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Eier aus Stahl III

Wie berichtet hatte ich ja mit Vaddern und Tobias von Viki, dem furchtlosen Wikinger, ein halbes Dutzend historische IPN260-Stahlträger geholt. Zwar haben sie die letzten ca. 100 Jahre immer trocken und geschützt verbracht, aber ein wenig (Flug-)Rost hatten sie doch schon angesetzt. Damit sie unterm Dach des Genesungswerkes nochmal 100 Jahre halten, habe ich sie daher mühsam entrostet und frisch gestrichen.
Als erstes habe ich mich jedoch um den Sturz über dem Tor gekümmert.
Die große Flex machte kurzen Prozess aus dem 8,33 m-Träger, so dass nun noch 6,45 m übrig sind. Nach Rücksprache mit meinem Betonbauer soll der Träger auf der flachen Hallenseite mit an den umlaufenden Ringbalken angebunden und mit Beton ummantelt werden. Statisch ist das nicht nötig (Da sollte es ja sogar nur ein nackter IPE 200 werden), aber für die weitere Verarbeitung (Giebel aufmauern, später Tor montieren) sinnvoll.
Damit mir nun aber später nicht die Betonbrocken stumpf runter fallen, sollen parallel zum Stahlträger Moniereisen laufen und durch angeschweißte Bügel mit dem Träger betontechnisch verbunden werden. Ihr werdet es sehen, wenn es fertig ist.
Dementsprechend gab es angeschweißte Bügel für den Träger:

Ist sogar recht hübsch geworden:

Muss wohl ne Fachkraft gewesen sein.
Entrostet habe ich mittels Winkelschleifer und Topf-Zopfbürste:

Das hat zwar ca. 1h pro Träger gedauert und hinterher kribbeln einem noch ca. 1h die Hände, aber das Ergebnis ist ebenfalls sehr ordentlich geworden.
Hier übrigens nochmal der bildliche Hinweis, warum man bei Arbeiten mit rotierenden Teilen keine offenen langen Haare/Bärte, Krawatten, lose Kleidung oder auch ggf. keine Handschuhe tragen sollte:

Die laufende Flex mit aller Kraft vom Aufstieg Richtung Hals abzuhalten und gleichzeitig nach dem Ausschalter zu angeln war wie ein Ringkampf mit einem Pitbull…
Deutlich erfreulicher war, dass sich auf den Trägern noch die original Prägemarken des Walzwerkes fanden:

Das hat auch irgendwann schon mal vor mir jemanden interessiert, wie man an der gelben Markierung ringsum erkennen kann.
Leider habe ich bislang noch keine Entschlüsselungstabelle dazu gefunden. Würde mich ja sehr interessieren, was dahinter steckt und wie alt die Träger genau sind.
Für Eisenbahnschienen ist das schön dokumentiert.
Immer wenn ich drei der Träger auf meiner Produktionsstrecke entrostet hatte, habe ich sie entfettet und anschließend in zwei Durchgängen mit Brantho-Korrux 3-in-1 gestrichen. Farbton meiner Wahl war RAL 3009, Oxid-Rot. Das bildet später bestimmt einen schönen Kontrast zur grau-weißen Dach-Unterseite und ist eine „klassische“ Stahl-Farbe:

Der Auftrag erfolgte, wie gewohnt, mittels Schaumstoffrolle. Das gibt eine schöne leicht genarbte Oberfläche.
Um die Stahlträger dann zu verräumen und Platz für den nächsten Durchgang zu schaffen, habe ich sie nach und nach auf den einschiebbaren Teil der Stützböcke verlagert, angehoben und auf ein massives Rollbrett bzw. meinen Hubwagen (ebenfalls unentbehrliche Anschaffung) abgelassen:

So kamen Sie dann in mein Zwischenlager, wo sie sortiert nach Einbaureihenfolge warten:

Alles sehr ägyptisch und kleinteilig, aber alleine kann man sowas ansonsten nicht bewegen.
Ein echter Zeitfresser und erheblicher Aufwand. Aber das Ergebnis wird super! Das weiß ich schon jetzt. Von der finanziellen Ersparnis ganz abgesehen.

