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Das tapfere Schneiderlein IV

Wenn ihr das Kunstleder und die Trägerplatten habt, müsst ihr euch überlegen, wie ihr es verarbeiten wollt. Ich habe von vielen Leuten gelesen, dass sie es einfach aufkleben (Doppelseitiges Klebeband, Pattex, etc.). Gegen diese Methode sprachen für mich verschiedene Faktoren:

  1. Die Scheiße bekommt man nie wieder (rissfrei) ab
  2. Ein Nachkorrigieren ist kaum möglich
  3. Ich hätte Kleberspuren auf dem Leder von meinen Futtfingern
  4. Manche Lösungsmittel aus den Klebern lösen das Kunstleder auf/an
  5. Durch die Unterfütterung hätte ich zwei Schichten kleben müssen
  6. Doppelseitiges Klebeband löst sich bei sommerlicher Hitze

Das alles brachte mich relativ schnell vom kleben ab. Ich habe mich dann für den guten alten Handtacker entschieden. Die Tackernadeln kann man einfach wieder raus ziehen, wenn es doch mal nicht passen sollte und da ich eh „um die Ecken rum“ gearbeite habe um schöne Kanten zu erhalten, sah man die Tackernadeln auf der Rückseite auch nicht. Ich habe mir extra kurze Tackernadeln besorgt, da meine Bretter ja auch sehr dünn waren. Bei zu langen Nadeln läuft man Gefahr, dass sie auf der anderen Seite durchschlagen.
Für die Armlehnen habe ich den alten Unterbau aus Holz wiederverwendet. Ich habe lediglich die alten Schlossschrauben (Flachrundschrauben – DIN 603) gegen neue erstezt (Unbedingt richtige Länge beachten!!) und die alten Löcher im Holz (von den Drehwirbeln und einigen überflüssigen Schrauben/Nägeln) mit Streichhölzern und Leim geschlossen. Außerdem bekamen die Lehnen eine doppelte Schicht Parkettlack, damit das Wasser keine Chance hat. Das Polstermaterial habe ich auch abgerupft (das war ein sehr saugstarkes Schaumstoffzeug) und habe es gegen „nichtsaugenden“ Schaumstoff ersetzt. Ich habe dafür ein Outdoor-Sitzkissen zerschnitten. Der gleiche Schaumstoff wird aber auch z.B. in billigen Isomatten verwendet. Vorher hatte ich getestet, ob auch hier meine 3mm-Folie ausreichend ist, aber auf den Lehnen stützt man sich ja auch schon mal auf und dann sind 3mm nicht gerade weich. Aufgetackert sah das ganze dann so aus:


Bei dem unteren Bild seht ihr auch schon einen meiner Fehler: Wenn ihr die Tackernadeln zu „fest/tief“ reinballert, drücken sie den Schaumstoff zu einer Mulde. Diese Mulden zeichnen sich dann nachher im Kunstleder ab und man spürt die harten Nadeln darunter. Also einfach den Tacker etwas leichter ansetzen und die Nadeln nicht so tief reinhauen. Man könnte auch versuchen, den dicken Schaumstoff etwas anzuritzen und so die Nadel in ihm „versenken“. Nur so als Idee…der muss ja auch wieder nur sich selbst halten….
Die schwarz gestrichenen Platten waren hingegen sehr einfach zu bepolstern. Einfach die Platte auf die Folie legen und mit dem Cutter drum rum ziehen. Achtet hierbei darauf, dass die Cutterklinge sehr schnell stumpf wird. Das gibt dann unsaubere Schnitte und mehr Nacharbeit. Das schneiden mit der Schere hat sich auch als sehr präzise erwiesen. Denkt dran besonders belastete Stellen gut fest zu tackern. Zum Beispiel Ausschnitte und die Löcher durch die die Haltebolzen greifen. Durch diese Löcher ratscht immer das Gewinde der Bolzen und zerrt am Schaumstoff. Also nicht an Nadeln sparen…. fertig bepolstert sah die mittlere Frontplatte dann so aus:



Und im nächsten Artikel gehts dann endlich ans bespannen mit Kunstleder.

