Besuch vom Blockwart

Seit längerer Zeit bewegt mich innerlich die Frage, was wohl aus all den Blockwarten und DDR-Grenzbeamten geworden ist. Diese besonders unerfreuliche Unterart des Menschen muss ja nach dem Ende des jeweiligen Regimes irgendwie ihre Brötchen verdienen… Heute habe ich eine partielle Antwort auf diese Frage bekommen: Sie wurden Hausmeister. War ja eigentlich auch naheliegend.
Da ich Lola, welche ja nun in neuem Glanze erstrahlt, nicht bei mir an der Straße parken wollte (letztes Jahr haben sie im oberen Teil meiner Straße ein Auto angezündet), habe ich mit einem sehr netten Mieter einer etwas abseits gelegenen Garage gesprochen, ob ich Lola nicht vor seiner Garage parken dürfte. Er war damit sofort einverstanden. Alles toll, alles prima.
Heute morgen kam, gerade als ich losfahren wollte, der Hausmeister eines Nachbargebäudes auf mich zu und bedeutete mir anzuhalten. Der Mann ist wie einem arischen Bilderbuch entsprungen: grauer Hausmeisterkittel, groß, schlacksig, eingefallenes Gesicht, immer unbewegt mieser Gesichtsausdruck selbst wenn man ihn grüßt und harkt jede Woche den Kiesweg in völkisch korrekte Linien. Ich würde mich nicht wundern, wenn er immernoch die normierte Haushaltskartei führt. Das passende Alter hat er jedenfalls. Er gab mir dann mit sehr unfreundlichen Worten zu verstehen, dass ich dort nicht parken dürfte. Ich erklärte ihm freundlich, dass ich mit dem Mieter der Garage gesprochen hätte und der das ok finden würde. Daraufhin kam nur ein entrüstetes: „Der hat hier garnichts zu sagen!“. Auch meine Frage nach dem Namen des Eigentümers und ob ich mit dem sprechen könnte wurde mit einem barschen: „Der wohnt hier nicht.“ abgewiegelt. Die Krone der Unverschämtheit setzte der Graukittel dem Ganzen aber auf, als ich anschließend ganz freundlich nach der Telefonnummer des Eigentümers fragte. Es kam nur zurück: „Nein, die sag ich Ihnen auf keinen Fall! Und außerdem soll ich Ihnen ausrichten, dass, wenn Sie hier nochmal parken Sie abgeschleppt werden!“. Warum will er die mir nicht sagen? Hat er Angst, ich könnte mich mit dem Eigentümer einigen und Lola würde dann seinen arisch-reinen Vorplatz verschandeln? Und warum direkt die Drohung? Ich hab doch gesagt das das ok ist…. Vom Balkon des Hauses aus dem er kam blickte übrigens die ganze Zeit eine dicke Frau im blauen Haushaltskittel zu uns rüber. Das war bestimmt Frau Blockwart. Sie wird ihm nach seiner Rückkehr sicherlich zu seinem Sieg gratuliert haben und danach gabs Saumagen und Marschmusik *Rataufftataufftataufftata*
Die Konsequenz für mich ist, dass ich die Tage mal mit dem Mieter telefonieren und mir von ihm die Telefonnummer des Eigentümers geben lassen. Vielleicht kann man mit dem ja reden und sich irgendwie einigen. Wäre ja nicht das erste mal, dass eine Anweisung in der Befehlskette missverstanden wird…
Bis dahin habe ich zum Glück einen anderen, etwas entfernteren Parkplatz den mir ein sehr freundlicher anderer Nachbar angewiesen hat. Da soll Lola ebenfalls niemanden stören. Wir werden sehen.
Versteht mich nicht falsch: Es ist schade, aber ok, wenn der Eigentümer nicht möchte, dass ich dort parke! Nicht jeder hat ein Herz für Oldtimer und/oder Studenten. Allerdings kann man das auch wesentlich freundlicher sagen. Das ist alles was ich verlange.

P.S.: Hat wer Lust die Tage/Nächte ein geharktes Kiesbett durcheinander zu bringen? Man könnte lustige Sachen reinschreiben….

Ein Gedanke zu „Besuch vom Blockwart“

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