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mangelnde Verzögerungswerte

Was man so beim aufräumen der SD-Karte so findet…
Hatte ich doch glatt vergessen euch zu berichten:
Der Rialto hatte den Winter über angefangen zu hinken. Hinten rechts saß der Radbremszylinder fest. Anfangs reichte ein kräftiger Tritt aufs Bremspedal um ihn zu lösen, im Frühling führte das aber nur noch zum blockieren des Rades. Also einmal neu bitte.
Am Anfang gilt es zu prüfen, welchen Radbremszylinder man braucht. Im laufe der Produktionszeit gab es zwei verschiedene Varianten. Die frühe Variante stammt (im Original) von Girling die späte von Lockheed.
Am einfachsten kann man die Zylinder über ihre Befestigungen und Kolben auseinander halten.
Die Girling-Zylinder haben nur einen Kolben und werden durch zwei „hufeisenförmige“ Federbleche gehalten, die man sehen kann, wenn man die Gummimanschette auf der Rückseite der Bremstrommel anhebt.
Die Lockheed-Bremsen haben zwei Kolben und werden mit einem einzelnen runden Federblech gehalten.
Mein 1984er Reliant Rialto 2 GLS hat noch die frühen Girling Bremsen.
Folgende Teilenummern sind hier zielführend:
APEC BCY1442
BRAKE ENGINEERING WC1703BE
BRAKE ENGINEERING WC4926
DELPHI LW33049
LPR 4926
QUINTON HAZELL BWC3263
RELIANT GWC1110
ROVER SML001110EVA
VAUXHALL 06397977
VAUXHALL 6397977
ROVER 6397977
GWC1110
Motaquip: VWC281
TRW Lucas: BWC190
Trupart: CL005
Unipart: GWC1956
Veco: VQ070

Der Kolben hat folgendes Maß: 11/16″ (17.5mm)

Verbaut wurde der Hase z.B. in folgenden Fahrzeugen:
Triumph Spitfire 1500 ab 1976 (ab Fahrgestellnummern FH80001 und FM40001), GT6 MKIII, Toledo 1970-1977
sowie
Morris ITAL 1980-1984, MARINA II Station Wagon 1975-1980, MARINA III 1978-1980
Ich habe sie allerdings am günstigsten über die Opel/Vauxhall-Nummer gefunden. Fragt mich nicht, welches Fahrzeug da dahinter steckt.
Hat man das passende Ersatzteil liegen, kann’s an den Austausch gehen.
Erster Halt ist der Vorratsbehälter des Hauptbremszylinders:
Anschlüsse Hauptbremszylinder
Da muss man vorsichtig die Kontakte des Füllstandmessers abziehen und den Deckel gegen ein Stück Frischhaltefolie samt Gummiband tauschen:
Folie über Hauptbremszylinder
Die Folie verhindert (da keine Luft nach strömen kann), dass das ganze Reservoir leer lauft, wenn man die Leitung am Radbremszylinder abschraubt.
Nun geht’s an der Bremstrommel weiter. Dort muss man dann Bremsnachsteller ganz zurück drehen, um die Trommel abnehmen zu können:
Bremsnachsteller zurückdrehen
Nun kann die Trommel runter. Ich empfehle dringen ein Foto von der Anordnung der Federn und der sonstigen Bremsmechanik zu machen:
Übersicht Bremsmechanik
Danach kommen die Bremsschuhe samt Federn runter und man kann die Bremsleitung(en) abschrauben:
Alter Radbremszylinder freigelegt
Ich habe den abgeschraubten Leitungen noch kleine Verhüterli verpasst, damit keine Dreckbröselchen ihren Weg in den Kreislauf finden:
Unter der Manschette
Nun kann auch die Staubmanschette runter und man kommt an die Haltebleche. Diese sitzen wie zwei gegenläufige „U“s  in einer Nut des Radbremszylinders:
Alte Haltebleche
schwieriger als die Radbremszylinder selbst, sind die Staubmanschetten zu bekommen. Daher hier mal ein Detailfoto der Beschriftung:
Beschriftung Manschette
Ich entziffere es als:
AVON OW1578O-4
64271084
GIRLING
„Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge“.
Größte Hürde ist dabei die korrekte Montage der Haltebleche. Die kleinen Bastarde gehen A: schwer richtig übereinander und B: leicht schief übereinander. Da sollte man zweimal genau nach gucken, ob die kleinen Beulen in die Aussparungen greifen:
Neue HalteblecheDanach noch entlüften und die Chance nutzen, um die Bremsflüssigkeit auszutauschen.
Nun brems der Rialto wieder schön gleichmäßig. Nur an den veränderten Druckpunkt muss ich mich erstmal gewöhnen.

