Nachdem die Entscheidung gefallen war, beide Hydraulik-Hauptzylinder zu ersetzen, habe ich sie bei powertrackbrakes.co.uk bestellt.
Leider konnte man mir dort nicht bestätigen (oder verneinen) ob der Ersatz für den Hauptbremszylinder, wie das Original, 18mm Innendurchmesser hat. Allerdings wurde der Laden im BondBug-Forum vorbehaltslos empfohlen. Also geordert.
Diesmal war eine Expresstaube am Werk und lieferte die Zylinder nach nur drei Tagen:
Ich habe natürlich direkt ein Foto zur Dokumentation der Beschriftungen gemacht:
Oben lese ich 4221 085 C3/4
unten steht H LB04FT
In den Tagen zuvor hatte ich schon mal den Pedalweg gemessen, um ihn durch einen Stopper passend zu limitieren:
55mm vom „Knick“ im Pedal bis zum Schraubenkopf.
Mein winziger Schraubenfundus hier in Osnabrück lieferte glücklicherweise zwei passende Kandidaten um den original Bolzen (oben) zu ersetzen:
Es hilft doch, sich nach jeder Schraube auf der Straße zu bücken….
Probeweise habe ich mal einen der Bolzen eingebaut. So habe ich mir das vorgestellt:
Da mich die Nachbarn gelyncht hätten, wenn ich den Umbau bei mir auf dem Garagenhof durchgeführt hätte, habe ich bei Mehl & Goof Unterschlupf gesucht:
Dort gings dann frisch, fromm, frei ans Werk. Erstmal die Pedalbox samt Zylindern raus gerissen:
Anschließend konnte ich da anständig durch feudeln und die Reste der ausgelaufenen Bremsflüssigkeit entfernen:
Eigentlich müsste man den Bereich mal abschleifen und neu lackieren, aber das muss warten, bis auch der Rest des Wagens neuen Lack bekommt („Jahre“ ist der Zeitrahmen). Das ist der nicht zu leugnende Vorteil an GFK: Es gammelt nicht.
Anschließend konnte ich die Zylinder mal vergleichen:
Wie ihr seht, benötigt man für den als Kupplungszylinder zu verwendenden Bremszylinder (oben rechts) einen Adapter, weil die Fittings der Leitung unterschiedlich groß sind (Original: 7/16″ Neu: 3/8″). Alternativ kann man natürlich auch das kurze Stück Leitung mit passenden Fittings neu bördeln.
Wie ihr auf dem Bild schon erahnen könnt, stand es auch um den Bremszylinder (unten links auf dem Bild) nicht besonders. Im Detail war er gleich mürbe, wie der schon teilweise durchgerostete Kupplungszylinder:
Unter seiner Staubmaschette lauerte das entblößte Grauen:
Gammel soweit das Auge reicht.
Interessant fand ich, dass sein Kolben eine andere Form hat, als der des Kupplungszylinders:
Ich hätte erwartet, dass sie sich lediglich im Durchmesser unterscheiden.
Ich musste die Zylinder zerlegen, um die „Gabeln“, mit welchen die Pedale an ihnen befestigt werden, an den neuen Gebern zu montieren. War ein ziemlicher Kampf, die Segeringe raus und wieder rein zu bekommen.
Vom Zusammenbau und seinen Schwierigkeiten aber mehr in der nächsten Folge…..
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Drucksache II
Mit ausbauen war es natürlich bei der Kupplung des Bugs nicht getan. Das Gelumpe musste ja auch auseinander gerissen werden.
Los gings mit dem Kupplungsgeberzylinder. Den „Stößel“ zum Pedal konnte man recht einfach raus ziehen:
Schön siffig.
Da sitzt der renitente Kolben:
Da man immer noch Bremsflüssigkeit im Zylinder gluckern hören konnte, habe ich ihn mal auf den Kopf gedreht und ein wenig hin und her geschüttelt.
Die Brühe die da raus kam, war nahezu schwarz:
Kein Vergleich zu der Flüssigkeit, die ich vorher abgesaugt hatte.
Um die Kolben raus zu pressen, kann man Pressluft verwenden (Achtung vor dem Kolben als Geschoss, wenn er raus kommt!) oder eine Fettpresse (penibelst danach säubern!). Bei uns reichte jedoch ein Holzstäbchen, das wir durch den Anschluss der Druckleitung stecken konnten. Hier im Bild oben zu sehen:
Die Lauffläche des Zylinders sieht überraschend gut aus:
Erscheint mir schön spiegelglatt.
Unter der Staubkappe sah der Nehmerzylinder ziemlich rostig aus:
Auch hier funktionierte das Auspressen mittels Stöckchen.
