Trommel trouble

Sir Edwards Bremstrommeln vereinen Freud und Leid. Vorne Leid, hinten Freud.
Die hinteren Trommeln überraschten mich bei meinem Check mit nagelneuen Radbremszylindern:
Bremstrommel hinten 033

Bremstrommel hinten
Ich vermute, sie wurden im Zuge der „Standschädenbeseitigung“ zusammen mit dem Hauptbremszylinder (der auch neu aussieht) ausgetauscht. Sehr schön! Damit kann ich wieder eine Sache von meiner Einkaufsliste streichen.
Neu auf die Liste kommen aber Bremsbeläge. Ich kann nicht so recht einschätzen, was die neu an Stärke haben und wie abgefahren die von Sir Edward daher sind. Ich werde sie einfach mit bestellen, vergleichen und wenn die Alten noch gut sind, erstmal in den Fundus packen. Frist ja alles kein Heu.
Die Frage, die aber nun in mir aufkeimt ist: Wenn die ganzen Komponenten getauscht wurden, muss ja auch die Bremsflüssigkeit getauscht worden sein. Haben die dann DOT3 oder DOT4 da rein gefüllt? Und kann ich jetzt (mit den neuen Teilen) problemlos auf DOT 4 aufrüsten, oder zerfrisst die mir trotzdem die Gummidichtungen? Weiß jemand von euch, ob man irgendwie die einzelnen Bremsflüssigkeiten unterscheiden kann? Farbe? Geruch? Geschmack?
Hinten scheinen Profis am Werk gewesen zu sein. Zumindest haben sie dran gedacht zwischen die Bremstrommel und die Ankerplatte Kupferpaste zu packen. Tut man das nicht, hat man die Misere, wie ich jetzt beim Vorderrad:
Bremstrommel vorne 034
Die Trommel sitzt bomben fest mit der Ankerplatte verbacken. Akkurat festgerostet. Ich konnte sie nur abbauen, indem ich das komplette Radlager auseinander genommen habe.
An dieser Stelle sollten die Beiden sich eigentlich trennen:
Bremstrommel vorne 036
Die Verbindung ist dermaßen dicht, dass noch nicht mal Rostlöser da rein krabbeln will. Schwimmt einfach oben drauf….
Diese solide Verbindung aufgrund mangelnder Kupferpaste ist ein bekanntes Problem. Zur Lösung wird im Forum einhellig dieses Spezialwerkzeug empfohlen:

Tolle Wurst. Ich werde die Trommel mal die Woche über von meinem Vater in Rostlöser baden lassen und dann nächstes Wochenende die ganze Einheit mit dem Bunsenbrenner erhitzen. Wenn auch das nichts hilft, schwinge ich den Vorschlaghammer. Mehr als kaputt geht nicht.

Hier kommt Gurt III

Nachdem ich die mittleren Montagepunkte hinten ja nun entdeckt hatte, standen noch die an der Seite aus. Ein Hinweis aus dem R3W-Forum brachte mich auf die richtige Spur. Sie sollen sich in den kleinen Ausbeulungen am Fuße der Rücklehne befinden:
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Also mal vorsichtig das Kunstleder runter gepult:
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Dammt. Nix. Die Löcher wurden anscheinend nur durch die Karosserie gebohrt, wenn die Gurte auch wirklich verbaut wurden. Ich befürchtete schon, aus der Karosse an dieser Stelle einen schweizer Käse machen zu müssen, um per Probebohrungen das Loch zu finden.
Ein Blick ins Radhaus brachte aber Erleichterung:
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„Ich sehe was was du nicht siehst und das ist ein Loch!“
Im nächsten Schritt habe ich das Loch so gut es ging an der Karosserie eingemessen:
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Für die „Tiefenmessung“, habe ich mich eines Hakens bedient, welchen normalerweise der Zahnarzt benutzt um einen zu piesaken:
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Diese Maße wurden dann im Innenraum angezeichnet:
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Bisher alles harmlos. Nun kam der Teil mit Augen zu und Luftanhalten….Bohrer raus!
Ich hab mich für den kleinsten Bohrer entschieden, den wir im Haus hatten. Mit etwas Spucke hätte man das Loch dann als Fliegendreck verkaufen können. Nach der Bohrung kam ein dünner Draht durch, um zu schauen, wo ich gelandet bin:
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Besser als erwartet! Also einen größeren Holzbohrer (die haben diese praktischen Zentrierspitzen) rausgekramt und das Loch vergrößert. Leider war meine Erstlingsbohrung etwas außermittig und ich musste mit der Feile (sehr gut geeignet!) ein etwas eieriges Loch ausfeilen:
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Blöd, aber nicht zu ändern. Außerdem verschwindet es später unter einer Unterlegscheibe, der Kunstlederabdeckung und der Haltelasche.
Ich habe dann mal einem der Vordergurte einen Bolzen gemopst um den Montagepunkt zu testen. Erst ging die Schraube kaum rein. Mit etwas Silicon-Öl und einer Ratsche ging es aber ganz leicht. War halt das erste Mal seit 25 Jahren, dass da jemand ne Schraube in das Gewinde dreht. Nach 2-3 Mal rein und raus ging es dann ganz easy.
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Es passt übrigens nur der Bolzen der äußeren vorderen Montagepunkte. Die Bolzen an den Gurtpeitschen sind dicker! Sie müssen 20 Gänge pro inch (UNF) haben, 38,8 mm lang (wobei länger auch kein Problem ist) sein und 10,8 mm dick. Ich hoffe mal, dass ich auf dem Schrott passende Bolzen finde.
Auf der anderen Seite war es dann wesentlich einfacher, ein schön rundes Loch zu produzieren. Ich habe einfach das erste Loch auf der Innenseite zur Mitte vermessen und übertragen. Hier für die Nachwelt ein bemaßtes Bild:
Seatbelts

