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Kupferwurm XI – blankes Entsetzen

Meine größte Angst bei der Bond Bug-Operation war nicht, ob und wie ich alles wieder zusammen bekomme, sondern, dass der Fehler, welcher mich zu dieser Aktion verführte nur marginal sein könnte!
In meinen schweißgebadeten Träumen kaufte ich alle benötigten Teile für den Umbau, baute den Kabelbaum aus und stellte dann fest, dass nur irgendwo ein Stückchen Isolierband fehlt…
Das wäre peinlich und unnötig teuer geworden.
Glücklicherweise enttäuschten mich die 22 (!!) Vorbesitzer des Bugs nicht.
Hier mal die Highlight, die sich nach dem Ausbau fanden.

Dies ist das Hauptstromkabel, welches von Spannungsbegrenzer zum Verteilpunkt hinter dem Armaturenbrett führt:
Spannungsregler brüchig
Und hier das Kabel, welches von der Lichtmaschine zum Spannungsbegrenzer führt:
Lima-Kabel brüchig
Das obige Kabel verläuft im Original direkt neben dem heißen Krümmer und war steinhart. Die kleinste Verformung ließ die Isolierung aufplatzen und in Stücken abbröseln.
Natürlich ist das einer der im Original ungesicherten Stromkreise!
Zur Abwechslung hier mal eine durch gescheuerte Leitung:
durchgescheuert 2
Die versorgte den linken vorderen Blinker mit Strom. Das Kabel hatte nicht nur seine Isolierung eingebüßt, sondern auch schon einen Teil der Kupferadern aufgerieben.
Den Rödel vom Scheibenwischer hattet ihr ja schon gesehen:
angetüddelt 2
Das Kabel des Verteilers hing nur noch an ein paar dürren Kupferadern:
blank
Den Kabelbaum des Blinkrelais hatte man mit Schneidverbindern (des Satans Werkzeug!) angezapft, um eine weitere Kontrollleuchte und einen Summer einzustricken:
Blinkerkabel
Hier ein wahlloser Massekontakt in durchschnittlichem Zustand:
korrodiert
Der immense Ölschmier hatte aber auch den Vorteil, dass die ganzen blanken Kabelenden quasi selbstisolierend waren:
blank
Spart dem englischen Tüftler einige Arbeitsschritte. Oder isoliert Öl etwa nicht?
Dieses zerdrückte Kabel lieferte den Strom für beide Abblendscheinwerfer:
durchgescheuert 1
Abgekniffene Enden fanden sich übrigens reichlich:
abgekniffen 2
Wenn man sie kurz genug abkneift, muss man sie auch nicht isolieren:
abgekniffen 1
Zum Abschluss nochmal etwas Gerödeltes (Wassertemperaturgeber):
angetüddelt 1
Die ganzen losen und korrodierten Steckverbinder hab ich euch jetzt mal erspart.
Ich hab mir auch nicht die Mühe gemacht, den Kabelbaum abzuwickeln. Da würde sich sicherlich noch mehr Grauenhaftes auftuen.
Die nackte Angst hält mich zurück.

Diese Bestandsaufnahme führt zu zwei Erkenntnissen:
1. Das hätte ich nie im Leben anständig geflickt bekommen.
2. Das mir die Kiste bisher noch nicht abgefackelt ist, ist ein Wunder.

