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Dammed Gerontengolf

Der Gerontengolf ist laut.
Der FSI-Motor ist bekanntermaßen ein rauer Geselle. Insbesondere kalt und mit normalem Super betankt steht er einem nagelnden Diesel in nichts nach.
Das macht aber nichts, da sich Geschichte bekanntlich wiederholt.
Auch beim Gerontengolf ist die Motorhaube nackt:

und auch bei VW gab es ab Werk eine extra Dämmung für den FSI nicht gegen Geld und gute Worte.
Aber auch hier hilft wieder der Blick zu den dieselnden Brüdern des Gerontengolfs. Die hatten unter der Teilenummer 5M0863835 eine „Dämpfungsmatte“ an der Motorhaube verbaut.
Wie schon bei Opel sind aber auch hier die Ersatzteilpreise unverschämt. Unter 100 € findet man kaum ein Angebot.
Dementsprechend dauerte es auch eine ganze Weile, bis ich bei einem Verwerter ein intaktes Exemplar zum schmalen Kurs fand:

Auch die Rückseite ist noch ok und nur leicht fusselig:

Dazu braucht ihr dann noch acht Montageclips mit der Teilenummer 1K0863831D. Da könnt ihr aber auch Clipse von jedem anderen zeitgenössischen VW-Modell nehmen. Die sind alle identisch.
Die Montage ist denkbar einfach. Erst die Dämmmatte mit ihren Ohren in die Aussparungen der Haube stecken:

und dann die Clipse in die korrespondierenden Löcher drücken:

Auch hier ist der Effekt direkt deutlich hörbar. Der Gerontengolf ist merklich leiser und wird auch etwas schneller warm.

Dichtung und Wahrheit

Der Gerontengolf hatte neulich einen dicken Eispanzer, als die Kinder meinten, die Türen aufreißen zu müssen. Das Ergebnis war eine abgerissene Türdichtung hinten rechts.:

Dichtung abgerissen

*Seufz*
Googelt man das Problem, wird deutlich, dass abgelöste Türdichtungen wohl eine Golf V-Krankheit sind.
Früher hat VW auf Kulanz neue Türdichtungern mit einem besseren Kleber verbaut, wenn ein erster Versuch mit Sprühkleber nicht gehalten hat.
Auf Kulanz wage ich nach 16 Jahren nicht zu hoffen. Ist ja schließlich kein Opel
Also selber den Kleber schwingen. Da ich eh nichts passendes im Haus hatte, habe ich direkt zu speziellem „Profilgummikleber“ gegriffen:

Im Gegensatz zum Video habe ich mich bei der Verarbeitung streng an die Verarbeitungshinweise gehalten.
Erst alles von alten Kleberresten gereinigt:

Klebereste auf der Tür

Dann den Lack etwas mit feinem Schmirgelpapier angeraut:

Angeschliffen

Und erst dann den Kleber beidseitig aufgetragen:

Kleber aufgetragen

Nach der Ablüftzeit dann kräftig andrücken (nicht klopfen).
Bisher hält das sehr gut. Mal sehen, wann sich der Rest der Dichtung ablöst.

Kleiner Doppelservice

Neben den Fortschritten am Genesungswerk gibt es natürlich auch alltägliche Routine.
Ich denke aber, dass ich euch vom kleinen Service am Gerontengolf:

oder dem kleinen Service am Combo:

nix erzählen muss. Das hatten wir hier im Blog schon in jeder beliebigen Eskalationsstufe.
Wobei der Combo doch etwas neues hat. Von der Oberseite kommend ist das Lenkgetriebe Ölfeucht:

Ich vermute, die Entlüftung (dieser kleine federbelastete Plunger) hing fest. Auf dem Bild hatte ich ihn schon von seiner Dreckkruste befreit. Danach gab es noch ein Bad in Sprühöl und etwas manuelle Bewegungstherapie. Mal sehen, ob das hilft.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit II

Nachdem wir dem defekten Türschloss in seinen Kaninchenbau gefolgt sind, wollen wir ihm jetzt das Fell über die Ohren ziehen.
Dazu muss der Halter des Türgriffs weichen. Das geht sehr einfach, in dem man das lila Gummiband entfernt und ihn dann einfach entnimmt:

Nun könnt ihr den weißen Spritzschutz über dem Schloss entfenen. Er ist lediglich geclipst. Gefühl!
Als nächstes kommen die Schlossschrauben raus. Hierfür braucht ihr einen Außenvielzahn (XZN) der Größe 6:

Bitte versucht erst gar nicht den Schrauben mit einem TORX-Bit zuleibe zu rücken! Sie sind beide eingeklebt und sitzen ordentlich fest. Ihr vergurkt sie ansonsten und bekommt sie nie raus.
Sind die Schrauben raus hängt das Schloss noch an einer Blechlasche. Nun könnt ihr auch einfach den Zentralstecker abziehen und das Schloss entnehmen:

Wenn ihr das Schloss raus nehmt, müsst ihr noch den Bowdenzug zum inneren Türöffner entfernen. Dazu hakt ihr seine Tülle am Schloss aus und dreht das Schloss um 90° seitwärts:

Auf der Werkbank könnt ihr dann alt (links) und neu (rechts) vergleichen:

Denkt bei dieser Gelegenheit daran, den kurzen Tonnenzug für die äußere Türbetätigung (oben im Bild) an das neue Schloss umzubauen.
Nun kann es direkt an den Wiedereinbau gehen.
Denkt an den Bowdenzug zur inneren Türbetätigung.
Um euch Gefummel zu ersparen, seht zu, dass euer Schloss wieder korrekt in der Blechlasche an der Innenseite der Tür eingehakt ist:

Die Schlossschrauben säubert ihr mit einer Drahtbürste von der Schraubensicherung und dreht sie so wieder ein, dass sie deckungsgleich mit den alten Dreckrändern sind:

So stellt ihr sicher, dass die Tür später auch wieder korrekt schließt.
Nachdem der Zentralstecker wieder auf dem neuen Schloss sitzt, ist es Zeit für eine ausgiebige Funktionsprobe.
ZV auf/zu, von Innen auf/zu, über Fahrertür-Schalter auf/zu, über den kleinen Tonnenzug vom Türgriff auf/zu und gerne alles doppelt und dreifach.
Lüppt wieder?
Alles klar, dann werfen wir muter alles weiter zusammen.
Über das Schloss kommt jetzt wieder der weiße Spritzschutz. Achtet dabei auf den korrekten Sitz der Clipse:

Er braucht etwas Nachdruck, damit er ordentlich einrastet und die Gummilippe wieder sauber am Blech anliegt.
Jetzt wo alles bereit für den Widereinbau der Türhaut ist, dürft ihr eurem Putzfimmel nachgeben und reinigt den unteren Teil der Fensterscheibe:

Die Laufschienen des Fensterhebers habe ich bei der Gelegenheit mit PTFE-Spray behandelt, damit mir nicht das Gleiche passiert, wie beim Combo.
Anschließend montiert ihr wieder die Türhaut. Passt auch hier auf eine Kollision mit dem Kotflügel auf und nutzt die Dreckränder der Schrauben für die Ausrichtung.
Nun muss der Türgriff wieder an Ort und Stelle. Dazu müsst ihr die Schließzungen des Schlosses vor spannen, damit der Griff dort einhaken kann.
Das ist etwas fummelig und lässt sich schlecht beschreiben.
Auf dem folgenden Bild zeigt der Torx auf die Obere der beiden (zusammenhängenden) Zungen:

Ihr müsst da seitlich durch ein Loch dran und die Zungen nach außen drücken, während ihr den Griff einführt.
Sie haken mit einem Klick ein und ihr merkt dann auch den federbelasteten Widerstand beim Zug am Griff.
Nun hängt ihr den Tonnenzug der Schlossentriegelung in der richtigen Rastung (siehe Schraubenzieher in Teil 1) wieder ein und testet nochmals die korrekte Funktion des Schlosses.
Zum Abschluss kommt der nervigste und fummeligste Teil: Die Montage der Abdeckkappe neben dem Türgriff:

Ich hätte nicht gedacht, dass mich so etwas simples so beschäftigen kann, aber ich habe bestimmt eine halbe Stunde damit verbracht, diese olle Kappe wieder zu montieren.
Mit dem Torxbit müsst ihr die Einstellschraube so lange rein und raus drehen, bis ihr die Stellung gefunden habt, in der die Kappe in ihre Führung rutscht. Nun müsst ihr weiter probieren, damit die Kappe nicht nur verriegelt sondern auch noch gerade sitzt. Ich habe sie bestimmt 6-7 mal ein- und ausgebaut, bis es endlich passte.
Egal. Das ist schon jammern auf hohem Niveau, wenn man bedenkt, wie eine solche Reparatur bei anderen Fahrzeugen aussehen würde. Nun noch die Gummileiste wieder drüber und fertig ist der Lachs.
Jetzt schließt und entriegelt der Gerontengolf wieder ordnungsgemäß.
Mal sehen, wie lange das Teil hält.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit I

