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Kupferwurm XXXVII – Schall & Rauch

Nachdem ich mich moralisch von dem maroden Zustand des Bug-Rahmens erholt hatte, stand relativ schnell der Entschluss, dass die Reparatur des Selbigen nur sinnvoll geschehen kann, wenn die Karosserie abgenommen ist…
Nicht dass ich dazu auch nur im entferntesten Lust hätte, aber ich ergebe mich einfach in mein Schicksal.
Wenn dies der Gott des Altblechs für mich vorgesehen hat, dann trage ich diese Bürde bis zum bitteren Ende.
Moment, Hiob twittert gerade, dass er das Copyright auf diese Geschichte hat…
Mittlerweile besteht meine Motivation eigentlich nur noch darin nicht aufzugeben und der Überlegung, dass der Bug bis zu seinem aktuellen Zustand 40 Jahre gehalten hat. Wenn ich es schaffe ihn (irgendwann) wieder fertig zu bekommen, wird er sicherlich nochmal 40 Jahre halten können.
Bevor ich aber die Karosserie abnehme, wollte ich die Elektrik soweit es geht fertig bekommen.
In der Materie bin ich nie wieder so drin, wie aktuell.
Beim ersten Funktionstest der neue Elektrik herrschte blankes Chaos.
Lampen leuchteten willkürlich, die Blinker sponnen und Relais klickerten um die Wetter.
Solch apokalyptische Zustände lassen immer auf eine mangelhafte Masseverbindung schließen.
Kaum hatte ich das Massekabel zwischen Rahmen und Getriebe (und dem Masseverteiler im Armaturenbrett) angeschlossen war auch schon Ruhe:
Massekabel am Getriebe

Nächster Halt war der Summer für den Blinker.
Der alte im Bug hatte gepolte Anschlüsse, so dass er in meiner aktuellen Konfiguration nur noch in einer Richtung piepste.
Da gibt es zwar Umgehungslösungen, aber das war mir zu viel Bastelaufwand.
Wie schon angedeutet, habe ich mir stattdessen einen ungepolten Summer von BAAS bike parts (BLE2) besorgt:

Beim Ausbau des alten Summers fand sich mal wieder Pfusch professioneller Güte:
alter Blinkersummer
Der alte Summer war nicht besonders laut, so dass er direkt unter dem Lenkrad montiert war (und dazu extra ein anständiges Loch in die Konsole gebohrt wurde). Der neue Piepser ist hingegen so exorbitant laut, dass er auf jeden Fall unsichtbar im Armaturenbrett verschwinden kann:
neuer Blinker-Summer
Bei Bedarf kann ich zusätzlich seine Lautstärke noch reduzieren, indem ich ein Stück Schaumstoff über die Piezo-Öffnung klebe. Zumindest haben Menschen aus der Zweiradwelt dies so gelöst. Da will ich aber erst gucken, wie die sonstige Lärmkulisse so ist. Der Bug ist ja an sich kein Leisetreter.

Beim Scheibenwischer hingegen gab es nur Ernüchterung.
Es hatte wohl einen Grund, dass die englischen Vorbesitzer die Kabel abgekniffen und den Schalter ausgetauscht hatten. Egal wie ich den Scheibenwischer verkabelte, er wollte maximal auf Geschwindigkeit 1 laufen und die Parkstellung war ihm auch schnuppe.
Ich habe noch ein wenig mit verschiedenen Relaisverkabelungen experimentiert:
Scheibenwischer Relais Kabelspinne
Aber auch das brachte nix:
Scheibenwischer Relaistest Kabelspinne
Da muss ich mich also mal nach einem neuen Scheibenwischermotor umsehen.
Parallel werde ich die Verkabelung auf das Lucas-Original zurück rüsten. Läuft der Bastard halt nicht über ein Relais. So selten, wie ich den benutze, wird der Schalter das schon überleben. Arschwischen!

Die Funktion der Tankanzeige habe ich vergessen zu testen. Da dürfte aber nix lauern, da ich dort keine Experimente gemacht habe.

Beim linken Scheinwerfer brennt in eingebautem Zustand immer die Sicherung des Standlichts durch. Ausgebaut hält die Sicherung. Muss also die Fassung irgendwo gegen drücken und einen Kurzen produzieren. Sollte sich auch finden lassen.

Die Zündungskontrollleuchte ist ein wenig rätselhaft. Stecke ich ein Birnchen in die Fassung und schalte die Zündung ein, rührt sich nix. Stecke ich ne LED in die Fassung glimmt diese. Halte ich das Kabel statt an die Lima direkt an Masse leuchten beide hell. Dabei ist die Lima fest mit dem Motor verschraubt…strange. Da muss ich nochmal tiefer nachforschen, hab aber keine richtige Vorstellung, was da faul sein soll.

