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Eier aus Stahl

Es gibt Storys, die so bunt sind, dass sie einem keiner glaubt. Daher sage ich hier vorab, alles Folgende ist erstunken und erlogen!
Laut Statik soll den Sturz über dem 5m breiten Tor ein Stahlträger des Typs IPE 200 bilden. Für die geplante Laufkatze soll es dazu noch ein Stahlträger nach IPE 220 (bei 5 kN Hublast in der Mitte) werden. Das schöne an diesen Träger ist, dass sie festen Normen unterliegen. So verrät uns dieses Internet, dass ein IPE 200, 200 mm hoch, 100 mm breit und der Steg 5,6 mm breit ist. Beim IPE 220 ist es ähnlich (220 mm hoch, 110 mm breit & 5,9 mm breiter Steg). Gleichzeitig verrät uns dieses Internet aber auch, dass ein einzelner IPE 200 in 6m Länge knapp 600 € kosten soll…
Dementsprechend hatte ich bei Kleinanzeigen einen Suchauftrag „Stahlträger“ laufen, welcher eines Tages anschlug.

Zum Verkauf standen IPN 260-Träger. Moment, wird sich der gestählte Leser nun fragen: „IPN“, was ist das jetzt wieder? Und schon tauchen wir wieder ein, in die wunderbare Welt der Stahlträgernormierung.
Was wir aus obigem Link nun wissen, ist das IPN der große Bruder von IPE ist. Dementsprechend männlich sind auch die Maße des IPN 260-Trägers: 260mm hoch, 113 mm breit & 9,4 mm breiter Steg. Der dickere Steg zusammen mit dem ebenfalls dickeren Flansch (jeweils 14,1 mm) und den geneigten Flanschflächen führt zu einer deutlich höheren zulässigen Traglast als bei den einfachen IPE-Trägern (4890 kg zu 2970 kg bei jeweils 6m Spannweite). Normalerweise führt das auch zu einem entsprechend höheren Preisaufschlag für die IPN-Träger.
Aber auch hier gibt es (bei Privatverkäufen) zwei limitierende Faktoren: Maß und Masse
Die IPN 260-Kollegen wiegen 41,9 kg pro Meter und der Verkäufer hatte jeweils 8,33m davon im Angebot….
Da ist auch mit dem Baumarktanhänger schnell Ende Gelände. Ganz zu schweigen vom Handling auf der Baustelle. Bei 350 kg pro Stück ist da nix mit vier Mann, vier Ecken.
Als ich dem Verkäufer in Aussicht stellte gleich zwei von den Trümmern zu nehmen und das auch ein Abladen bei mir kein Problem wäre (Der Kran war wirklich die beste Anschaffung für den Bau!) einigten wir uns auf sehr kommode 200 Euro pro Stück. Für 50 Euro mehr, würde er sie mir sogar bringen.
Perfekt! Denn bei 8,3m wäre selbst die Lafette an ihre Grenzen gestoßen.
Also Zeit ausgemacht und den Besten aller Nachbarn als Helfer requiriert. Es kam auch pünktlich die Nachricht, dass er jezt losgefahren sei. Laut Google brauchte man ca. 30 Minuten zu mir. Wir warteten 30 Minuten, wir warteten 60 Minuten, wir warteten 90 Minuten….kaum hatte ich mal vorsichtig nachgefragt, ob alles ok sei, bog ein historischer MB 100 mit folgendem Gespann vorsichtig um die Ecke:

Ja, auch wir haben so geguckt, wie ihr jetzt gerade!
Eh es nun aber Kritik hagelt: Die rote Fahne hatte ich auf dem Bild schon entfernt!
War also ein völlig harmloser Transport.
Wenn man Eier aus Stahl hat und nicht schneller als 45 km/h fuhr…..

Die reibungslose Abladung per Kran begeisterte alle Beteiligten:

Das sind schon echte Ballermänner:

Im anschließenden Gespräch zeigte sich dann, dass Viki (der furchtlose Wikinger; alle Namen von der Redaktion geändert) noch 50 (!!) weitere dieser Stahlträger im Angebot hätte. Er reißt nämlich gerade eigenhändig eine 150 Jahre alte Fabrik (11.000 m² überdachte Fläche) ab, um dort einen Solarpark zu bauen.
Das bot doch direkt Gelegenheit für ein Anschlussgeschäft, schließlich braucht das Genesungswerk auch noch Sparren für das Dach….. aber dazu mehr in Teil 2