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Nur mit frischem Gummi

Letztes Wochenende stand das Fahrwerk von Tobias Volvo 740 auf dem Plan. Nach 22 Jahren war das einfach fertig und gierte nach neuen Gummis und Gelenken. Teil I hatten die Beiden schon ohne mich vor einigen Wochen erledigt und auch bei Teil II war ich eher Zaungast.
Als ich dazu kam, hatten die Beiden schon prähistorische Saurierknochen unter dem Alten raus gezerrt:
Volvo 740 GL Fahrwerksgummis 2
Außerdem hatten sie auch schon einige Buchsen mit unserer aufgerüsteten hydraulischen Presse aus- und eingepresst:
Volvo 740 GL Fahrwerksgummis 3
Tobias hat einen neuen 20t-Wagenheber für die Presse spendiert, nachdem der alte 5t-Heber schon das eine oder andere Mal an seine Grenzen stieß.
Der neue Heber hingegen zergnurpselt alles! Auf dem Bild oben im Vordergrund, seht ihr ein paar Pressstücke, die er während der Arbeiten zerknüllt hat. Was der nicht gepresst bekommt, hält bis zum jüngsten Gericht.
Dementsprechend ging das auspressen auch wie geschmiert (sofern man erstmal passende Pressstücke gefunden hat):
Volvo 740 GL Fahrwerksgummis 7
Das im Bild zu sehende Bänsel ist übrigens aus arbeitssicherheitstechnischer Sicht vorgeschrieben. Wir mussten leider feststellen, dass der Druck der Presse Metallteile in exzellente Geschosse verwandelt…
Einige der Gummi-Buchsen bedurften auch ein wenig Vorarbeit mit dem Bohrer um ihre Haftung aufzugeben:
Volvo 740 GL Fahrwerksgummis 8
Richtig Zeit gefressen hat neben der Pressstücksuche die Anpassung der OEM-Teile, welche Tobias besorgt hatte. Es ist unglaublich, wie schlecht die Passform der Teile war!
Nur unter Einsatz einer Feile (mit der früher russische Panzer im Nahkampf aufgerubbelt wurden) und reichlich Muskelschmalz konnten wir das Teil anpassen:
Volvo 740 GL Fahrwerksgummis 4
Hier seht ihr gut, wie wir die Löcher verschieben mussten, damit es überhaupt passt:
Volvo 740 GL Fahrwerksgummis 5
Das da knapp 40€ zwischen dem und dem original Volvo-Teil liegen hat schon seinen Grund. Wer auch immer der Hersteller ist: Was ein Eierladen!
Allerdings lief auch bei uns nicht alles rund. Tobias hatte es leider versäumt, vorher das Haynes-Manual zu konsultieren. Dementsprechend liefen einige der Arbeiten in der falschen Reihenfolge ab bzw. ohne Beachtung der Anzugsmomente/-reihenfolge bzw. es fehlten Teile, die in einem Aufwasch hätten mit gemacht werden können. Irgendwann hatten wir uns dann in eine Sackgasse gewurschtelt, in der nix mehr passte. Das war schon sehr ärgerlich und drückte dementsprechend auf die Stimmung. Montag morgens um halb 2 habe ich dann gekniffen und mich ins Bett verzogen (Ich war fies erkältet… da ist man als Mann etwas fragiler!). Vaddern und Tobias haben dann noch eine Stunde weiter gewullacht und ihn doch wieder zusammen bekommen.
Nicht wirklich optimal. Da muss wohl nochmal nen Seminar zur Arbeitsorganisation besucht werden…. 😉

Presswurst

Nach der verzweifelten Suche nach einer Werkstatt mit Presse für Sir Edwards Kingpin hat meine Familie mal wieder Nägel mit Köpfen gemacht und kurzerhand ne eigene Presse gebaut.
Die Verwendung des Billigwagenhebers wurde direkt verworfen und Opa sponserte einen alten 5t-Heber aus seinem Keller.
Der Rest war mehr oder minder easy. Vier M12-Gewindestangen samt Muttern und zwei 8mm-Stahl-L-Eisen sowie ein extra gehärteter 12er-Bohrer.

