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Facelift II

Wie schon beim Rundgang um das Kühlsystem des JZR festgestellt, waren hier größere Arbeiten fällig. Eine gute Gelegenheit, ihn auch optisch etwas zu überarbeiten.
Zentraler Blickfang bei den klassischen Three-Wheelern (Morgan, JZR, Triking) ist der frei stehende Motor. Das gibt es sonst bei keinem Automobil und nur bei ganz wenigen Motorrädern. Bei meinem JZR war der Motor jedoch hinter dem Zusatzkühler versteckt und quer vor ihm her lief noch ein dicker Kühlerschlauch. Dazu hatte ihn einer der Vorbesitzer schwarz lackiert, was ihn optisch noch mehr verschwinden ließ:

Weihnachtsgruß 2024

Dazu dann noch dieses unsägliche Kupferrohr diagonal über den Motor. Alles ein optisches Kapitalverbrechen.
Das ich hier was ändern müsste, wusste ich schon beim Kauf. Daher war es mir auch so wichtig, den JZR als L5e zuzulassen und für den Entfall des vorderen Kennzeichens zu sorgen. Das schaffte nämlich den idealen Platz, um den Zusatzkühler zu versetzen:

Erster Test neue Zusatzkühlerposition

Jaaa! Das sieht doch schon ganz anders aus!
Aus dem Aluminiumflansch des Zusatzkühlers hatte ich zuvor noch die verzinkte 90°-Adapterkonstruktion herausgekämpft:

Gewindekorrosion

An dem weißen Pulver seht ihr schon die fortgeschrittene Alu-Korrosion. Das waren alles mal Gewindegänge. Ich habe die Innengewinde dann sorgfältig mit der Gewindefeile (tolles Werkzeug) nachgearbeitet und nach Vermessung der Steigung einen eloxierten Alu-Adapter M18x1,5 auf 19mm-Schlauchtülle besorgt:

Gewinde Zusatzkühler Feile

Da die M18-Gewinde keinen größeren Durchsatz erlauben, war die Reduzierung im Schlauchdurchmesser hier unkritisch. Es gab also zwei 19mm-90°-Schlauchbögen und zwei 22mm-19mm-Reduziertüllen um den Zusatzkühler wieder einzubinden.
Damit war verzinktes Eisen schon mal aus dem Kühlkreislauf verbannt.
Da der schwarze Lack am Motor schon abblätterte, habe ich ihn in mühevoller Kleinarbeit abgekratzt. Um die Überraschung für das finale Bild nicht zu spoilern hier die Ausgangslage:

schwarzer Motorblock

Weiterhin störte mich der schräg nach vorne zeigende Abgang des Thermostatdeckels. Das führte zwangsläufig zu einem vor dem Motor her laufenden Kühlerschlauch. Im Honda-Regal fand sich jedoch der Thermostatdeckel der CX 500 Eurosport (PC06). Der zeigt normalerweise gerade nach vorne, lässt sich aber auch um 180° verdreht montieren:

Thermostatdeckel im Vergleich

So zeigt der Abgang direkt nach hinten und vor dem Motor verläuft kein Schlauch mehr.
Um das Kühlwasser nun vom Thermostat nach hinten zum Kühler zu bekommen, musste ich den Schlauch etwas seitlich in einem steigenden Bogen führen. Es schlug die Stunde der CB 500-Schläuche:

Test neuer Kühlerschlauch

Ein 22mm-Schlauchverbinder schafft da die nötige Verbindung. Das sieht schon mal sehr gut aus:

Verlauf neuer Kühlerschlauch

Damit konnte auch das gerade Kupferrohr rausfliegen und niemand musste die Motorhaube aussägen (grrrr):

Kühlerschlauch passt mit Haube

Den Halter für den Zusatzkühler trimmte ich noch ein bisschen auf meiner umgebauten Bandsäge zu:

Haltekonsole Zusatzkühler

Anschließend lackierte ich ihn schwarz-rot um ihn optisch verschwinden zu lassen.
Noch ein wenig Kleinkram (Kabel umlegen und mit schwarzem Schrumpfschlauch kaschieren, den 90°-Kupferbogen am Kühler durch ein Kunststoffteil ersetzen, etc.), stundenlange Feinarbeit mit den blauen Proxxon-Polierscheiben (Top-Empfehlung!) sowie feinem Schleifpapier und fertig war der Umbau:

Neue Front

Guckt euch nochmal die Ausgangslage oben an. Ich finde, das sieht um Welten besser aus!

Facelift I

Wie uns schon das große gegenwartsphilosophische Werk „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“ lehrt, gibt es auch an einer super Ollen mitunter einiges zu optimieren! So auch beim JZR.