Kupferwurm X – Die Ölsardine

Nach der Beschriftungsorgie konnte ich endlich den alten Kabelbaum rausreißen.
Das erwies sich als eine der schmierigsten Arbeiten, die ich je erledigt habe.
Auf dem folgenden Bild sieht man in der Mitte den Heckkabelbaum
verschmierter Kabelbaum Heck
Direkt daneben drehen sich die Kreuzgelenke der Kardanwelle. 40 Jahre Abschmierfett mit Sand und sonstigem Schmock konnte ich mit dem Spachtel abkratzen.
Die Raue GFK-Oberfläche erwies sich dabei als nicht sonderlich hilfreich. Kaum hatte man etwas vermeintlich sauber geputzt zog sich wieder ein schmieriger Film drüber.
Auch in der Gegend, an der der Kabelbaum über das Getriebe kreuzt, lauerte eine gleichmäßige Schmierschicht:
Ölschmier am Getriebe
Alles schön in Öl gepökelt.
Ein paar Kabel musste ich auch abkneifen, wie z.B. diesen Massekontakt:
Masseschraube am Getriebe
Die Schraube ließ sich nicht weit genug raus drehen, um sie entnehmen zu können. Ich hätte dafür das Getriebe absenken müssen. Das war es mir dann doch nicht wert. Bleibt als Dekoelement erhalten.
Da die Karosserie des Bond Bugs nur aus zwei Teilen besteht, gibt es auch nur eine Trennstelle im Kabelbaum. Um ihn dort zu öffnen, musste ich erst mal winzige Schnipsel klebrigen Isolierklebebands abwickeln:
klebriges Isolierband
Wie ich das Zeug hasse! Insbesondere unter Wärmeeinfluss verwandelt sich das Band in eine schmierige Masse, die kaum noch aneinander aber dafür an allem Anderen klebt.
Der Schlauch mit dem kleinen runden Trichter in der Mitte ist der Wasserschlauch der manuellen Scheibenwaschanlage. Der kleine runde Trichter ist ein Rückschlagventil, damit nicht immer die ganze Leitung leer läuft und man eine Sehnenscheidenentzündung im Daumen vom pumpen bekommt.
Voller Entzückung entdeckte ich diese verrödelte Leitung:
Tüddelkabel zum Canopy
So ein Scheibenwischermotor zieht ja nicht so viel. Da lohnt crimpen oder löten nicht. Außerdem kann man dann den Kabelbaum ja auch nicht mehr trennen! Was beschwere ich mich eigentlich?
Auch ein Teil der Peripherie musste weichen. Zum Beispiel der Verteiler:
Verteiler ausgebaut
Nachdem ich einen Lappen in sauberem Öl getränkt und in die Öffnung Motors für den Verteiler gestopft hatte, hab ich auch hier mal gründlich durchgefeudelt.
Von dem klumpigen Schmodder wollte ich lieber nix in den Verteilerantrieb bröseln lassen.
Die Zündspule musste ebenfalls ihr trautes Heim verlassen:
Zündspule ausgebaut
Glücklicherweise liebt Vaddern solche Putzaufgaben, so dass ich ihn gut beschäftigt halten konnte.
Nach und nach habe ich dann den Kabelbaum zur Mitte hin zurück gefädelt:
hängendes Gedärm
Nach getaner Arbeit dankte ich dem Schraubergott für PR88:
Schmuddelkrams 2
Ein echtes Wundermittel, dass ich nur wärmstens empfehlen kann!
Hätte ich damit vor der Arbeit auch mal mein Gesicht samt Hals eingerieben….
Vaddern und ich haben anschließend draußen den Kabelbaum grob geputzt und ihn so auf eine große Pappe geklebt, wie er im Fahrzeug eingebaut war:
aufgeklebt
Links ist vorne (oben links ist z.b. das rechte Vorderlicht), in der Mitte erkennt man das Gewußt des Armaturenträgers und hinten die Rücklichter.
Die Pappe kam dann als Anschauungsobjekt neben dem Bug an die Wand:
aufgehangen
Nächster Schritt: Fehlersuche…

Kupferwurm IX – altes Gedärm

Nachdem klar war, dass das Grundkonzept funktionieren würde, konnte ich an die Vorbereitung des Ausbaus des alten Kabelbaums gehen.
Bevor wir uns ins Getümmel stürzen, noch schnell ein Bild vom Transport des Bugs:
Bug auf dem Absenker
Der lokale Hängerhökerer hatte leider nur noch einen „Absenker“ mit geschlossener Ladefläche und Rampe. Auch wenn die Verladung so sehr komfortabel war, fand ich die 90 € für einen halben Tag Miete doch sehr happig.
Dammte Monopolstellung bei uns auf dem Land.
Beim nächsten Mal fahre ich dann lieber 30 km zum übernächsten Hökerer.
Egal. Kommen wir zur Vorbereitung.
Um später wenigstens noch die vage Chance zu haben, nachvollziehen zu können, welches Kabel wo hin geht, hab ich alleine zwei Tage damit verbracht, jeden Kontakt zu beschriften und einen passenden Index anzulegen:
beschriftete Kontakte
Der Anfang war easy. Am Ende standen über 140 Posten auf der Liste.
Hier übrigens mal ein Blick in den linken Teil des Kofferraums:
Minikabelbaum im Kofferraum
Die dünne Strippe links ist der Originalkabelbaum, welcher zum Heck des Bugs führt.
Nach dem Umbau ist er ca. 10 mal so dick. An seiner Stellen verläuft dann der Hauptkabelstrang des ganzen Wagens.
Auch den von mir vor langer Zeit optimieren Sicherungskasten musste ich akribisch mit Labeln versehen:
alter Sicherungskasten
Das war aber noch einfach im Vergleich zum Blick hinter den Tacho:
Blick hinter den Tacho
Da lauerte das Grauen.
Im original Layout spielt sich hier beim Bug alles Elektrische ab. Hier finden sich Knotenpunkte, Abzweige und dicke Hauptstromkabel, wird beleuchtet sowie geschaltet.
Ein ganz schöner Fummelkrams, da alles zu beschriften:
Tacho ausgebaut
Nachdem das geschafft war, ging es nicht minder gedrängt hinter den Bedienelementen weiter:
Bedienpanel
Das Zugangsloch hatte ich dort rein gesägt, als ich die Warnblinkanlage nachgerüstet habe. Das erleichterte die Arbeit sehr!
Zum Glück hatte ich damals schon die einzelnen Kippschalter beschriftet. Ansonsten hätte ich ehrlich gesagt raten müssen, welcher Schalter was steuert. Es ist einfach zu lange her, dass ich den Bug gefahren bin.
Hier das übersichtliche Gesamtbild:
Schlangengrube
Selbsterklärend. Quasi….
Ab diesem Zeitpunkt war ich mir eigentlich sicher, ihn nicht wieder zusammen zu bekommen. Egal in welcher Konfiguration….
Also Mut geschöpft („Kaputt is schon mal. Muss also nur noch heile!“) und an den Ausbau gemacht.

