Gestern Nachmittag hab ich mich dann noch an die Demontage des alten Krümmers gemacht um mein neues Schmuckstück schnellst möglich verbauen zu können.
Dazu musste erstmal der Vergaser samt Vorwärmung und Flansch runter. Dabei fiel mir auf, dass eine Schraube von der Glocke fehlt. Da wo auf dem Bild der Draht durch läuft:
Komisch. Da war mal eine drin. Weiß ich. Hab ich selbst mal raus geschraubt. Sieht man hier auch. Muss ich wohl nicht fest genug angezogen haben bzw. nen Federring vergessen haben. Könnte natürlich ein Grund für Falschluft sein. Wird alles eruiert, sobald ne passende Zoll-Ersatzschraube gefunden ist.
Danach hab ich den Einlasskrümmer abgeklebt (Krümel!) und reichlich WD40 auf den Muttern verteilt:
Hat aber alles nix geholfen. Den Stehbolzen Auslasskrümmer->Einlasskrümmer hab ich trotzdem abgerissen:
Is aber nicht wild. Kommt ja eh nen neuer Krümmer (incl. Bolzen) hin und außerdem sehe ich so richtig keinen Sinn in dem Teil. Außer das es zusammen mit der Auflagefläche eine formidable Hitzebrücke ist.
Interessanterweise waren sowohl die Muttern vom Einlass- als auch vom Auslasskrümmer nur sehr leicht angezogen. Das war teilweise kaum mehr als handwarm! Laut Handbuch sollen da 16-20 Nm drauf. Is jetzt kein Killerdrehmoment, aber doch schon etwas mehr als handwarm…. strange.
Muss ich die Muttern nach ziehen, wenn sich die Dichtung gesetzt hat?
Dank der losen Muttern gingen die Krümmer aber wenigstens easy ab.
Einlasskrümmer:
Auslasskrümmer samt Dichtung:
Hatte ich mir schmodderiger/klebriger vorgestellt:
Auf dem Bild sieht man auch das ganz hintere Auslassventil bzw. dessen Schaft. Ist dieser weiße Belag normal?
Hier nochmal der Versuch eines Detailfotos:
Anschließend hab ich die Dichtfläche vorsichtig gereinigt:
und die neue Dichtung eingepasst:
Passt überraschend ordentlich. Die Ein- und Auslasslöcher werden nicht verdeckt.
Der neue Krümmer passt ebenfalls gut:
Der Einlasskrümmer durfte auch schon mal probeweise Platz nehmen:
Allerdings musste er nochmal runter, da ich noch ein wenig klassisches Tuning vor habe….
Die Ansaugkanäle will ich porten.
Momentan saugt jeder Zylinder durch seinen eigenen Kanal:
Das hat aber zur Folge, dass die äußeren Zylinder (1 und 4) einen schlechteren Füllungsgrad erreichen als 2 und 3. Ihr Ansaugweg ist einfach beträchtlich länger. Das hat zur Folge, dass die Motoren z.B. im Standgas unrund und unruhig laufen.
Der Plan ist es, die Mittelwand, die die Ansaugkanäle auf jeder Seite trennt bis zu einer Tiefe von 2,5 cm zu entfernen.
Dadurch können sich die äußeren Zylinder am Gasgemisch der Inneren bedienen und es wird eine gleichmäßigere Füllung erreicht.
Diese Modifikation ist in Reliant Kreisen weit verbreitet (z.B. hier oder hier) und findet uneingeschränkten Zuspruch.
Ich hab den Krümmer daher gestern Abend zum Garagendonnerstag von Mehl & Goof getragen und dort ein wenig vor mich hin gefeilt. Paul war so freundlich mir tatkräftig zur Seite zu stehen:
Ich weiß, dass das dilettantisches Werkzeug ist! Tut mir auch leid…. Ich fahre gleich noch los und besorge ein paar anständige Aufsätze für den Dremel. Empfehlungen? Erfahrungen?
Wir kamen ganz gut voran:
Auf beiden Seiten sind jetzt knapp 2 cm weg genommen:
So sah das Ergebnis des Abends aus:
War nen hartes Stück Arbeit.
Wie gesagt: Heute Nachmittag soll dann die noch fehlende Feinarbeit folgen und vielleicht auch schon der Zusammenbau.
Was mir leider fehlt, ist Dichtpapier (zwei Vergaserflansch-Dichtungen sind beim Ausbau zerrissen) und ein Drehmomentschlüssel für die Muttern. Mal sehen, wie ich da improvisiere.
Da sieht man mal, was wir für eine gute Arbeit geleistet haben!
http://www.440er.de/?p=944
Ich bin schwer beeindruckt. Saubere Arbeit!
