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25. Internationales Dreiradtreffen

Vom 21. bis zum 23. Juni fand in Brandenburg an der Havel das 25. internationale Dreiradtreffen statt:

„Endlich mal normale Leute!“
Da für den 22. mein Junggesellenabschied angesetzt war, konnte ich mich nur am 21. unter die Meute mischen.
Allerdings war das schon ausreichend, um mich für das nächste Treffen anzufixen. Es war extrem lustig!
Doch beginnen wir am Anfang.
Der Tag begann mit Starthilfe durch den AvD.
Diagnose: Batterie leer. Jahaaaa, hätte ich checken können, aber so ist das nun mal. Die kleinen Dinge vergisst man halt.
Nach geschätzten 15 Minuten war der sehr nette Pannenhelfer auch schon mit Booster-Pack vor Ort.
Alles reibungslos. So wünsch ich mir das.
Trotzdem ist ein eigenes Starthilfekabel schon geordert.
Die Fahrt zum Treffen lief erfreulich entspannt bei strahlendem Sonnenschein.
Der Rialto hat es merklich genossen, mal wieder eine längere Strecke bewegt zu werden. Das letzte Mal war der Ausflug zum 1.Mai.
Das Treffen fand im Industriemuseum in Brandenburg statt. Ein wirklich imposanter Bau!

Im Hintergrund sieht man den letzten erhaltenen Siemens-Martin-Stahlofen in Westeuropa:


An der Dreiradfront gab es, neben den üblichen Verdächtigen von Tempo und Messerschmitt, auch einige Exoten zu bewundern.
So wie diese lieblich restaurierte Mini Comtesse:

Neben den „Stützrädern“ vorn für hart gedriftete Kurven, wartet die Comtesse mit noch einem anderen technischen Schmankerl auf.
Sollte dem Piloten unterwegs mal der Saft ausgehen, so kommt er dennoch entspannt und sicher an sein Ziel. Zu diesem Zweck findet sich am linken hinteren Rad dieses kurze Ketten-Stück:

Es ist das Herzstück einer ausgetüftelten „Ratschen-Konstruktion“. Indem der Pilot im Innenraum mit wachsender Leidenschaft auf ein Pedal tritt, wird die Kette am Hinterrad um ein Ritzel gezogen und bewegt das Vehikel häppchenweise vorwärts. Eine stramme Feder holt die Kette dann wieder zurück. Funktioniert ähnlich, als wenn man bei einem Fahrrad ohne Rücktritt die Pedale immer vor und zurück bewegt.  Die Vorführung sorgte für ausgelassenes Gelächter!
An dieser Stelle muss ich nochmal explizit betonen:
Ich habe bisher noch keine Oldtimerveranstaltung erlebt, bei der man als Neuling so herzlich aufgenommen wurde! Ich wurde quasi minütlich neuen Leuten vorgestellt, musste mir wiederholt vom selbstgebackenen Kuchen nehmen, oder ne Bratwurst, oder nen Bier, oder nen Stuhl, oder… einfach toll.
Und auch die Organisation war vorbildlich! Ich wurde direkt von einer Dame an die Hand genommen und mir wurde der Inhalt meiner „Begrüßungstüte“ erläutert. Dazu gab es einen Wimpel mit enormem Kugellager als Ständer mit meinem Namen drauf, Poster in verschiedenen Größen von der Veranstaltung, Flyer vom Museum, ein Stadtführer, eine mehrseitige laminierte Wegbeschreibung für die geplante Ausfahrt samt Kartenmaterial, einen Zeitplan, Telefonnummern und Adressen der Teilnehmer und vieles mehr.
Die Organisatoren hatten unglaubliche Arbeit investiert und doch wurde nur ein Unkostenbeitrag verlangt. Hammer!
Vielen Dank!
Das das Treffen einen eher lockeren Charakter hatte, konnte man allerorts feststellen. Z.B. auch am Gepäck dieses (auf eigener Achse angereisten) Teilnehmers:

Im Industriemuseum findet derzeit auch eine Sonderausstellung zu der Firma Brennabor statt:

Hier bekamen wir zu vorgerückter Stunde eine private Führung durch einen der Ausstellungsorganisatoren. Ebenfalls sehr liebevoll und ausführlich. Wieder eine Wissenslücke weniger.
Ein wenig enttäuscht war ich vom Eigentümer dieses Reliant Regals:

Wenigstens den Namen seines Fahrzeugs sollte man schreiben können…. Hatte er aber wenigstens überall konsequent falsch geschrieben. Der lieblose Anstrich mit dem Pinsel und der sonstige Zustand passten zu diesem Eindruck. Sonderlich freundlich war er obendrein auch nicht. Egal. Es waren nämlich noch andere wesentlich nettere Reliant-Fahrer anwesend:

Andreas (mit dem mich eine längere Mail-Freundschaft verbindet) war samt Freundin und österreichischem Rialto angereist.
Den haben wir auch prompt reparieren müssen. Ein „Gummi-Knie“ der Unterdruckverstellung hatte nach jahrelangem Aushärtungsprozess ausgerechnet während der Anreise beschlossen getrennte Wege zu gehen.
Trotz Spezialwerkzeug (Panzerklebeband und Kabelbindern) war unsere Reparatur leider nur von vorübergehendem Erfolg gekrönt.
Daraufhin wurde der Defekt einfach zum Charaktermerkmal erklärt und sich dem Pils zugewandt.
Zwischenzeitig füllte sich die Halle immer mehr mit Fahrzeugen:

Herrlich schwülstig sind die drei Sitzplätze dieses extrem seltenen Felber Autorollers:

Man stelle sich einen Sommer wie den Aktuellen in Verbindeung mit diesen roten Kunstlederpolster vor… ein Traum in klebrig.
Einen Traum in ganz anderer Hinsicht stellt dieses Fahrzeug dar:

Wie der Kenner sieht, führen keine Antriebswellen zum Vorderrad und auch der Motor sieht nicht nach Ente aus. Lomax ist damit raus.
Das kann also nur Spaß im Heck bedeuten!
Torsten (Der Kopf hinter bondbug.de) hatte seinen JZR Threewheeler mit zum Treffen gebracht.
Wenn ich mich recht entsinne, ist es ein Moto-Guzzi-Twin, der seine Kraft per original Getriebe und lediglich geänderter Kardanwelle (!!) an das einzelne Hinterrad schickt.
Ich durfte mal zur Sitzprobe schreiten:

Mein Gesichtsausdruck verrät den direkt gefassten Entschluss, so ein Gefährt ganz oben auf die Wunschliste zu schreiben.
Insbesondere nachdem die konzeptionell ähnlichen Trikings für mich erstmal unerschwinglich sind und Torsten mir den gezahlten Preis für sein Geschoss verriet.
Der Telegraph Author, Andrew English, schrieb übrigens mal über sein Fahrerlebnis im Triking: „The intimacy is both profound, delightful and, for the claustrophobic, disturbing. Everything is so contiguous with the driver; you could have sex at a greater distance than this.“
Ich merke schon, wie ich wieder in latentes Hecheln ausbreche…..
Danke, Torsten!

Leider musste ich schon bald aufbrechen, so dass ich Torstens Angebot einer Mitfahrt am nächsten Tag nicht annehmen konnte.
Allerdings hatte ich kurz überlegt, ob so ein Junggesellenabschied wirklich zwingend meiner Anwesenheit bedurft hätte….

Es war ein tolles Treffen und ich freue mich schon riesig auf’s nächste Jahr! Dann aber das ganze Wochenende!

Solltet ihr noch an weiteren Bildern interessiert sein, so findet ihr diese in der entsprechenden Galerie.

