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Der Prinzessin neue Schuhe VI

Nachdem ich nun die Räder vermessen und aussortiert hatte, hab ich mich ans ausspeichen gemacht. Es wird immer vorgeschlagen, man soll hierzu eine Flex nehmen, weil das am schnellsten geht. Ich hab hingegen jede Speiche einzeln rausgeschraubt. Wer weiß, wozu man die nochmal gebrauchen kann…
Als die Teile dann einzeln vor mir lagen, konnte es ans schleifen, polieren und lackieren gehen.
Als erstes musste die 30 Jahre alte Oxidationsschicht samt Dreck runter. Dazu hab ich einen Messing-Bürstenvorsatz für die Bohrmaschiene benutzt. Es ist wichtig keine Eisen-Bürste hierzu zu verwenden, weil beim schruppen winzige Teilchen der Bürste in das Alu eindringen. Wenn das dann rostfähiges Materieal ist, fängt eure Trommel später mal an zu rosten und ist dann ein Fall für den Eimer bzw. die Drehbank!
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Allerdings erwieß sich die Messingbürste als blöde Idee, da sie zu hart war und tiefe Kratzer in der Trommel hinterließ:
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Als wesentlich besser hat sich eine später von mir gekaufte Polyamid (Nylon)-Bürste herausgestellt. Die entfernt den Dreck genau so gut, hält ihre Form und hinterlässt nur ganz feine Kratzer. Dreck an Stellen, in die ich mit der Bürste nicht kam, habe ich mit Bremsenreiniger eingeweicht und dann mit einem kleinen Schraubenzieher rausgekratzt bzw. mit einem Tuch abgewischt.Nachdem der Dreck runter war, konnte es ans schleifen gehen. Den Anfang bildete 400er Schleifpapier. Dann 600er, dann 800er und zum Abschluss noch nasses 1000er-Papier. Das Wasser fungiert bei diesem letzten Arbeitsschritt als Gleitmittel und ergibt einen hübscheren Glanz. Was an dieser stelle als kurze Beschreibung rüber kommt, war in Wahrheit tagelange, eintönige Arbeit, bei der einem am Abend der Arm vor Schmerzen abfällt. Die einzigen Bauteile bei denen ich einen Deltaschleifer zum schleifen einsetzen konnte, waren die Bremsendeckel und der Zierdeckel des Vorderrades. Und für den habe ich kein feineres Schleifpapier als 360er gefunden. Das ersparte mir also auch nur den ersten 400er-Arbeitsschritt.
Nachdem ich auch mit schleifen fertig war, konnte es ans polieren gehen. Ich hab erst mit einem öligen Politurmittel (in fester Blockform) experimentiert, dass wir noch rumliegen hatten. Durch rubbeln mit dem Stein kam etwas Abrieb auf das Bauteil. Der sollte dann mittels Sisalbürste an der Bohrmaschiene wieder runterpoliert werden. „Sollte“…. Das Ergebnis war ein hartneckiger, schwarzer Schmier auf den Teilen und in der Bürste. Toll. Ich hab mir dann aus dem Baumarkt SONAX Chrom-& AluPaste mitgebracht. Die war wesentlich besser zu verarbeiten, auch wenn sie eine Menge Staub im Werkraum hinterließ, so das tägliches saugen angebracht war. Den poliertechnischen Abschluss bildete dann eine Behandlung mit dem Wundermittel Nevr-Dull und ein kräftiges abputzen mit einem sauberen Lappen. Auf dem nächsten Bild seht ihr die einzelnen Schritte: Unten links ein Teil im Ausgangszustand, oben links eines nach der Messing-Bürsten-Behandlung und oben rechts eines im finalen Polierzustand.
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Beim Felgenhorn sieht man den unterschied auch recht deutlich. Hinten der Ausgangszustand und vorne das fertig polierte:
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Da ich ja ein fauler Mensch bin, will ich in Zukunft nicht dauernd meine Felgen nachpolieren müssen, um den Glanz zu erhalten. Daher habe ich mir extra harten Klarlack besorgt und die fertigen Teile damit überlackiert. Dadurch wurde der Glanz etwas matter (wenn man ganz genau hin sieht, erkennt man die feine Orangenhaut des Lacks), aber ich fand es noch tragbar:
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Bei der Trommel sieht man ganz deutlich den Glanz des Klarlacks und die Riefen der Messingbürste.
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Wie gesagt: Die Teile, die ich mit der Nylon-Bürste gemacht habe, haben eine viel feinere Oberfläche!
Insgesamt bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.
Der nächste Schritt war dann das aus- und einpressen der Radlager. Hierbei sollte sich herausstellen, dass die vorherige Lackierung der Trommel keine ganz brillante Idee war…

