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c’t 11-Watt-PC mit Ubuntu

Nach langer Abwägung und nicht ohne Wehmut, war es Zeit sich zu trennen.
Lange Jahre haben wir einander durch Freud und Leid begleitet, Triumph und Niederlage geteilt.
So manche Stunde in trauter Zweisamkeit verbracht.
Mein Alter Rechner musste einem Neuen weichen.
Er war aber auch arg prähistorisch:
alter Tower
Sowohl das Diskettenlaufwerk als auch die 10 GB-Festplatte aus meinem ersten eigenen Rechner tun hier noch treu ihr Werk. Den Big-Tower hatte ich mal auf der CeBIT einem Nordkoreanischen Case-Hökerer für 10 D-Mark (!!) abgekauft. Die Gehäuseoberseite zieren noch Aufkleber die bis zur [‚ju:nien] V – „Make LAN – not war“ zurück reichen.
Wahrhaft ein Stück Jugend.
Nichtsdestotrotz waren die einzelnen Komponenten mittlerweile hoffnungslos veraltet.
Also umgesehen, was die einschlägigen Dealer im Angebot haben.
Klickt man sich in den Shops was zusammen, landet man schnell bei 600+ Talern.
Allerdings gibt’s dann nur mittelmäßige Komponenten in einem No-Name-Gehäuse.
Unbefriedigend.
Also weiter gestöbert.
Die c’t hatte in der Ausgabe 24/2013 mal wieder ein paar ihrer beliebten Bauvorschläge.
Darunter fand sich auch die Anleitung für den „11-Watt-PC„.
Der Vorschlag verspricht 11,1 Watt im Leerlauf, sehr leise, hohe Rechenleistung, solide Basis für eigene Erweiterungen und das alles bei überschaubarem Budget.
Ideal!
Also Shoppingliste im Netz gesucht und gefunden:
1 x Samsung SSD 840 Evo Series 250GB, 2.5″, SATA 6Gb/s (MZ-7TE250BW)
1 x Intel Core i5-4570, 4x 3.20GHz, tray (CM8064601464707)
1 x Kingston ValueRAM DIMM Kit 8GB, DDR3-1600, CL11 (KVR16N11S8K2/8)
1 x Intel DH87RL (BOXDH87RL)
1 x Scythe Ninja 3 Rev. B (SCNJ-3100)
1 x Corsair Carbide Series 200R (CC-9011023-WW)
1 x be quiet! Pure Power L8 300W ATX 2.4 (BN220)
Da mein alter Rechner so laut war, dass eine Eurofighter-Turbine daneben wie ein verschämter Furz klingt, wollte ich gerne das System so leise wie möglich bekommen.
Daher entschied ich mich gegen das Corsair-Gehäuse und wählte stattdessen ein Fractal Design Define R4.
Da im Netz das Gerücht umhergeisterte, dass das 300W-be quiet!-Netzteil recht kurze Kabel hätte, entschied ich mich für die Version mit 350W. Dieses Netzteil soll längere Kabel haben. Ob dem so ist: keine Ahnung.
Auf jeden Fall langt es reichlich beim 350W-Netzteil.
Wie beliebt das System momentan ist, sieht man ganz gut bei den einschlägigen Händlern und den dort angezeigten, schon verkauften Stückzahlen.
Oder wenn man einen Händler sucht, der alle Teile vorrätig hat…
Natürlich hab ich vorher auch nach der Linuxkompatibilität geguckt.
Ubuntu ist schließlich ein Muss.
Um es vorweg zu nehmen: Ja, es gibt Probleme.
Allerdings alles nix, was mich groß stören würde:

