ATORN Werkzeug von Betriebsausstatter24.de

Vor einiger Zeit fragte man mich von Betriebsausstatter24.de, ob ich nicht etwas aus ihrem Sortiment für mein Blog testen möchte.
Da ich auch sonst kein Problem damit habe, ein gutes Produkt zu empfehlen, bin ich für so was immer zu haben. Schließlich bin auch ich froh, wenn ich mir die ein oder andere Empfehlung in der befreundeten Bloggerwelt holen kann.
Solange man mir nicht vorschreibt, wie mein Testurteil im Anschluss ausfallen soll, bin ich natürlich bereit, mein kritisches Hobbyschrauberauge auf Produkte zu werfen.
Aber auch in dieser Beziehung wurde mir von Betriebsausstatter24.de freie Hand zugesichert.
Also stöberte ich im großen Angebot der Firma.
Zielgruppe sind eigentlich eher professionelle Anwender, aber wenn ich die Wahl habe, greife ich ja gerne mal ins Profi-Regal.
Da man nie genug Werkzeug haben kann und mir ehrlich gesagt die Marke „ATORN“ bisher noch nichts sagte, wollte ich gerne eines von deren Ratschensets testen.
Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass meine mangelnde Kenntnis lediglich daran liegt, dass ATORN in einer gänzlich anderen Liga spielt, als das Werkzeug, mit dem man sonst so hantiert.
Eigentlich kommt die Firma aus dem Fräs-, Bohr- und Dreher-Bereich. „Normale“ Handwerkzeuge sind da nur ein Nebenprodukt. Das lässt die Erwartungen natürlich nach oben schnellen. Insbesondere, da ATORN 10 Jahre Garantie auf seine Produkte gibt.
Objekt meiner Begierde war eigentlich der ATORN Steckschlüssel Satz 49-teilig 3/8 Zoll in Hartschaumeinlage:
ATORN Steckschlüssel Satz 49-teilig 3/8 Zoll in Hartschaumeinlage
Den hätte ich gerne mit dem von mir so geliebten “moto detail”/“Rothewald”-Kasten verglichen. Was zölliges Werkzeug angeht, halte ich den ja für eine eierlegenden Wollmilchsau. Da wäre es schön gewesen ein metrisches Pendant zu testen.
Vom Umfang her sind beide Wekzeugsets ja durchaus zu vergleichen, zumal ich in meinem jugendlichen Wahnsinn auch behaupte, dass 1/2-Zoll-Werkzeug im PKW-Bereich überflüssig ist.
3/8-Zoll ist das neue 1/2-Zoll!
Die Werkstoffe, die Technik und die Verarbeitung des Werkzeugs hat sich in den letzten Jahren so verbessert, dass Drehmomente, die man früher nur 1/2-Zollwerkzeug zugemutet hat, heute auch gut von 3/8-Zoll verkraftet werden, und das in wesentlich schlankeren Abmessungen.
Klar: Wer in seiner Freizeit an alten Kaelble Zugmaschinen schraubt, braucht größeres Geschirr, aber bei unserem Kleinkram ist es eher so, dass der Platz für die raumgreifende Knarre nicht reicht, als dass die Nuss platzt, weil das Drehmoment sie zerschnetzelt. Alternativ reißt vorher auch einfach die Schraube ab.
Ist aber eh alles nur Hypotenuse.
Anscheinend sind Deutschlands Werkstattmeister nämlich auch meiner Meinung.
„AUSVERKAUFT“ war die Antwort auf meine Anfrage und Nachschub ließe auf sich warten.
Sehr schade!
So musste ich mich notgedrungen umentscheiden und wählte den ATORN Modul-Hartschaumeinlage Steckschlüsselsatz 1/2 Inch-1/4 Inch 293x587x31mm:
ATORN Modul-Hartschaumeinlage Steckschlüsselsatz 1/2 Inch-1/4 Inch 293x587x31mm
Das Set besteht sowohl aus 1/2-Zoll- als auch 1/4-Zoll-Werkzeug und einem Bit-Kasten mit „Drehknauf“.
Stellen muss sich das Set unseren bisher genutzten Kästen im jeweils gleichen Format:
Steckschlüsselsätze im Vergleich
Ich habe das ausgiebig „überkreuz“ beim Zahnriemenwechsel am Opel Combo getestet.
Das bedeutet, ich habe mal die eine Knarre benutzt und mal die Andere.
Denn der direkt auffällige Nachteil für die Arbeit an modernen Autos ist, dass in allen Kästen keine Innen- und Außentorx-Einsätze („Sechsrund“) vorhanden sind.
Damit beschränkt sich der Test der Nüsse auf die Radmuttern. Mehr Sechskant gibt es einfach nicht an einem modernen Auto…
Allerdings ist auch auf diesem Gebiet das ATORN-Set überraschenderweise lückenhaft. So findet sich z.B. keine 15er Nuss. Fragt mich bitte nicht warum. Sooo selten kommt die an unseren Autos gar nicht vor.
Schade, denn die Nüsse sind mit Flankenangriff gegen das Runddrehen von Schrauben oder Muttern ausgestattet, ein Feature auf dass ich mittlerweile nicht mehr verzichten möchte!
Beim Flankenangriff sind die Nüsse dabei in den Ecken nicht spitz zulaufend, sondern bilden eine kleine Ausbuchtung:
Flankenangriff
So reißt man eher den Schraubenkopf ab, als dass man ihn runddreht.
Ein Feature, dass unsere alten Kästen allesamt nicht haben und das den ATORN-Kasten weit nach vorne bringt.
Viel genutzt habe ich die beiden Knarren und die Verlängerungen aus dem ATORN-Set.
Sehr gut finde ich, dass die Verlängerungen geriffelt sind. So kann man nach dem Lösen der Schraube, sie bequem von Hand drehen, ohne die Knarre benutzen zu müssen. Und auch fürs „handwarme“ Einschrauben hat man genug Grip.