Kupferwurm VIII – Die Zentralelektrik

Genug des Vorspiels! Kommen wir zum Eingemachten der letzten Wochen: Zum Elektrikumbau des Bond Bugs
Auf dem folgenden Bild sieht man schon einen Teil der eingekauften Teile:
Zentralelektrik Einzelteile
Wie schon vor langer Zeit propagandiert, habe ich den Bug auf eine „moderne“ Zentralelektrik umgerüstet.
Die Teile hierzu lieferte das von Autoteile-Plauen angebotene Modulsystem:

ATP entwickelte sich in der Vorbereitung mehr und mehr zum Haus-und-Hoflieferanten für den Umbau, so dass mir freundlicherweise bei den Jungs ein ansehnlicher Rabatt für meine Bestellungen gewährt wurde. Vielen Dank an dieser Stelle!
Als erste Amtshandlung habe ich geschaut, ob mein bisher rein theoretischer Plan der Unterbringung neben der Batterie im Kofferraum auch umsetzbar war:
Pappdummy
Das Modulsystem erwies sich dabei als Lego-Baukasten für große Jungs: Hier was stecken, da was klicken, dort was einrasten. Herrlich!
Wie auf dem Bild zu sehen ist, liegt das System bei mir auf dem Rücken. Anders wäre es einfach zu hoch geworden. Auch musste ich die Stromschienen auf zwei Stück reduzieren, damit noch ausreichend Platz für den Kabelstrang blieb.
Für die normalen Schaltvorgänge bis 30A verwende ich Mikro-Relais. Lediglich das Relais, welches Zündungsplus (Klemme 15) liefert, ist ein Hochlastrelais. Das Riesenrelais am oberen Bildrand ist übrigens das lastunabhängige Blinkrelais von Tante Louis.
Mal sehen, wie das in Verbindung mit der Kontrolleuchte und meinem Summer funktioniert.
Nachdem klar war, dass der Platz grundsätzlich ausreicht, habe ich mich mal um die Höhe gekümmert:
Deckel aufgelegt
Wie schon im theoretischen Teil festgestellt, kam ich nicht umhin eine kleine Stufe in die Abdeckklappe zu integrieren.
Also fröhlich geschnippelt und gebastelt:
Pappschablone Stellprobe
Auch der Deckel wurde in schönster Kindergartenarbeit angepasst:
Schablone Deckel
Natürlich beginnt die Stufe beim finalen Deckel erste da, wo sie auch wirklich gebraucht wird. Sie schließt dann nahezu bündig mit der Rundung des Radhauses ab.
Meine ursprünglichen Überlegungen gingen ja dahin, die Kiste aus GFK selbst zu formen. Mittels einer kurzen kritischen Abwägung meiner Fähigkeiten und der aufwartenden Probleme überzeugte Vaddern mich davon, die Kiste aus Sperrholz zu bauen.
Einige Laubsägenarbeit später waren die Einzelteile fertig:
Zentralelektrik Einzelteile
Allerdings muss dazu gesagt werden, dass es schon eine Herausforderung war, die Kiste zu bauen, da der Bug keinen einzigen rechten Winkel besitzt. Der in Handarbeit gebaute Bond Bug ist krum und schief. Rechte Winkel waren bei Reliant wohl aus, als sie die Form gebastelt haben. Das Resultat ist, dass die Kiste nun links und rechts unterschiedlich hoch ist. Sieht auf der Werkbank unmöglich aus. Im Bug fügt es sich harmonisch ein…
Ohne Vadderns Hilfe wäre ich jedoch (wie sehr oft bei diesem Projekt) verzweifelt.
„Jedes Kind sollte einen Vater haben.“ wie meine Mutter immer zu sagen pflegte.
Zwischen Relaishalter und Deckel sind es nun (je nach Messpunkt s.o.) knapp 10mm Abstand:
Zentralelektrik Stellprobe
Hier mal in der Draufsicht:
Zentralelektrik Draufsicht
Der Kabelstrang kommt später von unten rechts in die Box, knickt nach links ab und geht, je nach Zuständigkeit, in die Zentralelektrik oder auf die Stromschienen.
Natürlich wurden die Ecken noch verstärkt und das ganze erst schwarz lackiert und dann nochmal mit Klarlack überzogen. Soll ja schließlich schick aussehen und auch einigermaßen wasserdicht/-beständig sein.
In dem Raum hinter dem Tacho habe ich auch eine Stromschiene installiert:
Verteiler hinterm Armaturenbrett
Dort sind hauptsächlich Massekontakte zusammengefasst. Es ist gut zu erkennen, dass die Schiene einen schönen Buckel macht. Wie gesagt: Kein rechter Winkel….

