Am Samstag habe ich das Kurzzeitkennzeichen noch genutzt, um zum 3. Roller und Kleinwagentreffen in Billerbeck zu fahren. Wuschel und ich wollten dieses, ziemlich in der Mitte zwischen uns liegende, Treffen nutzen, um uns nach all den Jahren der online-Bekanntschaft endlich mal im realen Leben kennen zu lernen. Außerdem hatte Wuschel angeboten, mal einen Blick auf Lolas Getriebe zu werfen, um mir ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Ein Angebot, dass ich natürlich nicht ausschlagen konnte!
Dementsprechend habe ich die Innereien im Keller zusammen gesucht, in einen Karton gepackt und auf dem Beifahrersitz verzurrt:
Aufgrund des harten Fahrwerks habe ich sie in bester „Lohn der Angst„-Manier gepolstert, damit mir die ganzen kleinen Zahnrädchen nicht durcheinander purzeln.
Danach gings auf die Bahn Richtung Münster.
Leider kam der Bug nach ca. einer Stunde Fahrtzeit wieder ins stottern, so dass ich wieder zeitweise den Standstreifen aufsuchen musste. Ich habe dann auf einem Parkplatz angehalten und versucht irgendwas vor Ort zu ergründen. Jedoch lief er im stand konstant und auch erhöhte Drehzahl hielt er tapfer durch. Also zurück auf die Bahn. Die verbliebene Strecke bis zum Treffen lief dann auch wieder reibungslos.
Dort angekommen war ich kurzzeitig enttäuscht, weil ich nur 3-4 Autos fand. Eine junge Frau teilte mir aber direkt mit, dass die Anderen gerade auf einer Ausfahrt wären und gegen 15 Uhr zurück seien. Blöd nur, dass ich schon gegen 12 Uhr da war…
Also Däumchen gedreht und verbliebene Fahrzeuge beguckt.
Zum Beispiel den großen BMW 600 mit zwei Türen:
Oder den Hühnerschreck:
Nach einiger Zeit vernahm ich ein vertrautes Knattern und es bog ein Simson Duo um die nächste Ecke:
Zustand war abgerockt, aber betriebsbereit. Der Besitzer hat es vorübergehend auf einen normalen 3-Gang-Motor mit Handkupplung umgerüstet.
Gerade als der erste (und glücklicherweise auch einzige) Regenschauer einsetzte, bog wuschel mit seiner Elli um die Ecke:
Lecker, lecker Schwalbe! Tip-Top gepflegt.
Nach dem obligaten gegenseitigen beschnuppern nutzten wir die leere Halle für den Simson-Getriebe-Workshop:
Natürlich zogen wir einige der Anwesenden an, die uns neugierig zu schauten. Ist ja immer so, wenn jemand bei solch einer Veranstaltung ölige Klotten auspackt. Zwingend ist bei sowas auch immer ein Dummschnacker dabei…
Egal. Wuschel führte in Hütchenspieler-Geschwindigkeit vor, wie man die Zahnräder zusammen setzt und bekräftigte seinen Verdacht des zu großen Spiels der Raststange der Schaltgabel:
Wir besprachen das weitere Vorgehen, ich bekam ein paar Hausaufgaben und wir packten zusammen. Langsam trudelten dann auch die Leute von der Ausfahrt wieder ein. Das Mädel, welches die ganze Zeit über bei uns gesessen hatte, nutzte wuschels geoutetes Fachwissen und ihren Hundeblick und überredete ihn, sich direkt im Anschluss ihrer Simson S51 anzunehmen. Die Kupplung würde immer schleifen. Mein zölliges Bordwerkzeug wurde requiriert, erwies sich aber, bis auf meine heiß geliebte Knipex Schraubzange, als ungeeignet. Aber auch hier half das Publikum. Jeder durfte was beisteuern.
Nachdem auch das behoben war und die Kupplung nun wieder 1A lüppt, konnten wir eine Runde über die angrenzenden Parkplätze drehen und die versammelten Kleinode bewundern.
Stark patinierter Gutbrod Superior vor Fiat 600 Savio Jungla und Trabant 1.1:
Hinterradanordnung einer BMW Isetta (ohne Differential!):
Renault 4CV „Crèmeschnittchen“ mit liebevollen Details (Man achte auf die bis in die Radhäuser reichenden, gegenläufig öffnenden Türen):
Kunstleder bespanntes Velorex:
Honda S800:
Ein Rudel Goggos mit Fiat 500:
Ein sehr seltener Berkeley B 90 bzw. Sports/Sports 4:
Mit leckerem Dreizylinder-Zweitakter:
Heinkel Tourist mit Einradanhänger:
Blick über einen Teil des Geländes (Man beachte, wie groß die Ente im Vergleich zu den sonstigen Autos erscheint):
Selten gesehener Vespa 400:
Alle weiteren Fotos, die ich noch geknipst habe, findet ihr hier.
Alles in allem ein sehr liebevolles Treffen einer eingeschworenen Gemeinde. Man war sehr nett und aufgeschlossen, auch meinem Bug gegenüber. Der Altersschnitt war aber leider schon tragisch. Unter 60 waren die Wenigsten. Besonders die Goggo-Fraktion scheint arge Nachwuchsprobleme zu haben. Da fehlt einfach die Identifikation. Ich glaube, wenn man sich da einbringt, schenken die einem ein Goggo aus reiner Dankbarkeit.
Was ich auch noch nicht erlebt hatte, war der hohe Anteil von Trailerqueens:
Allerecken wird stolz erzählt, was für beachtliche Strecken man früher™ mit dem Wagen zurück gelegt hat und dann schiebt man das arme Ding auf seinen Hänger, um es die gerade mal 80 km nach hause zu karren…. Das hinterließ (nicht nur bei mir) einen traurigen Beigeschmack. Wenn man Fahrzeuge nicht aus eigener Kraft bewegt, weckt man auch kein Interesse bei seiner Umwelt. Und „der heutige Verkehr“ ist kein Argument!
Schade.
Sehr gefreut habe ich mich, als mir der Veranstalter zum Abschied noch ein „Gedenkglas“ und einen Aufkleber vom Treffen überreichte:
Ich bin ja materiell anspruchslos.
Im nächsten Jahr bin ich gerne wieder mit dabei.
Muss ich nur mit dem Volvotreffen in Radbruch koordinieren, dass ich so dieses Jahr leider verpasst habe.
Vielen Dank auch für deine Hilfe wuschel! Es war wirklich schön, dich mal kennen zu lernen.
Weitere Bilder findet ihr auch bei wuschel im Blog.
Das sieht allerdings sehr hübsch aus. Ich schätze mal, die große Anzahl von Trailer Queens steht in Zusammenhang mit dem Durchschnittsalter der Teilnehmer. (Das wäre doch mal was für eine Dissertation: „Nachweis der Reziprozität zwischen adoleszenten Kleinwagenliebhabern und nicht autonom bewegten Sammlerfahrzeugen„)
Sollte der Pacer nächstes Jahr einsatzbereit sein, begleite ich dich. 🙂
oh oh, ein „wuschel“ mit helmfrisur…