Der Prinzessin neue Schuhe V

Nachdem ich dann den Plan gezeichnet hatte, hab ich mir eine Vorrichtung gebaut, um den (ungefähren) Rundlauf der alten Räder zu überprüfen. Ich wollte sowohl den Höhen- und Seitenschlag des Felgenhorns checken, als auch den Rundlauf der Trommeln überprüfen.
Ich nahm mir dazu einen langen Achsbolzen aus meinem Fundus, ein paar alte Kugellager und etwas Lochband:
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In das Lochband bohrte ich ein Loch durch das die Achse passte. Solltet ihr meine Konstruktion nachbauen wollen, sei an dieser Stelle angemerkt, dass ihr zum Bohren das Lochband auf einem Stück Holz fixieren solltet. Ansonsten reißt euch der Metallbohrer das Dingen aus der Hand und wickelt ne hübsche Spirale draus. Also zum bohren schön fest machen! Quasi so:
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In einen Holzklotz wurde ein für die Achse passendes Loch gebohrt und dieser dann samt Achse in den Schraubstock eingespannt. Darauf wurden dann eine kleine Unterlegscheibe und ein Kugellager gesteckt. Die Unterlegscheibe ist so gewählt, das nur der innere Ring des Kugellagers auf ihr aufliegt und der Rest des Lagers frei schwebt:
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Nun wird das Rad auf die Achse gesteckt:
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Der Bereich der Trommel durch den die Achse führt ist so breit, dass er nur auf dem äußeren Rand des Kugellagers aufliegt (Zur Not mit Unterlegscheiben nachhelfen). Dadurch kann sich das Rad auf dem Lager frei drehen und wird nicht (wesentlich weniger) durch Reibung abgebremst:
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Auf der Oberseite der Konstruktion habe ich wieder ein altes Kugellager mit Unterlegscheiben aufgelegt. Darauf kam dann das Lochband. In das Lochband habe ich zwei Schrauben eingesteckt und mit Muttern gekontert. Dann wurde das ganze so gebogen, dass die Schrauben hauchdünnen Abstand zur Trommel bzw. zum Felgenhorn hatten:
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Es ist wichtig, dass das Lochband stabil genug ist, dass es nicht unter dem Gewicht der Schrauben verbiegt oder zu leicht selbst zu schwingen beginnt.
Dreht man nun am so eingespannten Rad bleiben die Schrauben als Fixpunkt bestehen und man kann mit bloßem Auge den relativen Versatz der Bauteile erkennen.
Einmal am Felgenhorn:
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Und einmal an der Trommel:
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Will man das ganze auch noch messen, muss man das Rad an der „höchsten“ Stelle anhalten, mit der Schieblehre Zwischen Schraube und Bauteil maßnehmen und dann zur „tiefsten“ Stelle weiterdrehen. Dort das gleiche Spiel nochmal und dann ein wenig rechnen.
Mir reichte mein ungenaues Augenmaß um eine eierige Trommel und ein wellenförmiges Felgenhorn (Man stelle sich eine winkende Menschenmasse vor) auszusortieren. Das Horn überschritt die tolerierbaren 5mm Höhen- und Seitenschlag ganz wesentlich.

Nachdem das Material nun gesichtet war, konnte es ans ausspeichen, schleifen und polieren gehen…