Gibt es Aussagen dazu, wie sich die Änderungen leistungsmäßig auswirken?
da will ich doch noch mal meinen senf dazu geben:
– wundere dich nicht, wenn das krümmerband wenn es zum ersten mal warm wird qualmt und stinkt. das ist normal, also keine panik!
– die anleitung, die du zum porten gepostet hast strotzt nur so vor halbwissen und hat mit deiner durchgeführten maßnahme rein gar nichts zu tun. dort geht es um steuerzeitentuning, dazu müsstest du an kipphebeln und nockenwelle was verändern.
– damit man sich ein bild von der wirksamkeit einer veränderung machen kann, führt man eigentlich immer nur eine veränderung durch und testet dann. hat auch den positiven nebeneffekt, dass man öfter und mehr zu schrauben hat 😉
– dass ansaugkanäle unterschiedlich lang sind ist erst mal nichts schlimmes. es gibt sogar leute die das mit absicht machen, diverse superbikes haben z.b. ansaugstutzen in paarweise unterschiedlichen längen. grund: durch die länge des ansaugweges wird die resonanzaufladung des jeweiligen zylinders gesteuert. sind alle kanäle exakt gleich lang (und optimalerweise auf die selbe resonanzfrequenz wie der auspuff abgestimmt), hat man bei der drehzahl, die resonanz hervorruft einen ziemlichen drehmoment-peak. der motor wirkt scharf und bissig, aber eben nur in dem bereich. legt man jetzt jeweils ein zylinderpaar von der resonanz her leicht unterschiedlich aus, hat man natürlich weniger spitzendrehmoment, dafür aber über einen breiteren bereich, weil die zylinderpaare nacheinander in resonanz geraten.
– was du jetzt erreicht hast, ist, dass ein zylinder quasi gleichzeitig durch beide kanäle ansaugen kann. wenn der kanalquerschnitt vorher zu gering dimensioniert war, ergibt das auch sinn. kann ich nicht beurteilen, da ich die querschnitte nicht kenne. allzu üppig sieht mir der aber nicht aus.
– davon mal ganz ab, müsste dieser bereich deines „autos“ eh komplett anders aussehen, wenn da wirklich leistung bei rauskommen soll. ich bezweifle, dass reliant da kunstvoll mit steuerzeiten und resonanzen jongliert hat. die beiden krümmer sehen mir eher danach aus, als ob das konstruktionsziel lautete: „verbinden sie 4 einlässe und 4 auslässe irgendwie mit einem vergaser und einem auspuff“. (jetzt mal bezogen auf den gusskrümmer).
– deine überlegungen zur wärmebrücke sind nicht verkehrt, ich würde zumindest mal darüber nachdenken, ob ich die nicht irgendwie elegant (d.h. ohne stabilitätseinbußen) wegrationalisieren kann.
– was passiert, wenn man ein reliant dreirad schnell bewegt, wissen wir ja seit der empirischen studie von jeremy, stig und ken block alle nur zu gut 😛
so, genug gelästert. lass mir mal deine postadresse per mail zukommen, ich hab hier reichlich 0,5er dichtungspapier rumfliegen. brauchste nicht beim louis für ein din a4 großes blatt dichtungspapier ein halbes bersteinzimmer bezahlen…
Ker, wuschel…. ich bin immer wieder beeindruckt, was du alles weißt. Danke. Auch fürs Dichtpapier! Adresse hast du hoffentlich per Mail erhalten.
Ok, ich gebe zu, dass ich zu faul war eine Erklärung fürs porten zu tippen. Dachte da hilft auch nen link. Leider spuckt Google da nur Zweitakter-Erklärungen aus. Tut mir leid da Halbwissen verbreitet zu haben. 🙁
Der Durchmesser betrug vorher ca. 2,5 cm. Jonglagebemühungen seitens Reliant bezweifle ich auch sehr stark. Die hatten konstruktiv wenig Sinn für Kunst.
Es wird berichtet, dass der Motor durch diese Modifikation deutlich runder läuft (stabile Leerlaufdrehzahlen um die 500 U/Min sollen normal sein) und das er besser am Gas hängt.
Ich belasse es jetzt übrigens bei der Tiefe von 2 cm, weil ich wunde Finger vom Schleifpapier habe (Alu-Oberfläche nähert sich dafür einem Babypopo). Wird schon reichen. Ansonsten hab ich da halt irgend wann nochmal was zu schrauben….
Tobias schickte mir den Link zum englischen Wikipedia-Artikel zum porten. Der ist in diesem Zusammenhang sicherlich sinnvoller: http://en.wikipedia.org/wiki/Cylinder_head_porting