Das L-Eisen hat den Vorteil, dass es wesentlich stabiler, als eine einfache Platte ist. Außerdem kann man so, die Presse einfach in den Schraubstock spannen und hat einen festen Stand, wenn man sie nicht auf den „Gewindestangen-Füßen“ stehen haben will. Hier direkt im Einsatz:

Der Wagenheber steht lose auf dem unteren L-Eisen. So kann man seine Position ändern oder ihn sogar ganz entfernen, um einen Anderen zu verwenden, bzw. ein Auto mit ihm aufzubocken.
Wir mussten aber schon Lehrgeld zahlen. Die L-Eisen sind mit 50 cm zu lang bzw. mit 8mm nicht stark genug, um der vollen Kraft des Wagenhebers zu widerstehen. Hier mal mit der Wasserwaage an der linken Seite veranschaulicht:

Hier im Detail:

*Ups*
Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass er so viel Kraft hat bzw. dass die Gewindestangen vorher nachgeben.
Wir werden nun das verbogene Stück raus schneiden und die Eisen halbieren. Das ist dann immer noch breit genug für fast jedes Bauteil und wesentlich stabiler. Der krumme Teil kommt eventuell umgedreht auf den oberen Teil drauf, um diesen zu verstärken. Mal sehen, obs dann hält.

“Sag Aaaaa…-Frame.” V

Gestern war ich nochmal los, um endlich den Achsschenkelbolzen (Kingpin) ausgepresst zu bekommen. Mein erster Versuch, eine fähige und/oder willige Werkstatt zu finden, war ja kläglich gescheitert.
Meine erste Anlaufstelle war die Empfehlung meiner Freundin. „Auto Mobil Osnabrück“ heißt der Laden:

Ich fühlte mich gleich gut aufgehoben, da ich in der hinteren Halle einen Opel Kapitän P 2,6 erspähte:

„Wer solch ein Fahrzeug in Behandlung hat, der hat auch ne Presse“, sagte ich mir. Ich sollte recht behalten. Die beiden älteren Herren, die die Werkstatt betreiben, beäugten Sir Edwards Achsschenkel amüsiert und äußerten, dass sie so eine Konstruktion ja schon seit den 70ern nicht mehr gesehen hätten. „Eine alte Presse müssten wir noch haben. Steht hinten im Lager.“ Zwei Minuten später räumten sie Altölfässer weg und es kam eine riesige 20t-Presse zum Vorschein, mit der sicherlich schon Lager der Junkers Ju 87 ein- und ausgepresst wurden. Nach kurzem experimentieren bezüglich der Auflagefläche und dem Auspressdorn (Sie verwendeten nachher einfach einen alten Bolzen) konnte es losgehen. Dorn/Bolzen fährt aus, trifft auf Achsschenkelbolzen, die Pumpe baut Druck auf, baut mehr Druck auf, baut noch mehr Druck auf, ich vernehme ein leises ächzendes Geräusch (leider aus Richtung der Pumpe), ich bekomme etwas Bedenken und suche Schutz hinter einem der Mechaniker („Feigling“, ich weiß.), dann meinte einer der Beiden: „Ohhh, das wird so nix! Wir kommen ans Limit! Lass mal aufhören.“ (Erinnerte mich stark an: „Röhrich, ich würd das lassen!„)
Da war ich ja erstmal ziemlich enttäuscht. Der Kingpin hatte sich keinen Millimeter bewegt und die Presse schien gescheitert. Dann meinte der Andere: „Lass mal umdrehen und von der anderen Seite probieren.“ Also Achsschenkel umgedreht und auf andere Seite gepresst. Da rührte sich auch nix. Zwischendurch haben sie sich drei mal bei mir rückversichert, dass da kein Splint mehr drin ist, kein Segering und das das Dingen nicht konisch oder sowas ist. Ich war mir nachher schon selbst nicht mehr sicher.
Von der anderen Seite aus gings dann wieder ans Limit, bis sein Kollege wieder meinte: „Du, dass wird auch so nix.“ In dem Moment gab es einen lauten Knall.
Obwohl ich ihn erwartet habe, hab ich mich echt erschrocken.
Da hatte sich der Bolzen dann gelöst und ließ sich danach ganz easy rausschieben aus den Nadellagern.
Was ein Bastard! Ich hätte nicht gedacht, dass es eines kleinen Buckelwals bedarf, um ihn da raus zu locken.
Auch die beiden Werkstattmeister waren erstaunt, über die Kraft, die nötig war.
Auf jeden Fall war ich froh, dass die Teile nun auseinander waren und der Achsschenkel unbeschädigt. Als es ums bezahlen ging, meinte der Skeptiker: „Och, gib nen paar Euros. Machen wir die Sache nicht größer als sie war.“ Ich hab ihnen nen 5er da gelassen. Schöne Sache!
Auto Mobil Osnabrück ist also eine klare Empfehlung! Sehr nett, günstig, mit Sachverstand und Studenten bekommen 10% Rabatt (Hab ich auf der alten Rechnung meiner Freundin gesehen).
Außerdem halten wir fürs Protokoll fest, dass meine Freundin, wie immer, Recht hatte.