Ein Eigentor scheint auch meine Verkabelung des Zündschlosses zu sein.
Die Relais-Schaltung (Zündschloss schaltet Relais; Relais schaltet Klemme 30 auf Klemme 15) funktioniert perfekt, leider ist dann aber nicht mehr genügend Spannung übrig, um auf Stufe 2 des Zündschlosses das Anlasserrelais zu betätigen.
Da muss ich wohl auch nochmal Hirnschmalz investieren und was an der Verkabelung ändern.

Ein ähnliches Problem besteht bei meiner Verkabelung des Fernlichts.
Hier sind im Steuerkreis Lampe und Relais in Reihe geschaltet, was dazu führt, dass entweder das Relais schaltet und die Lampe nur milde glimmt oder bei Verwendung einer LED, leuchtet diese zwar, aber das Relais bleibt stumm.
So richtig konnte mir da bisher auch niemand nen Lösungsvorschlag präsentieren, außer neue Strippen zu ziehen und die Kontrollleuchte parallel zu einem der Scheinwerfer anzuschließen.
Da muss ich also nochmal den ganzen Kabelbaum auseinander rupfen.

Macht aber nix. Der Bug ist ja eh eine einzige Zen-Übung.
Außerdem habe ich durch reine Unachtsamkeit auch meinen ersten Kabelbrand verursacht und muss deshalb eh nochmal alles zerlegen, um den Schaden zu beheben:
Kabel verschmort
Mal hoffen, dass keine anderen Kabel im Bündel in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Hat aber nett gequalmt.

Zennnnnn……

Kupferwurm XXVI – Blink-blink

Bei den Blinkern des Bugs musste ich in den sauren Apfel beißen und für happige 50€ einen neuen Richtungsanzeiger aus England ordern. Die Dinger bestehen aus einem einfachen Blechträger mit Reflektor. Ein Gehäuse besitzen sie selbst nicht, sondern die Gummidichtung fungiert als solches:
alte Blinker im Vergleich
Wie man auf dem Bild sieht, ist das linke Gummi völlig zerbröselt. Da ist Korrosion unausweichlich.
Auf dem Gummi findet sich folgende Nummer: 54577103
Lucas Blinker Beschriftung
Die Blinker haben die Bezeichnung Lucas L787 und wurden auch in folgenden Fahrzeugen verwendet:
Vauxhall Viva HB & FD Victor/Ventora
und Bedford CF (einige Modelle; als seitliche Begrenzungsleuchten)
Reliant verwendete sie weiterhin beim Scimitar und frühen Robin und Kitten.
Es gab wohl mal eine Nachfertigungsaktion, allerdings soll die in den 80ern stattgefunden haben (die rechte Lampe scheint aus dieser zu stammen). Leider war die Gummiqualität nie sonderlich berauschend, so dass auch diese Teile mittlerweile ihr Lebensende erreicht haben. Nach langem Suchen habe ich bei ebay.co.uk zwei NOS-Blinker samt intaktem Gummi gefunden. Leider zu besagtem Stückpreis….
Mittlerweile ist einer davon auch wohlbehalten bei mir eingetrudelt. Es ist wie vermutet ein Teil aus der Nachfertigungsaktion:
NOS Blinker
Die Beschriftung des Kartons verweist auf Bedford sowie die NSN Nummer 6220-99-623-8854. Die Bedford Artikelnummer lautet A4021009

Ich werde mich mal schlau lesen, mit was ich am besten das Gummi vor dem Einbau behandle um es wenigstens etwas aufzufrischen und fit zu halten. Habt ihr da Empfehlungen?

Laut Forum soll es auch mit überschaubarem Aufwand möglich sein, auf VW Golf I-Blinker umzurüsten. Allerdings hatte ich wenig Lust, an der Karosserie rum zu sägen. Das bleibt mir immer noch in 10 Jahren, wenn das Gummi wieder aufgegeben hat.

