Der Gerontengolf wird bei uns aktuell selten genutzt (Home-Office, ÖPNV). Bei einem seiner raren Einsätze berichtete die Beste, dass sich die Beifahrertür nicht mehr öffnen ließe. Ein kurzer Test zeigte die Reproduzierbarkeit des Problems. Die Tür entriegelte nicht mit der Zentralverriegelung und ließ sich dementsprechend nicht mehr von außen öffnen. Über den Taster im Innenraum und den Öffner in der Beifahrer-Türpappe ließ sie sich jedoch noch entriegeln.
Während ich es noch auf die lange Standzeit schob und die Batterie ans Ladegerät hing, dräute mir aus dem Internet größeres Ungemach.
Der Golf V und seine VAG-Derivate jener Epoche leiden reihenweise unter kläglich verendenden Türschlössern. Schlimmstenfalls versagt das Schloss plötzlich ganz und man hat die Wahl zwischen einem „4-Türer“ oder der gewaltsamen Zerstörung der Tür um das defekte Schloss zu knacken.
Während ich also schleunigst die Losung ausgab, dass der Gerontengolf bis auf weiteres nur noch unverriegelt abgestellt werden dürfe (selbst Autodiebe haben ihren Stolz), grub ich etwas tiefer in den diversen Fehlerbeschreibungen.
Tritt der Fehler auf, soll im Steuergerät der folgende Code (z.B. für die Fahrertür) abgelegt werden:
00928 – Schließeinheit für Zentralverriegelung Fahrerseite (F220)
008 – unplausibles Signal – Sporadisch
Allerdings kann man sich das (kostenpflichtige) Auslesen eigentlich sparen. Laut eines VAG-Mechanikers liegen solche Probleme in über 90% der Fälle an einem verreckten Schloss. Die restlichen Prozente gehen auf Kabelbrüche in der Gummitülle zur Tür zurück, was jedoch erst bei Laufleistungen jenseits der 200.000 km (und dann meistens bei der Fahrertür) auftritt.
Der Vorteil eines so häufigen Defektes ist, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist.
So gibt es wirklich vorzügliche Reparaturanleitungen:
und auch ein breites Angebot an Aftermarket-Ersatzteilen.
Volkswagen nimmt alleine für das Originalteil 200 €. Auf dem Markt gibt es aber schon ab 30 € passenden Ersatz. Von den ganz günstigen Angeboten riet der Experte jedoch ab, da diese über kurz oder lang identische Probleme zeigen würden.
Ich entschied mich für ein Exemplar aus der mittleren Preisregion (~50 €) von VEMO:
VW hat für die Konstruktion seiner Türen einen Sonderweg beschritten. Um an die Innereien (Fensterheber, Scheibe, Schloss, etc.) zu kommen, muss man die Außenhaut (!!) der Türen entfernen. Die Türpappen bleiben unberührt. Was erstmal nach einem Irrweg und dem Einsatz einer Flex klingt, ist im Nachinen betrachtet eine extrem servicefreundliche Lösung! Die Türhaut ist nämlich lediglich geschraubt und man hat im Anschluss viel Platz zum arbeiten.
Ich nehme euch mal mit auf die Reise ins Innere der Tür.
Wir starten mit der Entfernung der Gummileiste am Rand der Tür:
Die lässt sich einfach abhebeln und auch die Clipse überleben.
Dann seht ihr schon die Myriade an Schrauben, welche die Außenhaut halten. Eh es denen an den Kopf geht, entfernen wir aber noch den runden Aufkleber im oberen Drittel der Tür:
Dahinter findet ihr eine Torx-Schraube, welche einen Klemmmechanismus bewegt, welcher wiederum die Abdeckkappe neben dem Türgriff entriegelt:
Ist ein bisschen Fummelkrams, aber irgendwann könnt ihr die Kappe entfernen.
Als nächstes muss der Türgriff weichen. Damit ihr später nicht endlos lang probieren müsst, wie die Tonne des Seilzuges in seiner Verzahnung sitzen muss, empfehle ich einen flachen Schraubendreher in pasender Breite als Referenzmaß:
Danach kann man die Tonne heraushebeln und den Türgriff ausbauen, indem man ihn in geschlossenem Zustand kräftig nach hinten zieht:
Unter dem vorderen Teil des Türgriffs kommt eine kleine TORX-Schraube zum Vorschein, welche wir als erstes entfernen:
Die Schraube kommt dann zusammen mit den anderen Schrauben und Spreiznieten der Türhaut in eine von Kinderhand gezeichnete Schablone:
Die Schablone ist sinnvoll, da die Schrauben zum Teil unterschiedlich lang sind und ihr euch beim Wiedereinbau ja keine Beulen in die Türhaut drücken wollt.
Beim entfernen der Schrauben ist es sinnvoll, die jeweils Obersten nur zu lösen bis ihr einen Helfer zur Hand habt, der die Türhaut vor dem Absturz sichert.
Sind alle Schrauben entfernt, lehnt ihr die Tür vorsichtig an (Achtung, dass die Türhaut nicht an den Kotflügel stößt!) und hebt die Türhaut vorsichtig ab:
Bevor es ans Eingemacht geht, nutzen wir noch die Chance und markieren die Löcher in denen die Spreiznieten sitzen:
Bei der Gelegenheit widerstehen wir auch dem Drang, die Dreckspuren rings um die früheren Schraubenköpfe zu reinigen. Die Spaltmaße werden es euch nach dem Widereinbau danken!
Jetzt geht es an die Innereien, was wir aber in Teil 2 behandeln.