Schlagwort-Archive: Selbst bauen

Das Krawatten-Eck I

Über kleinere Umwege ist mir ein alter Eichen-Verkaufstresen aus dem „Krawatten-Eck“ in Lüneburg zugelaufen:

Ursprünglicher Zustand.jpg

Leider meinten die Vorbesitzer des Tresens es nicht sonderlich gut mit ihm. Sie schienen nur zwei Werkzeuge zu besitzen. Der Eine eine Säge, der Andere einen Hammer. Dementsprechend waren auch eigene Sitzäste kein Hindernis und jedes Problem augenscheinlich ein Nagel.

So hat einer der Barbaren den Tresen kurzerhand quer durchgesägt, um ihn in seine Höhle schleppen zu können und der andere Barbar hat ihn dann mit groben Zimmermannsnägeln wieder verbunden. Außerdem gab es mal einen Wasserschaden, es wurde munter mit genagelten Spanplatten verstärkt und die schöne grüne Tresenoberfläche ist mit Bohrlöchern, Brandmarken und Sägenschnitten übersät. Trotzdem halte ich ihn für eine schöne Basis um eine vererbbare Werkbank daraus zu bauen. Dabei will ich versuchen, einige der schöneren Spuren seiner Vergangenheit zu bewahren. Ganz so wie mit der Hobelbank. So finden sich auf dem Tresen zum Beispiel diese herrlichen Kreidemalereien auf der Rückwand:

Zeichnungen 2.jpg

Oder auch hinter den Schubladen:

Zeichnungen.jpg

Fragt mich nicht wie sie da hinkommen und warum sie alle auf der Seite liegen. Keine Ahnung. Barbaren, Höhlenmalerei, denkt euch was aus. Aber ich finde sie ein witziges Detail und damit bleiben sie.

An erster Stelle der Renovierung stand die Beseitigung der Barbarenspuren. Alle Bruchstellen wurden geleimt:

Leimen.jpg

Dellen habe ich mittels nassem Lappen und Bügeleisen größtenteils wieder rausbekommen:

Bügeleisen.jpg

Dabei strecken sich die Holzfasern und nehmen wieder ihre ursprüngliche Form ein. Funktioniert erstaunlich gut.

Anschließend habe ich mich daran begeben, die ganzen Ausbrüche zu kaschieren. Ich habe mir dafür ein Set auf Wachsbasis von Edding besorgt:

Edding Wachs Eiche.jpg

Die Farbtöne sollen auf Eiche abgestimmt sein. Bei kleinen Nagellöchern klappt das auch wirklich gut:

Nagelloch gefüllt.jpg

Mit dem Lötkolben das Wachs abschmelzen, ins Loch tropfen lassen und anschließend mit einer Rasierklinge glatt abziehen. Bei größeren Ausbrüchen ist es aber aufwändiger:

Ausbruchstelle.jpg

Die eingedrückten Fasern am oberen Rand ließen sich noch aufrichten, aber das Loch musste ich füllen. Damit mir das Wachs nicht an der Seite rausläuft, habe ich eine große Unterlegscheibe als Abschluss verwendet:

Ausbruch grob gefüllt.jpg

So ein rein brauner Klecks ist zwar besser, aber immer noch ein optischer Störfaktor. Daher kleckert man anschließend noch etwas dunkles Wachs oben drauf:

Dunkles und helles Wachs.jpg

Anschließend verschmilzt man beides mittels Lötkolben. Dabei sollte man in Maserrichtung den Lötkolben bewegen. So kommen dunklere Streifen in die Wachs-Masse, welche je nach Geschick nach dem Abziehen sowas ähnliches wie eine Maserung ergeben:

Schadstelle gefüllt.jpg

Nun noch abschleifen und lackieren. Darum geht’s im nächsten Teil.