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Küchenrechner Pi

Der viel genutzte Küchenrechner zickte leider seit kurzem rum. Der (einzige) USB-Port wollte nix mehr erkennen. Leider ist der Port auch die Quelle für WLAN.
Ohne Netz nix los.
Da die Beste von Allen mit der Performance eh nicht mehr so zufrieden und ein Update jenseits von Lubuntu 12.10 nicht mehr möglich war, habe ich mich mal nach Alternativen umgesehen.
Da für unsere Rezeptdatenbank „Gourmet Recipie Manager“ Linux erforderlich ist (Windows ist raus, Mac auch), konnte es kein billiges Android-Tablet werden. Das neue Ubuntu-Tablet ist aber leider (noch) keine Alternative.
Also habe ich das Ganze mal zum Anlass für ein kleines Rasberry Pi-Experiment genutzt.
Für den einfachen Einstieg habe ich ein Komplett-Set von Vilros mit dem Pi 3 Model B geordert:
Lieferumfang Rasberry
Der Pi 3 Model B hat den Vorteil, dass er schon ein WLAN-Modul (und Bluetooth) eingebaut hat.
Erste Amtshandlung war dann den Rasberry mit den beiden passiven Kühlelementen zu versehen (Klebestreifen sind schon drauf) und in das Gehäuse einzupassen:
Rasberry und Gehäuse Einzelteile
Beides absolut problemlos. Lediglich die Platine in das Gehäuse zu drücken erfordert einiges an Nachdruck. Dafür sitzt der Rasberry dann dort aber auch bombenfest:
Rasberry im Gehäuse
Das Gehäuse ist sauber gearbeitet und durchdacht designed. Klare Empfehlung wenn man das kleine Früchtchen einpacken möchte.
Auch die Installation von Raspbian war am TV-Gerät schnell und problemlos erledigt:
Rasberry eingerichtet
Für die Anwendung als Küchenrechner 2.0 brauchte ich aber noch einen Touchscreen. Da gibt es zwar generell reichlich Auswahl für den Rasberry, aber das sind regelmäßig nur mickrige Displays. Selbst das neue „Original“-Display hat lediglich 7 Zoll.
Ich entschied mich daher für dass „Makibes Raspberry Pi 10.1 Zoll HDMI LCD 1024×600 kapazitiver Touch Screen mit Bicolor-Kasten Unterstützung Raspberry Pi 2 / 3 Modell B / PC-Systeme / BeagleBone Schwarz Unterstützung Raspbian Ubuntu Windows„:
Lieferumfang Display
Achtung:
Entgegen den Beteuerungen in den Kommentaren benötigt das Display eine eigene 12V-Stromversorgung! So sagt es auch das Hersteller-eigene Wiki.
Der Stromanschluss hat das Format 5,5mm x 2,5mm. Ein passendes Netzteil spendet z.B. eine alte Fritz-Box.
Auch das Display muss man erst noch zusammenbauen. Einziger Knackpunkt ist das Flachbandkabel zur Verbindung der Steuerungsplatine mit dem Display.
Die richtige Verbindung lautet RGB auf RGB und der blaue Teil des Kabels muss von der Platine weg zeigen:
Flachbandkabel
Für einen ersten Test muss man in der config.txt des Rasberry noch folgenden Eintrag hinzufügen:
max_usb_current=1
hdmi_group=2
hdmi_mode=1
hdmi_mode=87
hdmi_cvt 1024 600 60 6 0 0 0

Die /boot/config.txt lässt sich nicht direkt editieren, mangels Zugriffsrechten. Ich habe sie von /boot/ auf den Desktop kopiert, dort editiert und dann mittels Terminal und dem Befehl
sudo cp ~/Desktop/config.txt /boot/
am Zielort überschrieben.
Mit lose gestapelten Komponenten zeigte sich, dass die Kombi läuft:
Rezeptdatenbank läuft
Allerdings passt das Seitenverhältnis nicht ganz. Ein Kreis ist ein Ei. Für meinen Anwendungszweck ist das aber eher nebensächlich.
Also final zusammenschrauben.
Im Original wird die Steuerplatine so montiert, dass die Anschlüsse nach außen zeigen.  Das führt aber dazu, dass der ganze Hase aussieht wie ein Drahtigel. Wesentlich schicker wird das Ganze, wenn man die Platine um 180° dreht:
Display montiert Rückseite
Wie ihr seht war Makibes so freundlich die Plexiglasplatte auf der Rückseite mit Bohrungen zu versehen und diese entsprechend zu beschriften. Leider sieht Makibes es vor, dass man den Rasberry als nackte Platine hinten drauf schraubt bzw. Vilros hält die Befestigungspunkte des Gehäuses für besser.
Plug & Play geht da leider nicht.
Ich habe daher mit einem 3 mm Bohrer die Abstandshalter im Gehäuse vorsichtig aufgebohrt:
Gehäuse unter der Bohrmaschine
Auch die Befestigungslöcher in der Platine habe ich mit einem in ein Windeisen eingespannten 3mm-Bohrer vorsichtig vergrößert:
Platine aufgebohrt
So konnte ich zwei lange Schrauben durch die Platine und das Gehäuse fädeln:
Schraube durchs Gehäuse
Entweder kann man nun noch die Löcher in der Plexiglasabdeckung aufbohren und die vorgesehenen Löcher verwenden oder aber eines der „3er“-Löcher:
Verschraubungspunkt 3
und eines der Lüftungslöcher:
Lüftungsloch
Die Lüftungslöcher braucht man eh nicht. Die sind eigentlich für den direkt verschraubten Rasberry vorgesehen.
Auf die 3mm-Schrauben passen die (übrigen) Rändelmuttern des Displays.
Verschraubt man den Rasberry so wie ich, sitzt er schräg auf der Rückseite:
Rasberry auf Display positioniert
Sieht zwar komisch aus, hat aber den Vorteil, dass die Anschlusskabel zum Display ziemlich eng geführt werden:
Raberry auf Display geschraubt
Damit die Anschlusskabel der zwei Netzteile nicht so rum luddern, habe ich noch ein Stück rum liegenden Spiralschlauch drum gewickelt und es so gebündelt:
Spiralschlauch
Das finale Produkt sieht dann so aus:
Fertig
Lässt sich bisher super nutzen. Mal sehen, was der dauertest ergibt.

