abdeckten und eine ebene Fläche bildeten. Hinter unseren Platten ging der ebene Unterboden weiter und auch der Tank schließt beim Mazda 121 DB bündig mit dem Unterboden ab.
Unsere Boliden waren von unten also nahezu glatt, was die Bremswirkung des Sandes sehr verminderte. Das ich die vorderen Kanten des Bleches nicht abgeschnitten, sondern hoch gebogen hatte, war ebenfalls von großem Vorteil. Die normalen nahezu geraden Platten der Anderen fungierten häufig als Schaufel, wenn die Wagen in den Sand eintauchten und brachten einen zusätzlichen Bremseffekt. Unsere hoch gebogene Front hingegen, brachte uns einen Kufen-Effekt, welcher die Fahrzeuge auf den Sand hob und ihm keine Möglichkeit zum abbremsen gab. Es waren also echte Schlitten, die wir da konstruiert hatten.
Und genauso funktionierten sie dann auch in der Wüste!
Sobald unsere winzigen 13-Zoll Reifen in eine der tiefen Geländewagen-Spuren einsanken, lag unser Unterboden auf und wir rutschten meterweit über den Sand, bis die Räder wieder etwas festeren Untergrund zu fassen bekamen und uns weiter zerren konnten.
Das, in Verbindung mit dem sehr guten PS-pro-KG-Verhältnis und dem Umstand, dass wir immer mit ca. 80 km/h (Spitze war einmal bei mir 110 km/h, die 4×4 beschränkten sich häufig auf ca. 50 km/h) durch die Wüste unterwegs waren, führte dazu, dass uns keines der Tiefsandfelder aufhalten konnte.
Ich sage euch: Ein riesen Spaß!

Das unsere Konstruktion überraschenderweise nahezu perfekt war, zeigte auch unsere finale Inspektion in Gambia. Natürlich ließen Tobias und ich es uns nicht nehmen, eine der Schlitten abzubauen und ihn nach 7500 km hartem Einsatz zu inspizieren.
Das ist die Oberseite Richtung Motor:
Kochscher Wüstenschlitten
Und hier die Unterseite:
Kochscher Wüstenschlitten
Die größte Verformung fand sich hinten rechts:
Kochscher Wüstenschlitten
Dadurch, dass der Schlitten häufig das gesamte Gewicht des Vorderwagens tragen musste, hat er sich hier ein wenig platt gedrückt. Die Aufhängung selbst war aber weder eingerissen, noch sonst wie strukturell geschwächt. Bei Version 1.2 würde ich die Lasche dort nicht 12 cm hoch machen, sondern nur 8 cm. Das dürfte das Problem beheben.
Weiterhin fanden sich noch zwei, von der Oberseite her kommende, Beulen:
Kochscher Wüstenschlitten
Die Ursache hierfür waren die beiden serienmäßigen „Nasen“ neben der Getriebeöl-Ablassschraube:
Kochscher Wüstenschlitten
Sie hatten sich ebenfalls durch das Fahrzeuggewicht dort eingedrückt. Die Beulen waren aber ungefährlich und ich würde wohl nichts an dieser Stelle ändern.
Eine weitere Verbesserung für Version 1.2 hätte ich aber noch:
Ich würde auch die hintere Kante des Schlittens hoch biegen, damit er nicht beim rückwärts fahren als Schaufel fungiert oder sich an Steinen verhakt. Das ist eine durchaus realistische Gefahr, welche wir vorher einfach nicht gesehen haben.
Ansonsten wüsste ich nichts, dass es noch zu verbessern gäbe.
Die Dinger waren großartig und ich bin sehr stolz auf sie!

Abschied aus Osnabrück

So, dann will ich endlich mal mit der Aufarbeitung meines Papier-Rallye-Tagebuchs anfangen!
Da das Tagebuch sehr persönliche Eindrücke enthält und nur meinen äußerst subjektiven Eindruck von unserem Abenteuer beschreibt, habe ich beschlossen die Artikel parallel im Volltext in meinem privaten Blog und unserem offiziellen Road to Banjul-Blog zu veröffentlichen. So ist allen hoffentlich geholfen.

