Schwanengesang

Mit großer Überraschung und ebensolcher Bestürzung, musste mein Bruder beim letzten TÜV-Besuch mit seinem Volvo 740 GL die Botschaft entgegennehmen: „Wesentliche Mängel – Durchrostungen“.

Im Beifahrerfußraum klaffte ein großes Loch:
Volvo Rostlöcher
Im Fahrerfußraum ebenfalls:
Volvo Rostlöcher 2
Und auch in der Reserveradwanne war ein anständiges Loch.
Glücklicherweise erklärte Igor sich bereit da ein paar Bleche ein zu schweißen.
Damit die Sache schnellstmöglich über die Bühne gehen konnte, haben wir am letzten Wochenende also mal alles brennbare aus dem Innenraum entfernt.
Vom Reliant bin ich da ja ziemlich verwöhnt. Da hebt man den Teppich hoch und hat den Fahrzeugboden vor sich. Entsprechend hoch ist natürlich auch die Geräuschkulisse und die Hitzeabstrahlung des Motors. Beim Volvo begannen wir erst mal mit der Demontage diverser Verkleidungsteile:
Volvo Rostlöcher 3
Dabei stießen wir auch auf diese komische Abdeckung/Klappe, deren Funktion wir uns noch nie erklären konnten:
Volvo Rostlöcher 4
Hat da jemand von euch ne Idee, wozu die da ist?
Unter dem Teppich folgten drei teils geklebte Isolationsschichten!
Eine mussten wir erst rausschneiden, da sie als komplettes Teil bei der Produktion in die Karosserie gelegt wurde und dann alle Anbauteile drauf kamen.
Unter den Schichten wurde das Grauen dann langsam immer deutlicher:
Volvo Rostlöcher 5
Je mehr Bitumen wir entfernten um so größer wurden die verrosteten Partien:
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Die Fahrerseite war noch schlimmer:
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Am Sonntag fuhr Tobias dann bei Igor zum schweißen vorbei.
Dieser musste erst noch einen Aston Martin Virage/Vantage auf Vordermann bringen:
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Danach schwang er die Flex bei unserem Schätzchen.
Beifahrerfußraum:
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Fahrerfußraum:
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Reserveradwanne:
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Danach gabs neues Blech:
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Jetzt fehlen noch neue Spurstangenköpfe und der TÜV sollte seinen Segen für weitere zwei Jahre geben.
Jedoch kann nichts darüber hinweg täuschen, dass es wohl die letzten zwei Jahre des treuen Gefährts werden…
So traurig es doch ist, aber der unentwegte Alltagseinsatz der letzten 22 Jahre hat ihm doch arg zugesetzt.
Da der Wagen mit seinen knapp 380.000 km auf der Uhr und seltenem Vergasermotor jedoch keinerlei Wiederverkaufswert hat, werden wir ihn wohl erstmal wegstellen und in ein paar Jahren restaurieren.
Schließlich haben Tobias und ich da drin einen Großteil unserer automobilen Jugend verbracht. Wir haben in ihm gespielt, geschlafen, gelernt und geliebt. Sowas wirft man nicht einfach weg, um später an der Tanke zu sagen: „So einen hatte ich auch mal!“!

5 Gedanken zu „Schwanengesang“

  1. Unbedingt! Und verheimlicht werden soll auch nicht, dass auch Paul Flex und Schweißgerät geschwungen hat, um den Volvo wieder in ein Fahrzeug mit geschlossenem Aufbau Unterbau zu verwandeln.
    Von meiner Seite nochmals herzlichen Dank an die beiden, die trotz weit fortgeschrittener Uhrzeit am Sonntag alles über die (Hebe-)Bühne gebracht haben!

  2. HEUL! das gleiche habe ich gerade an meinem Volvo 745 festgestellt ) :

    Was kostet so eine Aktion ungefähr? Und worauf sollte man achten wenn man das gleiche Problem nicht in ein paar Jahren wieder haben will?

    Hat euer Volvo ein Schiebedach? Habe mal gehört das könnte damit oder mit dem Heizungsventil zu tun haben?

    guß

    1. Lass den Kopf nicht hängen! Das Schweißen kostet nicht die Welt, wenn du ein paar Vorarbeiten selbst übernehmen kannst und zum Beispiel die Teppiche und Schallisolierung im Fußraum selbst entfernst. Die Isolierung schneidest du am besten mit einem scharfen (!) Teppichmesser entlang der Ränder aus. Dann kann man sie nach der Reparatur einfach wieder passgenau reinlegen. Das Bitumen darunter ist etwas hartnäckiger. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich nur einen Spachtel verwendet habe oder mit einer Lötlampe nachhelfen musste. Beschädigte Lackbereiche solltest du nach dem Schweißen wieder großzügig lackieren, um nicht gleich das nächste Rostnest zu provozieren.
      Unser 745 hat ein Schiebedach, das sich bisher jedoch als ziemlich problemlos erwiesen hat. Ursache für unser Rostproblem war wohl das bereits von dir angesprochene Heizungsventil. Die Dinger sitzen rechts im Fahrerfußraum und haben sich als nicht sonderlich langlebig erwiesen. Wird das Ventil undicht, läuft das Wasser oft unbemerkt aus dem Kühlkreislauf unter den Teppich und sorgt dort für das braune Unheil. Verräterische Anzeichen für diesen Defekt können beschlagene Scheiben, Kühlwasserverlust oder feuchter Teppich sein.
      Jüngst hat bei uns der Wärmetauscher der Heizung das Zeitliche gesegnet. Dann kann Wasser in den Beifahrerfußraum laufen. Der Heizungskasten hat jedoch auch einen Ablauf, der das Wasser auf der Beifahrerseite durch die Spritzwand unter den Wagen leitet. Eine kleine Pfütze Kühlmittel auf dem Parkplatz kann also auch auf diesen Defekt hindeuten.

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