Kompressorfarm I

Über meinen Schwiegervater lief mir vor kurzem ein weiterer Baumarktkompressor (Scheppach HC54) zu:

Diagnose:
Die Aluminiumleitung vom Zylinder zum Druckschalter war undicht.
Der Bördel hatte sich im Laufe der Jahre verformt und schloss nicht mehr dicht am Nippel.
Einen ersten Reparaturversuch startete ich mit einer umgedrehten Hutmutter.
So ließ sich der Nippel zwar erstaunlich gut nachformen, war aber immer noch undicht.
Glücklicherweise hatte Tante LIDL vor einiger Zeit ein simples Bördelset im Angebot:

Damit startete ich einen zweiten Versuch, welcher auch von Erfolg gekrönt war:

Nachdem der Kompressor somit wieder lief, habe ich ihm mal einen großen Service angedeihen lassen.
Den Luftfilter hatte noch nie jemand gereinigt:

Auch ein Ölwechsel war noch nie erfolgt:

Ebenso irritierte mich, dass aus dem Wasserablass am Tank trotz vollem Druck nur ein leises Zischen kam. Das schaumig herauströpfelnde Wasser verhieß aber nichts Gutes:

Auch als ich das Ventil komplett raus schraubte, kam da nicht mehr als ein verschämter Dauerfurz.
Natürlich konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und porkelte bei bestehendem Kesseldruck im Ventilsitz herum.
Einen kurzen Widerstand später hatte sich der Furz in einer 6-Bar-Elefantenflatulenz entladen und ich sah leider auch dementsprechend aus.
Mein ganzer Oberkörper war mit braun-öligem Wasser gesprenkelt. Gut, dass ich eine Brille auf hatte.
Schön dumm.
Damit stand aber wenigstens fest, dass ich dem Tank mit härteren Methoden zuleibe rücken musste.
Von der Gorilla weiß ich ja, das Tanks sich sehr gut mit kalter Zitronensäure entrosten lassen:

Den angerührten Eimer kippte ich über die kopfseitigen Verschraubungen in den Kessel und ließ die Säure 3 Tage einwirken.
Danach spülte ich den Kessel mehrfach gründlich mit Leitungswasser aus und ließ ihn bei geöffneten Stopfen in der Sonne trocknen.
Nun sah er innen wieder gut aus:

