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Agrarhaken II

Nachdem nun die Kupplung unter dem Toyota hing, konnten wir ans verkabeln gehen.
Dazu mussten erstmal die ganzen Verkleidungen im Innenraum ab:
innenraumverkleidung links demontiert
An dieser Stelle ein großes Lob an Toyota für die verwendeten Plastikklipse!
Überraschenderweise lassen sich diese sehr einfach und beschädigungsfrei entfernen und später wieder verwenden:
Plastikklipse der Innenverkleidung
Zum entfernen drückt man den Stift in der Mitte einfach ein kleines Stückchen rein und schon ziehen sich die Haltenasen zusammen. Zum Wiedereinbau zieht man den Stift ein Stück raus, was auch dazu führt, dass die Nasen sich zusammen drücken lassen. Sitzt der Clip an seiner Position drückt man den Stift in die mittlere Position und die Nasen sind gespreizt. Spitzen System!
So ähnelte der Innenraum ziemlich schnell einem ausgeschlachteten Wrack:
Innenraum ohne Verkleidungen
Der Anhängerkupplung lag ein universal-Kabelsatz bei, welchen man mit diesen unsäglichen Stromdieben in den Fahrzeugkabelbaum integrieren sollte.
Die Signale sollte man an den Kabelsträngen der Rücklichter abgreifen.
Hierzu war der Kabelsatz schon passend in Bougier-Rohre eingezogen und ein universeller Anschlussplan lag dem Paket bei.
Spitzen Idee. Nur hatte wohl keiner daran gedacht, dass japanische Autos im Werk für Rechtsverkehr ausgelegt produziert werden.
So fand sich z.B. der Kabelstrang für die Nebelschlussleuchte im Fahrzeugkabelbaum nicht links (wie im Kabelsatz vorgesehen) sondern rechts. Da mussten wir also auch ein wenig Gehirnschmalz aufwenden, die Kabel auseinander tüddeln und passend neu zusammen fügen.
Außerdem waren die Japaner so witzig, für die jeweiligen Leitungen im Kabelbaum nicht die offiziellen Farbkodierungen zu verwenden, sondern willkürlich gepunktet und gestrichelte Leitungen deren Farben maximal Feng Shui entsprechen, aber keiner westlichen Norm. Erst ab den Steckverbindern der Rücklichter selbst, kommen die offiziell kodierten Leitungen an. Erst dort haben sie auch einen DIN-Durchmesser. Der Fahrzeugkabelbaum selbst besteht aus besserem Klingeldraht. Ein Schelm, der an Sparmaßnahmen denkt.
Nachdem wir die einzelnen Kabel zugeordnet hatten, konnte ich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen frönen und die Crimpzange schwingen:
Verbindungsstelle rechts
Witziges Detail am Rande: Die Verkabelung für die Nebelschlussleuchte besteht normalerweise aus zwei Kabeln + Masse. Aus dem Fahrzeugkabelbaum kommt jedoch nur ein Klingeldraht. Die kleinen Japaner haben einfach die zweite Leitung mit in den Verbindungsstecker gepackt und lassen erst ab dort die letzten 30 cm zur Leuchte die geforderten zwei Leitungen laufen. Kleinen Schlingel!
Durch die Steckverbinder, können wir die Kupplung später nahezu rückstandsfrei wieder entfernen, sollte das (aus welchen Gründen auch immer) mal erforderlich sein. Außerdem ist die elektrische Verbindung sicherlich besser, als mit dieser Kabelabzweigerkacke.
Als Zugeständnis an die Eigenschaft des Toyotas als „Einweg-Werkzeugkiste“ verzichteten wir jedoch auf Schrumpfschläuche zur Isolierung und verwendeten stattdessen schnödes Isolierklebeband aus Restbeständen:
Verbindungsstelle rechts isoliert
Ein wenig fummelig gestaltete sich der Austausch des Blinkerrelais.
Wir hatten keine Ahnung, in welchem der Schaltkästen sich das Relais versteckt. Während ich noch versuchte, die kryptischen Abkürzungen im Handbuch zu entziffern, kam mein Vater auf die glorreiche Idee, einfach den Blinker an zu schalten und dann dem *Klick*-Geräusch des Relais zu folgen…. Manche Lösungen sind einfach zu naheliegend.
Nach kurzem horchen und fühlen (man spürt den Schaltvorgang, wenn man das Relais anfasst) fanden wir das Relais links unten im Fahrerfußraum (hinter dem Kabelstrang auf dem Bild):
Blinkrelais im Fahrerfußraum
Um es zu entfernen, ist man übrigens auf rohe Gewalt angewiesen.
Anschließend brüteten wir noch ein wenig über den „finde-den-Unterschied-Bildern“ im Anschlussplan. Dort waren nämlich (gefühlt) alle Blinkrelais des Planeten abgebildet, welche alle eine unterschiedliche Anschlussweise des Adaptersteckers erforderten. Wir fanden einen Konsens und einigten uns auf die wahrscheinlichste Anschlussweise:
Blink-Relais-Adapter
Danach bohrten wir noch ein Loch in einen Blindstopfen im Armaturenbrett und verkabelten die Blinker-Kontrollleuchte.
Ein kurzer Test mit dem Multimeter zeigte, das wir wohl alles richtig angeschlossen hatten.
Den Funktionstest verschoben wir jedoch auf den nächsten Tag. Es war schließlich schon spät am Abend.
Am nächsten morgen kramte ich einen alten Fahrradträger raus und schloss ihn mal testweise an:
Anhängerkupplung montiert
Natürlich funktionierten alle Birnen bis auf eine….
Glücklicherweise erwies sich jedoch nur der Kontakt in der Birnenfassung des Trägers als fehlerhaft.
Ich sah uns ja schon wieder die ganze Chose demontieren….