Also geordert.
Das letzte Mal, dass ich eine PC komplett selbst zusammengeschraubt habe, ist gefühlte Äonen her.
Größte Herausforderung war die Montage des Scythe Ninja 3 Rev. B.
Die Befestigung dieses Riesentrümmers ist echte Fummelarbeit und sollte nur zu zweit angegangen werden.
Außerdem finde ich die Schraubbefestigung ohne Distanzstücke ziemlich fragwürdig. Wie man auf dem folgenden Bild sieht, biegen sich die Befestigungsarme des Kühlers ganz schön Richtung Board, wenn man die Schrauben anzieht:
CPU Kühler montiert Detail
Da sitzt anständig Spannung drauf.
Erst ging ich davon aus, etwas falsch gemacht zu haben, aber auf den Bildern im Netz sieht es genauso aus.
Nicht schön, aber wird schon nicht das Mainboard knacken.
Die viel gelobte Lüftersteuerung des Gehäuses habe ich tot gelegt:
Lüftersteuerung
Stattdessen habe ich die beiden integrierten Lüfter an die Lüftersteuerung des Boards angeschlossen. Dies hat extra eine getrennte Steuerung für Front- und Hecklüfter.
Die Ursprungskonfiguration sah dann so aus:
original Anordnung
Fragt mich nicht, wer den Jungs von Scythe erzählt hat, dass Tribals noch „In“ sind….
Egal verschwindet unsichtbar im Tower.
Das Gehäuse selbst ist wirklich durchdacht und eine wahre Freude zu bestücken.
Hier mal ein Ausblick auf die Rückseite mit der Kabelführung:
Kabelführung
In der Grundkonfiguration störte mich jedoch , dass der Luftstrom nicht ungehindert durchs Gehäuse säuseln konnte.
Also hab ich die Frontabdeckung zerlegt und den Lüfter aus der unteren Position entfernt:
Lüfter vorne ausgebaut
Auch die mittleren Festplattenkäfige flogen raus. Nun kann die Luft ungehindert und in nahezu gerader Linie vom vorderen Lüfter zum Prozessorkühler streichen und wird anschließend vom hinteren Lüfter wieder raus befördert:
Durchzug im Gehäuse
Gut finde ich auch die Idee mit dem getrennten Lüftungskreis beim Netzteil. Das saugt seine Frischluft durch einen (auswaschbaren) Filter im Gehäuseboden an und befördert sie direkt wieder nach hinten raus.
Mein Altes bediente sich noch an der Innenluft im Tower.
Auf ein optisches Laufwerk habe ich bewusst verzichtet. Sollte ich sowas mal brauchen, verwende ich ein USB-Gerät oder den Brenner im Laptop der Besten. Für die 2-3-Mal im Jahr muss ich keine 3 Watt opfern.
Ähnliches gilt für eine separate Grafikkarte. Alles was ich unter Ubuntu zocke kommt auch mit dem Grafikprozessor des Prozessorchips aus. Sollte sich da später nochmal Bedarf auftuen, hab ich ja noch genügend Reserven.
Von meinen aktuell fünf Festplatten finden auch nur die neue 250GB-SSD und eine 500GB-HDD (als Datengrab) zurück in den Rechner. Die anderen Krümelplatten (10 GB, 32 GB und 250 GB) werden vielleicht mit den anderen alten Komponenten in einem Werkstattrechner recycelt.
Um den 11W-PC möglichst komfortabel einrichten zu können und parallel zu meinem alten Rechner zu nutzen (zwecks Datenübertragung) orgte ich noch via eBay-Kleinanzeigen einen TFT für nen Fünfer:
provisorischer Arbeitsplatz
Auch die Bluetooth-Tastatur von unserem Fernseher sowie eine olle USB-Maus mussten zur Unterstützung antreten.
Sehr erfreut war ich über die problemlose Betriebssysteminstallation via USB-Stick!
Für Nachahmer will ich nur anmerken, dass dies nur klappt, wenn man die USB-Buchsen auf der Gehäuserückseite verwendet.
Und auch Intels Visual BIOS rockt ohne Ende:
Visual Bios
Ker, was war das früher umständlich und rätselhaft!
Hier mal ein kurzes Referenzbild von der Lüfterdrehzahl- und Temperaturübersicht nach der Installation (ca. 30 Minuten Laufzeit):
Ausgangsdrehzahl
Anschließend gab es noch ein BIOS-Update, ebenfalls via USB:
Bios update
Und ich konnte mich daran begeben, die BIOS-Einstellungen der c’t-Redaktion (etwas hochscrollen) umzusetzen:

Um den oben angesprochenen Reboot-Fehler zu umgehen, muss noch die Einstellung „Wake on LAN from S4/S5“ deaktiviert werden.
Auch die Vorschläge bezüglich der Lüftersteuerung habe ich umgesetzt:

Das erklärt auch, warum ich auf die externe Steuerung verzichtet habe. Bei meinem Rechner ist natürlich auch die Position „Front Fan“ im BIOS belegt. Für den habe ich die identischen Werte, wie für den hinteren Lüfter gewählt.
Nachdem ich im Anschluss 8 Stunden lang Daten kopiert und das System weiter eingerichtet hatte, habe ich nochmal nach den aktuellen Werten geschaut:
reduzierte Drehzahl
Wie zu sehen ist, hat der Prozessor Gänsehaut und die RAM-Riegel Gefrierbrand.
Und das bei konstant ca. 400 U/Min der Lüfter.
Wenn ich das einige Zeit beobachtet habe, werde ich auch mal den Prozessorlüfter weiter runter schrauben.
Das bei diesen Einstellungen der PC unhörbar ist, muss ich wohl nicht extra erläutern, oder?
Das er an ist, merkt man wirklich nur daran, dass die Power-LED leuchtet.
Sehr nice!
Dank SSD sind auch die Bootzeiten unfassbar schnell. Während mein alter PC mir noch das BIOS-Logo vorspielt, kann ich mich beim 11-Watt-PC schon in Ubuntu anmelden.
Hammer!
Im nächsten Artikel werde ich mal ein wenig zu den Linux-Umzugstools erzählen, die ich verwendet habe.