Die Knarren selbst sind ein Kapitel für sich.
Der Einsatz unserer alten 1/2″-Knarre wackelt wie ein Lämmerschwanz im Vergleich zur ATORN-Knarre. Null Nachstellmöglichkeit, Null Austauschmöglichkeit. Da kann man nur warten, bis es endgültig *Knack* macht und die Knarre in die Tonne kann.
Die ATORN-Knarre ist verschraubt, so dass man den Einsatz im Kopf bei Bedarf reparieren oder austauschen kann. Preislich sicherlich angemessen.
Der Richtungsumschalter ist leicht vertieft angebracht, so dass man ihn nicht aus Versehen beim hantieren betätigen kann. Sinnvoll, da mir das immer wieder bei der großen 1/2″-Knarre mit dem aufgesetzten „Umstellkreuz“ passiert.
Auch den Auswurfknopf auf dem Knarrenrücken finde ich gut. So kann man mit einer Hand die Nuss wechseln, während die andere die Schraube an Ort und Stelle hält.
Allerdings gibt’s auch hier was zu kritisieren:
Durch die massive Bauweise insbesondere der Knarrenköpfe sind beide Knarren recht sperrig.
Es gab Arbeitsschritte, bei denen ich zur schlankeren 3/8″-Knarre greifen musste, weil einfach nicht genug Platz war, um mit der 1/2″-Knarre hantieren zu können.

Den starren Knebel habe ich dazu verwendet, um die Zentralmutter der Riemenscheibe anzuziehen. Um genug Kraft aufzuwenden, musste ich hier zu einem Rohr als Verlängerung greifen, aber auch dass überstand der Knebel klaglos.
Da haben wir in unserem Werkzeugbestand wesentlich dickere und dafür krumme Knebel, die so was nicht ausgehalten hätten. Respekt!

Womit ich gar nicht klargekommen bin, ist der Bit-Kasten. Namentlich der Bithalter hat mich zur Verzweiflung getrieben:
ATORN-Bithalter
Der Drehgriff liegt gut in der Hand und kann durch seine gummierte Oberfläche auch gut Kraft übertragen.
Die Funktion des Bithalters leuchtet mir jedoch noch immer nicht wirklich ein.
Normalerweise hält ein kleiner Magnet den Bit im Halter. ATORN verwendet stattdessen einen etwas klobigen „Schnellverschluss“.
Durch Verschieben des blau eloxierten Mantels wird der Bit arretiert bzw. freigegeben, und da liegt das Problem:
Der Schnellverschluss hat einen zu tief liegenden Anschlag. Drückt man nur mit mittlerer Kraft auf den Bit, so wie man es auch beim Schrauben tun würde, gibt der Halter ein leises *Klick* von sich und der Bit rutscht noch einmal ein Viertel tiefer in den Halter:
ATORN-Bithalter reingerutschter Bit
So guckt dann nur noch ein kleiner Teil der Bit-Spitze aus dem Halter. Bei tief liegenden Schrauben stelle ich mir das durchaus problematisch vor, zumal es auch nervt, wenn der Bit jedes Mal ein bisschen nachgibt, wenn man mit ihm schrauben will.
Keine Ahnung, ob ich zu doof bin, um den Mechanismus zu verstehen, aber auch dann wäre es ein eher suboptimales System.
Was ich auch vermisse ist ein Bithalter für die Knarren!
So könnte man die Bits auch mit den Verlängerungen der Knarren kombinieren und an unzugänglicheren Orten schrauben.
In der Schaumstoffeinlage wäre dafür noch ausreichend Platz.
Das zweifarbige Design der Einlage ist übrigens eine clevere Idee! So sieht man sofort, wenn ein Werkzeug fehlt, da der Platz blau hervorscheint.
Die Inbus-Nüsse könnten wegen mir einfach durch Torx-Nüsse ersetzt werden. Die Einsatzhäufigkeit zumindest im PKW-Bereich sollte da eine klare Sprache sprechen.
Oder wann habt ihr zuletzt mal so einen riesen Klopper benutzt wie er ganz oben zu sehen ist?
Die Kaeble-Fraktion ist mal wieder raus….

