Wenn vor einer Tür ein original Binz-Kombi (der übrigens noch im täglichen Handwerker-Einsatz ist) steht:
weiß man, dass man an der richtigen Adresse ist.
Und drinnen ging es passend weiter:
Eine echte Schrauberhöhle.
Warum diese Einleitung?
Ich war los ein paar Teile bergen.
Kommt ja nicht so häufig vor, dass in Deutschland was für meinen kleinen Exoten-Streichelzoo angeboten wird.
Die Garagenwand ziert neuerdings nämlich ein Bond Bug Canopy:
Dank French Cleats war die Montage an der Wand auch ein Kinderspiel:
Damit das ganze Gewicht des Canopys nicht an den Befestigungslöchern zerrt steht es unten auf einem Polystyrolblock.
Keine Ahnung, ob ich das mal brauche, aber „haben ist besser als brauchen“.
Außerdem gab es noch einen 700 ccm-Bond Bug-Motor in Teilen samt 3 Zylinderköpfen dazu:
Und Ventildeckel (sogar zwei seltene mit „Bond“-Schriftzug):
und kistenweise Kleinteile:
und zwei Kühler:
und ein Bond Bug-Getriebe:
und einen kompetten Wärmetauscher samt Gebläse:
und eine Wanne Bremsenteile:
und drei Reliant-Getriebe:
und ein (auch auf der Insel seltener) 850 ccm Reliant „Yellow Top“-Motor, wie er auch in meinem Rialto verbaut ist:
und eine Kiste, teils NOS, Fahrwerksteile, zwei Kardanwellen sowie ein komplettes Lenkgetriebe:
hatte ich schon Kleinteile erwähnt?:
Mal sehen, wann wir einen Winter haben, der lange und dunkel genug ist, damit ich all die Teile mal sichten kann. Außnahmsweise arbeitet die globale Erwärmung gegen mich…
Allerdings denke ich, dass damit mein Bedarf an Reliant-spezifischen Teilen für eine lange Zeit gedeckt ist.
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Kupferwurm XXXIV – Schlüsselerlebnis II
Nachdem das Schloss zerlegt war, konnte es an die Fehlersuche gehen.
Am Fuß des Schließzylinders findet sich eine exzentrisch angeordnete Bohrung, in der normalerweise ein Stahl-Stift steckt. Wird der Zylinder mit dem Schlüssel gedreht, bewegt der exzentrische Stift die bronzene Sperrraste. Soweit die Theorie.
Nach 40 Jahren hatte sich jedoch beim Bug-Schloss der Stahlstift dermaßen in das weichere Gussmetall des Schließzylinders eingearbeitet, dass er bei der Drehung einfach raus fiel:
Auch der Stift selbst hatte sich soweit abgearbeitet, dass er die Sperrraste kaum noch griff.
Wir haben daher einen neuen Stift angefertigt, den ausgenudelten Fuß des Schließzylinders abgeklebt und mit J-B Weld verfüllt:
Mit einem Zahnstocher und einer Pinzette wurde der Stift positioniert und das J-B Weld „festgestampft“.
J-B Weld hat sich schon bei dem Guss-Abschluss unseres Räucherofens bewährt. Da konnten selbst große Temperaturschwankungen (Frost, Feuer) in Verbindung mit Wasser die Klebung bisher nicht lösen.
Ich bin daher zuversichtlich, dass es auch hier halten wird. Und wenn nicht, weiß ich ja, woran es liegt und muss mich nach einem neuen Schloss umgucken.
Während das J-B Weld aushärtete, wanderten die rostigen Metallteile in einen Topf Zitronensäure:
Auf dem obigen Bild sieht man schön, wie stark die Säure mit dem Rost reagiert und Blasen wirft. Der braune Rand im Topf ist übrigens schon abgesetzter Rost der Teile.
So sahen sie (nach einem kräftigen Wasserbad und vor der Lackierung) nachher aus:
Immer wieder erstaunlich, wie vollständig der Rost beseitigt wird!
Nachdem das J-B Weld vollständig ausgehärtet war, konnte das Klebeband ab:
Wie man sieht, hat die Masse alle Unebenheiten schön ausgefüllt und den Stift vollständig umschlossen. Es ist sogar runter in die Nut für den Haltesplint gelaufen und hat diese halbseitig verschlossen.
Diese Nebenwirkung hatte ich erwartet und hätte im Notfall die Nut wieder mit einer Feile gängig gemacht. Das war jedoch nicht nötig, da der Splint auf der gegenüberliegenden Seite in die Nut greift und dort gänzlich ungehindert ist. So musste ich nur die Kanten ein wenig mit der Feile glätten.
Nach unserer Erfahrung sollte der Stift so bombenfest halten.
Nach einem Funktionstest und einem Bad in Sprühöl konnten dann alle Komponenten wieder zusammengesetzt werden.