100 % Pfusch

Der Einsatz des neuen Blinkrelais führte leider nur zu sporadischem Leben in den orangenen Latüchten.
Als System konnte ich folgendes herausfinden:
Dienstags und Donnerstags bei abnehmendem Vollmond und Aszendent Steinbock funktionierten die Blinker.
Ansonsten war tote Hose.
Da diese Konstellation die Nutzbarkeit der Gorilla doch etwas zu sehr einschränkte, habe ich mich mal auf systematische Fehlersuche gemacht.
Erster Halt ist (insbesondere bei 6V-Systeme) die Masseverbindung der einzelnen Komponenten.
Extra Verbindungen sowohl am Relais als auch an den Leuchten brachten jedoch keine Besserung.
Um das Relais als Fehlerquelle ausschließen zu können, habe ich es mal mit einem Kabel überbrückt:
Blinkrelais überbrückt
Ergab jedoch ebenfalls keine Besserung.
Also Voltmeter ausgepackt und mal Schritt für Schritt den Stromfluss geprüft.
An der Batterie lagen volle 6,4 Volt an. Hinter dem Sicherungshalter ebenfalls.
Von da aus geht die positive Leitung nach vorne zu einem Verbindungsstecker am Zündschloss.
Den also getrennt und vermessen:
Zündschloss mit 4 Kontakten
An der vom Kabelbaum kommenden Seite lagen ebenfalls noch 6 Volt an.
Die Widerstandsmessung der „Schlossseite“ ergab jedoch auch bei eingeschalteter Zündung unendlichen Widerstand.
Da musste also der Fehler liegen!
In Gedanken sah ich mich schon wieder das Schloss zerlegen.
Während ich aber so vor mich hin fummelte, fiel mir der Baumarktkontakt des roten Kabels auf der Schlossseite ins Auge.
Kurz dran gezuppelt und schwups hatte ich ihn in der Hand!
Ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, dass dies ein männlicher Kontakt war, ist doch das Gegenstück am Kabelbaum ebenfalls männlich:
Verbindungsstecker zum Kabelbaum
Der Blick in den offenen Stecker zeigte dort jedoch einen weiblichen Kontakt.
Mich dünkte die Quelle meines Unbills gefunden zu haben.
Die einzelnen Kontakte werden in dem Stecker über kleine Rastnasen auf ihrer Oberseite gehalten.
Um sie raus zu bekommen muss man diese Nase flach biegen.
Nach ewiger Fummelei mit Feinmechanikerschraubenziehern hat sich ein schnöder Nagel als zielführendste Methode erwiesen:
Nagel im Stecker
Anschließend offenbarte sich das volle Ausmaß dieser Pfuscherei:
Steckerpfusch zerlegt
Anscheinend war (aus welchem Grund auch immer) der originale weibliche Kontakt mal abgebrochen. Statt nun aber einfach den Stummel zu entfernen und einen neuen Kontakt anzucrimpen entschied man sich, einen männlichen Kontakt zu verwenden und diesen lose in das Steckergehäuse zu schieben. Der Kontakt war somit nur gegeben, wenn sich Überrest und neuer Kontakt berührten.
Bei einem (Gelände-) Mokick eine denkbar schlechte Kombi! Jeder Gullideckel führt da zu einem Spannungsabriss.
Aufgrund dessen, dass sich meine geliebte Crimpzange bei Vaddern in der alten Heimat befindet, musste ich externe Hilfe zur Reparatur aufsuchen.
Die fand ich auch fix in Gestalt von Hennig (welcher neben Austin-Healey und MGA auch ein DDR-Sportboot mit Wartburgmotor besitzt) vom Magdeburger Oldtimerstammtisch.
So sieht sowas anständig aus:
Stecker repariert
Dann klappts auch mit der Stromversorgung!