Mal sehen, wie die Anhängerkupplung sich so im Einsatz bewährt. Sie reduziert den Böschungswinkel hinten schon erheblich.
Wir mussten übrigens (entgegen der öfters im Netz geäußerten Meinung) keinen Ausschnitt in die Plastikabdeckung der Hecktür für den Kugelkopf machen.

Agrarhaken

Eine der Schwachstellen des RAV4 soll die Kupplung im Hängerbetrieb sein.
Die soll dort rapidem Verschleiß unterliegen.
Für den Austausch muss laut Internet der Motor samt Getriebe raus. Keine angenehme Aufgabe also.
Wir waren daher auch nicht böse, dass der gekaufte RAV4 keinen Agrarhaken besaß.
Da Vaddern jedoch ab und zu mal einen kleinen Hänger durch den Wald zerrren will, mussten wir eine solche nachrüsten.
Mit 119€ incl. Versand und ABE keine unverhältnismäßige Investition.
Nach der Einbauanleitung auch ne schnelle und easy Kiste.
Als Verschraubungspunkte sollte man einfach die serienmäßigen Abschleppösen hinten links und rechts abschrauben und an deren Stelle die Kupplung verschrauben. Lediglich den E-Satz muss man direkt in den Kabelbaum stricken, aber das klang laut Forum auch nicht sonderlich aufwändig.
Wir planten großzügig einen Vormittag für den Umbau ein.
Am Ende sollten wir zwei Tage beschäftigt sein….
Doch fangen wir beim „einfachen“ Part an: Die Montage der Kupplung selbst.
Hier die beiden Bolzen, welche die rechte Abschleppöse halten:
Anhängerkupplung Abschleppöse rechts
Trotzdem, dass wir sie schon am Vorabend in Rostlöser gebadet hatten, lieferten die Bastarde ganz schön Gegenwehr.
Bei dem hinteren Bolzen auf dem Bild machte es leider irgendwann *Knack* und er ließ sich ganz leicht drehen. Die im U-Profil festgeschweißte Mutter war losgerissen und drehte sich nun munter mit.
Da haben wir erstmal dumm geguckt.
Natürlich kommt man da von nirgends ran. Die wurde im Werk in das Profil geschweißt und dann kam oben der Wagenboden drauf. Klappe zu, Schweller tot.
Nach kurzem Kopf-kratzen stand der Entschluss, dass wir einfach ein Loch in den Wagenboden machen würden, um von oben an die Mutter zu kommen. Das Loch würden wir dann einfach später mit einem Plastikstopfen verschließen und es würde unter der Seitenverkleidung, direkt neben dem Radhaus, verschwinden:
Anhängerkupplung
Eine kurze Inventur im Plastikteile-Fundus lieferte Stopfen in allen Formen:
Anhängerkupplung Plastikfundus
Durch ein nahegelegenes Loch im Schweller konnte ich von unten ungefähr die Position der Mutter am Innenraumboden ankörnen und anschließend von Innen eine Probebohrung ausführen. Ich lag nicht schlecht und wir konnten die Position des Stopfens anzeichnen:
Anhängerkupplung Probebohrung
Der Bohrer machte dann schnell einen schweizer Käse aus dem Boden:
Anhängerkupplung
Durch das anschließende Loch konnten wir uns die Misere genau besehen:
Anhängerkupplung Mutter
Am Boden sieht man die Mutter samt Bolzen. Leider steht direkt neben ihr eine nicht minder vergammelte Mutter der Auspuffaufhängung, so dass wir mit keiner Nuss auf die Mutter kamen, um sie gegen zu halten. Erst ein schlanker Zündkerzenschlüssel bekam sie zu fassen:
Anhängerkupplung Zündkerzennuss
Allerdings war das losdrehen dann immer noch so mühsam, dass wir, als wir sie weit genug für einen Spalt losgedreht hatten, einfach zur Flex griffen und den Bolzen zwischen Abschleppöse und Bolzenkopf abtrennten:
Anhängerkupplung Hinterrad ab zum flexen
*täterätä* Die Sau ist tot!
Anhängerkupplung Bolzen
Leider fand sich in unserem Fundus keine passende Mutter für den mitgelieferten 10.9er-Feingewinde-Bolzen. Daher muss nun ein 8.8er-Grobgewinde-Bolzen dessen Funktion übernehmen:
Anhängerkupplung Verschraubung
Angezogen haben wir den ausgetauschten Bolzen wieder durch das Loch im Innenraum mit einem Zündkerzenschlüssel.
Abschließend kam der Stopfen in das sauber entgratete Loch:
Anhängerkupplung Blindstopfen
Könnte man glatt für serienmäßig halten. Damit war die erste Klippe ziemlich elegant umschifft.