Es geht los mit unserem Abschied aus Osnabrück. Herr Fehrmann hatte noch einen Pressetermin organisiert, bei dem unsere beiden Boliden für die Neue Osnabrücker Zeitung abgelichtet wurden:
Abschied aus Osnabrück
Leider erschien der Artikel, als wir schon unterwegs waren. Ich konnte ihn daher noch nicht lesen. Mal sehen, ob ich da noch irgendwie dran komme.
Anschließend machten wir noch unsere eigenen Abschiedsfotos auf einer nahen Wiese:
Abschied aus Osnabrück

Abschied aus Osnabrück

Abschied aus Osnabrück
Danach setzten wir Antje bei ihrer WG ab und fuhren weiter zu mir um die letzten Sachen zu packen. Nach ca. einer Stunde rief Antje an, dass wir ihre Sachen abholen könnten. Sie selbst würde in einigen Tagen mit dem Zug nachkommen.
Auf dem Weg nach Hause konnten wir erstmals mit beiden Eiern im Synchronflug über die Autobahn ziehen. Schon nen cooles Gefühl!
Tobias hatte Tage vorher noch schnell ein Lidl-Angebot wahrgenommen und kleine CB-Handfunken gekauft, die auch hier zum ersten Mal zeigen konnten, was sie drauf haben. Die Dinger waren im Nachhinein Gold wert und haben sich auf unserer Reise sehr bezahlt gemacht! Die beschränkte Reichweite war nie ein Problem. Selbst als wir durch die Serpentinen des Atlasgebirges gehuscht sind, waren wir nur selten außerhalb ihrer Reichweite.
Zuhause angekommen quartierten wir uns für die nächsten Tage ein und setzten uns zusammen um zu überlegen, was noch zu erledigen sei:

  • Unterfahrschutze bauen
  • Nahrungsmittel einkaufen
  • packen

An sich ne kurze Liste. Sie sollte es aber trotzdem in sich haben!

Fieses Foul

Meine Beifahrerin Marlen unterbreitete mir gerade, dass ihr eine junge Frau die Vorfahrt genommen hat und das unser Rallye-Golf nun nur noch 2500€ Abwrackprämie Wert ist. Technischer (und natürlich auch wirtschaftlicher [wobei es, wenn man es genau nimmt, ja eigentlich nur letzteren gibt]) Totalschaden.
Sie ist ihr schön im 90°-Winkel ungebremst mittig in die Seite gedonnert. Hat die Beifahrertür samt Schweller/A-Säule/Aufhängung vorne rechts 20-30 cm nach innen verlegt….
Das wars dann.

Natürlich steht der Plan mit Afrika immer noch. Allerdings müssen wir uns nun ein neues Fahrzeug suchen.
Es würde sich ja anbieten, auch einen Mazda 121 wie Tobias zu nehmen. Dann könnte man sich mit den Ersatzteilen abstimmen und unglaublich nichtssagend finde ich den ja auch…. Mal sehen was Marlen von dem Plan hält. Blöd ist auch, dass wir nun 500€+ für ein Auto mit einrechnen müssen, in unsere Kosten. Vorher hatten wir das Auto ja für lau. Kacke!

Naja, ärgern nützt nix. Wenigstens ist Marlen nix ernstes passiert und die Andere ist Schuld.
Ich guck mal, ob ich die Tage noch ein paar Bilder vom Golf machen kann um euch am Leid teilhaben zu lassen.

Alternativen

Wie schon angekündigt, wollte ich ja noch ein paar Worte zu möglichen, alternativen Rallyboliden zum Golf verlieren. Wie gesagt, gibt es eigentlich nur zwei mögliche Entscheidungsrichtungen: Entweder eine Karre mit Style, oder eine von der man Europas Straßen befreien will. Die „Style-Kategorie“ ist dabei entscheidungstechnisch wesentlich einfacher, als die „Verklappungs-Kategorie“. Zumindest haben Tobias und ich das festgestellt. Damit ein Auto verklappungswert ist, müsste es eigentlich hässlich sein. Hässliche Autos haben aber auch wieder Charm, gerade weil sie so hässlich sind. Fahrzeuge diesen Typs stechen auch aus der gesichtslosen Masse heraus. Zwar im negativen Sinne, aber sie tun es…. das was aber wirklich verurteilenswert ist, sind diese gesichtslosen Furzkisten. Die, an denen man vorrüber geht, ohne dass sie besondere Emotionen an einem auslösen. Das sind echte Designverbrechen! An hässlichen Autos können sich wenigstens noch die Geister scheiden. Also konzentrieren wir uns zum verklappen auf die Fraktion: Klein, praktisch, knuffig, mit „Kevin an Bord“-Aufkleber….

