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Federbruch

Neben einem undichten Auspuff hinderte mich auch eine gebrochene Sitzfeder daran, mit dem Rialto auf eigener Achse die knapp 600 km zum diesjährigen „Tamworth Specials“-Treffen zu bestreiten.
Die Feder war in der Sitzlehne gebrochen und bohrte sich unter Belastung gefährlich spitz in das bislang makellose Kunstleder der Lehne. Mir da ein Loch einzuhandeln, wollte ich unbedingt vermeiden.
Um wenigstens ohne bleibenden Schaden an der Ausfahrt teilnehmen zu können, versteifte ich die Lehne temporär mit einem Reststück Hartschaumplatte von meiner mobilen Tür:

Provisorische Stütze

Auf dem Treffen bekam ich von Karsten ein ganzes Bündel Ersatzfedern und von Holger den wertvollen Tipp, die Lehne mittels Filzunterlage zu verstärken.
Wieder zurück ging es direkt ans Werk. Der Bezug hält lediglich mit Klammern, die sich mit einem Schraubendreher vorsichtig abdrücken lassen:

Halteklammer am Bezug

Schön fand ich, dass an einigen Klammern noch die original Kunststofffolie von der Auslieferung hing. Ich bin ja erst der zweite Eigentümer des Rialtos und er kam mit jungfräulichen 19.000 Meilen zu mir. Sind die Federn ab, kann man den Bezug nach oben abziehen und hat den Unterbau vor sich. Dabei purzelte auch direkt das abgebrochene Stück Feder heraus:

abgebrochenes Stück

Die Federn selbst liegen offen auf der Rückseite:

Gebrochene Feder

Hier seht ihr auch, warum es sinnvoll ist, eine Filzmatte zwischen Federn und Schaumstoff zu packen. Die Federn arbeiten sich sonst in den weichen Schaumstoff ein und zerschneiden ihn.
Ich fand bei „NanuNana“ nahezu perfekt passende Platzsets aus dickem schwarzem Filz:

Neue Federn und Filzmatte

Also zuerst die Feder getauscht:

Neue Feder eingebaut

Wie ihr seht, ist die neue Feder deutlich dicker und hat auch eine Windung mehr als die übrigen Federn. Das liegt daran, dass sie eigentlich aus der Sitzfläche stammt und somit auf höhere Belastungen ausgelegt ist. Da die Federn aber im Laufe von knapp 40 Jahren etwas ihrer Spannung einbüßen, ist dieses Upgrade durchaus sinnvoll.
Zwischen Schaumstoff und Federn kam anschließend noch die leicht zugeschnittene Filzunterlage:

Filzmatte eingebaut

Nun noch wieder den Bezug drüber und mit den Klammern sichern:

Sitz repariert

Optisch ist kein Unterschied feststellbar, aber der Sitzkomfort gewinnt deutlich. Die Lehne ist viel strammer als früher. Sehr schön.

Günters Nachlass

Die Reliant-Welt ist bekanntlich klein. Mit entsprechender Trauer habe ich daher erfahren, dass der langjährige Reliant-Freund Günter verstorben ist. Karsten ist nun so nett seinen dreirädrigen Nachlass zu regeln. Wenn also jemand Interesse an einem 1984er Reliant Rialto mit H-Kennzeichen hat, stelle ich gerne den Kontakt her:

Die Eckdaten lauten:

Reliant Rialto Saloon
Baujahr: 1984
Kilometerstand: 60.000
Farbe: rot
Bereifung: 145/80 10 Falken (2018)
Wartung bzw. Erneuerung:
10/2018 – Beleuchtung in Ordnung gebracht, Heizungskasten instand gesetzt
06/2019 – Stoßdämpfer hinten erneuert, Gummilager Stabi, Spurstange erneuert
05/2022 – Kingpin incl. Lagerung neu, Bremse komplett vorn neu, Hauptbremszylinder neu, Akku neu, Bremsbeläge hinten neu
03/2023 – Elektrik teilweise erneuert, Motor gespült, neue Kühlflüssigkeit, Kühlerschläuche neu, Vergaser gereinigt, Benzinschläuche neu, elektrische Benzinpumpe verlegt (mit Notabschaltung), Benzinfilter neu, Tankgeber incl. Dichtung und Haltering neu, Thermostat neu, Luftfilter neu, Akkuspark Zündung eingebaut, neue Zündkabel, neue Zündkerzen, Ventile eingestellt, Öl- und Filterwechsel, Sitzfedern erneuert

