Bleibt unter uns I

Wenn ich gefragt werde, was mir an Dreirädern so gefällt, dann ist Teil meiner Antwort häufig, dass man um einen klassischen Porsche zu besitzen nur Geld braucht. Für Dreiräder braucht man Kontakte. Sei es für den Kauf als auch den Erhalt.
Und das ist auch das große umschließende Thema dieser Geschichte.
In der eher überschaubaren Dreiradszene hatte ich nach unserer fantastischen Morgan Threewheeler-Tour gestreut, dass ich Interesse an einem ähnlich gearteten Gefährt hätte. Der Morgan war preislich und aufgrund seiner gravierenden technischen Mängel raus, den Lomax 223 mag ich aufgrund seines Frontantriebes nicht so gerne. Damit blieben noch JZR (selten), BRA CX3 (sehr selten) und Triking (Exquisit).
Nur weil man jedoch solch ein Fahrzeug gerne hätte, heißt das aber noch lange nicht, dass man auch eins kaufen kann. Man braucht auch jemanden, der eines veräußern möchte und muss davon erfahren. Solche Fahrzeuge wechseln traditionell innerhalb der Szene den Besitzer. Wenn eines davon auf dem freien Markt auftaucht, hat das meistens einen Grund und das ist selten ein guter…
Anfang des Jahres kontaktierte mich Torsten (der neben einem Bond Bug und einem Velorex auch einen JZR besitzt; es sind einfach Rudeltiere). Er hatte von jemandem in der Szene gehört, der sich ggf. von seinem JZR trennen wollen würde.
So kam ich an Bodos Telefonnummer. Ein vorsichtiges Gespräch später, stellten wir beiderseitige Sympathie fest und vereinbarten weitere Telefonate. Er war sich noch unsicher, ob er überhaupt verkaufen wollen würde. Im Februar besuchte ich ihn (taktisch geschickt mit dem Rialto).
Da sah ich das Objekt der Begierde zum ersten Mal:

Auch der Rücken weiß zu entzücken:

Mjam

Wir drehten eine Runde, nach der mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht weichen wollte (was ggf. auch an den Temperaturen gelegen hat).

Ich zitiere an dieser Stelle mal den Telegraph Autor, Andrew English zur Testfahrt mit einem Triking: „The intimacy is both profound, delightful and, for the claustrophobic, disturbing. Everything is so contiguous with the driver; you could have sex at a greater distance than this.

Der JZR erfüllte auch einige meiner internen Kriterien. Insbesondere die auf Speichenräder mit Zentralaufnahme umgerüstete Vorderachse war ein großer Pluspunkt. Auch die vorgenommenen Verbesserungen am Fahrwerk machen sich sehr deutlich bemerkbar.
Ich weiß, dass ihr kleinen Voyeuristen aber nackte Tatsachen sehen wollt!
Nun gut, hier der Blick unter das vordere knappe Kleidchen:

Es ist halt ein englisches Kitcar. Da darf jeder basteln was das Zeug hält. Insbesondere elektrisch. Bodo hat sich in den letzten Jahren hauptsächlich der Mechanik angenommen und da viele Verbesserungen umgesetzt. Die langen Winter bleiben dann für mich und den Kabelbaum.
Der knackige Hintern versteckt den Kardanantrieb und den von Bodo gebauten 20l-Alu-Tank:

Warum man sowas überhaupt verkauft?
Naja, auch Bodo kennt Menschen, die sich nach langer Bettelei von ihrem Schmuckstück trennen:

Auch hier trennten wir uns voller gegenseitiger Sympathie.
Auf der Rückfahrt machte ich noch am Grenzdenkmal Hötensleben einen Zwischenstopp:

Die Anlage ist so beklemmend, dass man kaum die Augen schließen möchte, aus Angst, dass die Grenzer gleich wieder Posten beziehen.
Man blieb unter sich. Notfalls mit Waffengewalt.
Wer nach einem Stimmungsdämpfer sucht oder meint, dass früher alles besser war, dem sei ein Besuch dringend empfohlen!
Back to Topic:
Bodo und ich telefonierten in der Folge noch mehrmals miteinander und kamen zu einer Einigung. Er freundete sich mit dem Verkauf an und ich mit den zugehörigen Bedingungen.
Wie gesagt: Für einen Porsche brauchst du nur Geld…

2 Gedanken zu „Bleibt unter uns I“

  1. Sehr schöne Geschichte und sehr schöne Erweiterung der Sammlung.
    Da kann ich mehr als verstehen, dass Lola weichen musste

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