Wer rastet, der rostet II

Die Weihnachtstage habe ich dazu genutzt dem Rost im Gorilla-Tank auf den Leib zu rücken.
Wie ihr euch vielleicht erinnert gabs da leichte Korrosionsspuren:
Tank innen mit leichtem Flugrost
Um in Zukunft mit Ersthand-Erfahrungen aufwarten zu können, entschied ich mich für einen Testlauf mit Zitronensäure.
Die hat den Vorteil, dass sie (außerhalb des Drogerieverkaufs) spott-billig ist und außerdem auch noch nach Gebrauch bedenkenlos im Abfluss verschwinden kann.
Beim entrosten mittels Zitronensäure gibt es zwei Vorgehensweisen:
Einmal kann man die Lösung erhitzen, was ihre Wirkkraft um ein vielfaches steigert und die Einwirkzeit drastisch verkürzt. Hierbei muss man jedoch darauf achten, die Lösung während der ganzen Zeit auf Temperatur zu halten, damit sich kein Citrat (ein Salz der Zitronensäure, sowie das darin enthaltene Anion, also die deprotonierte Form) ablagert und später z.B. in Falzen für erneute verstärkte Korrosion sorgt.
Alternativ kann man auch mit einer kalten Lösung arbeiten, was jedoch wesentlich mehr Säure (50g auf 250 ml Wasser) und Zeit erfordert. Hierbei lagert sich kein Citrat ab, so dass dieses Vorgehen für verwinkelte Werkstücke sicherer ist.
Dementsprechend habe ich mich auch für eine kalte Anwendung beim Gorilla-Tank entschieden.
Da Gerüchten zufolge Benzinhahndichtungen die Säure nicht wirklich gut vertragen, habe ich den Anschluss auf der Unterseite mit einem Stopfen und Dichtband verschlossen:
Verschlossener Benzinhahn-Anschluss
Anschließend ging es ans anrühren der Lösung. Je höher die Konzentration der Zitronensäure ist, desto effektiver wirkt sie. Daher sollte man immer versuchen, dass Pulver bis zur Sättigung des Wassers einzurühren. Als Daumenwert hat sich 50g auf 250ml Wasser bewährt:
Zitronensäure
Nachdem 10 Liter Lösung im Tank waren, kam er auf einem Eimer (sollte der Stopfen doch nicht ganz dicht sein) für zwei Tage in den Heizungskeller:
Tank auf Eimer
Schon nach einem Tag zeigte sich eine deutliche Wirkung:
schwimmende Rostpartikel
Nachdem die zwei Tage um waren, habe ich die Lösung durch einen Kaffeefilter abgelassen um zu sehen, wie viel dabei rum gekommen ist:
gelöste Rostpartikel im Filter
Die unteren zwei Zentimeter des Filters waren eine feste Schicht aus Rostpartikeln.
Auch ein Blick in den Tank versprach ein gutes Ergebnis:
Blick durch den Tankverschluss
Da sich jedoch an den Wänden und auf dem Boden des Tanks noch reichlich gelöste Rostflocken fanden, bin ich direkt dazu über gegangen, ihn sehr gründlich mit dem Gartenschlauch und einer Flaschenbürste zu attackieren:
Ausspülen mit dem Gartenschlauch
Hierbei kam nochmal reichlich Rost raus und ich konnte sicher sein, die Säurerückstände gründlich verdünnt/ausgespült zu haben.
Beim Blick in den Tank finden sich nun statt der verrosteten Partien nur noch leichte Verfärbungen:
metallisch blank im Inneren
Um sicher zu gehen, dass keine Rückstände im Tank verbleiben, sollte man die Säure mit etwas alkalischem neutralisieren.
Hier bietet sich klassische Schmierseife an:
Seifenlauge
Einfach eine ausreichend große Menge (ich habe 2,5l verwendet) anrühren und dabei nicht mit der Seife geizen. Anschließend in den Tank füllen, alle Öffnungen verschließend und mit der Arnold-Schwarzenegger-Methode (kräftig Schütteln und grimmiges Gesicht machen) reinigen. Zwischendurch mal etwas stehen lassen, so dass die Seifenlauge auch die Säurerückstände in den Falzen erreichen kann.
Abstand sollte man von Spüli und Co. nehmen. Die erscheinen zwar auch als eine Art „Seife“, sind jedoch ph-neutral und damit ungeeignet zum neutralisieren.
Um nach dem Spüldurchgang sicher zu gehen, dass keine Wasserrückstände etwaige erneute Korrosion beschleunigen können, habe ich einen guten Schluck Spiritus in den Tank gefüllt:
Spiritus
Die beim E10-Sprit gefürchtete Eigenschaft Wasser zu binden, ist hier gerade gewünscht.
Aufgrund des furchterregenden Gestanks sollte man das jedoch nur draußen machen.
Um schlussendlich auch den letzten Rest Feuchtigkeit aus dem Tank zu bekommen, habe ich ihn vorsichtig mittels Heißluftfön von innen erhitzt.
Nach einem weiteren Tag im Heizungskeller gabs die abschließende Behandlung mit einem 10:1-Benzin/2-Takt-Öl-Gemisch. Das habe ich sorgfältig im Tank umher geschwenkt, um dem blanken Metall einen gleichmäßigen Schutzfilm bis zum späteren Einbau zu verpassen.

Alles in Allem bin ich mit dem Experiment sehr zufrieden und werde sicherlich in Zukunft wieder Dinge mit Zitronensäure entrosten.

2 Gedanken zu „Wer rastet, der rostet II“

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