Küchenrechner I

Die beste Ehefrau von Allen hat ein Problem.
Ja, ich weiß, was ihr nun denkt, aber nein: Ich bin es nicht!
Sie ist eine leidenschaftliche Köchin und wir probieren in der Folge viele exotische sowie aufwändige Rezepte aus.
Da es bei diesen One-Meal-Wonders oft nicht lohnt, das Rezept auszudrucken, bzw. die Idee spontan entsteht, stellt die Beste ihren Laptop häufig in die Küche.
Will sie dann mit Schmuddelfingern schnell nochmal nachsehen, ob es ein oder zwei Löffel Garam Masala sein sollten, so muss sie entweder erst Pfötchen waschen oder in artistischer Weise mit dem Ellenbogen das Touchpad bedienen.
Von Fettspritzern auf dem Display und dem belegten Platz auf der Arbeitsplatte ganz zu schweigen.
Das geht so natürlich nicht weiter!
Also steht mal wieder „ein Problem wahllos mit Technik bewerfen“, auf dem Plan.
Die Idee ist, extra einen Küchenrechner aufzusetzen und ihn an die Wand neben dem Herd zu spaxen.
Klaro gibts da auch was professionelles!
Panasonic bietet zum Beispiel das Toughpad A1 an. Ähnlich unkaputtbar, wie mein geliebtes Motorola Defy, aber leider zu einem Preis von 900 € weit jenseits dessen, was wir für sowas ausgeben wollen. Auch Android als Betriebssystem scheidet aus, da wir ein systemübergreifendes Datenbanksystem für die Rezepte haben wollen und das Programm unserer Wahl (siehe Lastenheft) kein Pendant im Appstore hat.
Doch es geht auch billiger. Mit dem Qooq, gibt es ein Tablet, welches speziell auf den Einsatz in der Küche abgestimmt ist (zwingend eine französische Erfindung). Robust, wasserfest und mit einem Linuxderivat als Betriebssystem garnicht mal so übel. Allerdings ist auch hier der Preis von 350 € viel zu viel für eine Spielerei. Insbesondere, wenn das Tablet mit einem dubiosen Abo-Dienst daher kommt.

Also selbst was basteln.
Im Lastenheft stehen folgende Dinge:
– Billig
– WLAN-fähig
– Browser (für z.B. Chefkoch.de)
Gourmet Recipe Manager (Nutzen wir schon jetzt als Datenbank für gute Rezepte)
– Internetradio

Also habe ich mich mal in meinen Fundus für überholte Datentechnik nach brauchbarem Material umgesehen.
Mein IPC Porta-PC P5-486/DSTN schied recht schnell aus. 25MhZ, 16MB RAM und 328 MB HDD sind trotz Farbdisplay heutzutage doch eine Spur zu Benutzerunfreundlich:
 IPC Porta-PC P5-486/DSTN
Es wird mir weiterhin treue Dienste als Türstopper im Arbeitszimmer leisten.
Aber der nächste Kandidat scheint brauchbar zu sein. Ein Dell Latitude CSx. 500MhZ, 128 MB RAM und 12 GB HDD könnten reichen:
Dell Latitude CSx
Passend zum Latitude habe ich auch noch einen Dell Latitude C/Port II:
Dell Latitude C/Port II
Eine Art Dockingstation mit zusätzlichen Anschlüssen (u.A. LAN und 2x USB) und Montagepunkten, um es an einem Objekt der persönlichen Wahl festzuschrauben.
Eine gute Ausgangsbasis.

Damit Schmuddelfinger dem Laptop nichts anhaben können, gibts einen Bedienstift für kapazitive Touchscreens.
Den kann man sich entweder mittels ESD-Schaumstoff oder Anti-Statikfolie selber basteln oder man investiert nen Fünfer und kauft was hübsches, dass zur Not auch mit in die Spülmaschine kann.
Für die wenigen zu erwartenden Eingaben, kann man so eine relativ umständliche Bedienung verschmerzen.

Als Nächstes stellt sich die Frage nach dem passenden Betriebssystem.
Bisher war auf dem Latitude noch ein prähistorisches Windows XP drauf, welches mein Bruder in einem fingerbrechenden Stunt einst installiert hatte. Problem am CSx ist nämlich, dass es lediglich ein Diskettenlaufwerk besitzt und im BIOS keine Möglichkeit zum booten von USB vorgesehen ist.
Allerdings ist XP „ein totes Pferd, welches man nicht mehr streicheln sollte„, um meinen Bruder zu zitieren.
Das war ja auch damals der Grund für mich, auf Ubuntu umzusteigen.
Das Projekt hatte ja durchschlagenden Erfolg, warum dann also nicht auch für den Küchenrechner?
Hmm, die Hardwareanforderungen von Ubuntu sind dann doch eine Ecke zu happig, für die alte Krücke.
Aber auch da gibts eine Lösung, namens „Lubuntu„.
Schlank, einfach zu bedienen und als mittlerweile offiziell anerkanntes Derivat auch mit dauerhaftem Support gesegnet. Ebenfalls gute Voraussetzungen.
Damit stand also das Grundgerüst und es konnte an die Umsetzung gehen.