Was ich mit einem zweiten Baumarktkompressor will?
Gemach, gemach…

Wer rastet, der rostet II

Die Weihnachtstage habe ich dazu genutzt dem Rost im Gorilla-Tank auf den Leib zu rücken.
Wie ihr euch vielleicht erinnert gabs da leichte Korrosionsspuren:
Tank innen mit leichtem Flugrost
Um in Zukunft mit Ersthand-Erfahrungen aufwarten zu können, entschied ich mich für einen Testlauf mit Zitronensäure.
Die hat den Vorteil, dass sie (außerhalb des Drogerieverkaufs) spott-billig ist und außerdem auch noch nach Gebrauch bedenkenlos im Abfluss verschwinden kann.
Beim entrosten mittels Zitronensäure gibt es zwei Vorgehensweisen:
Einmal kann man die Lösung erhitzen, was ihre Wirkkraft um ein vielfaches steigert und die Einwirkzeit drastisch verkürzt. Hierbei muss man jedoch darauf achten, die Lösung während der ganzen Zeit auf Temperatur zu halten, damit sich kein Citrat (ein Salz der Zitronensäure, sowie das darin enthaltene Anion, also die deprotonierte Form) ablagert und später z.B. in Falzen für erneute verstärkte Korrosion sorgt.
Alternativ kann man auch mit einer kalten Lösung arbeiten, was jedoch wesentlich mehr Säure (50g auf 250 ml Wasser) und Zeit erfordert. Hierbei lagert sich kein Citrat ab, so dass dieses Vorgehen für verwinkelte Werkstücke sicherer ist.
Dementsprechend habe ich mich auch für eine kalte Anwendung beim Gorilla-Tank entschieden.
Da Gerüchten zufolge Benzinhahndichtungen die Säure nicht wirklich gut vertragen, habe ich den Anschluss auf der Unterseite mit einem Stopfen und Dichtband verschlossen:
Verschlossener Benzinhahn-Anschluss
Anschließend ging es ans anrühren der Lösung. Je höher die Konzentration der Zitronensäure ist, desto effektiver wirkt sie. Daher sollte man immer versuchen, dass Pulver bis zur Sättigung des Wassers einzurühren. Als Daumenwert hat sich 50g auf 250ml Wasser bewährt:
Zitronensäure
Nachdem 10 Liter Lösung im Tank waren, kam er auf einem Eimer (sollte der Stopfen doch nicht ganz dicht sein) für zwei Tage in den Heizungskeller:
Tank auf Eimer
Schon nach einem Tag zeigte sich eine deutliche Wirkung:
schwimmende Rostpartikel
Nachdem die zwei Tage um waren, habe ich die Lösung durch einen Kaffeefilter abgelassen um zu sehen, wie viel dabei rum gekommen ist:
gelöste Rostpartikel im Filter
Die unteren zwei Zentimeter des Filters waren eine feste Schicht aus Rostpartikeln.
Auch ein Blick in den Tank versprach ein gutes Ergebnis:
Blick durch den Tankverschluss
Da sich jedoch an den Wänden und auf dem Boden des Tanks noch reichlich gelöste Rostflocken fanden, bin ich direkt dazu über gegangen, ihn sehr gründlich mit dem Gartenschlauch und einer Flaschenbürste zu attackieren:
Ausspülen mit dem Gartenschlauch
Hierbei kam nochmal reichlich Rost raus und ich konnte sicher sein, die Säurerückstände gründlich verdünnt/ausgespült zu haben.
Beim Blick in den Tank finden sich nun statt der verrosteten Partien nur noch leichte Verfärbungen:
metallisch blank im Inneren
Um sicher zu gehen, dass keine Rückstände im Tank verbleiben, sollte man die Säure mit etwas alkalischem neutralisieren.
Hier bietet sich klassische Schmierseife an:
Seifenlauge
Einfach eine ausreichend große Menge (ich habe 2,5l verwendet) anrühren und dabei nicht mit der Seife geizen. Anschließend in den Tank füllen, alle Öffnungen verschließend und mit der Arnold-Schwarzenegger-Methode (kräftig Schütteln und grimmiges Gesicht machen) reinigen. Zwischendurch mal etwas stehen lassen, so dass die Seifenlauge auch die Säurerückstände in den Falzen erreichen kann.
Abstand sollte man von Spüli und Co. nehmen. Die erscheinen zwar auch als eine Art „Seife“, sind jedoch ph-neutral und damit ungeeignet zum neutralisieren.
Um nach dem Spüldurchgang sicher zu gehen, dass keine Wasserrückstände etwaige erneute Korrosion beschleunigen können, habe ich einen guten Schluck Spiritus in den Tank gefüllt:
Spiritus
Die beim E10-Sprit gefürchtete Eigenschaft Wasser zu binden, ist hier gerade gewünscht.
Aufgrund des furchterregenden Gestanks sollte man das jedoch nur draußen machen.
Um schlussendlich auch den letzten Rest Feuchtigkeit aus dem Tank zu bekommen, habe ich ihn vorsichtig mittels Heißluftfön von innen erhitzt.
Nach einem weiteren Tag im Heizungskeller gabs die abschließende Behandlung mit einem 10:1-Benzin/2-Takt-Öl-Gemisch. Das habe ich sorgfältig im Tank umher geschwenkt, um dem blanken Metall einen gleichmäßigen Schutzfilm bis zum späteren Einbau zu verpassen.

Alles in Allem bin ich mit dem Experiment sehr zufrieden und werde sicherlich in Zukunft wieder Dinge mit Zitronensäure entrosten.