Das tapfere Schneiderlein III

Nachdem ich die Grundplatten für Lolas Inneneinrichtung komplett gebastelt hatte, habe ich mir Kunstleder bei ebay gekauft. Die Wahl viel auf schwarz, weil auch die Sitzpolster und die Sitzbank schwarz bezogen sind (noch von einem der Vorbesitzer). Da ich schon vorher wusste, was ich alles beziehen will (Armlehnen, Seitenpappen, Instrumententräger, Armaturenbrett unterhalb des Fensters und Frontwand) konnte ich recht einfach meinen Bedarf abmessen. Ich habe einfach die von mir schon vorproduzierten Platten nebeneinander gelegt und dann quadratisch abgemessen. Dann noch etwas Sicherheitsabstand und etwas Verschnitt dazuaddiert und fertig war mein Bedarf. Ich habe mein Leder dann bei dem Powerseller „ihrewahl05“ gekauft. 2m x 1,4m gekauft für 7,98€ + 4,50 Versand. Der Verkäufer hat nochmal 50 cm für lau draufgelegt (also 2,5 x 1,4 m). Da kann man echt nix sagen. Ich habe mich damals für diesen Verkäufer entschieden, weil das von ihm angebotene Kunstleder einige entscheidende Vorteile hatte:

  1. Markenqualität (Hornschuch)
  2. Dehnbar (besonders für den Instrumententräger wichtig!)
  3. Geweberückseite (gut wenn man kleben will)
  4. UV-Beständig (essentiell im Duo!)
  5. wasserdicht (wenn man mal das Verdeck vergisst)
  6. reissfest (das bespannen ohne Kleber zerrt schon ganz schön)
  7. Stärke 0,9 – 1mm (da drunter sollte man nicht gehen)

Das gelieferte Kunstleder reichte lässig für meine verkleidete Front, die beiden Seitenpappen und das Armaturenbrett sowie den Instrumententräger. Der Rest, den ich jetzt noch übrig habe, würde für die beiden Sitzpolster ODER die Rückenlehne reichen. Aber nicht für beides.
Solltet ihr also auch ne komplette Inneneinrichtung samt Sitzbank verkleiden wollen, dann würde ich zu 3m oder sogar 3,5m x 1,4m raten. Kunstleder fällt selten im genau gleichen Farbton aus, also ist es immer gut Reserven zu haben, wenn man doch noch nachträglich was basteln/reparieren möchte. Etwas Verschnitt ist auch immer (Ich habe zum Glück nur das Instrumentenbrett zweimal ausschneiden müssen) und man hat dann auch noch etwas Stoff zum vorherigen experimentieren. Experimente rate ich euch übrigens besonders eindringlich! Ich habe viel ausprobiert und war im nachhinein glücklich, weil ich so einige Fehler schon ausschließen konnte, welche mir sonst mit den großen Lederstücken passiert wären. Das hätte Verschnitt ohne Ende gegeben. Ihr braucht zum experimentieren nix großes. Nur ein Brett in der passenden Stärke, an dem ihr Ecken und Rundungen üben könnt. Die sind nämlich das schwierigste.
Ich rate euch auch, wenn ihr wie ich, das Kunstleder in gefalteter Form bekommt, mit dem Bügeleisen die Knickfalten vor dem Verarbeiten raus zu bügeln. Die Falten gehen zwar auch so mit der Zeit raus, aber ich kann nach mittlerweile 4 Monaten noch immer ganz leicht die Knickspuren erkennen.
Um eine angenehmere Haptik zu erreichen, habe ich nicht nur die Platten mit Kunstleder bespannt, sondern das Leder auch mit 3mm Isolierfolie unterfüttert. Das fühlt sich jetzt sehr nach „Auto“ an. Der reinpieksende Finger sinkt ein Stück ein, aber man merkt den harten Untergrund. Auch damit habe ich anfangs experimentiert. Dünnere Folie ließ das Holz stärker fühlen, dickere fühlte sich wie eine Matratze an. Meine 3mm-Folie stammte aus dem Wohnmobilbau (meinem Großvater sei gedankt). Ihr werdet Äquivalentes aber auch im Baumarkt oder Baustoffhandel finden. Eventuell als „Trittschallfolie“ für Laminat? Über die weitere Verarbeitung werde ich im nächsten Eintrag berichten.

BTW.: Ich war besonders darüber irritiert, dass der Verkäufer meines Kunstleders hervorhob, dass sein Leder „Blut- und Urinbeständigkeit“ sei…Ich frage mich manchmal, was die Leute so in ihren Fahrzeugen tun… Kurze Zeit später habe ich gemerkt, warum „Urinbeständig“ garnicht so falsch ist… Meine Lola stand während der Umbauzeit unter einer Plane hinterm Haus meiner Eltern. Ich also beim nächsten Arbeitseinsatz damals Plane abgezogen, geschnüffelt und gemerkt: Es riecht nach Iltis…. Hatte mir doch so ein verkackter Kater ans Duo gepisst!! Schön flächig alles zugesprüht! Was ein Dreckstier! Musste ich erstmal mit den schärfsten Reinigungsmitteln abgewaschen, die wir im Haus hatten, damit das *§$%&*-Tier nicht wieder kommt. Wenn das wieder passiert, sehe ich mich leider gezwungen den Kater „letal zu vergrämen„.