Entgegen der landläufigen Meinung ist von Graphit-Öl bei Schlössern abzuraten! Die Graphit-Partikel können im Laufe der Jahre Ablagerungen bilden, welche die Feinmechanischen Bestandteile eines Schlosses blockieren. Normales Sprühöl ist da besser, denn dies kann nur verharzen, was immer wieder lösbar ist.
Für den Einbau im Canopy muss man den Schloss-Korpus komplett montieren und die Laschen des Blechs hochbiegen:
Anschließend wird es von oben in das Canopy eingesetzt, positioniert (Drehrichtung beachten!) und die Laschen wieder nach außen gebogen.
Nun lässt sich der Bug wieder zuverlässig verriegeln.
Kupferwurm XXXIII – Schlüsselerlebnis I
Nach der Ablenkung durch den unterhaltsamen Dacia-Service haben Vaddern und ich uns wieder dem Bug zugewandt.
Hier stand das Canopy-Schloss auf dem Arbeitsplan.
Das Schloss funktionierte noch nie. Man konnte den Schlüssel zwar ins Schloss stecken, aber das Schloss ließ sich weder drehen noch verriegeln. Das war bisher jedoch kein großes Problem:
Durch die Steckscheiben macht es genauso wenig Sinn den Bug abzuschließen, wie ein offenes Cabrio.
Da der Zeitplan nun aber eh Makulatur war, konnten wir uns ausgiebig mit dem Schloss beschäftigen.
Wäre doch gelacht, wenn wir dem nicht auf den Grund gehen könnten.
Zum Ausbau muss man den Sicherungsring (Markenname: Seegerring) auf der Innenseite entfernen:
Bevor wir das Schloss weiter zerlegt haben, hat Vaddern es mit Verdünnung ausgespült:
Ja, der Acker in der Schale stammt komplett aus dem Schloss! Und das ohne es zerlegt zu haben.
Und: Ja, natürlich habe ich ihn zurechtgewiesen, dass er keine Handschuhe getragen hat.
Anschließend ließ sich der Schließzylinder auch wieder mit dem Schlüssel drehen, jedoch bewegte sich die Sperraste nicht. Also weiter zerlegen.
Um den Schließkörper aus dem Gehäuse zu bekommen, muss man an der Unterseite einen kleinen Splint entfernen:
und kann anschließend beide Teile auseinander ziehen. Achtung, unter dem Schließkörper sitzt eine Feder:
Oben sieht man den Splint, welcher sich im laufe der Jahre schon verbogen hat, da er als Anschlag für die Drehbewegung des Schlossknebels fungiert.
Um den Schließzylinder aus dem Schließkörper zu bekommen, muss man einen zweiten Splint oberhalb der Sperraste (bronzenes Viereck) austreiben:
Nun lässt sich der Schließzylinder entnehmen:
Der Schließzylinder selbst erinnert sehr stark an den der Gorilla.
Achtung, es purzelt dabei ein kleiner Stahlstift mit raus, der nicht verloren gehen darf!
Im nächsten Artikel geht es dann um die Fehlersuche und Behebung.
Stütze des Alters
Das Canopy des Bond Bugs wird bekanntermaßen ja nur von einem einzelnen Gasdruckdämpfer gehalten. Der von meinem Bug ist im Laufe der Jahre verständlicherweise schwächer geworden. Das führte zu den unschönen Vorkommnissen, dass wenn man an einer Steigung hielt oder eine starke Windböe von vorne kam, das Canopy unsanft in das Schloss krachte. War jedesmal ein anständiger Schockmoment.
Um das für die Zukunft abzustellen hab ich fix eine passende Stütze ersonnen:
Das geschlitzte PVC-Rohr wird nun einfach über den Arm des Gasdruckdämpfers gestülpt und verhindert zuverlässig das einfahren des selbigen. Durch die Feder findet gleichzeitig eine Druckentlastung statt, sollte Druck auf das Canopy ausgeübt werden. Ich bin zufrieden. Besser als die Besenstiele, die andere Bug-Fahrer mit sich rum schleppen….
Hohles Versprechen
Wenn ihr schnell seit, könnt ihr euch bis morgen Abend noch euren eigenen Bond Bug sichern.
Momentan steht die Auktion bei gerade mal 26,50€!
Also ran an den Speck!
Ok, es fehlen ein paar Teile: Motor, Getriebe, Chassis, Instrumente, Papiere etc..
Kleinkram.
Hat der Verkäufer auch nachgetragen.
Aber im großen und ganzen ist es eine ideale Gelegenheit um an eine einmalige Hundehütte zu kommen:
Allerdings ist es auch eine gute Gelegenheit um den eigenen verunfallten Bug zu reparieren oder ein neues Canopy zu bekommen. Die alleine liegen in gutem Zustand schon bei 450€…. ohne Transport von der Insel versteht sich!
Wäre er näher, würde ich ihn mir selbst aus diesem Grund hinstellen.
Also ran an den Speck!