Inkontinente Verzögerung III

Nachdem ich bei der Kupplungshydraulik nun eben so weit war wie zuvor, habe ich mich der Hydraulik der Bremsen zugewandt. Da herrschte ja noch immer Inkontinenz. Verwandte Themen, Synergieeffekte, Customer care supply facility management und so weiter….
Auf jeden Fall gabs vorne zwei neue Radbremszylinder.
Da diese eh aus England kamen und der Verkäufer auch neue Bremsschläuche für gerade mal ca. 10€ pro Stück im Angebot hatte, wurden die gleich mit gewechselt.
Dabei besteht vorne die Schwierigkeit, dass man den Verteiler, an dem der Schlauch befestigt ist, gegen seitliches verdrehen abstützen muss:
Bond Bug Bremsenrevision 20
Ansonsten besteht die Gefahr, dass man die Bremsleitung ab knickt.
Der Einbau lief dann aber reibungslos:
Bond Bug Bremsenrevision 21
Allerdings sind die neuen Schläuche ein Stückchen kürzer als die Originale. In momentan komplett ausgefedertem Zustand und vollem Lenkeinschlag nach links ist da kaum noch Spielraum. Ich behalte das kritisch im Auge, allerdings dürfte sich die Lage in eingefedertem Zustand wesentlich entspannen.
An der Hinterachse war die Sache mit dem Schlauch ziemlich nervtötend. Da einer der Vorbesitzer gemeint hat, das Chassis samt Bremsleitungen in schwarzem Lack tauchen zu müssen, ließ sich die Überwurfmutter der starren Bremsleitung nicht mehr vom Schlauch abschrauben. Versuchte man nun den Schlauch selbst zu schrauben, so verdrehte er sich wie eine Boa im Todeskampf. Es blieb mir am Ende nix anderes übrig, ihn zu zerschneiden:
Bond Bug Bremsenrevision 28
Auch hier ist der Schlauch etwas kürzer als das Original:
Bond Bug Bremsenrevision 30
Allerdings ist der Bug momentan auch hinten ausgefedert.
Einem Bond Bug hinten neue Bremszylinder zu verpassen ist übrigens eine echte Geduldsprobe.
Irgend so ein ….“Ingenieur“…. meinte nämlich bei den hinteren Zylindern nicht einfache Schrauben zur Befestigung nehmen zu können (so wie vorne), sondern mit einer Blechfeder arbeiten zu müssen, welche man unter Spannung in eine Nut fädeln muss. Ein Trauerspiel. Wir haben da bestimmt eine Dreiviertelstunde dranne rum gewürgt.
Das war auch einer der Gründe warum ich, entgegen meines zuvor gefassten Entschlusses, den Zylinder auf der Beifahrerseite nicht mit gewechselt habe. Bei näherer Betrachtung sah der nämlich noch nagelneu aus. Kein rostiges Fleckchen dran, keine Feuchtigkeit unter den Manschetten. Da spare ich mir lieber die Arbeit und wechsele ihn, wenn es soweit ist.
Letzte bremsentechnsicher Baustelle vorm entlüften sind dann noch die Bremsbeläge für vorne:
Bond Bug Bremsenrevision 29
Die haben zwar noch reichlich Fleisch drauf, sind aber total verölt, durch die Bremsflüssigkeit, die in der Trommel stand. Da muss also Ersatz her. Ich habe die Hoffnung, dass es Standard-Mini-Teile sind und ich sie kurzerhand bei Meister Koch (nicht verwandt oder verschwägert) beim Garagendonnerstag kaufen kann. Ich nehme sie heute Abend mal mit hin und hoffe, dass er vorbei schaut.
Die vordere Bremstrommel habe ich vorsorglich schon mal gereinigt:
Bond Bug Bremsenrevision 33