Bei meiner Service-Runde um den JZR kam ich natürlich auch am Kühler vorbei:

Blick in den Kühler

Das sieht nicht gut aus…
Kein Problem. Lassen wir mal das Kühlwasser ab und nehmen eine Probe:

Kühlwasserprobe

Ürgs
Aber ist halb so wild nach einiger Zeit wird das Wasser oben wieder klar:

Kühlwasserprobe 2

Verdammt…..
Ok, also Kühlsystem spülen. Der Kühler selbst ist übrigens auch fritte:

Kühler feucht

Einzelne Kühlröhrchen sind augenscheinlich undicht, so dass er immer leicht feucht ist.
Den ersetze ich aber später. Teil eines größeren Planes.
Ok, wenn ich da aber jetzt eh schon dran muss, dann kann ich bei der Gelegenheit auch den Materialmix im Kühlsystem reduzieren und den Verlauf der Schläuche ändern:

Kupferrohr

Aktuell finden sich neben Gummi auch Alu, Kupfer, Eisen, Zink und Messing im Kühlsystem. Ein spannungsreihiger Alptraum!
Außerdem meinte einer der Vorbesitzer für das gerade Kühlwasserrohr nach vorne die Motorhaube aussägen zu müssen.
Da ich einige 22mm-Schlauchbögen für das Projekt brauchte und diese einzeln unbezahlbar sind, habe ich geschaut, welche 500ccm-Maschinen Honda noch gebaut hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass Honda da andere Schlauchdurchmesser verwendet hat, war verschwindend gering. Für schmalen Taler kam ich an einen Satz passende Kühlerschläuche der Honda CB 500:

Schlauchset CB500

Den habe ich in einem Essig-Bad entkalkt und gereinigt.
Während das einweichte habe ich den Motor und Kühlkreislauf in alle Richtungen gespült:

Kühlkreislauf spülen

Das Thermostat bedurfte ebenfalls einer gründlichen Reinigung (nach dem obligaten Check im Kochtopf):

Thermostat verklebt

Auch solche Schläuche flogen direkt auf den Müll:

alte Schläuche

Hmm…. Wenn ich eh schon so weit bin, dann kann ich doch eigentlich auch direkt das größte optische Ärgernis am JZR ändern?!
Der Motor war mir hinter Zusatzkühler, Schläuchen und schwarzem Lack immer viel zu versteckt. Das wird was größeres…

trickle-down effect

Als ich den Kabelbaum ausdünnte, stieß ich im Beifahrerfußraum auf ein komisches Konstrukt in der Benzinleitung. Hier könnt ihr es in der hinteren rechten Bildecke erahnen:

Kabel kreuz und quer

Ich habe es dann mal ausgebaut und spontan Kopfschmerzen bekommen:

Alten Übergang ausgebaut

Um von der starren 10mm-Benzinleitung auf den 6mm-Anschluss am Vergaser zu kommen, wusste sich irgendeiner meiner Vorgänger nicht anders zu helfen, als einen 10mm-8mm-Kunststoffadapter, einen Aquariumschlauch sowie einen 6mm-Messingverbinder zu verwenden…explodierenderKopfEmoji
Ich habe dann mal 4,95€ in einem Messingadapter 10mm-6mm investiert:

Konstruktionen im Vergleich

Gleich ein ganzes Rudel Schlauchschellen weniger:

Ordentlicher Übergang

Ausdünnen

Der Service am JZR war durch, so dass ich an die größeren Baustellen für diesen Winter gehen konnte.
Ganz oben auf der Liste stand die Elektrik!
Moment, habe ich da irgendwen „Klischee“ rufen hören?! Nee, bittere Erfahrung
So sah es bislang im Beifahrerfußraum aus:

Kabelsalat im Fußraum

Batterie und Steuergerät flogen lose herum. Da es ein englisches Fahrzeug ist, gab es gebrochene Quetschverbinder:

gebrochene Kontakte

Kreuz und quer gezogene Kabel unterschiedlichster Farbübergänge:

Kabel kreuz und quer

Lüsterklemmen:

Lüsterklemmen

Lediglich verdrillte und mit Panzerband isolierte Kabel:

Panzertape

überflüssige Bauteile:

Überflüssiges Steuergerät

Am Ende flog ein erklägliches Häufchen Plunder aus dem JZR:

Plunder aus dem Kabelbaum

Und der Beifahrerfußraum sieht jetzt so aus:

Fußraum aufgeräumt

Besser. Nicht „gut“, aber „besser“.
Wenn ich mit dem Bond Bug durch bin, bekommt der JZR auch einen neuen Kabelbaum!

Service in red II

Nachdem beim JZR alle Lager frisches Fett bekommen hatten, konnte ich direkt mit den sonstigen Schmiermitteln weiter machen.
Das Öl im Endantrieb steht genau am Gewinde:

Ölstand Endantrieb

und auch Motoröl ist ausreichend vorhanden.
Die NGK DR8ES sind etwas verrußt:

Zündkerzen verrusst

Aber nix, was eine Kupferbürste nicht regeln könnte. Der Abstand passt:

Abstand Zündkerzen

Als nächstes habe ich mich dem Schalthebel zugewandt. Der hatte auf seiner linearen Führung seitliches Spiel. Dann schauen wir doch mal, wie sowas in England konstruiert wurde:

Schalthebel demontiert

Man nehme also einen Rundstahl, den man in Form biegt und schweiße einen Bolzenstummel sowie eine fette Mutter an. Das Gewinde der Mutter schleift man dann so weit runter, dass ein kleines Nadellager (HK 1212) da saugend rein passt. In das Nadellager kommt dann noch eine Hülse, die auf einem an der Karosserie verschweißten Bolzen dreht.
Gut, dann bauen wir das Alles mal mit reichlich Fett und einer selbstsichernden Mutter wieder zusammen:

Schalthebel gefettet

Damit war der Service als Aufwärmübung durch und ich konnte an die größeren Baustellen am JZR gehen.