Archiv der Kategorie: Fahrzeuge für Exoten

Dreibeinige Arbeitspferde

Hat man seinen natürlichen Drang nach dreirädrigen Alltagsfahrzeugen mit Reliant, Morgan & Co. gestillt, so kann man seinen Nutzfahrzeug-Park ebenfalls auf dreirädriges umstellen. Auf die LKWs von Mazda hatte ich ja schon hingewiesen.
Für den Selbstversorger von Welt gibt es von Mulag eine ganze Palette an Fahrzeugen. Zum Beispiel der Mulag MD12-3:
http://www.fahrzeugseiten.de/Nutzfahrzeuge/Mulag/MD12-3/md12-3.html
Sein ILO 1-Zylinder Diesel 2-Takter liefert 12 PS. Bei 800 Kg Leergewicht (1500 Kg zul.Ges-Gew.) erreicht es damit atemberaubende 16 km/h.
Wer das Bild genau betrachtet, findet am Vorderrad starre Fußrasten. Über diese kann man den Mulag auch ohne Lenkrad dirigieren. Die angetriebene Hinterachse kommt übrigens standardmäßig mit einer Differenzialsperre daher.

Etwas rudimentärer ist das Konkurrenzprodukt von Platten:
http://kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/s-anzeige/mulag-ladog-platten-pony/142568915-276-8975
Das „Pony“ wird durch einen Hirth 2-Takt Benzinmotor angetrieben. Dieser leistet 8 PS und beschleunigt die Fuhre am Ende des 4. Ganges auf 15 km/h.
Das obige Fahrzeug steht übrigens bei eBay-Kleinanzeigen für 1299€ zum Verkauf.

In Konkurrenz zum Platten Pony stand der Ladog:

Auch dieser kam mit 8 PS daher, hatte jedoch eine manuell kippbare Ladefläche.

Um die so geernteten Rüben zum nächsten Biomarkt zu karren, kann man sich dann solcher Perlen wie dem Famel Tricarro bedienen:

Als Antrieb soll übrigens ein 5,2 PS Zündapp-Motor dienen. Es muss halt nicht immer Piaggios Ape sein.

Der Vorteil all dieser Fahrzeuge ist, dass man sie für einen Appel und nen Ei unterhalten und restaurieren kann. Meine imaginäre Liste wächst und wächst…..

Selbst in Japan ein seltener Anblick:

Ganz oben steht ein Mazda T600. Mittig ein T1100 und unten ein T2000.
So ein T2000 würde mich ja auch noch reizen.
Auf dem Bild kommen leider die Dimensonen des Trümmers nicht so gut raus.
Das Gerät hat ausgewachsene LKW-Größe!
Mit dem langen Bett kommt er auf 6,08m.
Hier steht so ein Exemplar neben einem Isuzu-LKW:

Angetrieben von einem 1985 ccm Vierzylinder und 81 PS kann das Gerät 2000 Kg zuladen.
Außerdem ist es ein Cabrio!
Hatte ich schon erwähnt, dass es auch eine Autotransporter-Variante gibt?

Da in Griechenland nach meiner Info nur die T1500 und T1100-Varianten in Lizenz gebaut wurden, gucke ich schon mal nach billigen Flugtickets nach Japan.
Weitere Bilder und alte Annoncen finden sich auch hier.

Subaru BRAT und Baja – Pick me up

In der heutigen Ausgabe geht es um amerikanische Träume und ihre japanische Umsetzung.
Im Hintergrund dieses sehr unterhaltsamen Interviews (ab Minute 2:46) entdeckte ich ein mir bis dato unbekanntes Fahrzeug, welches direkt meine Neugierde weckte.
Es handelt sich um einen Subaru BRAT:

Dem geneigten Betrachter wird die Ähnlichkeit zum Chevrolet El Camino nicht verborgen bleiben. Der BRAT wurde nur etwas zu heiß gewaschen.
Basierend auf dem Leone entwarf Subaru diesen Pickup für den amerikanischen Markt. Natürlich kam er mit einem Boxermotor und AWD daher. Die Varianten reichten vom Untersetzungsgetriebe bis zur Turboaufladung und Automatik. Für jeden Einsatzzweck etwas.
Um die noch immer bestehende „Chicken tax“ zu umgehen, welche auf importierte leichte LKW statt 2,5% Steuern 25% verlangt, stattete Subaru den BRAT mit rückwärts gerichteten Sitzschalen (mit Beckengurten) und Teppich auf der Ladefläche aus:

Wie ihr euch sicher beim Anblick des obigen Werbebildes ausmalen könnt, waren die Unfallzahlen der hinteren „Insassen“ erschreckend!
Mit diesen Sitzen galt der BRAT jedoch als PKW und war von der Sondersteuer ausgenommen.
Orderte man das zusätzliche Ladeflächenhäuschen erhöhte sich nicht nur der Stauraum, sondern auch der Regenschutz für die hinteren Passagiere:

Subaru exportierte den BRAT leider nie nach Deutschland, sondern nur als Subaru Brumby nach Australien und als Subaru 284 nach England.
Gebaut wurde der BRAT in verschiedenen Serien von 1978 bis 1993, wobei das Aussehen jeweils dem Zeitgeist angepasst wurde, die Technik sich jedoch nicht großartig änderte.
Da ist also mal wieder suchen angesagt. Allerdings dürfte auch hier dank Großserienbasis die Ersatzteilversorgung gesichert sein.

