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Vergaser einstellen

Als Nachtrag zu meinem ersten Vergaser-Einstellversuch will ich mal auf eine wirklich tolle Anleitung und Modellübersicht in einem Mini-Forum verweisen:
http://forum.westwood-engineering.com/viewtopic.php?f=17&t=3
Die dort publizierte Einstellanleitung habe ich als Leitfaden verwendet.
Der Mini hatte ja (in manchen Ausführungen) ebenfalls den SU-HS2-Vergaser. Auch die ideal-Leerlaufdrehzahl ist beim Rialto und beim Mini identisch. Dementsprechend kann man viele Dinge analog anwenden.

Schmierlappen

Nachdem die lange Geburt mit dem A-Frame nun endlich ein glückliches Ende gefunden hatte, wollte ich natürlich auch verhindern, dass sowas in den nächsten 25 Jahren nochmal vor kommt. Auslöser der ganzen Misere war ja der abgerissene Schmutzlappen hinter dem Vorderrad. Hier nochmal ein Bild zu Erinnerung, was das zur Konsequenz hatte:

Der erste Schritt zur Erneuerung war also, die Fragmente des alten Halteblechs und des Lappens zu entfernen:

Dazu musste ich erstmal den letzten verbliebenen Niet ausbohren, mit dem das Blech noch an der Karosserie hing. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, dass zwischen Spritzwand und Kühler irgend ein Gerümpel klemmte. Das habe ich dann über Kopf mit dem Schraubenzieher raus gepopelt. So regnete Dreck und Laub an mir vorbei. Auch einige Feder rieselten auf meine Brust. Plötzlich machte es *Pock* und ein großer „Dreckklumpen“ viel auf mich. Ich hielt es erst für ein Mäusenest, bis ich mal genauer hin schaute:

Sir Edward ist ein Killer….
Nach diesem Fund und dem ausbohren des Niets hielt ich die alte Leiste samt Resten in den Händen:

Dabei kam dann auch zum Vorschein, woraus der alte Lappen war. Nicht Gummi, wie man vermuten würde, nein, Schaumstoff! So ein Zeug, wie man es normalerweise für Sitzkissen verwendet. Oder für Armlehnen:

Was auch immer der Gedanke dahinter gewesen ist…
Nach ein bisschen wischen mit nem feuchten Lappen, konnte ich mir auch die Nietlöcher genauer besehen:

Ich vermute, dass der Vorbesitzer mal mit dem Lappen irgendwo hängen geblieben ist, und ihn dabei abgerissen hat. Ich stütze diese Überlegung darauf, dass drei von vier Niet-Löchern ausgerissen sind.
Besonders das Loch ganz links im Bild ist arg mitgenommen.
Damit in Zukunft nicht so große Last auf den Löchern liegt, habe ich mal zwei nonchalante Alu-Plättchen gebastelt um sie damit zu hinterlegen:

Schön ist was anderes, aber an dieser Stelle ist mir das mal sowas von egal…
Man benötigt zwei einzelnen Plättchen, da der Platz zum einführen kein durchgängiges Stück zu lässt:

Als Ersatz für die alte Leiste wählte ich ein Alu-L-Profil:

Ich habe es wesentlich breiter als die alte Leiste gewählt, um möglichst viel des A-Frames vor Schmutzbeschuss zu schützen.
Für den überstehenden Teil gab es ebenfalls kleine Aluwinkel zum hinterlegen:

Die Löcher habe übrigens nicht ich so krumm und schief in die Leiste gebohrt, sondern sie sind schon am Auto so schief. Ich vermute, die Lappen wurden damals in Handarbeit dort angebracht und da kams nicht auf nen Inch.
Als nächstes stellte sich die Frage der Materialwahl für den Schmutzlappen.
Ich hatte noch in unserem Fundus ein Stück Gummimatte gefunden, welche früher mal Lola auskleidete:

Ist sehr schwer und auch relativ dick. Allerdings ist das Material auch schon bestimmt 20 Jahre alt. Keine Ahnung, wie lange das als Lappen durchhalten würde.
Daher griff ich zur nächsten Alternative: Teichfolie:

Das Zeug ist so zäh, dass ich es nicht geschafft habe, es zu zerreißen. Allerdings ist sie wesentlich leichter als die Gummimatte. Mal sehen, ob der Fahrtwind sie zur Seite pusten kann, oder das Rad sie hoch klappt. Ich werd das wohl mal explizit mit einer Pfützenfahrt testen.
Als Länge wählte ich 25cm:

Auch das nur ein erster Praxistest.
Extra lange Niete waren nötig, um den Lappen sicher zu befestigen. Sie mussten schließlich durch zweimal Alu, die Karosserie und das Gummi. Ich hätte ja lieber Schrauben verwendet, aber von hinten kommt man partout nicht an die Löcher, um einen Schlüssel zum Gegenhalten drauf zu stecken. Daher auch hier nur Alu-POP-Niete.
So sah die Konstruktion fast fertig aus:

Auf dem Bild kann man ganz gut abschätzen, wie später der Schutzbereich hoffentlich sein wird. Bei Geradeausfahrt landet der Dreck auf dem ursprünglichen Teil des Lappens. Durch seine Länge überdeckt er den Rahmen samt A-Frame-Aufnahme und auch den A-Frame selbst. Er ist sogar so lang, dass ich hoffe, dass der Fahrtwind ihn ein bisschen nach hinten um den Rahmen rum knicken wird. Das wäre dann der perfekte Schutz.
Auch bei Rechtskurven besteht ein weitreichender Schutz des Rahmens durch den langen Ausleger. Lediglich bei Linkskurven besteht etwas weniger Schutz, weil ich dort nicht weiter rüber gehen konnte, ohne mit dem Bremsschlauch ins Gehege zu kommen. Immerhin ist es schon besser als früher.
Hier zum Längenvergleich nochmal die alte Leiste:

Mal sehen, wie sich meine Konstruktion so schlägt…
Was ich natürlich vergessen habe und bei der Version 1.1 wahrscheinlich machen werde, ist, den Lappen trapezförmig zu schneiden, so dass er unten mehr ab deckt.

Die Achse des Bösen

Nächster Stopp auf meiner Betriebsflüssigkeiten-Tausch-Tour war die Hinterachse. Hier sprach das Handbuch ebenfalls nur davon, dass das Öl „lifelong“ nicht gewechselt werden müsste, sondern nur immer aufzufüllen sei. Naja, auch hier weiß ich nicht, ob die Ingenieure mit 25 Jahren Lebensdauer gerechnet haben.
Aber erstmal auf bekommen, den Bastard! Die grandiose Knipex-Schraubzange leistete mal wieder gute Dienste:

Das Öl sieht auf der Innenseite der Schraube ja garnicht mal sooo fies aus:

Auch das, was als erstes aus der Öffnung quaddelte, war relativ klar:

Hilft aber alles nix. Das olle Zeug soll raus. Also mal wieder die Spritze-Schlauch Konstruktion in Stellung gebracht:

Das von mir konstruierte „Ölauffangbecken“ leistete ebenfalls Top-Dienste. Wirklich angenehmes arbeiten damit. Glücklicherweise war das Öl dünnflüssig genug, so dass der mit der Spritze erzeugte Unterdruck ausreichte, um das Altöl selbstständig, stetig tröpfelnd, aus dem Differenzial zu locken. So ließ ich es 2-3 Stunden vor sich hin tropfen und erledigte erst andere Dinge. Nachher sah das Ergebnis so aus:

War wohl doch ganz gut, dass ich es da raus geholt habe. Der Bodensatz schien doch nicht so klar gewesen zu sein, wie das Öl oben…
Ein Öl zur Neubefüllung zu bekommen war allerdings schwierig. Das Handbuch hätte gerne SAE 80W/90 GL 5:

Leider fand ich aber nur SAE 80W/90 GL4 oder SAE 85W/90 GL5. Beides nicht ideal.
Entschieden habe ich mich nun für SAE 85W/90 GL5:

Die 85 im Vergleich zur 80 hat zur Folge, dass das Öl bei kälteren Temperaturen dickflüssiger ist, als das 80er. Da ich aber eh keine Winterreifen habe und ein Winterbetrieb auch nicht vorgesehen ist, wird das Öl sich eher im identischen „90er-Bereich“ aufhalten. Das fand ich unwichtiger, als auf eine GL-Stufe zu verzichten und ein Öl zu wählen, dass lediglich für geringere Belastungen ausgelegt ist.
Ich glaube auch nicht, dass das irgendwelche negativen Auswirkungen auf das Differential haben wird. Allerdings verwendet das Getriebe ja das identische Öl. Da könnten sich durch die relative „Dickflüssigkeit“ schon eher negative Effekte einstellen. Aber auch das wird die Zeit zeigen. Der Wechsel steht die Tage an.