Inkontinente Verzögerung II

Leider hatte ich am Wochenende nur ganz kurz Zeit für den Bug.
Sie reichte lediglich dazu, ihn seines hinteren rechten Rades zu berauben:
Bond Bug Hinterrad Bremse rechts 60
um
auch dort mal nach den Bremszylindern zu schauen.
Ihr seht an dem Tropfen auf dem Boden, das auch dieser seine beste Zeit hinter sich hat:
Bond Bug Hinterrad Bremse rechts 61
Wenn die Bremsflüssigkeit schon hinter der Staubkappe lauert, dauert es nicht lange, bis sie auch dort vorbei krabbelt.
Die Teileliste für eine Bestellung in England wird länger und länger….
In der Zwischenzeit bekommt der Bug auch ein pulverbeschichtetes Vorderrad und zwei neue Reifen. Wenn ich das nämlich richtig sah, dann sind die entweder von 1989 oder von 1999….beides wenig berauschend. Einen Neueen gabs ja schon. Bei nur drei Rädern zählt jedes 😉

Inkontinente Verzögerung

Um die Wartezeit auf den neuen Sicherungskasten zu überbrücken, hab ich mich mal unter den Bug begeben.
Ich hatte den ja noch nie von unten betrachtet.
Mein erster kritischer Blick galt natürlich den Benzinleitungen.
Wie zu erwarten war, fand sich da auch wieder grauenhaftes:
Benzinleitung Bond Bug
Das Verbindungsstück zur Benzinpumpe ist ohne Schlauchschellen nur gesteckt und der Schlauch zerlegt sich schon in seine Bestandteile. Dringender Handlungsbedarf!
Leider sieht man auch deutlich, dass die vollverzinkten Rahmen erst mit der „Rialto“-Serie bei Relinat Einzug erhalten haben. Es findet sich reichlich Rost. Nix gravierendes, aber alles gut angerostet. Da muss ich also auch mal mit ner Schruppscheibe tätig werden und danach Bratho-Korrux 3-in-1 streichen.
Leider ist auch (wie bei Sir Edward) der Halterahmen vom Kühler durchgegammelt:
PC260576
Nicht akut, aber in absehbarer Zeit auch fällig.
Eigentliches Ziel meiner Expedition war es allerdings, dass Leck im Bremssystem zu finden.
Der Hauptbremszylinder ist leer und das Bremspedal fühlt sich eher nach Gaspedal an…
Ziemlich schnell rückten die vorderen Radbremszylinder ins Visier des Fahnders. Der Lack auf der Rückseite der Bremstrommel-Abdeckplatte hatte die Konsistenz von Gummi, warf Falten und ließ sich einfach abziehen. Klares Anzeichen von ausgelaufener Bremsflüssigkeit.
Also habe ich den Bug auf Achsständer gesetzt und die Bretter unter dem Vorderrad entfernt:
PC260574
Bisschen mulmiges Gefühl, wenn die Kiste auf lediglich noch einem Balken über einem schwebt, aber die Arbeitsposition ist natürlich vormidabel.
Kaum hatte ich die Bremstrommel runter und die Gummikappe des einen Radbremszylinders angelupft, quaddelte mir die Brühe auch schon entgegen:
PC260577
Das ist so nicht original! Einfache Diagnose.
Leider ist der Andere auch nicht 100% trocken unter seiner Manschette:
PC260578
Natürlich hab ich aber nur einen Ersatz-Bremszylinder hier liegen. Doof.
Egal. Auseinander muss die Chose eh.
Also die Bremsbeläge runter genommen und ein schnelles Erinnerungsfoto der Federn-Anordnung gemacht:
PC260586
Die Beläge werde ich in Bremsenreiniger einlegen. Mal sehen, ob das den öligen Film entfernt. Ansonsten müssen die auch neu.
Als nächstes mussten die Bremsleitungen vom defekten Zylinder ab.
Da graute es mir ja schon etwas vor. Bei Sir Edward endete das damals desaströs.
Das Glück war mir allerdings hold und beide Verschraubungen lösten sich mit moderatem Kraftaufwand:
PC260587
Als ich kurze Zeit später den Radbremszylinder draußen hatte, hab ich ihn mal interessehalber zerlegt:
PC260588
Sieht schon fies vergammelt aus.
Gänzlich zerlegt und gereinigt, sieht er jedoch garnicht mal so übel aus:
PC260592
Der Zylinder und der Bereich hinter dem Dichtgummi am Kolben weisen keine Rostfraß-Spuren auf. Wahrscheinlich hat nur das Gummi seine abdichtende Fähigkeit verloren.
Das ganz kommt jetzt in ein beschriftetes Tütchen und in den Fundus. Wer weiß, wann man den nochmal braucht.
Ich hätte natürlich auch schon direkt nen neuen Bremszylinder eingebaut, wenn ich die Ersatzteile nicht in Osnabrück vergessen hätte….