100 % Pfusch

Der Einsatz des neuen Blinkrelais führte leider nur zu sporadischem Leben in den orangenen Latüchten.
Als System konnte ich folgendes herausfinden:
Dienstags und Donnerstags bei abnehmendem Vollmond und Aszendent Steinbock funktionierten die Blinker.
Ansonsten war tote Hose.
Da diese Konstellation die Nutzbarkeit der Gorilla doch etwas zu sehr einschränkte, habe ich mich mal auf systematische Fehlersuche gemacht.
Erster Halt ist (insbesondere bei 6V-Systeme) die Masseverbindung der einzelnen Komponenten.
Extra Verbindungen sowohl am Relais als auch an den Leuchten brachten jedoch keine Besserung.
Um das Relais als Fehlerquelle ausschließen zu können, habe ich es mal mit einem Kabel überbrückt:
Blinkrelais überbrückt
Ergab jedoch ebenfalls keine Besserung.
Also Voltmeter ausgepackt und mal Schritt für Schritt den Stromfluss geprüft.
An der Batterie lagen volle 6,4 Volt an. Hinter dem Sicherungshalter ebenfalls.
Von da aus geht die positive Leitung nach vorne zu einem Verbindungsstecker am Zündschloss.
Den also getrennt und vermessen:
Zündschloss mit 4 Kontakten
An der vom Kabelbaum kommenden Seite lagen ebenfalls noch 6 Volt an.
Die Widerstandsmessung der „Schlossseite“ ergab jedoch auch bei eingeschalteter Zündung unendlichen Widerstand.
Da musste also der Fehler liegen!
In Gedanken sah ich mich schon wieder das Schloss zerlegen.
Während ich aber so vor mich hin fummelte, fiel mir der Baumarktkontakt des roten Kabels auf der Schlossseite ins Auge.
Kurz dran gezuppelt und schwups hatte ich ihn in der Hand!
Ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, dass dies ein männlicher Kontakt war, ist doch das Gegenstück am Kabelbaum ebenfalls männlich:
Verbindungsstecker zum Kabelbaum
Der Blick in den offenen Stecker zeigte dort jedoch einen weiblichen Kontakt.
Mich dünkte die Quelle meines Unbills gefunden zu haben.
Die einzelnen Kontakte werden in dem Stecker über kleine Rastnasen auf ihrer Oberseite gehalten.
Um sie raus zu bekommen muss man diese Nase flach biegen.
Nach ewiger Fummelei mit Feinmechanikerschraubenziehern hat sich ein schnöder Nagel als zielführendste Methode erwiesen:
Nagel im Stecker
Anschließend offenbarte sich das volle Ausmaß dieser Pfuscherei:
Steckerpfusch zerlegt
Anscheinend war (aus welchem Grund auch immer) der originale weibliche Kontakt mal abgebrochen. Statt nun aber einfach den Stummel zu entfernen und einen neuen Kontakt anzucrimpen entschied man sich, einen männlichen Kontakt zu verwenden und diesen lose in das Steckergehäuse zu schieben. Der Kontakt war somit nur gegeben, wenn sich Überrest und neuer Kontakt berührten.
Bei einem (Gelände-) Mokick eine denkbar schlechte Kombi! Jeder Gullideckel führt da zu einem Spannungsabriss.
Aufgrund dessen, dass sich meine geliebte Crimpzange bei Vaddern in der alten Heimat befindet, musste ich externe Hilfe zur Reparatur aufsuchen.
Die fand ich auch fix in Gestalt von Hennig (welcher neben Austin-Healey und MGA auch ein DDR-Sportboot mit Wartburgmotor besitzt) vom Magdeburger Oldtimerstammtisch.
So sieht sowas anständig aus:
Stecker repariert
Dann klappts auch mit der Stromversorgung!