Seit 2018 ist der Reliant etwa 200km gefahren.
Das Fahrzeug hat eine H – Zulassung und es wurde im Mai 2023 ein Wertgutachten gemacht.

Teile-Bergung

Wenn vor einer Tür ein original Binz-Kombi (der übrigens noch im täglichen Handwerker-Einsatz ist) steht:
Binz Kombi
weiß man, dass man an der richtigen Adresse ist.
Und drinnen ging es passend weiter:
Frosch und Peugeot
Eine echte Schrauberhöhle.
Warum diese Einleitung?
Ich war los ein paar Teile bergen.
Kommt ja nicht so häufig vor, dass in Deutschland was für meinen kleinen Exoten-Streichelzoo angeboten wird.
Die Garagenwand ziert neuerdings nämlich ein Bond Bug Canopy:
Canopy an der Wand
Dank French Cleats war die  Montage an der Wand auch ein Kinderspiel:
Canopy aufgehangen
Damit das ganze Gewicht des Canopys nicht an den Befestigungslöchern zerrt steht es unten auf einem Polystyrolblock.
Keine Ahnung, ob ich das mal brauche, aber „haben ist besser als brauchen“.
Außerdem gab es noch einen 700 ccm-Bond Bug-Motor in Teilen samt 3 Zylinderköpfen dazu:
700ccm Motor
Und  Ventildeckel (sogar zwei seltene mit „Bond“-Schriftzug):
Ventildeckel
und kistenweise Kleinteile:
Scheinwerferteile
und zwei Kühler:
Kühler
und ein Bond Bug-Getriebe:
Bond Getriebe
und einen kompetten Wärmetauscher samt Gebläse:
Wärmetauscher
und eine Wanne Bremsenteile:
Kupplung und Bremsen
und drei Reliant-Getriebe:
3 Reliant Getriebe
und ein (auch auf der Insel seltener) 850 ccm Reliant „Yellow Top“-Motor, wie er auch in meinem Rialto verbaut ist:
850 ccm Motor
und eine Kiste, teils NOS, Fahrwerksteile, zwei Kardanwellen sowie ein komplettes Lenkgetriebe:
Federbeine und Lenkgetriebe
hatte ich schon Kleinteile erwähnt?:
Motor- und GetriebeinnereienMal sehen, wann wir einen Winter haben, der lange und dunkel genug ist, damit ich all die Teile mal sichten kann.  Außnahmsweise arbeitet die globale Erwärmung gegen mich…
Allerdings denke ich, dass damit mein Bedarf an Reliant-spezifischen Teilen für eine lange Zeit gedeckt ist.

Das Ende der Hitzewelle IV

Bevor ich an den Einbau des Kühlers gegangen bin, habe ich mich noch den verrosteten Schlauchstutzen zugewendet.
Nach über 30 Jahren sahen die schon recht fies aus:
rostige Anschlüsse
Zum entrosten habe ich die schon von mir oft gelobten Proxxon Polierscheiben für den Dremel verwendet:
Polierscheiben
Zusammen mit einer flexiblen Welle ließen sich die Stutzen so in Windeseile entrosten:
Anschlüsse entrostet
Anschließend habe ich sie mit zwei Schichten Rostschutzfarbe bepinselt. Das sollte erstmal halten.
Dank der passgenauen Halterung war der Einbau des Kühlers nicht besonders schwer:
Neuer Kühler eingebaut
Als er drin war, ging’s ans ablängen der neuen Kühlwasserschläuche:
Neuen Schlauch ablängen
Da half mal wieder meine akribische Buchführung. Dank der wusste ich auch noch welcher Schlauch an welchen Anschluss gehörte.
Sollte das jemand mal bei seinem Rialto vergessen, gibt’S hier eine Zeichnung aus Fifers Bestand:

Achtung, das obige Bild gilt nur für frühe Rialto/Robin Modelle (erkennbar an den beiden nach vorne zeigenden Stutzen der Vergaservorwärmung).
Anschließend noch Kühlmittel (auf die Eignung für Alu-Motoren achten) auffüllen und schon konnte es los zur Proberunde gehen.

Das Ende der Hitzewelle III

Nachdem der Kühlkreislauf gespült war, habe ich den alten-neuen Alu-Kühler hervorgekramt und für die ewige Anprobiererei das Kühlernetz mit Pappen gepolstert:
Neuer Kühler
Grob reingehalten; schon mal nicht gänzlich unmöglich:
Neuen Kühler reingehalten
Richtet man den Einlass des Kühlers auf den Auslass des Thermostatgehäuses, sieht man, dass da in allen Dimensionen einiges an Abstand zum karosserieseitigen Halter ist:
Abstand rechts
Auch auf der linken Seite ist reichlich Luft:
Abstand links
Während ich noch auf Konstruktionen mit Winkeln sinnierte, brachte Tobias mich auf die Idee, den alten Rahmen des Kühlers zu verwenden. Der Rahmen ist zwar am Boden durchgerostet bzw. Oblaten-dünn, aber die Seiten mit den zur Karosserie passenden Haltemutter sind noch ok. Nachdem eine erste Anprobe vielversprechend aussah, habe ich die Seitenteile grob abgesäbelt:
Alter Rahmen zersägt
Sieht gut aus:
Testeinbau
Der Kühler sitzt mit den Seitenteilen schön mittig:
Neuen Kühler mit altem Rahmen
Nun gings ans befestigen. Der alte Kühler wird vom Rahmen einfach umschlossen. Dafür ist der Alu-Kühler aber zu breit und nachdem ich den Boden des Rahmens abgesägt hatte, war das eh raus. Der Alu-Kühler hat extra auf jeder Seite vier aufgeschweißte Muttern um ihn zu verschrauben.
Also mussten passende Löcher in die Seitenteile.
Um die richtige Position für die Löcher zu bekommen, habe ich mich eines Tricks bedient:
Eigenbau-Dorn
Bei einem passenden Bolzen feilt man das Ende so zurecht, dass es eine Spitze ergibt und sägt anschließend den Kopf ab.
Nun kann man den angespitzten Stummel von Hand in eine der Muttern drehen:
eingeschraubter Dorn
Platziert man nun das Rahmenteil an zuvor festgelegten Markierungen und gibt ihm einen kleinen Klapps mit dem Hammer, erhält man vorzügliche Markierungen zum bohren:
Markierung außen
Zur besseren Sichtbarkeit kann man auf die Innenseite auch ein Stück „Crap-Klebeband“ aufkleben. Die Markierung bohrt man anschließend durch und schraubt einen Bolzen zur Zentrierung ein. Dann markiert man nacheinander alle anderen Bohrlöcher und schraubt ebenfalls Bolzen ein. So kann man immer für das nächste Bohrloch nachkorrigieren.
Um zu zeigen, wie schief die kleinen Chinesen die Muttern am Kühler fest geschweißt haben, habe ich mal zwei extra lange Bolzen eingeschraubt:
schiefe Anschweißmuttern
Unschön, aber im Endeffekt unererheblich, da die später verwendeten Schrauben so kurz sind, dass sie trotzdem noch auf den Unterlegscheiben großflächig aufliegen. Ob das beim Mini (für den der Kühler im Original bestimmt ist) auch so problemlos klappt, kann ich natürlich nicht sagen.
Nachdem die Seitenteile gebohrt waren, habe ich sie noch fein bearbeitet und lackiert. Anschließend ging’s an den Einbau.