Sollte euch die Idee die Kinder auf der Ladefläche zu transportieren erstaunlicherweise nicht zusagen, so hätte ich noch den Subaru Baja im Angebot:

Ja, ihr seht richtig: Eine Limousine mit Pickup-Ladefläche.
Wie ihr euch vielleicht denken könnt, war der Baja erstaunlicherweise kein sonderlich großer Erfolg, so dass nach viereinhalb Jahren und weltweit nur 30.000 verkauften Exemplaren Schluss war.
Technisch ist der Baja ein Mix aus den Modellen Legacy und Outback, so dass aus technischer Sicht mal wieder Versorgungssicherheit besteht.
Anfang 2003 importierte Subaru Deutschland 153 Baja Sport, so dass man mit etwas Glück hier einen aufhebenswerten auftreiben könnte. Mobile.de hat gerade 6 Stück im Angebot…
Nach 10 Jahren dürften die so langsam die Talsohle erreicht haben.

Bedford CA – Die englische Bulldogge

Wie unser aller Freund Karl-Heinz Grabowski schon meinte, besteht in manchen Lebenslagen auch mal Bedarf an einem Kleinbus.
Warum dann dort nicht nach fremden Ufern streben?
Wie wäre es zum Beispiel mit dem äußerst liebenswerten Bedford CA?
Bedford CA CrewCab
Ausgefallenes Design, Bauerntechnik aus dem Vauxhallkasten, lange Bauzeit (1952–1969), reichlich Aufbautenvarianten, Schnäppchen im Vergleich zum T1 und auf dem Kontinent gänzlich unbekannt.
Außerdem wartet er mit ein paar schön schrulligen Details auf.
Ungewohnt sind die Lenksäulenschaltung, dass per Fußschalter betätigte Fernlicht/Abblendlicht, der Blinkerschalter auf dem Armaturenbrett (beides wie beim Bond Bug [inkl. identischer Schalter]) und ein Anlasser, welcher per Hebel in Gang gesetzt wird, welcher unter der Handbremse auf dem Fahrzeugboden zu finden ist.
Durch die Kugelumlauflenkung mit ihren vielen Umlenkpunkten, ist ein präzises Steuern sehr schwer. Es geht eher darum Kurven grob zu peilen und dann einen Annäherungskurs zu setzen.
Um die Kosten für teure Halbleiterelemente zu sparen verwendete Bedford ein aufwändiges und schon damals antiquiertes System, um die Kühlwassertemperatur zu messen. Sie wurde mechanisch gemessen, und zwar durch ein Kapillarröhrchen, das mit einer Kapsel mit leicht flüchtiger Flüssigkeit verbunden war. Die Kapsel war im Gehäuse der Wasserpumpe eingebaut. Temperaturveränderungen des Kühlwassers führten zum Verdampfen oder Kondensieren der Messflüssigkeit und veränderten so den Druck auf ein mechanisches Hebelwerk im Anzeigeinstrument, das wiederum den Zeiger bewegte. Über die Genauigkeit und Zuverlässigkeit dieses Systems muss ich wohl wenig sagen, oder?!
Eine der augenfälligsten Besonderheiten sind die vorderen Türen. Der CA hatte (Sonderaufbauten natürlich ausgenommen), im Gegensatz zu den sonstigen Lieferwagen seiner Zeit, Schiebetüren:
Bedford CA Workbus
Auf dem Bild sieht man übrigens auch schön den Anlasserhebel unter der Handbremse.
Befeuert werden die Bedford CAs von einem 1.508 cm³-Motor mit 52 oder 54,8 BHP (je nach Verdichtung). Ein Herkules im Vergleich zum T1 mit identischem Leergewicht! Motor und Getriebe stammen aus dem Vauxhall Victor Serie F. Als Höchstgeschwindigkeit sollen 100 km/h drin gewesen sein.
Besonderer Beliebtheit bei Sammlern erfreuen sich die Dormobile-Wohnmobil-Versionen (mit aufstellbarem Dach und kleiner Küchenecke):

und die Umbauten als Eiswagen:

Die Preise liegen zwischen 1.000 und 12.000 €, wenn man ein Exemplar von der Insel holt.
Technische Unterlagen und Bilder einer leckeren Restaurierung findet ihr hier.

Changfeng Rhombus – Ein Typ mit Ecken und Kanten

Leser as schickte mir freundlicherweise einen Link zum Changfeng Rhombus (Eine Anspielung auf die Anordnung der vier Räder.), welcher als Conceptcar „R-6“ vorgestellt wurde:

Da stand doch ganz klar mein heiß geliebter Rialto Pate!
Ok, den Chinesen hatte er zu wenig Platz, so dass sie hinten einfach noch einen zweiten Rialto umgedreht dran laminiert haben, aber auch die Idee ist alt:

Die Geschichte besagt hierzu, dass zur British International Motor Show 1974 nur vierrädrige Fahrzeuge zugelassen waren, Reliant aber unbedingt den Bond Bug zeigen wollte. Das Obige war dann ihre Lösung….
Ich betone ja immer wieder, dass ich die unkonventionellen Lösungsansätze von Reliant überaus schätze!
So ein Changfeng Rhombus würde mich aber auch sehr reizen…..