Kommen wir zum Fazit:
Das Werkzeug selbst macht einen echt guten Eindruck. Es würde mich wundern, wenn wir da was vor Ablauf der 10-Jahres-Garantie kaputt bekommen würden.
Die Zusammenstellung des Sets finde ich persönlich weniger gelungen. Es ist weder Fisch noch Fleisch.
Die Überschneidung 1/4″ und 1/2″ geht klar zu Ungunsten der Vielfalt aus.
Die Inbus-Nüsse sind meiner Meinung nach überflüssig. Was fehlt sind Torx-Nüsse.
Schön wären auch Adapternüsse von 1/2″ auf 1/4″ und umgekehrt, so dass man mehr Kombinationsmöglichkeiten erhält (wie z.B. im 3/8″-Kasten enthalten). Wer natürlich die 32er-Nuss mit der 1/4″-Knarre benutzt muss sich über einen abgerissenen Adapter nicht wundern. Klar!
Der Sinn des Bit-Kastens in diesem Set erschließt sich mir nicht ganz, zumal die „Anbindung“ an die Knarren mittels Bithalter fehlt. Hier wäre es sinnvoller den Kasten mit mehr Nüssen auszustatten.

Versetze ich mich in die Lage eines Werkstattmeisters, würde ich dieses Set wieder zurück schicken. Für die aufgerufenen 330,92 € wäre er mir einfach zu unvollständig.
Was nicht bedeutet, dass ich Betriebsausstatter24.de den Rücken kehren würde,  das eingangs erwähnte 3/8″-Set wäre stattdessen meine erste Wahl, sonstige Teile würde ich bei Bedarf einzeln ordern.

3 Gedanken zu „ATORN Werkzeug von Betriebsausstatter24.de“

  1. Wenn ich das hier (und die Artikel von der Zahnriemenwechselaktion) so lese, bin ich froh daß meine olle Möhre nur zwei Inbusschrauben hat. Der Rest sind alles gute alte Sechskant-, Kreuz- und Schlitzschrauben. 😉 Von diesem modernen Teufelszeug, auch Torx genannt, will ich mal gar nicht reden…

    Trotzdem ist es immer wieder schön, hier auf deinem Blog zu lesen.

    1. Danke. 🙂 Ich gebe offen zu, dass Torx mir mittlerweile ans Herz gewachsen ist. Klar, man braucht neues Werkzeug, aber ich hab noch keine rundgedrehte Torx-Schraube gesehen. Die Kraftübertragung ist wesentlich besser. Eine vergleichbar vergnaddelte Schraube, wie die der Spannrolle hätte ich als Sechskant nicht mehr lösen können.
      Kreuz- und besonders Schlitzschrauben hasse ich mittlerweile. Zu Dekozwecken, Ok. Aber um Dinge wirklich zu halten? Die sind doch immer zerdrückt, weil der Vorbesitzer zu faul war einen passenden Schraubendreher zu verwenden.

      Wahrscheinlich werden unsere Kinder mal ähnlich nostalgisch über Torx reden und wie einfach doch ihr Golf XII war….

  2. Ok, der Preis ist heftig, aber wenn die Qualität passt ist er gerechtfertigt. Denke aber das für den gelegentlichen Heimwerkergebrauch ein Steckschlüssel Set um die 100 Euro auch ausreichend ist. Für häufigen Gebrauch würde ich aber auch mehr investieren…

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