Eine kurze Geschichte des Glücks

Interessant, wohin mein Rätselbild euch führte. Von Tatra über Audi Turbodiesel bis ganz nah ans Ziel zu Volvo.
Allerdings fand niemand genau die Lösung. Dabei waren die Hinweise doch mehr als deutlich.
Bier mit Cola nennt man landläufig „Diesel“. Dazu dann noch ein Energydrink und schon ist man am Ziel:
Wir ersetzten den V50 nach knapp 10 Jahren und insgesamt 225.000km durch einen Volvo V60 D6 AWD Plugin-Hybriden.
Hier am Abend nach der Abholung bei uns in der Garage:

Warum?
Ausgangspunkt war, dass ich schon vor längerer Zeit gesagt habe, dass der V50 uns bei der nächsten größeren Sache verlässt.
Die stand neulich an, als ein schnöder Lagerschaden ausartete (Bericht folgt, wenn alles abgewickelt ist).
Damit stellte sich die Frage nach einem Nachfolger.
Der Anforderungskatalog lautete:

  • Automatik
  • Anhängelast min. 1300kg
  • Innenstadtgeeignete Abmessungen
  • moderne Sicherheitsausstattung
  • 100.000 km max.
  • volles Scheckheft
  • kein SUV
  • alternative Antriebsform

Dementsprechend habe ich auch nach Alternativen geschaut.
Opel Zafira CNG und VWPassat/Skoda Octavia CNG dürfen zwar genug durch die Gegend zerren und machen das auch mit ausreichend Komfort, aber die bald auslaufende Steuervergünstigung wird dazu führen, dass die schon jetzt spärlich vorhandenen CNG-Tanken nochmals weniger werden. Außerdem hatten wir Lust zu testen, ob wir im Alltagsbetrieb mit E-Mobilität klar kommen.

Damit wären wir beim E-Antrieb.
Von diesen ganzen Soft-Hybriden halte ich wenig. Wenn schon dann Plugin oder vollelektrisch.
Bei denen ist alles schick, alles fein. Bis man fragt, was die Delinquenten denn an den Haken nehmen dürfen. Die Zeitschrift CARAVAN hat da mal eine schöne Tabelle zu aufgestellt.
Ein Trauerspiel.

  • Tesla Modell X (Ja, ähh, nein.)
  • Mitsubishi Outlander PHEV (Ja, ebenfalls nein)
  • Passat GTE (zu teuer)
  • Skoda Superb iV Plugin-Hybrid (zu teuer)
  • Kia Optima Sportswagon 2.0 GDI Plugin-Hybrid (zu teuer)
  • Volvo V60/90 T6/T8 (sagte ich schon „zu teuer“?)
  • Volvo XC40/60/90 T6/T8 (bin ich noch nicht alt genug für)
  • Volvo V60 D6 Plugin-Hybrid

Beim V60 D6 wollte Volvo 2013 (glücklicherweise nicht mehr unter Ford-Regie) mal zeigen, was so möglich ist, während alle anderen Hersteller nur sagten, was nicht möglich ist.
Sie kombinierten dazu den Dinosaurier-2,4l-Diesel-5-Zylinder an der Vorderachse elektronisch mit einem 50 kW Elektromotor an der Hinterachse zu einem 283 PS/600Nm-Paket. Dazu gab es dann noch einen 11,6 kwh-Akku in den Kofferraum, so dass man real ~45km rein elektrisch mit heimischem Steckdosenstrom fahren kann. Das ganze packten sie in eine nahezu vollausgestattete Hütte und schrieben selbstbewusste Preise jenseits der 58.000 € auf das Schild.
5 Jahre, 45.000km, einen reparierten Unfallschaden, Fahrverbotszonen für Euro-5-Diesel und vage Bedenken um die Langzeithaltbarkeit der Akkus später, kostet so ein Bolide nur noch einen erschreckenden Bruchteil seines damaligen Neupreises.
Vergleich erbeten?
Der V50 hatte bei uns in der Familie einen Wertverlust von 1329 € pro Jahr. Der V60 kam bei seiner Vorbesitzerin auf 767 €.
Pro Monat….