In der Kürze liegt die Würze

Auf dem Zettel der letzten Werkstatttage stand auch die Hinterachse samt Stoßdämpfer.
Die Achse hatte leichten Rostbesatz und die Stoßdämpfer sahen schon richtig fies rostig aus.
Die Arbeitseinheit begann erstmal mit einem Schock. Als ich die neuen Stoßdämpfer von Sparesman neben die Alten hielt wollte ich ja direkt wieder zusammenpacken. Viiiiiel zu kurz:

Nach kurzem Überlegen und vor dem Hintergrund, dass Sparesman bisher immer genau die richtigen Teile geliefert hat, habe ich mal kurz meine Herkuleskräfte ausgepackt, und die Stoßdämpfer von Hand ausgezogen. Passt:

Ok, also zurück zum Arbeitsprogramm.
Als erste gabs mal wieder eine Rostlöserdusche für die Verschraubungspunkte:

Nach einiger Einwirkzeit habe ich mich als erstes dem oberen Verschraubungspunkt zugewandt:

Trotz Rostlöser war ein Rohr als Verlängerung notwendig. Die nächste Überraschung wartete auf mich, als ich den Bolzen gelöst hatte. Der alte Stoßdämpfer nutzte seine neu gewonnene Freiheit und fuhr auf seine maximale Ausdehnung aus:

Ich hätte nicht gedacht, dass die alten Teile noch funktionieren. Es dürften immerhin auch noch die Ersten sein.
Als nächstes habe ich mich der Achse angenommen. Ich wollte sie säubern und mit Hammerite neu bepinseln. Ist zwar keine tolle Steinschlag-Schutzfarbe, aber der Pott war gerade da und wenn das Zeug in absehbarer Zeit den Geist aufgibt, kommt es einfach wieder runter und was besseres drauf. Ist halt erstmal Rostschutz. Keine Ahnung, ob ich das nochmal bereuen werde.
Mit dem Drahtbürstenaufsatz ging die Säuberungsaktion auch recht flott voran:

Links der alte Schmodder, rechts blanke Achse mit leichtem Rost in den Vertiefungen.
Das Differential habe ich nicht gesäubert/bepinselt. Das ist aus Alu und gammelt nicht. Man muss ja auch erstmal nicht mehr machen, als nötig. Der TÜV wird schon nicht weinen.
Allerdings stieß ich bei der linken Halbachse auf etwas, auf das ich mir keinen Reim machen kann:

Im Achskörper ist dort ein winziges Loch, in dem ein Sicherungssplint steckte. Der Splint sicherte aber nur sich selbst. Ich konnte ihn mit zwei Fingern aus dem Loch ziehen. Er war auch nicht im Innern aufgespreizt. Nur ganz leicht angebogen. Habt ihr ne Idee, was der da wollte? Und was soll das Loch da? Auf der rechten Seite ist da kein Loch.
Ok, aber alles nix, was mich aufhält. Nach dem 4. Anstrich und ausreichender Trocknungszeit kamen die neuen Stoßdämpfer final rein:

Alles schön neu jetzt.
Die alten Teile lege ich erstmal in den Fundus:

Wer weiß, wozu man die nochmal gebrauchen kann.
Für die Nachwelt dokumentiere ich hier mal gerade die Maße und Beschriftungen.
Damit die Stoßdämpfer passen, darf der Minimumabstand zwischen den Augenmitten nicht geringer als 25cm sein. Das Maximum sind 35cm.
Auf den neuen Stoßdämpfern steht folgendes:

442001
HB05
KYB
Made in Japan

Wenn ich die Google-Suche richtig interpretiere, werden diese Dämpfer normalerweise beim Mini an der Vorderachse verbaut.
Die Alten tragen als Beschriftung:
Girling Decarbon
70052869E4     DS4

Wenn ich auch das richtig interpretiere, sind die Girling-Geräte Gasdruckdämpfer und die neuen sind Öldruckdämpfer. Don’t ask me, was das für Konsequenzen im Fahrverhalten hat. Zumindest konnte ich bisher feststellen, dass die Öldruckdämpfer sich nicht automatisch wieder ausfahren. Was bei näherem überlegen ja auch logisch ist, da Öl ja nicht komprimierbar (wie das Gas) ist. Die arbeiten ja mit verschiedenen Kammern und Strömungswiederständen.
Kommt Zeit, kommt Erfahrungswert. Hauptsache erstmal wieder ein Punkt abgehakt.