Nachtragend – Radbremszylinder vorne & Zündkerzengesicht

Ich bin euch ja noch ein paar Sachen schuldig geblieben.
Einmal gibts hier noch ein Foto von der Packung der neuen, vorderen Radbremszylinder zwecks Ersatzteilbeschaffung:

Die Beschriftung sagt:
Brake engeneering
wheel cylinders
WC4923
Ford
Eine kurze Google Recherche führte dann diese Vergleichstabelle von Quinton Hazell zutage. Dort steht, dass WC4923 mit BWC3260 identisch ist. Dies wiederum ist ebenfalls laut Google der Radbremszylinder vorne links vom Ford Escort MK I („Hundeknochen“). Sehr schön! Wieder ein Rätsel gelöst.
Außerdem noch ein Foto der Aufschrift auf den Alten:

Seine Beschriftung lautet:
Girling
AR 214
363361-W15427
Da spuckt Google aber leider nix brauchbares aus, soweit ich sehe.

Außerdem bin ich euch noch Details zu den alten Zündkerzen von Sir Edward schuldig geblieben. Der Elektrodenabstand der Alten lag bei bis zu 0,85 mm. Also weit entfernt, von den vorgeschriebenen 0,64 mm.
Zylinder 1-3 waren schwarz rußig, aber nicht besonders auffällig. So wie hier im Bild sahen alle drei aus:

Ich schiebe das mal auf den Kurzstreckenbetrieb, den sie ja nur hatten. Besonders bei mir, wurde der Wagen ja nur zum rangieren angelassen, was ihnen ja bekanntermaßen nicht besonders gut bekommt. Außerdem war ja auch die Unterdrucksteuerung des Verteilers defekt.
Die Kerze von Zylinder 4 hingegen macht mir Sorgen:

Dicke Ablagerungen samt ölig-feuchtem Überzug.
Bosch meint zu diesem Bild:
„Isolatorfuß, Elektroden und Zündkerzengehäuse mit ölglänzendem Ruß oder Ölkohle bedeckt.
Ursache: Zu viel Öl im Verbrennungsraum. Ölstand zu hoch, stark verschlissene Kolbenringe, Zylinder und Ventilführungen.
Auswirkung: Zündaussetzer, schlechtes Kaltstartverhalten.
Abhilfe: Motor überholen, neue Zündkerzen.“

Das klingt gemein. Mal sehen, wie die neuen Kerzen nach einiger Zeit aussehen.