Liebe Lesenden, ich wünsche euch allen ein erholsames und ruhiges Weihnachtsfest. Genießt die Zeit mit euren Lieben und besinnt euch auf die Dinge im Leben, auf die es wirklich ankommt. Und wenn ihr einen Moment Ruhe habt, denkt vielleicht an die, denen dieses Weihnachten nichts als Schmerz gebracht hat und gebt den Euren einen extra Kuss.
Solltet ihr meinen obligaten Jahresrückblick am 31.12. schwänzen, wünsche ich euch schon mal einen guten Rutsch und wir lesen uns hoffentlich in einem besseren Jahr 2025 wieder.
Als ich beim Tausch der vorderen Motorabdeckung am JZR den Bowdenzug der Kupplungsbetätigung in der Hand hatte, purzelte mir ein zerriebenes Stück Plastik entgegen. Das sah wie die Überreste eines Kunststoffkäfigs der Bowdenzug-Tonne aus. Also mal die Tonne selbst näher begutachten:
Ok, da hat sich der Betätigungsarm ja schon mächtig reingearbeitet. Ersatz wäre sinnvoll. Aber drei Tage später sollte das Dreiradtreffen starten. So schnell bekomme ich kein Ersatzteil. Ich weiß ja noch nicht mal, ob das der Standardbowdenzug aus der CX500 ist, oder ggf. was extra angefertigtes. Also mit Knetmetall provisorisch die Kerbe in der Tonne füllen:
Während die aushärtete zum „Raketenkappen-Fundus“ gegriffen und einen neuen Käfig geschnitzt:
Das sieht doch wieder gut aus. Sollte halten. Ab in die Falle. Am nächsten Tag beschlich mich das ungute Gefühl, dass eventuell nicht nur dieses Ende des Bowdenzuges ordentlich Verschleiß aufweisen könnte. Also schnell die Motorhaube abgenommen und am Pedalblock nachgesehen:
Kacke! Da hängt der Bowdenzug nur noch am seidenen Faden. Damit brauche ich nicht los. Also Augen zu und durch: CX500-Bowdenzug raussuchen und bei dem Händler mit der kürzesten Lieferfrist bestellt. Was soll ich sagen, noch am selben Tag kam die Versandmitteilung und schon am nächsten Tag hatte ich den Bowdenzug im Briefkasten. So konnte ich am Vorabend des Dreiradtreffens an den Austausch gehen. Glücklicherweise ist es wirklich das Standardteil aus der CX500:
Noch schnell das Kupplungsspiel einstellen und ab die Post!
Um den anonymisierten Kupplungsdeckel am JZR zu montieren, musste ich das Öl ablassen. Das traf sich eh, da der Ölwechsel fällig war. Um ordentlich zu arbeiten, nutzte ich die Chance und tauschte auch den Wellendichtring (12x18x3) der Betätigungswelle im Kupplungsdeckel. Die sind auch als Standardware überall verfügbar. Als mein Neuteil eintraf habe ich es natürlich mit dem Altteil verglichen. Was ich nicht verglichen habe, war die Dicke. Es folgte der Klassiker: „Hmm, irgendwie saß das Altteil tiefer im Gehäuse! Na vielleicht braucht er einfach noch 1-2 Hammerschläge…“ Die brauchte er auch. Um kaputt zu gehen…. Hier im Vergleich:
Von links nach rechts: Zweiter Ersatz, Altteil, erster Ersatz. Der erste Ersatzring war im Format 12x18x5 mm. Das passt auch. Darf man halt nur nicht so tief ins Gehäuse prügeln… Danach konnte ich auch wieder die Welle und den Druckpilz montieren:
Für den Ölwechsel am JZR demontiert man am besten die Abdeckung über der Lenkung:
Das Öl plätschert dann gemütlich über eine Rahmenstrebe in eine Auffangschale:
Für den nächsten Ölwechsel kann ich mich mal um eine magnetische Ölablassschraube kümmern. Während das Öl ablief habe ich mich weiter der Kosmetik zugewandt. Irgendeiner der Vorbesitzer fand es eine gute Idee, den ganzen Motor matt-schwarz zu lackieren. Natürlich ohne Grundierung:
Die noch nicht von alleine abgeblätterte Farbe ließ sich glücklicherweise ohne großen Widerstand mit einem Holzschaber abkratzen:
Beim Filterwechsel müsst ihr aufpassen, dass ihr die Unterlegscheibe vom Filterelement nicht verliert:
Auf diese Scheibe drückt nämlich die Feder, die den Filter selbst dicht am Motor hält. Fehlt die Unterlegscheibe kann sich das Ende der Feder in das Gummi des Filters bohren, so dass er nicht mehr mit ausreichend Druck an den Motor gepresst wird, um noch zuverlässig zu funktionieren. Für die Demontage des Kupplungsdeckels müsst ihr den Bowdenzug aushängen. Um den Betätigungshebel gegen die Federkraft der Kupplung zu bewegen, eignet sich gut ein 22er Maulschlüssel:
Hat man den Bowdenzug ausgefädelt und die Schrauben des Deckels entnommen, kann man ihn abnehmen. Kommt einem dabei ein kleines Lager entgegen ist das nur mittelschlimm:
Auf das Lager drückt normalerweise der Druckpilz der Kupplungsbetätigung. Es lässt sich mit einer passenden Nuss zurück in seinen Sitz klopfen:
Danach kann der Deckel mit neuer Dichtung wieder montiert werden:
Anonymisierung abgeschlossen. Zum Öl auffüllen nimmt man am besten einen Trichter mit flexiblem Rüssel und tüddelt ihn an einer Rahmenstrebe fest:
Neben den Schriftzügen am JZR habe ich mich noch einer anderen optischen Aufwertung zugewandt. Das Leder des alten Schaltknaufes war durchgescheuert und es guckte sein Plastik-Korpus durch:
Eher unschön. Bei Limora gibt es Schaltknäufe in allen Formen und Farben. Da fand sich auch adäquater Ersatz samt neuem Unionjack. Der alte Schaltknauf ließ sich nach einigem Widerstand einfach abdrehen. Zurück blieb reichlich Epoxidharz:
Das habe ich feinsäuberlich abgekratzt und danach die Oberfläche mit etwas Schleifpapier geglättet:
Die Schaltstange hat 10mm Durchmesser, die Aufnahme des neuen Schaltknaufes leider nur 7mm:
Nix, was ein Bohrer in der Standbohrmaschine nicht lösen könnte. Mit etwas Nachdruck ging der neue Schaltknauf dann auch auf die Stange und sitzt schön fest:
Sieht wieder schick aus und fasst sich auch gut an. Mal sehen, ob er sich im Laufe der Zeit lockert. Dann muss ich wohl auch zu Epoxidharz greifen.
Ich finde die Optik des JZR schon echt gut. Ok, der Motor könnten noch präsenter sein, aber daran arbeite ich schon. Allerdings gab es einen simpleren Punkt, der mich schon von Anfang an massiv störte und das waren die sehr prominenten „Honda“-Schriftzüge am Motor. Sowohl an den Motorflanken, als auch auf dem Stirndeckel fand sich dick und fett „Honda“:
Sowas gipfelt dann immer in Mansplaining-Peinlichkeiten wie,. „Guck mal Uschi, watt die Japaner so bauen!“ Dann muss ich die Herrschaften immer vor ihren Gattinen belehren, dass man ein Buch nicht nach seinem Titel beurteilen sollte. Peinlich für alle Seiten. Braucht niemand. Da ist es doch viel schöner, den Leuten ein kleines Rätsel aufzugeben, was sie da vor sich haben. Bei den Schriftzügen links und rechts am Motor war das einfach:
Die sind mit Grobgewinde-Schrauben einfach direkt in das Aluminium des Motorblocks geschraubt:
Deutlich schwieriger wird es beim Kupplungsdeckel an der Motorfront. Da ist der Schriftzug Teil des Alu-Druckgusses. Eine kleine Hoiffnung hatte ich in den (recht großen) Custom-Markt, dass es da Repros ohne Schriftzug gibt, aber Pustekuchen. Mein nächster Weg führte mich zu verschiedenen Drehereien in der Umgebung, um den (Ersatz-)Deckel einfach Plan abfräsen zu lassen. Da erntete ich aber nur Kopfschütteln. Mit solchen Kinkerlitzchen beschäftigt man sich nicht. Lediglich bei Grunewald Tooling GmbH & Co. KG hatte man theoretisch Lust einen Lehrling an die Fräse zu stellen. Allerdings ist der Deckel so gewölbt, dass sie nach einigem Messen meinten, dass die verbleibende Wandstärke kaum ausreichen würde. Also Plan C: selbst abschleifen. Um mir keine Metallspäne in die beiden Nadellager der Kupplungswelle zu zaubern, habe ich die Welle samt Druckpilz entfernt und die Durchgangsbohrungen mit (Gummi-)Stopfen verschlossen:
Nach Rücksprache mit dem alten Metallfuchs Hauke, habe ich den Dremel mit 60er (und später 80er) Schleifrollen bestückt und losgelegt:
Das brachte erstaunlich schnell, erstaunlich gute Ergebnisse:
Ich hätte gedacht, dass sich die Schleifrollen recht schnell mit dem Alu-Abrieb zusetzen. Die verringerte Drehzahl half hier wohl. Danach ging es manuell mit 120er Schleifpapier weiter:
Hier sieht man auch noch einen Fehler, der mir mit dem Dremel unterlaufen ist: Niemals die Schleifrichtung ändern! An den Enden der Mulde hatte ich die Schleifrollen quer angesetzt. Schön blöd. Die Spuren sind nie wieder ganz raus gegangen. Bei 240er Schleifpapier hörte ich mit dem Trockenschliff auf:
Danach ging es mit 400er und 800er Nassschleifpapier weiter:
Damit bin ich mehr als zufrieden. Sobald die geschliffene Fläche wieder angelaufen ist, wie der Rest, sieht man da nichts mehr von. Den Einbau erledigte ich dann beim eh anstehenden Ölwechsel.