Der alte Küchenrechner wird evtl. mit Puppy Linux und klassischem LAN in die Garage als Werkstattrechner einziehen. Allerdings spackt unter Puppy noch der Touchscreen.

Küchenrechner III

Während ich noch am ungültigen Maschinenbefehl dokterte, schickte mir Leser as eine Mail, in der er mir ein Panasonic Toughbook CF-28 als Dauerleihgabe anbot.
Der Vorbesitzer sei zwar „mal versehentlich mit dem Auto drüber gefahren“, aber davon solle man kaum was sehen….
Eine kurze Recherche später offenbarte sich das Teil als eierlegendes Wollmilchschwein.
Zertifiziert nach MIL-STD-810F und IP 54 ist dieses Notebook unempfindlich gegen Schmutz, Wasser und Erschütterungen. Durch die lüfterlose Konstruktion (die Hitze wird mittels Heatpipes an das Magnesium-Gehäuse abgegeben) ist es auch flüsterleise und mit 1000-MHz, 30GB-HDD sowie 256MB RAM ausreichend schnell. Optional konnte man auch ein berührungsempfindliches 12,1-Zoll-Display dazu ordern. Kein Wunder, dass dieses Teil vor 10 Jahren mal knapp 5800 € gekostet hat!
Dementsprechend schnell habe ich auch das Angebot dankend angenommen.
Kurze Zeit später lag der Trümmer dann auf der Werkbank:
Panasonic Toughbook geschlossen
Sein Gehäuse zeigt zwar deutliche Kampfspuren, aber von dem VW Caddy der es überrollt haben soll,  gibt es wirklich wenig Markierungen. Zumindest weniger, als man sie erwarten würde.
Panasonic Toughbook geöffnet
Dementsprechend beschränkte sich meine Arbeit auch lediglich auf eine kosmetische Aufbereitung. Technisch ist das Toughbook in tip-top Zustand.
Alleine der massive und verchromte Einschalter ist eine Schau:
Panasonic Toughbook Einschalter
Dadurch, dass das Toughbook nie dazu gedacht war, in einer Tasche spazieren getragen zu werden, finden sich an den Gehäuseecken Aufnahmen für einen Trageriemen.
Zwar ist der original Riemen verschwunden, aber unser Fundus und die Nähmaschine brachten da schnell stabilen Ersatz:
Haltegurt
Wie ihr seht löst dies nämlich auch mein Montageproblem. Der Küchenrechner wird zukünftig einfach an einen Haken gehangen, welcher in aufgeklapptem Zustand vom Bildschirm verdeckt wird.
Damit das Netzteil nicht dauerhaft Strom frisst, habe ich eine Kleeblattkupplung geopfert und einen Schalter dazwischen gesetzt:
Netzschalter eingebaut
Bei der anschließenden (dank CD-Rom) problemlosen Installation von Lubuntu stellte ich zu meiner weiteren Verzückung fest, dass dieses Toughbook sogar den begehrenswerten Touchscreen besitzt!
Diesen zu kalibrieren ist unter (l)ubuntu mittels xinput-calibrator angenehm einfach. Man sollte nur dran denken, die ausgegeben Werte wie beschrieben in die Datei /etc/X11/xorg.conf.d/99-calibration.conf einzufügen, um den Screen nicht nach jedem Neustart wieder kalibrieren zu müssen.
Die Bedienung des Touchscreens kann mit dem Finger erfolgen. Schicker und genauer ist jedoch die Verwendung eines speziellen Stifts. Glücklicherweise hat mal ein DHL-Bote seinen bei mir liegen gelassen. Dieser baumelt nun an einem Band neben dem Notebook.
Wenig überraschend bestand jedoch das Browser-Problem weiterhin, so dass ich auch auf dem Toughbook erstmal mit Firefox arbeiten muss, bis ich eine andere Lösung aufgetan habe. Ein verschwindend geringer Wermutstropfen.
Mein Küchenrechner-Projekt war somit überraschend schnell und professionell abgeschlossen, so dass die Küche unserer Mietwohnung nun so aussieht (hinten in der Ecke könnt ihr den Schalter des Netzteils erahnen):
Küchenrechner fertig aufgehangen
Zur Feier des Tages habe ich ein Thai-Curry mit Huhn, Paprika und feiner Erdnussnote gekocht.
Sowohl der Küchenrechner als auch das Rezept sind sehr zu empfehlen.

Vielen Dank as!