Schreiner bleib bei deinen Leisten

Achtung:
Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2009.
Nach Aussage von RD Classics (Mai 2018) hat sich seit diesem Zeitpunkt viel in der Firma geändert. Eure Erfahrung kann daher von unserer abweichen.

Letztes Wochenende war ich mit Tobias mal wieder los, um einen fahrbaren Untersatz für ihn zu kaufen. Er hat ja schon in seinem Blog darüber berichtet. Nach dem Reinfall mit dem Firebird in Verbindung mit meinem Nörgeln es doch mal bei einem Händler und nicht bei Privatpersonen zu versuchen war sein Ziel diesmal RD Classics in Emmerich.
Objekt der Begierde war dieser 1973er Ford Mustang Mach I:

Mustang Mach 1

Mustang Mach 1 3

Mustang Mach 1 2

Mustang Mach 1 5

Die Beschreibung klang gut:

„…Die Lackierung ist dann auch im gutem bis absolutem spitze Verfassung
und hat ein vollständige schöne und tiefe Glanz.

Das Chrom is auch im hervorragende Kondition.
…“

Allerdings kann man sie, meiner Meinung nach, getrost als Lüge titulieren. Die Lackierung war überall rissig und warf genauso wie beim Firebird Blasen. Die Stoßstange sah aus, als hätte eine 60 KG-Spinne ein Spinnennetz drüber gewebt. Sie war überzogen von Rissen, welche man schon als „Spalten“ bezeichnen konnte. Ihre Ecken waren abgebröselt und einfach übergepinselt. Der Motorraum sah aus, als hätte jemand einen großen Eimer Hammerit einfach drüber gegossen und mit der Hand verteilt. Auch Spaltmaße waren vorhanden, aber keinesfalls auch nur annähernd gleichmäßig. Die Dichtungen waren weiterhin stellenweise überlackiert.
Der gelobte Chrom präsentierte sich teilweise mit tiefen Kratzern und wurde an der Fensterseite anscheinend mal mit dem Hammer wieder in Form gebracht.
Die vorher eigentlich vereinbarte Probefahrt wurde mit den Worten “ Ist nur möglich, wenn Sie den Wagen auch wirklich kaufen.“ abgelehnt. Sie wäre allerdings auch technisch kaum möglich gewesen. Der Wagen war nämlich ohne jegliche Betriebsflüssigkeiten.
Der Verkäufer meinte, dass der Wagen seit 6 Monaten bei ihm stehen würde. Das glaubten wir gerne. Und ich prophezeie, dass er auch noch weitere 6 Monate bei ihm zubringen wird, wenn sich nicht noch ein Taubstummblindbekloppter findet der ihn mitnimmt.
Hatte ich eigentlich schon den geforderten Preis erwähnt? 18.950 €
Noch Fragen?

Nachdem wir also nach ungefähr 10 Minuten mit der Besichtigung fertig waren, haben wir die Chance genutzt um uns auch ein paar Corvettes der Baureihe C3 anzuschauen. Die stehen nämlich auch auf Tobias Einkaufsliste.

Corvette C3 2

Corvette C3 4

Corvette C3 5

Corvette C3 7

Corvette C3 8

Dort wiederholte sich das Elend: Blasen, Risse, abblätternder Lack, rissige und überlackierte Dichtungen, mit Badezimmersilikon eingedichtete Scheiben, sichtbare Spalten im Targadach, milchige Scheibenränder, wildeste Umbauten, etc.
Besonders liebevoll war die oben zu sehende Innenraumgestaltung. Dagegen war meine Arbeit bei Lola absolutes Profihandwerk. Den Wagen muss ein Metzger neu bepolstert haben. Das neue Kunstleder hat er einfach über das alte geklebt und dann die Bauteile mit einfachen Linsenkopf-Schrauben festgeschraubt. Ein Traum.
Der Preis der beiden Fahrzeuge lag bei ca. 11.000 €….. pro Stück versteht sich.
Als wir auch dort bedient waren, haben wir uns noch die anderen Fahrzeuge in der Halle angesehen.
Besonders interessiert habe ich mich für einen Bitter SC. Mit dem Wagen liebäugel ich auch schon seit Jahren. Die einfache Opel Technik gepaart mit tollem Design finde ich ausgesprochen reizvoll:

Bitter SC

Bitter SC 2

Bitter SC 3

Bitter SC 5

Bitter SC 4

Doch auch dieser Wagen war in meinem Augen ein Grab und seine knapp 13.000€ nicht Wert. Als Beispiel seien die Fensterleisten genannt, welche durch blühenden Rost hochgedrückt wurden…

Abschließend gingen Tobias und ich noch eine Runde durch die weitläufige Halle:
Wir sahen 4 Rolls-Royce, AC Cobra, Mercedes-Benz 450 SEL 6.9, Maserati Quattroporte, Bentleys, Cadillacs, Pontiac GTO, etc. Alles voll mit traumhaften Fahrzeugen und allesamt anscheinend Edelschrott. Kaum trat man näher als 3 Schritte an einen beliebigen Wagen heran fielen einem sofort verschiedenste Mängel auf. Und das ohne sich besonders mit den Schwachstellen der jeweiligen Fahrzeuge auszukennen. Ein Trauerspiel.

Schmunzeln musste ich jedoch bei dieser Paarung:

Gute Nachbarschaft

In so elitäre Gesellschaft wird der Sachsenring Trabant wohl eher selten kommen.

Es bleibt festzuhalten, dass es eine Frechheit von dem Laden war, uns auf eine 500 Km-Tour zu locken, mit einer Beschreibung, die hinten und vorne einfach nicht der Wahrheit entsprach. Und auch die von uns extra per Mail angefragte Probefahrt mit „Alle Optionen sind möglich.“ zu kommentieren und dann vor Ort zu sagen: „Ne, nur wenn sie kaufen.“, ist eine Unmöglichkeit.
RD Classics wird uns ganz bestimmt nie wieder sehen und ich kann jedem nur von dem Laden abraten.
Der Inhaber (?) mit klassischen 3-Punkt-Tattoo sollte wohl lieber bei seinen Möbeln bleiben.

Nach diesem erneuten Reinfall machten wir uns etwas niedergeschlagen auf den Weg Richtung Mühlheim an der Ruhr. Was uns dort erwartete darf ich aber noch nicht verraten. Daher verweise ich an dieser Stelle erstmal auf Tobias Artikel zu diesem Teil der Reise.

Ein Gedanke zu „Schreiner bleib bei deinen Leisten“

  1. Hallo, habe bei rd classics einen Chevi c10 Bj. 1979 gekauft, kam mit dem Teil gerade so Zuhause an ca.300km Fahrt. Läuft nur noch auf 7 Zylindern und das ausgewiesene Verkaufsschild besagte einen v8 4,1 ltr. 115 Ps es ist aber ein V8 5,7 Ltr. 165Ps. Im nachhinein stellte sich raus das die Elektrik zusammen gefuscht wurde und Mails beantworten die Jungs auch nicht! Also finger weg von RD-Classics

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