Schlagwort-Archive: 955

Fensterheber des Todes II

Im letzten Teil haben wir erfolgreich die Tür des Porsche Cayenne zerstört und den Fensterrahmen samt Scheibe aufgebahrt:
Fensterrahmen ausgebaut
Im nächsten Schritt bauen wir die Scheibe aus. Dazu diese einfach nach unten ziehen und die Schrauben samt Unterlegscheibe entfernen:
Scheibe runter gezogen
Die gelben Plastiklaschen lassen sich aufklappen und die Scheibe dann vorsichtig entnehmen:
Alter Schlitten Vorderseite 2
Ist die Scheibe draußen geht es langsam wieder an den Zusammenbau. Dazu tauscht man die Schiebestücke (einclipsen und umklappen) und die Bowdenzüge aus:
Alter und neuer Schlitten im Vergleich
Stolperstein für die Bowdenzüge sind die Ecken. Der Trick ist, dass die abgeflachte Seite der Umlenkrollen zur Ecke zeigen muss. Legt man dann den Bowdenzug darum und dreht die Rolle so, dass die Spitze zur Ecke zeigt (siehe Bild), zieht sich der Bowdenzug selber in die Führung:
Alter Schlitten
Ist alles passend eingefädelt, kann die Scheibe wieder eingelegt und hoch geschoben werden. Dabei auf keinen Fall die Klammer auf der Spule des Bodenzuges entfernen!
Schiebt sie ein paar mal hoch und runter um die Funktion zu testen. Ein wenig Reinigung und Schmierfett kann ebenfalls nicht schaden:
Neuer Bowdenzug montiert
Funktioniert die Mechanik wieder ordnungsgemäß tauscht ihr vorsichtig die Halteklammer der Spule gegen einen langen Kabelbinder. Der Zipfel muss dabei zum späteren Fahrzeuginneren zeigen:
Kabelspule gesichert
Auf dem obigen Bild ist der Rahmen schon wieder in der Tür. Als nächstes kommt das Mittelblech wieder zurück an seinen Platz. Dabei hält man die Spule am Kabelbinder und fädelt sie in das Blech:
Kabelspule durchgezogen
Am Schluss kräftig ziehen, bis die Rastnasen einklicken:
Kabelspule durchziehen
Zur Befestigung des Blechs kann man es wieder nieten oder wie wir IKEA-Scharnierschrauben (passen perfekt) verwenden:
Nieten ersetzen
Danach hat man den schwersten Teil eigentlich schon hinter sich. Türsteuergerät montieren (dafür Kabelbinder durchknipsen), alle Stecker und Verkleidungen wieder montieren, Funktionstest durchführen und abschließend die Tür wieder am Eingangs gezogenen Strich ausrichten.

Wie so oft ist die Reparatur kein Hexenwerk, aber ein unglaubliches Gefummel.

Not this time Jimi

Lange herrschte Schweigen hier im Blog.
Das hatte sogar Gründe, aber darauf will ich nicht eingehen. Widmen wir uns lieber Vadderns altem Jagdwagen. Der hatte nämlich einige Cayenne-typische Malessen.
An erster Stelle stand ein Geräusch, als würde gleich die Kardanwelle zu Besuch in die Fahrgastzelle kommen. Dazu noch ein rhythmisches Schlagen und der gebeugte Porschefahrer weiß, dass sich das Mittellager der Kardanwelle verabschiedete hat.
Genauer gesagt verabschiedet sich ca. alle 120.000 km der Gummidämpfer des Mittellagers. Das Lager selbst ist völlig unauffällig. Ein bekanntes Problem beim Cayenne und Touareg.
Also mal recherchieren, wie man das Problem am elegantesten löst.
Das Lager ist auf der Welle verpresst, so dass Porsche selber direkt eine neue Kardanwelle verbaut. Schön simpel, aber in Originalausführung unbezahlbar.
Ebenso zielführend ist es, wenn man das Lager ab zieht und ein Neues samt Käfig installiert. Die Kosten sind erträglich, aber man braucht männliches Gerät (Werkstatt).
Als letzte Lösungsmöglichkeit bleibt noch die Jimi-Methode. Sieht sehr abenteuerlich aus, hat sich aber über tausende Kilometer bewährt. Sehr billig und sehr einfach.
Vaddern entschied sich für einen Mittelweg, indem er bei ebay eine neue Kardanwelle für schlanke 199€ orderte.
Seine Rechnung war, dass das Reparaturkit samt Werkstattrechnung annähernd gleich teuer kommen würde, er aber länger warten müsste. Verständlich, auch wenn mich persönlich eher der Jimi-Fix gereizt hätte.
Der Austausch der Kardanwelle ist auch ziemlich einfach (wenn man die Auspuffanlage entfernt), allerdings kann sich der Flansch am hinteren Differential als Hürde erweisen. Der gammelt nämlich dermaßen fest, dass man etwas nachdrücklicher zu Werke gehen muss. Als zielführend hat sich erwiesen, die Schrauben am Flansch zu entfernen, den Porsche zu starten und dann abwechselnd zu bremsen und Gas zu geben. Irgendwann macht es *klonk* und die Verbindung ist gelöst.
Hier ein Bild vom rostigen Flansch:

alter Anschluss Differenzial

Danach alle weiteren Schrauben lösen und die Kardanwelle ausbauen.
Hier ein Bild vom völlig zerstörten Gummi des Mittellagerkäfigs (oben):

altes Mittellager

Für den Einbau geht man in umgekehrter Reihenfolge vor. Die Anzugsdrehmomente habe ich hier gefunden. Bei Renntech im Forum hab ich folgende, vergleichbare Werte gefunden:

– Rear flange (6 bolts) 22 ftlb. and then tighten (turn) the wrench another 90 degrees.
– Bearing housing to bearing mount plate (2 bolts) 15ftlb
– Bearing plate to chassis 44ftlb
– Triangle flange to flex disc (3 bolts) 56 ftlb
– Flex disc to front drive/diff (3 bolts) ???? Need help!

#89

3.2 Targa , 06-27-2012 08:22 PM

Thanks Miles.

Since the Flex disc and triangle flange use the same bolts, I suspect you will be safe using 56 ft-lb on them like the flange.

Vorne an der Hardyscheibe also 56 ft-lb:

Anschluss Hardyscheibe

Beim Mittellager schraubt man erst die Platte an der Karosserie fest (44 ft-lb):

Halter Mittellager 1

Und wackelt dann ein bisschen am Mittellager, bevor man die beiden diagonalen Schrauben mit sanften 15 ft-lb anschraubt, damit man das Lager nicht verkantet montiert (Langlöcher):

Halter Mittellager 2

Die Schrauben hinten am Differenzial bekommen erst alle 22 ft-lb und müssen dann nochmal 90° weiter gedreht werden. Dazu habe ich mir eine Markierung mit Kreide gemacht und die Schrauben anschließend weiter gedreht:

Anschluss Differenzial

Hierbei muss ein Helfer die Bremse treten. Damit ich wusste, welche Schraube ich schon hatte, habe ich sie anschließend gänzlich weiß gemacht.

Wie gesagt: So die Reparatur im Schnelldurchlauf. Die billige Kardanwelle läuft selbst auf der Autobahn schön ruhig. Scheint also ordentlich ausgewuchtet zu sein.