Also testen wir doch mal, ob Elektromobilität für unsere konkreten Bedürfnisse funktioniert.
Die Rahmenbedingungen sind eigentlich ideal. Die Beste von Allen nähme ihn für ihre 30km tägliche Pendelstrecke, was er rein elektrisch auch im Winter bewältigen sollte.
Dazu könnte er ca. einmal im Monat die ~600km zu den jeweiligen Eltern abreißen und gelegentlich die Lafette durch die Gegend zerren.
Sollte passen. Zwar sind die Abmessungen eines V60 an der oberen Grenze von „Innenstadtgeeignet“, aber da war die Beste von Allen kompromissbereit.

Kommen wir zu den Punkten bei denen ich pokern musste:
Achillesverse bei den Dingern sind erstaunlicherweise nicht die Akkus. Dazu gibt es in holländischen Foren (damals der Hauptabsatzmarkt) epische Untersuchungen mit Fahrzeugen aus den ersten Baujahren (2013/14) und 250.000km auf der Uhr. Nein, das Genick brechen den Wagen die Klimakompressoren und die Riemenstarter/-Generatoren. Beides Teile, die speziell nur im V60 D6 verbaut wurden und beides Teile die ~2800 € als Ersatz in der Werkstatt kosten.
Beim Riemenstarter/-Generator gibt wohl ein Lager regelmäßig auf. Das soll man aber gerüchteweise mit etwas gesteigerter Bastelarbeit selber ersetzen können.
Deutlich schlimmer ist der elektrische Klimakompressor. Der verträgt angeblich das verwendete Kühlmittel nicht, was zum auflösen einer internen Dichtung und einem anschließenden Kurzschluss der 400V-Wicklung führt. Das Problem zieht sich durch alle Baujahre und Abhilfe ist nicht in Sicht.
Klar, denkt sich der Laie: „Na und? Fahre ich halt ohne Klima.“
Ja, nee geht leider nicht, da die Klimaanlage auch den Kühlkreislauf der Batterie bildet. Keine Klima, keine E-Antrieb. Leider ist es wohl auch so, dass wenn der Defekt einmal auftritt, sich die Defekthäufigkeit danach exponentiell häuft. Es gibt im holländischen Forum mehrere Leute, die schon den fünften Klimakompressor haben und ihn mittlerweile im Halbjahresrythmus tauschen… Erinnert irgendwie an den alten Ro80-Gruß mit der Anzahl der Tauschmotoren.
Bei den Holländern läuft der Ersatz zum Großteil noch auf Kulanz seitens Volvo (so wie damals unsere Gastanks). In Deutschland hingegen gibt es nix dazu.
Wie gesagt: Poker.

Bleibt die Frage, warum das alles hier so lange gedauert hat.
Ihr erinnert euch an das Bild oben? 12 Stunden später sah der Wagen so aus:

Glücklicherweise waren die Kinder nicht im Wagen und auch alle anderen Beteiligten haben das Krankenhaus nach kurzer Zeit wieder verlassen können.
Wusstet ihr eigentlich, dass während man mit der EVB-Nummer fährt, nur der gesetzliche Minimalschutz einer Haftpflichtversicherung besteht?

3 Gedanken zu „Eine kurze Geschichte des Glücks“

  1. Oh nein, oh nein, oh nein…
    So ein schönes Auto und mal wieder eine gute Erklärung wie es zu der Entscheidung kam und dann das… 🙁
    Gut, dass der Unfall zumindest körperlich anscheinend relativ glimpflich ausgegangen ist.
    Die finanzielle bzw. versicherungstechnische Seite ist natürlich doppelt ärgerlicht. Dass die EVB-Nummer nicht weitreichender ist hatte ich auch nicht auf dem Schirm 🙁

  2. Das ist ja eine üble Geschichte, ich hoffe die wendet sich am Ende nochmal zum guten! Wenn ich die Andeutung und das Bild richtig verstehe, ist es eventuell ein selbst verschuldeter Unfall? Habt ihr bei eurer Versicherung schon bei Antrag auf die EVB Nummer die Kaskoversicherung mit angegeben, mit allen wichtigen Daten vom Auto, Halter, usw.? Dann sollte die Versicherung auch mit Kasko haften, ich hoffe für euch das es da nicht irgendwelche kleingedruckten Ausschlüsse gibt.
    Alles gute für euch!

    1. Hallo Igor,
      Danke für deine Anteilnahme. Um es kurz zu machen: Das einzig Gute an der Geschichte ist, dass sie „nur“ sehr teuer und nicht auch noch jemand dauerhaft zu Schaden gekommen ist. Eine „Wendung zum Guten“ ist leider ausgeschlossen.
      Lasst es euch eine Lehre sein!

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