Tag 9 : Plage Aglou – El Aaiún
Start: 9:20 Uhr Strecke: ca. 550 km
Wie immer waren wir die Letzten auf dem Zeltplatz.
Vor unserem Aufbruch gab es um 7:30 Uhr ein Briefing durch die Orgas. Sie teilten uns mit, dass nun langsam der spannende Teil unserer Reise beginnen würde.
60 km hinter Tan-Tan beginnt die zollfreie, besetzte Zone der Westsahara. Ab dort ist jederzeit mit Militärkontrollen zu rechnen. Außerdem warnten uns die Orgas davor, in dem Ort Guelmim aussteigen oder einkaufen zu wollen. Die Jugendlichen dort seinen sehr ausländerfeindlich und es sei mit Übergriffen zu rechnen.
Nachdem wir den Platz verlassen hatten, fuhren wir an der Küste entlang. Die Brecher waren beeindruckend!
Ich sah meine erste Welle, welche beim brechen einen Tunnel formt.
In den Serpentinen des Anti-Atlas Ausläufers stoppten wir, weil Jan und Atze vom Team Øltanker nach einem Geocache suchen wollten. Es dauerte einige Zeit, bis wir ihn in der Stützmauer der Straße fanden.
Unser nächster Halt war wieder an der Küste, für einen weiteren Cache. Es war an einer einsamen Bucht mit traumhaftem Sandstrand.
Das Meer drückte stark in die enge V-förmige Bucht, so dass es gewaltige Wellen gab.
Während einige nach dem Cache suchten, nutzte ich die Chance um zusammen mit der Besatzung von Rocky zum ersten Mal auf unserer Reise schwimmen zu gehen. Es war herrlich!
Das Wasser war nicht so kalt wie erwartet. Durch die gewaltigen Wellen dort, herrschte eine so starke Strömung, dass es einen fast von den Beinen Riss. Besonders wenn sich das Wasser zurück zog, konnte man sich kaum auf den Füßen halten.
Ab hier führt Antje den heutigen Tagebucheintrag:
Während Adrian das Planschvergnügen in vollen Zügen genoss, widmete ich mich der dortigen Flora und Fauna und machte ein paar Fotos von Schmetterlingen und Strandflieder.
Der Cache wurde leider nicht gefunden.
Während die meisten den herkömmlichen, geschlängelten Uferweg zurück nahmen, kletterten Manuel und Christian die steile Felswand direkt zu den Autos hoch.
Danach sind wir weiter nach Tan-Tan, für eine kleine Rast zum essen und tanken.
Am Ortseingang dem „Tor zur Sahara“ machten wir einen Fotostop.
Ab Tan-Tan begann die militärische Zone. Das heißt, ab jetzt war vermehrt mit Kontrollen zu rechnen, was auch prompt passierte. Alle fünf Autos unseres Korsos übersahen ein STOP-Schild in arabischer Schrift und wurden von einem Polizisten rausgewunken.
Am Straßenrand stießen wir auf zwei andere Teams, die auch schon in die Falle getappt waren und in eine lebhafte Diskussion mit dem Polizisten vertieft waren. Ganz falscher Ansatz!
Jan vom Team Øltanker hingegen, nahm den Polizisten ein Stückchen an die Seite und handelte einen guten Preis aus. Das erste Auto musste 400 Dirham (ca. 40€) bezahlen „fürs Protokoll“ – der Rest nichts. Wir teilten dann den Preis durch uns 10 Personen und so kam jeder billig und mit ner witzigen Erfahrung davon. Die diskussionsfreudigeren Teams zahlten jeder 400 Dirham…
Durch diese Erfahrung bereichert, achteten wir nun wieder verstärkt auf Verkehrsschilder. Es folgte noch ein Kontrolle und noch ein weiterer Tankstopp. Ab dort hörten Adrian und ich „Oliver Koletzki feat. Fran – Hypnotized“ in Endlosschleife.
Wir beide fanden, dass das Lied perfekt zur Stimmung unserer Jagd in den Sonnenuntergang der endlosen Wüstenlandschaft passte.
50 km weiter von der Tankstelle entfernt wurden wir wieder von der Polizei angehalten, aber ohne dass etwas passierte.
Dann ging es weiter Richtung El Aaiún.
Die Straße, welche von Schlaglöchern übersäht war, wurde Nico und Rebecca in einer Kurve zum Verhängnis.
Sie konnten dem Loch nicht mehr ausweichen, da ein LKW auf der Gegenspur ebenfalls einem Loch auswich und dazu einfach auf ihre Fahrbahnseite rüber zog. So zierte dann ein schön zerfetzter Reifen auf der Beifahrerseite vorne ihr Auto. Da dies das erste Auto war, dass Nico und Rebecca jemals besessen haben, waren ihre Kenntnisse um die Behebung von Mängeln eher beschränkt. Tobias und Adrian hielten daher unsere Eier an und boten ihre Hilfe an. Tobias mit Rat, Adrian mit Tat.
Rebecca und ich genossen das Schauspiel von zwei Stühlen aus und gaben schlaue Kommentare
(Anmerkung von Adrian: Ihr könnt euch vorstellen, wie unterhaltsam das ist, wenn man fremden Leuten in brütender Hitze nen Reifen wechselt und um einen vier Leute sind, die alle ihren Senf dazu abgeben, oder?).
Die ganze Aktion dauerte ca. eine halbe Stunde. Nachdem wir Rocky und den Øltanker eingesammelt hatten, machten wir uns auf zum nächsten Geocaching-Punkt in der Stadt.
Während Jan und Atze nach dem Cache am Strand suchten, kamen wir mit einem Belgier ins Gespräch. Dieser erzählte, dass er darauf warten würde, nach Mauretanien einreisen zu können. Er hatte sich vor Reiseantritt kein Visum besorgt und gehofft, eines an der Grenze zu bekommen. Erinnerte irgendwie ein wenig an den Film „Casablanca“. Des Weiteren berichtete er auch von der Polizeikontrolle in Tan-Tan. Er musste die 400 Dirham ebenfalls voll bezahlen. Bei ihm sah der Polizist keinen Verhandlungsspielraum.
Nachdem Atze und Jan den Cache gefunden hatten, machten wir uns auf zum Campingplatz, der noch ca. 60 km entfernt war.
Natürlich kamen wir erst im Dunklen an. Die Sonne war kurz nach dem Reifenwechsel untergegangen. Die Orgas hatten uns für den Abend Kamel-Braten versprochen, welcher aber natürlich bei unserem Eintreffen schon aufgefuttert war. Schade.
Aber einen Lichtblick gab es: So früh waren wir noch nie an einem Zielpunkt angekommen! 19:21 Uhr! Ok, das war noch ausbaufähig…
Adrian und Tobias bauten schnell unsere Zelte auf und aßen mit mir leckeren Reis mit passierten Tomaten bzw. Ketchup. Außerdem schlachteten wir einen Granatapfel, der nicht so sauer war und nicht so große Kerne wie in Deutschland hatte.
Danach machten wir uns auf ins Bett.