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Jetzt machs ich mir selbst

Damit der Mensch mit der Maschine etwas vertrauter wird und er nicht in der Sahara den Kaktus mimen muss, nur weil die Technik streikt, habe ich mir mal bei eBay für schmale Mark (10 € incl. Versand) ein Reparaturhandbuch für den 3er Golf gekauft. Bisher kenne ich nur die Haynes-Manuals für unsere Volvos. Die sind sehr gut, aber auf englisch. Die „Jetzt machs helfe ich mir selbst„-Reihe macht aber auch einen ganz guten Eindruck. Die für die Rallye wichtigen Baugruppen und ihr Austausch (Anlasser, Lichtmaschine, Wasserpumpe, etc.) sind auf den ersten Blick sehr detaiiert und verständlich beschrieben. Eigentlich hatte ich erst überlegt, ein Reparaturhandbuch auf englisch zu kaufen, damit die Mauren das auch lesen können, wenn ich es ihnen da lasse. Dann fiel mir aber auf, dass wir lediglich durch französisch-Afrika fahren und wie jeder weiß, noch nicht mal der eingebohrene Franzacke englisch spricht. Dementsprechend dürfte das in seinen Kolonien noch weniger verbreitet sein. Also konnte es auch eines auf deutsch sein, dass ich nachher als Andenken wieder mit nach Deutschland nehmen kann. Jetzt lese ich jeden Abend ein Kapitel zum einschlafen. Mal sehen, was meine Freundin sagt, wenn ich das mit ins Bett schleppe…

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Rallybolide

Nachdem der Entschluss gefallen war, an der Rally Dresden-Dakar-Banjul teilzunehmen, stellte sich die essentielle Frage nach dem fahrbaren Untersatz. Nach einigem unschlüssigen Überlegen brachte mich mein Bruder auf das philosophische Grundkonzept der Fragestellung: „Was für ein Fahrzeug will ich nach Afrika bringen?“:
Denn entweder man will Entwicklungshilfe in Sachen Fahrzeuggeschmack leisten und bringt etwas mit Style auf den schwarzen Kontinent, oder man will die deutschen Straßen von einem Übel befreien und verklappt ne möglichst hässliche Möhre.
Mit dieser Verkürzung und „Runterbrechung“ des Entscheidungsprozesses liegt mein Bruder genau richtig.
Aufgrund meiner altruistischen Grundhaltung (erscheint das bei nem Jurastudium unglaubwürdig?….öhh…ja.) hätte ich mich für die erste Variante entschieden: Ein Auto mit Style.
Als erstes dachte ich an eine Bowler Wildcat. Aber das wäre zu einfach und one-way-Ticket spricht da auch einfach mal entschieden gegen (sooo altruistisch bin ich nun auch wieder nicht). Bowler Fahrzeuge werden dauernd für die Paris-Dakar genommen und sind erprobt. Das kann jeder… Also Unimog? Reizvoll, aber auch zu einfach. Wo nämlich nen Unimog nicht durchkommt, da sollen Menschen auch nicht hin. Also was weniger offroadiges. Nächste Idee war nen Mercedes W123. Wesentlich besser, weil wesentlich ungeeigneter für die Sahara, aber…. der W123 ist ja mittlerweile in Afrika zuhause. Der gehört da öfter zum Straßenbild als hier. Also muss er ja sehr gut für afrikanische Straßen geeignet sein und scheidet folglich auch aus (Mal wieder das „zu einfach“-Argument). Schwierig, schwierig.
Eh ich mir weiter Gedanken machen konnte, kam die Lösung in Gestalt meiner besten Freundin Marlen. Der habe ich nämlich in der Mensa mal von meinen Plänen erzählt und sie war sofort Feuer und Flamme. Sie fragte sofort, ob ich noch Platz im Auto hätte, was ich bejahte (Tobias war zu diesem Zeitpunkt noch entschiedener Gegner dieses Unternehmens). Marlen hat als Co-Pilot fünf große Vorteile: 1. Sie ist anspruchslos, 2. Sie bleibt unter Stress ruhig, 3. Mit ihr passieren immer die geilsten Dinge, 4. Sie arbeitet in der Notfallaufnahme der Städtischen Klinik, 5. Und vor allem: Sie stellt das Rallyauto…..

Wir bringen den Mohren nun ihren 1992er VW Golf III vorbei. Der Wagen ist das ideale Nichtrallyauto: Kleinster Motor (1,4l, 60PS), Benziner, Frontantrieb, kein Reduktionsgetriebe, keine Sperren, normales Straßenfahrwerk, kein Servo, kein Klima, Zweitürer, kein Kofferraum und „Miami Florida-Grün“. Ein Traum.
Der Wagen auf den Bildern unten ist übrigens ein „GL“ und dient nur der Verdeutlichung. Wir haben noch ein Klasse da drunter…Basisausstattung „CL“. Also keine Alus, keine Außenspiegel in Wagenfarbe, keine Stoßfänger in Wagenfarbe, keine Vellourssitze, keine geteilte Rückbank, 13″ Reifen, hinten Trommelbremsen, kein ABS, keine Schiebe-/Hubdach, mehr Beulen….

Der Vorteil ist, dass wir so die 500€ Anschaffungspreis gespart haben und somit mehr in den Umbau stecken können. Mir schweben da schon ein paar schöne Schweißarbeiten vor….Unterfahrschutz, Frontschutzbügel, verlegter Ansaugstutzen zum Dach samt Sandfilter, etc… Bevor ich da aber was anfange, werde ich erstmal mit dem lokalen TÜV-Menschen sprechen, ob es den alten „Ausfuhr-TÜV“ noch gibt. Wenn ich mich nämlich recht entsinne, wurde der abgeschafft, und es gibt jetzt nur noch die normale Hauptuntersuchung nach § 29 StVZO…das wäre schade, weil damit nämlich all diese schönen Sachen wegfallen würden bzw. erst hinter der Grenze möglich wären.