Der Gerontengolf wird bei uns aktuell selten genutzt (Home-Office, ÖPNV). Bei einem seiner raren Einsätze berichtete die Beste, dass sich die Beifahrertür nicht mehr öffnen ließe. Ein kurzer Test zeigte die Reproduzierbarkeit des Problems. Die Tür entriegelte nicht mit der Zentralverriegelung und ließ sich dementsprechend nicht mehr von außen öffnen. Über den Taster im Innenraum und den Öffner in der Beifahrer-Türpappe ließ sie sich jedoch noch entriegeln.
Während ich es noch auf die lange Standzeit schob und die Batterie ans Ladegerät hing, dräute mir aus dem Internet größeres Ungemach.
Der Golf V und seine VAG-Derivate jener Epoche leiden reihenweise unter kläglich verendenden Türschlössern. Schlimmstenfalls versagt das Schloss plötzlich ganz und man hat die Wahl zwischen einem „4-Türer“ oder der gewaltsamen Zerstörung der Tür um das defekte Schloss zu knacken.
Während ich also schleunigst die Losung ausgab, dass der Gerontengolf bis auf weiteres nur noch unverriegelt abgestellt werden dürfe (selbst Autodiebe haben ihren Stolz), grub ich etwas tiefer in den diversen Fehlerbeschreibungen.
Tritt der Fehler auf, soll im Steuergerät der folgende Code (z.B. für die Fahrertür) abgelegt werden:

00928 – Schließeinheit für Zentralverriegelung Fahrerseite (F220)

008 – unplausibles Signal – Sporadisch

Allerdings kann man sich das (kostenpflichtige) Auslesen eigentlich sparen. Laut eines VAG-Mechanikers liegen solche Probleme in über 90% der Fälle an einem verreckten Schloss. Die restlichen Prozente gehen auf Kabelbrüche in der Gummitülle zur Tür zurück, was jedoch erst bei Laufleistungen jenseits der 200.000 km (und dann meistens bei der Fahrertür) auftritt.
Der Vorteil eines so häufigen Defektes ist, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist.
So gibt es wirklich vorzügliche Reparaturanleitungen:

und auch ein breites Angebot an Aftermarket-Ersatzteilen.
Volkswagen nimmt alleine für das Originalteil 200 €. Auf dem Markt gibt es aber schon ab 30 € passenden Ersatz. Von den ganz günstigen Angeboten riet der Experte jedoch ab, da diese über kurz oder lang identische Probleme zeigen würden.
Ich entschied mich für ein Exemplar aus der mittleren Preisregion (~50 €) von VEMO:

VW hat für die Konstruktion seiner Türen einen Sonderweg beschritten. Um an die Innereien (Fensterheber, Scheibe, Schloss, etc.) zu kommen, muss man die Außenhaut (!!) der Türen entfernen. Die Türpappen bleiben unberührt. Was erstmal nach einem Irrweg und dem Einsatz einer Flex klingt, ist im Nachinen betrachtet eine extrem servicefreundliche Lösung! Die Türhaut ist nämlich lediglich geschraubt und man hat im Anschluss viel Platz zum arbeiten.
Ich nehme euch mal mit auf die Reise ins Innere der Tür.
Wir starten mit der Entfernung der Gummileiste am Rand der Tür:

Die lässt sich einfach abhebeln und auch die Clipse überleben.
Dann seht ihr schon die Myriade an Schrauben, welche die Außenhaut halten. Eh es denen an den Kopf geht, entfernen wir aber noch den runden Aufkleber im oberen Drittel der Tür:

Dahinter findet ihr eine Torx-Schraube, welche einen Klemmmechanismus bewegt, welcher wiederum die Abdeckkappe neben dem Türgriff entriegelt:

Ist ein bisschen Fummelkrams, aber irgendwann könnt ihr die Kappe entfernen.
Als nächstes muss der Türgriff weichen. Damit ihr später nicht endlos lang probieren müsst, wie die Tonne des Seilzuges in seiner Verzahnung sitzen muss, empfehle ich einen flachen Schraubendreher in pasender Breite als Referenzmaß:

Danach kann man die Tonne heraushebeln und den Türgriff ausbauen, indem man ihn in geschlossenem Zustand kräftig nach hinten zieht:

Unter dem vorderen Teil des Türgriffs kommt eine kleine TORX-Schraube zum Vorschein, welche wir als erstes entfernen:

Die Schraube kommt dann zusammen mit den anderen Schrauben und Spreiznieten der Türhaut in eine von Kinderhand gezeichnete Schablone:

Die Schablone ist sinnvoll, da die Schrauben zum Teil unterschiedlich lang sind und ihr euch beim Wiedereinbau ja keine Beulen in die Türhaut drücken wollt.
Beim entfernen der Schrauben ist es sinnvoll, die jeweils Obersten nur zu lösen bis ihr einen Helfer zur Hand habt, der die Türhaut vor dem Absturz sichert.
Sind alle Schrauben entfernt, lehnt ihr die Tür vorsichtig an (Achtung, dass die Türhaut nicht an den Kotflügel stößt!) und hebt die Türhaut vorsichtig ab:

Bevor es ans Eingemacht geht, nutzen wir noch die Chance und markieren die Löcher in denen die Spreiznieten sitzen:

Bei der Gelegenheit widerstehen wir auch dem Drang, die Dreckspuren rings um die früheren Schraubenköpfe zu reinigen. Die Spaltmaße werden es euch nach dem Widereinbau danken!
Jetzt geht es an die Innereien, was wir aber in Teil 2 behandeln.