Kandidat Nr. 1: Daihatsu Move

Egal welche Generation von diesem….“Fahrzeug“…, sie sind alle gruselig. Alleine die Konstruktion eines 3-Zylinders übt etwas Reiz auf mich aus. Ansonsten nur trauriges Kopfschütteln über die armen Existenzen, die in solch einer Kiste die Polster vollfurzen müssen. Nebenbei gesagt: Der Daihatsu Move gilt als einer der Besten unter den Microvans. Dies stolz zu behaupten, ist etwa so, als wenn man sagt: „Oh, ich habe Syphilis. Das ist eine der Besten unter den Geschlechtskrankheiten!“… Ich hätte jetzt noch einen aufschlussreichen Testbericht über die Möhre im Angebot. Allerdings will ich den hier nicht verlinken, weil er von der Auto-BILD stammt. Vier große Buchstaben verlinke ich in meinem Blog aber grundsätzlich nicht. Soll jeder bei Interesse selbst suchen. „Interesse“…hahahaha

Kandidat Nr. 2: Kia Pride (1. Generation)

Was ein lieblos zusammengeschustertes Auto! Wenn der Namenszug und Hersteller schon nur auflackiert ist, weiß man schon gleich, was ambach ist. „Du Takeshi, soll da nen Chrom-Schriftzug drauf?“ „Nee, lass ma. Das lohnt nicht…..“ Da wäre ich mir als Benzin einfach zu schade zu, um da drin zu verbrennen. Erst den guten Stoff teuer kaufen und dann in so ner Kiste verfeuern. Sowas sollte im Hinblick auf die schwindenden Resourcen verboten werden! Auf der Fahrerseite befindet sich übrigens nen Schlitz in den man den Euro stecken kann um diesen Einkaufswagen von der Kette loszueisen. Die Delle in der Tür gibts auch garatiert serienmäßig dazu. Um bloß jede aufkeimende Sympathie im Keim zu ersticken. In diesem Sinne: Ab nach Afrika.

Kandidat Nr. 3: Fiat Multipla (1. Generation)

Bei uns in der Familie nur „Fiat Multiple Sklerose“ genannt (Obwohl die Krankheit alles andere als witzig ist!). Den hat der Sohn des Italieners doch wieder im Vino-Rausch gemalt, oder? Und als er dann fertig war mit zusammenfricken, haben sie bemerkt: „Huch! Der hat ja vorne garkeine Leuchten und kein Firmenlogo. Naja, egal.“ Avanti die Schrotflinte mit 6 Scheinwerfern, dem Fiat-Logo und zwei Blinkern geladen, *BAAM*, abgedrückt und schon saßen sie alle schön an ihrem Platz. Hübsch fand ers, der Italiener…. Ich mag es ja schon, wenn Dinge konsequent „anders“ sind… aber bitte, bitte folgt dabei auch irgendeinem Konzept! Wer solche Autos baut, lässt auch Alliierte im Stich! Basta.

Kandidat Nr. 4: Mazda 121 (2. Generation)

Das wohl beste Verklappungsauto kommt von Mazda. Ich stelle die kühne Behauptung auf, dass der 121 von dem selben Menschen designt wurde, der auch diese Alltagsgegenstände entworfen hat:

Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu verläugnen! Das Einwurfloch kam etwas größer nach oben, die Rundung wurde vorne und hinten etwas geknautscht, vier Rollen dran, vier Löcher in die Seiten sägen, fertig ist das Auto. Der Wagen hat aber einen großen Vorteil für die Wüste: Das riesige Schiebedach. Einfach während des Sandsturmes einfach offen lassen und nach ca. ner halben Stunde sitzt man bis zur Brust im Sandkasten und muss sich die Misere von Innenraum nicht mehr ansehen.  Auch der Afrikaner freut sich über das luftige Dach. Kann er doch so auch sein Kamel (seine Frau), seine Ziegen (seine Töchter) und seinen Esel (sein Esel) transportieren. Außerdem gibts für die Kiste auch wichtiges Rallyzubehör. Ich hab ihn (den 121, nicht den Afrikaner…) vor einiger Zeit mit zwei Spoilern gesehen. Auf dem Kofferraum und auf der hinteren Dachkante. Erhöht die Traktion im oblatendünnen Grenzbereich garantiert um 600%. Ich hab noch die grobe Hoffnung, dass ich Tobi soweit bearbeitet bekomme, dass er ein zweites Team bildet und Europa von einer dieser Kisten befreit. Ansonsten muss ich übernächstes Jahr wieder ran.

So, dass waren die Kisten, die mir spontan einfielen. Wenn ihr noch nen Vorschlag für die Verklappungsliste habt, hinterlasst einfach einen Kommentar. Vielleicht bekommen wir ja noch nen Schiff voll und dann gibts Mengenrabatt.