Gelegenheit macht Liebe

Nach sehr langer Zeit ist bei eBay.at mal wieder ein Reliant aufgetaucht:
Rialto rot

Rialto rot innen
Der Wagen ist ein 1990er Rialto Saloon. Also mit kleiner Mini-Style-Heckklappe. Er soll trotz 4 Vorbesitzern lediglich 62.000 Km auf der Uhr haben. Weiterhin ist die Rede von „kleinen optischen Mängeln“. Das dürften wohl die üblichen „Star-Cracks“ sein. Der Verkäufer teilt mit, dass der Wagen über zwei Jahre in der Garage stand. Das dürfte dann auch ein paar Standschäden bedeuten. Zustand: Fahrbereit. Gut, dass war Sir Edward auch….
Wen also der geringe Stauraum und die Arbeit nicht stört: Es ist eine der seltenen Gelegenheiten, einen links-gelenkten Reliant zu bekommen. Rann an die Wurst!

Die Auktion läuft noch 7 Tage und liegt momentan bei 456,55€. Ich prophezeie ein Ende bei 800€.

Die perfekte Welle

Wie schon mal ganz zu Anfang geschrieben, funktioniert Sir Edwards Tacho nicht. Auf der Probefahrt gab er anfangs ein kurzes Zucken von sich aber nach 200 Metern sackte die Nadel einfach zurück auf 0.
Der Ursache wollte ich gestern dann auf den Grund gehen. Als erstes habe ich die wirklich neue Welle vom Getriebe abgeschraubt:
Tachowelle 080
Es folgte der Griff zum Akkuschrauber. Wenn man das macht, musst man vorsichtig mit der Drehrichtung sein! erst mit ganz langsamer Geschwindigkeit testen, ob sich die Nadel rührt. Tut sie das nicht, Drehrichtung wechseln. Bei Sir Edward muss sich die Welle links rum (blick auf das abgeschraubte Wellenende) drehen, damit der Tacho etwas anzeigt.
Dies war aber bei meinem Versuch nicht der Fall.
Also ist schon mal das Tachogetriebe im Getriebe als Fehlerquelle ausgeschlossen und es konnten nur noch die Welle selbst und der Tacho sein.
Also im nächsten Schritt den Tacho ausgebaut.
Die Welle wird hinten am Tacho nicht eingeschraubt, sondern man muss den „Widerhaken“ niederdrücken und kann die Welle dann einfach abziehen.
Tachowelle 074
Ein Foto hilft hier übrigens sehr, die Kabel nachher auch wieder richtig anzustecken!
Nachdem ich das Tacho-Ende der Welle in der Hand hatte, viel mir das etwas unregelmäßige Ende der Welle auf. Sollten die Vögel in der Werkstatt etwa beim Einbau der neuen Welle selbige direkt wieder beschädigt haben? Ich baute den Tacho weiter aus, um Gewissheit zu haben.
Damit man den Tacho aus dem Armaturenbrett ziehen kann, muss man die Lenksäulenabdeckung abschrauben.
Tachowelle 081
Erst dann bekommt man ihn mit etwas kippen und kanten aus der Öffnung.
Als „Testwelle“ für den direkten Anschluss des Akkuschraubers an den Tacho, habe ich mir aus unserem Nägelfundus einen 4-Kant-Nagel mit ähnlichem Durchmesser wie die Welle gesucht, die beiden Enden gekappt und ihn etwas mit dem Schleifgerät angepasst:
Tachowelle 084
Ins Bohrfutter fest eingespannt, gab er eine formidable Welle ab:
Tachowelle 085
Ergebnis des Tests: Der Tacho ist in Ordnung. Es muss also die Welle sein. Ein Teil mehr auf meiner Einkaufsliste…

Am Wegesrand XIII (Die Pornographie auf Rädern)

Komisch. In der ganzen Zeit, die ich diese Serie nun schon schreibe, habe ich nie den Wagen unseres Nachbarn erwähnt…. Naja, Wald…Bäume…alter Hut.
In seiner Garage weilt ein Jaguar E-Type Roadster der Serie II:
Jaguar Typ E
Ein 4,2 Liter Reihensechszylinder mit 269 PS wird von einer der schönsten Karosserien umschmeichelt, die jemals gebaut wurden. Jeremy Clarkson bezeichnete den E-Type einmal zutreffend als: „It’s not a car. It’s just pornography.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Unser Nachbar ist, wenn ich mich recht entsinne Major der englischen Armee a.D.. Daher auch der Hang zu englischen Automobilen. Der Porsche 911 Carrera S daneben, gehört lediglich einem Besucher. Zu Sir Edward hat er bisher nichts verlauten lassen. Wahrscheinlich wäre er entsetzt.