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Von Regen und Traufe

Die Sandwichplatten waren nun montiert und der erste Regen plätscherte fröhlich von der Traufkante auf den Rasen.
Aber das konnte ja kein Dauerzustand sei. Ein Regenrinne musste her.
Und schon sind wir bei einer der weiteren Schwierigkeiten bei der Verwendung von Sandwichplatten:
Es gibt kaum gute Möglichkeiten Rinnenhaken an den Sandwichpanelen zu montieren. Insbesondere bei breiten Dachüberständen hat man aber auch keine Möglichkeit, die Rinnenhaken klassisch an der untersten Pfette zu montieren. Bauvorschriften oder Herstellerempfehlungen findet man hierzu keine. Man steht wortwörtlich allein im Regen an der Traufe.
Häufig lösen die Profis das Problem indem sie entweder die Rinneneisen durch die obere Blechhaut verschrauben (und damit (noch mehr) Löcher in die Wasserhaut machen). Oder sie verschrauben die Rinneneisen mit Blechschrauben in der Unterschale. Dann wirkt die Last aber immer auf die Klebeverbindung zwischen PU-Kern und Blech.
Oder man wird ganz Hardcore und verschraubt die Rinneisen durch Traufblech und Sandwichplatte mittels Gewindestangen:

Skizze Gewindestangen

Gibt nicht nur wieder zusätzliche Löcher, sondern man muss auch genau zielen um punktgenau auf der anderen Seite heraus zu kommen.
Alles nicht geil.
Von Zambelli gibt es daher neuerdings spezielle Kappen, die in den Hochsicken verschraubt werden:

Allerdings lässt sich dann das Rinneneinlaufblech („Prallblech“) nicht mehr (bündig) montieren. Außerdem funktioniert diese Variante nicht bei meinen speziell geformten Hochsicken (Roma RD). Was also machen?
Wie immer: Möglichst vielen Menschen von dem Problem erzählen!
„Nur dem sprechenden Menschen kann geholfen werden.“ wie der beste Nachbar aller Zeiten zu sagen pflegt.
Unabhängig voneinander kamen dann zwei Menschen mit dem Vorschlag um die Ecke, Dämmstoffdübel zu verwenden:

Dämmstoffdübel

und diese durch die Unterschale im PU-Kern der Sandwichplatten zu verschrauben.
Laut Datenblatt hält ein Dübel 6 kg….drei Dübel pro Rinneisen und ein Rinneisen alle 50 cm. Das sollte mehr als ausreichend sein.
Eine brilliante Idee, für die ich mich nochmals bedanken möchte!
Es folgte ein Belastungstest in einem Abfallstück:

Dämmstoffdübel Test

Wichtig sind eine passende Schraubenlänge und ein angepasstes Drehmoment. Stimmt eines von beidem nicht, zerreißt der Dübel den PU-Schaum:

Dämmstoffdübel Test 2

Als diese Parameter geklärt waren, bestimmte ich noch mittels Schmiege und Winkelmesser den Biegeradius der Rinneisen:

Winkel ausmessen

Von einer Fachkraft konnte ich mir für einen Sechserträger Mixery eine Rinneisenbiegezange ausborgen:

Rinneisenbieger

Zur Montage verpflichtete ich Vaddern und Tobi:

Teamwork

Tobias lieferte auch direkt den nächsten Geistesblitz:
Um die Dübel einschrauben zu können, muss man ein Loch in die Unterschale bohren. Natürlich wollte ich das Loch möglichst nur im Kerndurchmesser des Dübels (12mm) und nicht im Durchmesser seiner Gewindegänge (ca. 18mm) haben. Je kleiner das Loch ist, desto mehr stützt das Blech den PU-Kern gegen Zug nach unten. Aufgrund der Schneckenform des Gewindes ließ sich der Dübel durch das kleine Loch aber nicht gerade einschrauben. Tobias schlug vor, mit der Blechschere einen kleinen Schnitt am Rand des Bohrloches zu machen, damit es sich dort aufstellt, wie bei einer Blechmutter (Beispiel). Das funktionierte ganz vorzüglich:

Dämmstoffdübel eindrehen

Ist das gesamte Gewinde im PU-Kern, kann man mit einem schmalen Durchschlag durch die Löcher im Dübelkragen die kleine Blechlasche wieder bündig umlegen:

Blechnase umlegen

So lässt sich der Dübel bündig zur Belchhaut einschrauben.
Ungewohnt ist, dass man nun die Rinneisen von unten sieht:

Rinnenhaken montiert

Aber den Preis zahle ich gerne, wenn ich mir dadurch die anderen Nachteile erspare.
Als die Rinneisen montiert waren, habe ich die Stirnseite der Sandwichplatten noch mit Acrylfassadenfarbe gestrichen:

Traufkante gestrichen

Das ist zwar nicht nötig, da der PU-Kern kein Wasser zieht, aber so sind auch die letzten Poren verschlossen und etwaige Insekten können nicht an ihm knabbern.
Einige Zeit später montierte ich mit Mathias die eigentliche Rinne und das Prallblech:

Regenrinne fertig montiert

Sieht schon fast wie ein fertiges Dach aus.

Filter me softly

Die Vorbesitzer haben unser Haus mit ausreichend männlichen 100er-Regenrohren ausgestattet. Leider mussten wir jedoch feststellen, dass schon bei geringsten Regenfällen die Dachrinnen überlaufen.
Ein Blick von der Leiter offenbarte den Grund:
Filtereinsatz im Fallrohr
Keine Ahnung, welches Tier die geritten hat, dass sie die Rinnen mit diesen Tee-Sieben verschließen mussten.
Kein Wunder, dass die Rinnen da sofort überlaufen. Kaum ertrinkt da mal ne Ameise, schon verstopfen die Löcher.
Die Dinger flogen umgehend raus und ich habe für Ersatz gesorgt.
Gegen Laub in der Rinne gibt es viele Lösungen: Drahtgitter über der Rinne, rundes Drahtgeflecht in der Rinne, Gitterkonusse im Fallrohr, etc.
Leider funktionieren die alle nicht wirklich bzw. man muss regelmäßig auf die Leiter steigen und das Laub von den Gittern entfernen. Da hatte ich keinen Bock drauf. Wenn schon regelmäßigen Service, dann wenigstens benutzererfreundlich.
Die Lösung findet sich in Form von „Regenrohrklappen„, die es für überschaubare 18 € zum nachrüsten gibt.
Davon habe ich bei dachdecker-shop.eu ein paar geordert:
Regentonnenklappe mit Sieb im Karton
Qualitätsmäßig machen sie einen guten Eindruck. Das integrierte Sieb ist aus Edelstahl und leicht zu entnehmen (Vereisung im Winter).
So sehen sie geschlossen aus:
Regentonnenklappe mit Sieb geschlossen
So geöffnet:
Regentonnenklappe mit Sieb
In geschlossenem Zustand versperrt das integrierte Sieb dem herabgespülten Laub die Weiterreise:
Regentonnenklappe mit Sieb Innenansicht
Eingebaut kann man so regelmäßig einfach die Klappe öffnen und das angestaute Laub bequem entnehmen:
Klappe eingebaut
Ein kleines Hasengitter auf dem Sieb erhöht die Filterwirkung.
Bisher funktioniert das spitzenmäßig. Mal sehen, was der Herbst bringt.