Reliant Robin = Simson Duo 2.0

Seit ich Lola habe, bin ich überzeugt, das vier Räder eine technologische Sackgasse für die automobile Fortbewegung sind. Drei sind absolut ausreichend. Mehr braucht kein Mensch.
Da nun mit dem Ende meines Studiums der Zeitpunkt in meinem Leben näher rückt, indem ich ein schnelleres Auto als Lola benötige, habe ich mich mal umgesehen, was der Markt noch an anderen Three-Wheelern hergibt. Es sind ehrlich gesagt, überraschend viele! Hier gibt es eine ausführliche Auflistung.
Da ich das Auto im Alltag bewegen will, d.h. auch bei Eis, Regen und Schnee, scheiden leider die sehr attraktiven Three-Wheeler Lomax 223 und JZR aus. Weiterhin will ich auch ein Fahrzeug mit möglichst einfacher Teileversorgung (Ich erinnere nur ungerne an unsere immer noch andauernde Suche nach einem Volvo 1800S-Ausstellfenster.). Also muss es eins sein, welches in Großserien produziert wurde.
Unter diesen Einschränkungen landet man mal wieder bei der Piaggio Ape oder aber bei dem englischen Hersteller Reliant. Die Ape fliegt wieder raus, weil ich einfach keine Ladefläche, aber dafür Sitze brauche (sind die großen Apes eigentlich Zweisitzer oder auch nur Einsitzer, wie die Ape 50?). Bleibt also Reliant.
In die Nähere Auswahl kommen dann:
Reliant Robin Mk I 1972-1981:

Reliant Rialto 1981-1998

Reliant Robin MK II 1989-2001

Reliant Robin MK III/BN-1 2001-2002

Die Reliants haben den großen Vorteil, dass die komplette Karosserie aus GFK gefertigt ist. Dementsprechend sind Reparaturen, für jemanden ohne Schweißgerät wie mich, relativ einfach und rosten kann dort auch nichts. Reliant-spezifische Ersatzteile gibt es problemlos in England per Onlineshop zu kaufen, oder aber auch in Deutschland, da sehr viel von der BMC zugekauft wurde. Eine entsprechende Gleichteileliste liegt mir schon vor und werde ich demnächst mal veröffentlichen. Ansonsten folgen die Reliants dem Duo-Prinzip: „Was nicht dran ist, kann auch nicht kaputt gehen.“
Mit 40,5 PS (40 bhp), einer Spitzengeschwindigkeit von 136 Km/h (85 mph), 16,1 Sekunden von 0 auf 96 Km/h (0-60 mph) und einem Verbrauch von 2,4-4 l/100 Km (60-100 mpg) finde ich den Reliant Robin Mk I schon eine angemessene Motorisierung für den Überlandverkehr. Die Nachfolgemodelle Rialto und Robin Mk II sowie Robin BN-1 hatten zwar den gleichen Motor, waren aber durch verbesserte Aerodynamik noch schneller, effizienter und bei „Hochgeschwindigkeitsfahrten“ kursstabiler.
Das stellt einen mal wieder vor die Qual der Wahl: Nimmt man ein frühes Modell und meldet es hier als Oldtimer an? Oder nimmt man ein möglichst neues Modell um die ausgereiftere Technik zu haben?
Machen wir mal eine Liste:

  1. Feinstaubzonenbefahrung: Ist egal, weil jegliche Three-Wheeler davon gemäß Anhang 3 zu § 2 Abs. 2 Nr. 4 der Feinstaubverordnung ausgenommen sind.
  2. Steuerersparnis: Mit einem H-Kennzeichen wären es 191€ pauschal. Mit normaler Zulassung im schlimmsten Fall (25,36€ je angefangene 100ccm) 228,24€. Macht also auch keinen wesentlichen Unterschied.
  3. Versicherung: Nen Oldtimer im Alltagsbetrieb günstig zu versichern (Oldietarife) kann man vergessen. Da spielen die Versicherungen nicht mit. Also auch kein Unterschied.
  4. Stabileres Kurvenverhalten: Spricht klar für die Neueren.
  5. Feuergefahr: Der Nachteil an GFK-Karosserien ist, dass sie brennen wie Zunder. Deswegen lässt der TÜV z.B. auch keine Buggys mehr zu. Elvis Payne musste das mit seinem „Ole Blue“ schmerzlich erfahren. Die Bilder sind ein Trauespiel. Allerdings wurde den späteren Modellen (ab Robin Mk I) ein feuerhemmendes Mittel in den GFK gemischt. Die Feuergefahr ist also bei allen Modellen gleich hoch. Auch keine Entscheidung.
  6. Crashverhalten: Na, da wollen wir mal nicht drüber reden. Not vs. Elend
  7. Bleizusatz: Ich habe gelesen, dass die Motoren erst 1989 auf bleifreies Benzin umgerüstet wurden. Würde also wieder für die späteren Modelle sprechen.
  8. Zulassung: Das ist der Knackpunkt! Da Reliants niemals in Deutschland verkauft wurden, wurden sie hier auch nie vom TÜV zugelassen. Ich könnte mir in diesem Zusammenhang vorstellen, dass der TÜV etwas kooperativer ist, wenn man einen fremden Oldtimer zulassen möchte, als wenn man einen fremden Gebrauchtwagen zulassen möchte. Etwas entschärft wird die Situation, da die Reliants in den Niederlanden und Österreich verkauft wurden (dort bekommt man daher auch links-gelenkte Modelle). Dank EU sind die deutschen Behörden nämlich verpflichtet, auch hier Fahrzeuge zuzulassen, welche schon mal im EU-Ausland zugelassen waren. Das ist aber nur eine generelle Regelung. Was sie dafür an Umbauten und Auflagen fordern dürfen, steht auf einem anderen Papier. Das spricht klar für ein älteres Modell.
  9. Angebot: Auch das ist ein Knackpunkt. In England bekommt man die Reliants in allen Formen und Farben, aber hier? In Deutschland gibt es meines Wissens nach keinen einzigen zu kaufen. Und das Angebot in Österreich und den Niederlanden ist auch sehr übersichtlich.
  10. Prestige: Son H-Kennzeichen is schon geil….

Ich galube, ich muss diese Entscheidung noch etwas vertagen.
Über das Reliantforum habe ich Kontakt zu jemandem, der hier in Deutschland gerade einen 1977er Reliant Robin MK I restauriert. Mal sehen, was er zu berichten hat, wenn es an die Zulassung geht. Ich denke, dass wird dann meine Entscheidung in gutes Stück vorran bringen.
In Östereich hat einer mal einen älteren Reliant Regal restauriert. Der steht momentan zum Verkauf, ist mir aber mit seinen 25 PS und 110 Km/h Spitze zu schmalbrüstig. Außerdem ist er wohl zu schade für den Alltag. Die Ösis mochten die Reliants, weil sie dort bis Anfang der 90er als „Motordreiräder“ zulassungs- und Steuertechnsich den Motorrädern gleich gestellt waren.
Recht interessant zu lesen, ist auch die Nordkap-Challange von Elvis Payne und seinem Bruder Goeff. Hier die technischen Vorbereitungen und hier das Reiseblog selbst.

Nachtrag:

11. Vollverzinkung: Mit Einführung des Rialtos bekamen alle Reliants vollverzinke Chassis. Das wiederum sprich eindeutig für ein späteres Modell.
12. Automatikgurte: Ab 1986 hatten die Rialtos vorne Automatikgurte und hinten statische Beckengurte. Vorher hatten alle nur vorne statische 3-Punkt-Gurte. Wie assi das ist, habe ich ja bei unserem Volvo 1800S gesehen. Spricht klar für den Rialto.

Querverweise

Ich wollte an dieser Stelle mal auf das Blog meines Bruders verweisen, in dem er einige Feeds für mich gebastelt hat. Bisher konnte ich ihm Feeds für das Simsonforum.de, den Marktplatz von jzr-threewheeler.de und den Marktplatz vom Lomax-Club.de entlocken. Danke für die Arbeit!

Wenn ihr die Feeds auch abonieren wollt, findet ihr hier und hier die dazugehörigen Link.