Auf zur ersten Probefahrt

Das Hauptaugenmerk der letzten Woche ruhte jedoch auf der Gorilla.
Schließlich lagen ja die zur Vollendung noch fehlenden Teile schon seit einiger Zeit bereit.
Als erstes habe ich den Luftfilter zusammengesetzt und verbaut (wovon es komischerweise kein einziges Foto gibt).
Anschließend habe ich die Repro-Blinker angebracht:
Blinker montiert
Die vorderen Chrom-Abstandshalter sind übrigens (wie einige andere Teile) identisch mit denen der Honda CB 250. Ich liebe Baukastensysteme!
Natürlich enthielten die Blinker 12V-Leuchtmittel, so dass ich da nochmal meinen Fundus nach 6V-Pendants absuchen muss.
Beim anschließen der hinteren Blinker war mir aufgefallen, dass einer der Verschraubungspunkte des Rücklichts herausgebrochen war:
Rücklicht ausgebrochener Halter
Mit Zweikomponentenkleber war aber auch das fix behoben:
Rücklicht geklebt
Den nur innerlich aufgefrischten Tank habe ich an der Unterseite grob mit der Drahtbürste und Schmirgelpapier attackiert. Anschließend gab es eine Dusche Fluid Film:
Unterseite Tank mit Fluid Film
Das sollte den Rost bis zur endgültigen Restaurierung im Zaum halten.
Die hauptsächlich zu ersetzenden Teile an der Gorilla waren Plastik- und Gummiteile. Dazu gehörten auch die Gummis der Fußrasten:
Fußrasten Alt vs. Neu
Zum aufziehen empfehle ich den Einsatz von reichlich Spüli als Gleitmittel.
Für den Helmhalter am Heckgepäckträger hatte ich leider keinen Schlüssel bekommen. Daher musste auch hier neuer Ersatz her. Der Halter wurde ebenfalls bei vielen Honda-Motorrädern verbaut, so dass man da breite Auswahl hat. Im Laufe der Produktion änderte sich jedoch das Aussehen immer ein wenig:
Helmhalter Alt vs. Neu Front
Links Neu, rechts alt.
Auch auf der Rückseite finden sich Unterschiede:
Helmhalter Alt vs. Neu Rückseite
Wieder links neu, rechts alt. Hierbei fällt auf, dass der Mechanismus bei der späteren Version nicht mehr so gut gegen Umwelteinflüsse geschützt ist, wie früher.
Das kann durchaus zum Problem werden, da der Halter einfach auf ein Blech am Gepäckträger geschraubt wird, so dass bei Regen Wasser eindringen kann.
Um hier etwas vorzubeugen habe ich aus einem Stück LKW-Schlauch eine Dichtung gebastelt:
Dichtgummi Helmhalter
Es folgten noch einige Kleinigkeiten, wie die Montage des Kettenschutzes, dass Anziehen aller Schraubverbindungen mit korrektem Drehmoment, Check der Betriebsmittel, Einstellen der Bremsen, Montage des Behelfstanks usw.
Abends war die Gorilla jedoch endlich soweit, zum ersten Mal seit über 15 Jahren wieder Asphalt unter ihre kleinen Räder zu nehmen:
Erste Ausfahrt Front
Sieht richtig erwachsen aus, die Kleine:
Erste Ausfahrt rechts
Als nächstes stand endloses kicken auf dem Plan:

Als sie endlich lief, war es Zeit für die ersten Meter aus eigener Kraft:

Ein Spaß für die ganze Familie!
Sie läuft gut und beschleunigt besser als meine geliebte Mofa.
Es ist mir nur rätselhaft, warum die Honda-Techniker eine starre Verbindung zwischen Antriebseinheit und Hinterrad wählten, während sogar im Osten schon elastische Verbindungselemente Standard waren.
So fühlen sich die Gangwechsel an, als würden die Fahrstufe mit einem Hammer reingekloppt. Mal sehen, ob sich das bessert, wenn ich mehr Erfahrungen mit dem Getriebe gesammelt habe.

Erste Teile trudeln ein

Die ersten Ersatzteile zur Komplettierung der Gorilla sind eingetrudelt.
Vier Repro-Blinker kamen vom Monkey Shop Raubling:
Blinker hinten montiert
Die Teile machen einen guten Qualitätseindruck. Die Blinker sind aus schwerem Metallguss und scheinen ordentlich verchromt. Die Anschlusskabel sind ausreichend lang dimensioniert und haben die passenden Rundstecker.
Da die Blinker eigentlich von größeren Honda-Motorrädern stammen, wirken sie an der Gorilla herrlich überdimensioniert. Jetzt muss ich noch passende 6V-Birnchen auftreiben. Da sollte ich aber noch was vom Duo im Fundus haben.
Weiterhin trudelte eine 29er-Nuss ein (Hat normalerweise kein Mensch!), die ich brauchte, um die Mutter des Lenkkopflagers mit den geforderten 80 Nm anzuziehen:
Lenkkopflager
Hierzu muss man den Lenker und den vorderen Gepäckträger demontieren. Dabei zeigte sich mal wieder, dass die Gorilla wirklich nur lose zusammen gesteckt wurde. Ich habe bisher keine Schraubverbindung gefunden, die mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen war. Glücklicherweise scheint der Motor selbst nicht geöffnet worden zu sein, so dass ich da keine losen Schrauben vermute.
Die Kfz-Meisterin“ lieferte dann noch ein paar seltene Brocken:
Ersatzteillieferung
Die verchromten Stangen sind die Halter für die vorderen Blinker, das Schloss ohne Schlüssel soll die fehlende Abdeckung für mein Zündschloss liefern (nicht einzeln zu bekommen), die Klingel ist ein heute gesuchtes Originalteil für die in Deutschland ausgelieferten Gorillas (wandert aber erstmal in den Fundus) und der Widerstand ist leider falsch (5W statt 10W).