Schlagwort-Archive: IMI AL 1587

Heulsusen II

Wie schon geschrieben sind mir zwei IMI AL 1578 Sirenen zugelaufen. Nummer eins war auch schnell wieder betriebsbereit.
Seine hässliche Schwester hingegen brauchte deutlich mehr Liebe:

Hier machte der von Hand gedrehte Rotor schon deutlich mahlende Geräusche und ließ sich auch nur mit Widerstand drehen.
Lager fritte.
Also komplett zerlegen. Gut das Tobias passend angereist war, um mir beim Genesungswerk zu helfen. So konnten wir abends noch eine schöne Schrauberrunde einlegen.
Zum Glück bin ich auch nicht der Erste, der sowas zerlegt.
Der Alu-Rotor ist oben auf der Welle mit einem kleinen Ring gesichert:

Der muss zuerst ab.
Anschließend lässt er sich mittels zweier Bolzen von der Welle abziehen:

Die nötigen Gewindebohrungen hat der Rotor schon ab Werk. Ich empfehle aber vorher eine Reinigung mittels Gewindeschneider.
Um unschöne Druckstellen im Alugehäuse zu vermeiden, empfehle ich durch die seitlichen Öffnungen Unterlegscheiben unter den Rotor zu bugsieren:

Darauf können sich die Bolzen dann abstützen.
Als nächstes müsst ihr das Wachs aus den Bohrungen unter dem Rotor puhlen:

Leider lassen sich die Muttern in den Vertiefungen nur äußerst beschissen lösen.
Uns blieb nichts anderes übrig, als sie mit einem kleinen Schraubendreher seitlich los zu klopfen:

Anschließend muss noch der Halbmond aus der Welle. Da hat sich ein zupacken mittels Gripzange und dann seitliches klopfen gegen die Zange als zielführend herausgestellt:

Den oberen Gehäuseteil muss man nun vorsichtig mit einem Hölzchen rings um abklopfen, damit er sich vom unteren Teil löst.
Dabei seid aber nicht so dumm wie wir und entfernt vorher die Kohlen! Das geht ganz leicht über die großen seitlichen Schraubkappen unten am Gehäuse.
Macht man das nicht, liegen sie nachher abgebrochen unten im Gehäuse:

Alles schön rostig. Auch der Läufer:

Der lässt sich samt Lager leicht aus dem oberen Gehäusedeckel klopfen.
Die Lager gehen anschließend mit dem Abzieher runter:

Nun geht es an’s Neuteile ordern.
Als Lager kommen schnöde 608 Rillenkugellager (22 x 8 x 7 mm) zum Einsatz.
Statt der im Original offenen Variante, habe ich zu geschlossenen 608-2RSH von skf gegriffen. Der Mehrpreis ist lächerlich, die höhere Lebensdauer aber signifikant.
Solltet ihr auch neue Kohlen benötigen, so braucht ihr Kohlebürsten in den Maßen 6 x 5 x 17mm mit Feder, innenliegendem Kabel und Bügel. Die Kabel-/Federlänge ist ca. 27mm. Ich habe welche in diesem (sehr guten) Shop bekommen.
Beim reinigen des Gehäuses bin ich noch auf diese Gussmarke gestoßen:

„053-22“ ist bestimmt das 50-jährige Serviceinterval (53. KW 2022) . Da war ich ja sogar noch etwas vorfristig…
Dem Gehäuse selbst bin ich mit einer Messingbürste zuleibe gerückt:

Dem rostigen Rotor mit feinem Schleifpapier:

Sind alle Teile eingetrudelt, geht es wieder an den Zusammenbau:

Die Unterlegscheiben, welche früher hinter den offenen Lagern saßen und deren Fettfüllung mehr schlecht als recht an Ort und Stelle halten sollten, haben eine eingeprägte Stufe:

Der engere innere Kreis zeigt immer Richtung Lager.
Um die Lager in ihren Sitz zu klopfen empfiehlt sich eine 15er-Nuss:

Um die runden Muttern wieder auf den Stehbolzen zu montieren haben wir aus einer abgekniffenen Unterlegscheibe ein Werkzeug gebastelt:

Auf einen erneuten Verschluss mit Wachs (Regenschutz) habe ich verzichtet. Die Sirene muss nicht mehr im Freien laufen.
Die Kohlen einzusetzen ist der klassische Kampf mit dem Schachtelteufel:

Die Dinger da rein zu fummeln und unter Federspannung die Kappen wieder zu montieren ist eine echte Herausforderung.
Bevor ihr den Rotor wieder aufsetzt, macht einen Probelauf. So könnt ihr auch ohne Heulton sehen, ob wieder alles problemlos läuft.
Denkt an den Halbmond auf der Welle. Um den Rotor auf die Welle zu bekommen, habe ich ihn mit dem Bunsenbrenner erhitzt. So war nur leichtes klopfen nötig, bis er wieder unterhalb der Nut des Sicherungsrings saß:

Danach wieder den Ring und Deckel montieren und fertig ist die überholte IMI:

Heulsusen I

Der beste Nachbar aller Zeiten kam neulich mit ein paar historischen Schmuckstücken um die Ecke.
Neben einem Wandbild aus echtem Menschenhaar von 1887 (*ürgs*) fanden sich auch zwei IMI AL 1578:

Die kleinen Pilzköpfe wurden in der DDR genutzt um die Nationale Volksarmee vor dem herannahenden Kapitalismus zu warnen.
Sowas macht sich sicherlich gut an der zukünftigen Alarmanlage des Genesungswerkes.
Also besehen wir uns die Patienten doch mal näher, ob ihnen noch ein Tönchen zu entlocken ist. Den Anfang macht das deutlich besser erhaltene Exemplar:

Hier mal das Typenschild im Detail:

Da sich der Rotor von Hand ohne Widerstand oder merkliche Geräusche drehen ließ, habe ich mich mal an eine provisorische Verkabelung gewagt.
Der Anschlusskasten ist erfreulich übersichtlich:

Mit einer extra Feinsicherung gab es dann direkt einen Probelauf:

Heidewitzka, ist der kleine Schreihals laut! Gut das ich Ohrschützer auf hatte.
Wenn der Kollege los legt, bricht niemand einfach weiter ein.
Natürlich habe ich (um niemanden in der Nachbarschaft zu verschrecken) den Probelauf synchron zum samstäglichen Probealarm der örtlichen Feuerwehr gelegt.
Nachdem also klar war, dass die Sirene technisch 1A ist, habe ich mich mal an eine neue Verkabelung gemacht:

Die WAGO-Leuchtenklemmen sind super für sowas.
In Teil 2 wenden wir uns dann der hässlichen Schwester des kleinen Musterschülers zu. Da stand nämlich eine Komplettrevision an.