So sah der Kingpin ungereinigt aus:

Man kann auf diesem Foto ganz gut erkennen, wo die Lager gesessen haben. Da sind einige Laufspuren/Standspuren sichtbar und fühlbar.
Und so sah der Achsschenkel aus:

25 Jahre Dreck und ausgehärtetes Fett. Die „Feuchtigkeit“ kommt lediglich vom WD40 in das ich die ganze Schose eingelegt hatte.
Hier ein Blick in die Aufnahme des Kingpins im A-Frame:

Ganz schön schartig, wie ich finde. Dort saß er auch so bombenfest.
Hier die drei Bauteile endlich separat:


Auf dieser Detailaufnahme kann man die abgewetzte Kante am Kingpin erkenne, an der Nut, durch die normalerweise der Haltestift läuft. Ich glaube, die ist beim auspressen entstanden. Allerdings bin ich mir nicht sicher, woran er so gehakt hat. Außerdem kann man am rechten Ende nochmal die Spuren der Lager sehen.
Der Achsschenkel selbst hat leider auch zwei Laufspuren der Lager:

Die linke ist nur sichtbar, aber nicht fühlbar. Die rechte (am Gewinde) hat ein kleine „Grube“, die auch fühlbar ist. Ich halte ihn aber für wiederverwendbar. Mal sehen, ob ich da mit etwas Politur nachhelfen kann.
Hier noch ein Bild vom grob gereinigten Achsschenkel:

Man kann dort gut die Bronzeplatten erkennen, die den Abschluss der Nadellager bilden und an denen der A-Frame bei jeder Lenkbewegung reibt. Mal sehen, wie ich die raus bekomme. Ich glaube, das Lager sitzt in den Bronzeplatten und wird dann von innen in den Achsschenkel gesteckt. Wenn ich also von draußen mit einer passenden Nuss und nem Hammer auf das Lager prügel, solle es samt Platte nach innen raus wandern. Mal sehen…
Und hier noch ein abschließendes Bild vom Kingpin im Achsschenkel, um euch das Prinzip des ganzen nochmal zu zeigen:

Der Kingpin steckt fest in der Aufnahme des A-Frames und wird dort gegen vertikale Bewegung durch den Splint gesichert. Oben und Unten sitzen im Achsschenkel Bronzelager, an denen das Ganze reiben kann. Darüber befinden sich Nadellager, in denen sich der Kingpin dreht. Die Schmiernippel sitzen hinter den Nadellagern. Das dort reingepresste Fett füllt die Lager und wandert dann weiter am Kingpin runter, durch die Fettaschen der Bronzelager in das innere des Achsschenkels. Wenn man allerdings nicht aufpasst, drückt das Fett weiter in das innere der Bremstrommel und schmiert die Bremsbeläge gleich mit (Daher vorne immer mit abgebauter Bremstrommel schmieren und überschüssiges Fett abputzen!!). Einfaches Prinzip. Allerdings sehr verschleißfreudig. Besonders bei mangelnder Schmierung. Bei Sir Edward waren der Kingpin und die Lager aufgrund der geringen Laufleistung an sich noch in Ordnung. Es gab kein merkliches Spiel. Es war lediglich die lange Standzeit und der Rost, die ihren Tribut gefordert haben.
Jetzt kann es endlich ans aufbereiten und wieder zusammen bauen gehen.