Im Gegensatz zum Hauptkupplungszylinder war die Lauffläche des Nehmerzylinders nicht so spiegelglatt. Ich habe sie daher mit 800er Schleifpapier über geschliffen. Ein Besenstiel eignet sich gut als Schleifklotz:
Fiese Scharten oder Pittings hat er nicht:
Mal sehen, obs funktioniert.
Allerdings stellt mich der Zusammenbau aktuell noch vor einige Fragen.
Beim Nehmerzylinder waren z.B. mehr Gummiteile im Überholungskit, als im Original verbaut waren:
Für die Teile links und rechts hab ich keine Verwendung gefunden. Strange. Wisst ihr, ob die irgendwo im Original schon fehlen bzw. wo sowas traditionell verbaut wird?
Auch weiß ich noch nicht so ganz, wie ich die neuen Dichtungen auf die Kolben bekommen soll. Die sind im Innendurchmesser ja wesentlich kleiner als die Kolben. Ich hab da ein wenig bedenken, die Dichtungen gleich bei der Montage zu beschädigen. „Bremsenmontage-Paste“ wurde schon als Hinweis genannt. Aber reicht Gleitcreme alleine? Tipps und Tricks aus der Bevölkerung?
Drucksache
Nachdem die Elektrik und der Innenraum nun erstmal wieder beisammen waren, gings direkt an die nächste Baustelle:
Die Kupplung
Der Bug hat mir seine lange Standzeit anscheinend nachhaltig übel genommen. Das Kupplungspedal hatte keinerlei Widerstand und schlackerte lose hin und her. Da war wohl (mindestens) der Kupplungsgeberzylinder fest. Kacke.
Ich hab es erstmal mit entlüften am Kupplungsnehmerzylinder versucht (man hofft immer auf Wunder):
Da kamen aber nur knapp 50 ml Bremsflüssigkeit raus:
Danach suckelte der MITYVAC Bremsenentlüfter da nix mehr raus.
Also alles auseinander reißen.
Los gings mit dem Nehmerzylinder. Da die Hydraulikleitung am Zylinder kein Drehelement hat, muss man den ganzen Zylinder ausbauen und diesen dann abdrehen:
Das ist aber dank WD40 recht easy. Wesentlich grauenhafter war es den Zylinder im Innenraum auszubauen. Die Bolzen, welche die Zylinder (Bremse und Kupplung) halten, sitzen so beschissen, das da kein ran kommen ist. Die Muttern auf der Vorderseite sind übrigens aufgeschweißt. Später gibts noch Detailbilder, wo die Misere besser zu erkennen ist.
Es bleibt einem nichts anderes übrig, als den ganzen Pedalbock auszubauen.
Also erst Pedale los:
Dann die Verschraubungen, welche den Bock an der Karosserie halten:
Danach kann man den Bock so anheben, dass man mit einem möglichst kurzen 13er Schlüssel von unten den Bolzen auf der Rückseite los schrauben kann:
Man hat zwar kaum Platz zum schrauben und kommt dementsprechend langsam voran, aber irgendwann ist auch dieser Bolzen los und man kann den Bock samt Kupplungszylinder raus nehmen:
Hier seht ihr die blöden Bolzen:
Der obere Bolzen wird lässig von der Falz des Blechs verdeckt. Da kommt man mit einem gekröpften Ringschlüssel noch einigermaßen ran. Aber an den unteren ist kein Rankommen. Nach oben verdeckt ihn der Korpus des Zylinders, nach unten der Wagenboden und auch links und rechts ist nur ein Finger breit Platz.
Da ist großes Optimierungspotential.
Unsere erste Überlegung war, die Muttern auf der Vorderseite aus zu bohren und in den Zylinderkorpus Gewinde zu schneiden:
Das wäre sauber und effektiv.
Allerdings darf dann auch nix schief gehen (im wahrsten Sinne des Wortes). Daher wollen wir erstmal eine andere Lösung probieren. Wir haben noch einen Sack voll Regalschrauben (zum verbinden von Lagerregalen). Da sind spezielle Muttern bei die quasi so aussehen:
Nur das ihr Gewinde dezentral sitzt (Sorry, hab gerade kein original Bild zur Hand und Google liefert bei der Suche nach „exzentrische Mutter“ nur Dinge, die ich nicht sehen will…). Setzt man diese Muttern auf dem Bolzen an, drehen sie sich mit, bis der exzentrische Teil irgend wo gegen läuft und sich dort abstützt. Danach zieht man sie einfach fest. Genauso werden wir es auch machen. Auf die Rückseite kommt solch eine Mutter. Die kann man mit einer gewinkelten Zanke oder spitzen Fingern vor das Loch halten, bis der Bolzen von der Vorderseite aus packt. Dann dreht sich die Mutter mit, bis sie am Zylinderkorpus an stößt und sich in der Folge selbst fest zieht. Los gehts dann genauso.
Das sollte eine (De-)Montage in Zukunft wesentlich vereinfachen.