Der stationäre Handel liegt im sterben.
Ich mit meinen Sonderwünschen war da schon immer ein schwieriger Kunde, aber nachdem die beste Ehefrau von Allen neulich Stunden auf der erfolglosen Suche nach einer Kinderwinterjacke (Wer kauft so was auch schon im Januar?! Bei H&M offensichtlich niemand, denn die hatten ganze 3 Stück…) verbrachte, hat sie ihren hehren Vorsatz, den lokalen Einzelhandel nach Kräften zu unterstützen, verbittert und frustriert Jeff Bezos zugemailt.
Lange rede, kurzer Sinn:
Die Paketzustellungen nehmen bei uns eher zu, als ab.
Diametral hierzu verhält sich leider die Fitness der älteren Nachbarn, welche die Pakete für uns bisher freundlicherweise angenommen haben. Seitdem die Paketdienste dank Corona auch ohne Unterschrift zustellen, landen die Pakete eh in den seltensten Fällen bei den Nachbarn, sondern schlicht vor unserer Haustür/auf den Mülltonnen/in der Pumpenbank/auf dem Brennholz/auf der Terrasse/unterm Grill/sonst wo:
Nachdem also für die Zustellung in Abwesenheit faktisch keine Abstellgenehmigung mehr nötig ist, entfällt auch mein juristischer Einwand von vor 5 Jahren.
Damit ist der Weg für einen „Paketbriefkasten“ frei.
Kann man natürlich alles kaufen. Aber das wäre ja zu einfach.
Besser ist es, wenn der beste Nachbar aller Zeiten einen fragt, ob man Interesse an einer alten Stahl-Transportkiste hätte:
Fragt mich nicht, was die „Odenwald Faserplattenwerk GmbH“ da früher wertvolles drin hatte, aber die Kiste ist sehr massiv, hunds schwer und riesig in den Abmessungen.
Durch den Überwurfriegel kann man sie auch mit einem ordentlichen Schloss verriegeln. Alles interessant gefalzt und verschweißt.
Ideale Ausgangsbasis.
Leider stand die Kiste ein Jahr lang draußen, so dass sich insbesondere auf der Unterseite einiges an Rost bilden konnte:
Da der Rost auch in die Falze gekrochen ist, habe ich die Kiste mal als Versuchsträger für eine Behandlung mit Owatrol-Öl genutzt:
Auch innen sitzt der Rost in den Ecken und Fugen:
Der Vorteil des Öls ist, dass man es in die Falze laufen lassen kann, wo es dauerhaft Luft und Feuchtigkeit verdrängt und einfach dauerelastisch aushärtet:
Bisher habe ich ja immer Fertan oder Zitronensäure zum entrosten verwendet. Beides ist aber bei Falzen nicht unproblematisch, da man hier nicht ordentlich nachspülen kann.
Da die Endlackierung, nach dem Hammerschlag-Desaster beim Planschrank, mit Brantho-Korrux 3-in-1 erfolgen sollte, ist es auch irrelevant, dass Owatrol sich nicht mit 2K-Lacken verträgt. Laut der, wie immer, exzelenten Beratung durch das Korrosionsschutzdepot harmonieren die Branth-Lacke vorzüglich mit dem Öl.
Einziger Nachteil des Öls ist die lange Trocknungszeit bei niedrigen Temperaturen. Bei 0°C dauert es 7 Tage, bis es vollständig ausgehärtet ist.
Ich habe versucht die Garage für 3 Tage wenigstens über 10°C zu halten. So härtet das Öl im Rost zu einer leicht matten Oberfläche aus.
Um die Kiste von allen Seiten ordentlich mit der Rolle lackieren zu können, habe ich sie an meinen Motorkran gehangen:
Die Verarbeitung von Brantho Korrux 3-in-1 war wie immer problemlos.
Wie schon bei der Ölwanne geschrieben: Ich mag diese leichte Orangenhaut als Finish:
Nur eine „schwarze“ (Antrazitgrau, RAL 7016) Kiste ist jetzt aber auch nicht wirklich schön.
Meine erste Idee war, eine historische Postkiste zu faken. Da ist man aber schnell bei der „Deutschen Reichspost“ und Assoziationen, welche ich gerne vermeiden möchte. Insbesondere, wenn es kein historisches Original ist.
Die Lösung ist nun eine historisierte Fake-Firma.
Von meinem Trauzeugen bekam ich einen geplotteten Schriftzug, aus dem ich die Buchstaben ausgelöst habe:
Die überlappend aufgeklebten Folien habe ich dann abgeklebt und alles weiß auslackiert:
Nachdem die Farbe 20 Minuten leicht angetrocknet war, habe ich die gesamte Folie wieder abgezogen:
So sieht sie nun fertig aus:
Klar, hätte man auch nur die geplotteten Buchstaben aufkleben können, aber das wäre nicht historisch. Ich finde geklebte Buchstaben erkennt man immer. Hier sieht man deutlich, dass es lackiert ist.
Noch ein dickes Schloss dazu und schon kann der Paketbote (m/w/d) ganz einfach und niedrigschwellig zustellen:
Kiste auf, Paket rein, offenes Schloss raus nehmen, Deckel zu, Schloss durch und zudrücken. Fertig.
Ich überlege jetzt noch, in den Kistenboden ein Loch zu bohren und sie mit einem angebohrten Pflasterstein darunter zu verbinden. Als Diebstahlschutz. Allerdings ist die Kiste so schwer und unhandlich, dass ich nicht glaube, dass sie jemand so einfach vom gut einsehbaren Hof schleppt.
Bisher sind die Rückmeldungen der Paketzusteller durchweg positiv.
Wie habe ich den Hinweis zu verstehen, dass Dein juristischer Einwand bzgl. einer Abstellgenehmigung entfällt? Ist mir da etwas in der aktuellen Rechtsprechung entgangen?
Nein, an der Rechtsprechung hat sich nichts geändert. Aber ohne Abstellgenehmigung ist es weiterhin das Risiko des Paketboten, dass du das Paket wohlbehalten empfängst.
Die Abstellgenehmigung fingiert ja deine Annahme des Paketes in ordnungsgemäßem Zustand. Ohne Genehmigung fehlt diese Fiktion.
Kurz: Ist das Paket weg, ist das dass Problem von GLS, da du ja nie zugestimmt hast, dass sie es einfach bei dir vor die Tür legen.
Natürlich kann man nun anfangen zu streiten, ob ein extra „Paketbriefkasten“ nun eine konkludente Einwilligung darstellt, aber da ist dann die Frage, in was genau man eingewilligt haben soll und wie weit die Einwilligung geht? Welches Risiko wollte ich noch tragen und welches nicht?